Enduro boomt! Die Auswahl ist riesig und glaubt man den Marketing-Versprechen, sind diese Bikes echte Alleskönner – alle awesome, amazing und groundbreaking. Welches wirklich das beste Enduro unter 4.000 € ist und warum Federweg nicht mehr ist als eine Zahl auf einem Blatt Papier, erfahrt ihr hier.

Was muss das perfekte Endurobike können?

Die Antwort ist einfach: alles, was du von ihm erwartest! Alle Bikes in diesem Test lassen sich passabel bergauf fahren – manche besser, andere etwas schlechter. Doch bergab trennen sie Welten! Die Extreme reichen von brutal laufruhigen Racebikes bis hin zu super agilen Kurvenkillern. Das beste Endurobike überzeugt mit dem optimalen Mix, vermittelt dabei viel Sicherheit und ermutigt den Fahrer, Neues zu wagen und die eigenen Limits zu pushen.

[emaillocker id=”153850″]

Wie wichtig ist eine teure Ausstattung?

Wie sehr beeinflusst die Ausstattung das Fahrverhalten? Natürlich ist es einfach, Bikes nur anhand ihrer Komponenten zu vergleichen. Shimano XT ist besser als Deore, SRAM X01 ist besser als GX und mit einer Eagle-Schaltung wird das Rad automatisch zum Testsieger. Richtig, oder? Nein! Dieser Vergleich macht wieder einmal deutlich, dass die Ausstattung nur die halbe Miete ist – wenn überhaupt! Mittlerweile haben Komponenten ein so hohes Level erreicht, dass auch günstige Bremsen meist kraftvoll und gut dosierbar verzögern und dass auch eine weniger hochwertige Schaltung Gangwechsel schnell erledigt. Was zählt, sind das Gesamtpaket und eine sinnvolle Ausstattung im Kontext des Bikes.

Während sich manche Teile vor allem zum Posen vor den Kumpels eignen, beeinflussen kleine Details wie die Wahl der richtigen Reifen oder die verbaute Teleskopsattelstütze maßgeblich das Handling und die Fahrsicherheit. Hier gibt es im Testfeld riesige Unterschiede, die erst auf den zweiten Blick auf die Ausstattungsliste auffallen.

„Bereits kleine Details können das Handling eines Bikes ruinieren!“
Aus diesem Grund kann Preis-Leistung nicht anhand von Excel-Kästchen, sondern nur an der Breite des Grinsens auf dem Trail gemessen werden – und genau das haben wir bei diesem Vergleichstest gemacht!

Federweg ist nicht mehr als eine Zahl

Dieser Test macht deutlich, wie wenig der Federweg eines Bikes über dessen Fahrperformance und Einsatzbereich aussagt. Nominell haben die Räder zwischen 150 und 170 mm Federweg. Würde man sie nur anhand dessen klassifizieren, gäbe es im Test Trailbikes, Enduro- und Freeride-Bikes. Was aber, wenn ein Rad mit 150 mm Federweg viel mehr Sicherheit bergab vermittelt als eines mit 170 mm? „Qualität vor Quantität“ lautet die Devise!

Hört auf, über Gewicht zu sprechen

Immer wieder hört man die Frage: „Wie viel wiegt das Bike?“ Gewicht wird mit Tourentauglichkeit und guter Uphill-Performance gleichgesetzt, ohne essenzielle Faktoren wie Sitzposition, Effizienz des Fahrwerks oder die Gewichtsverteilung miteinzubeziehen. Das Durchschnittsgewicht aller Bikes in diesem Vergleich liegt bei 13,9 kg. Das leichteste Bike wiegt 13,34 kg, das schwerste 14,47 kg. Über ein Kilogramm ist nicht wenig, doch der Gewichtsvorteil wird oft durch Mogelpackungen wie leichte Reifen erkauft. Macht das leichte Bike also mehr Spaß? Bergauf vielleicht, bergab nicht zwangsläufig.

Alu oder Carbon?

Vorurteile gegen Carbon gibt es viele, die wenigsten stimmen. Fakt ist: Carbon gibt Herstellern unzählige Möglichkeiten, leichtere, steifere und stabilere Bikes zu bauen. Doch sind Carbonbikes automatisch die besseren Bikes? Keineswegs! Erstens kann ein Rad auch zu steif und damit zu unkomfortabel sein und zweitens sind Carbonrahmen meist teuer. Gerade bei einem limitierten Budget leidet die Performance je nach Hersteller dann unter zu schlechten bzw. falsch gewählten Komponenten.

Bike Preis Gewicht Federweg Laufradgröße
Bergamont ENCORE 9.0 3.799 € 14,29 kg 170/165 mm 27,5″
Canyon Strive CF 7.0 Race 3.799 € 13,42 kg 160/163 mm 27,5″
Giant Reign 1.5 LTD 2.999 € 14,42 kg 160/160 mm 27,5″
Merida ONE-SIXTY 5000 3.899 € 14,12 kg 170/165 mm 27,5″
Propain Tyee CF Free 4.029 € 13,52 kg 170/160 mm 27,5
Radon SWOOP 170 10.0 3.999 € 13,34 kg 170/170 mm 27,5″
Rose UNCLE JIMBO 3 3.799€ 13,48 kg 160/165 mm 27,5″
Specialized Enduro Comp 29 3.299 € 14,47 kg 160/155 mm 29″
Trek Remedy 9 Race Shop Limited 3.699 € 14,24 kg 160/150 mm 27,5″
VOTEC VE ELITE 2017 3.999 € 13,67 kg 170/160 mm 27,5″
YT CAPRA CF PRO 3.999 € 13,96 kg 170/170 mm 27,5″

Bergamont ENCORE 9.0 | 170/165 mm (v/h) | 14,29 kg | 3.799 €

Canyon Strive CF 7.0 Race | 160/163 mm (v/h) | 13,42 kg | 3.799 €

Giant Reign 1.5 LTD | 160/160 mm (v/h) | 14,42 kg | 2.999 €

Merida ONE-SIXTY 5000 | 170/165 mm (v/h) | 14,12 kg | 3.899 €

Propain Tyee CF Free | 170/160 mm (v/h) | 13,52 kg | 4.029 €

Radon SWOOP 170 10.0 | 170/170 mm (v/h) | 13,34 kg | 3.999 €

Rose UNCLE JIMBO 3 | 160/165 mm (v/h) | 13,48 kg | 3.799 €

Specialized Enduro Comp 29 | 160/155 mm (v/h) | 14,47 kg | 3.299 €

Trek Remedy 9 Race Shop Limited | 160/150 mm (v/h) | 14,24 kg | 3.699 €

VOTEC VE ELITE 2017 | 170/160 mm (v/h) | 13,67 kg | 3.999 €

YT CAPRA CF PRO | 170/170 mm (v/h) | 13,96 kg | 3.999 €

Tops & Flops

Oftmals sind es die Details, die den Unterschied machen: gelungene Integration, erstklassige Ergonomie und mit bedacht gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Vergleichstest.

Tops


Durchdacht
Die BikeYoke REVIVE überzeugt mit seidenweicher Bedienung. Dank ihrer kompakten Bauweise benötigt sie trotz 160 mm Hub nicht mehr Platz als die meisten Modelle mit 150 mm Verstellbereich. Top!
Kraftvoll
Eine starke Bremse ist an einem Endurobike essenziell. Die MAGURA MT7 ist das Synonym für Konstanz und Kraft.
Super vielseitig
Gleich drei Bikes im Test verfügen über die neue SRAM Eagle X01-Schaltung (ROSE, Radon, VOTEC). Mit ihrer enormen Bandbreite und den seidenweichen Schaltvorgängen ist sie die absolute Benchmark.
Gut gewählt
YT beweist bei der Wahl der Komponenten viel Sachverstand. Alles passt perfekt! Besonders überzeugt die FOX 36 FLOAT Performance Elite, die Schläge sehr feinfühlig wegfiltert und gutes Feedback vermittelt.

Flops


Mogelpackung
Der Schwalbe Hans Dampf-Reifen in der günstigen Performance-Variante am Giant Reign bietet wenig Grip und eine schlechte Nasshaftung. Er wird dem Bike nicht gerecht und sollte noch im Shop getauscht werden.
Zu schmal
Breite Felgen haben gleich mehrere Vorteile. Sie reduzieren das Walken des Reifens und verleihen dem Pneu mehr Volumen, wodurch er mehr Grip und Komfort bietet. Alles Vorteile, auf die man bei den schmalen SUNringlé Charger Expert AL verzichten muss.
Zu gering
Der Verstellbereich der Teleskopsattelstütze am MERIDA ist mit 100 mm viel zu gering. Vielen Fahrern sind selbst 125 mm zu wenig, 100 mm sind da ein No-Go!
Schönheitsfehler
Die wulstige Schweißnaht am Hinterbau erfüllt zwar ihren Zweck, wirkt aber wenig hochwertig.

Das beste Endurobike unter 4.000 €

Dieser Vergleichstest hat es wieder einmal deutlich gezeigt: Entscheidend für das gelungene Gesamtkonzept eines Bikes ist vor allem sein Herzstück, der Rahmen. Beim Design, der Kinematik und der Geometrie ihrer Bikes verfolgen Hersteller oft ganz unterschiedliche Konzepte. Fünf Modelle haben sich in diesem Testfeld hervorgetan.

Wer ein reinrassiges Racebike sucht, wird das Canyon Strive CF lieben! Es begeistert mit seinem edlen Rahmen, dem smarten Shape-Shifter und der bis ins Detail auf den Einsatzzweck abgestimmten Ausstattung. Der lange Hauptrahmen, gepaart mit den sehr kurzen Kettenstreben, erfordert allerdings einen ambitionierten Fahrstil. Dieser ist auch beim Radon SWOOP 170 10.0 nötig. Es ist das leichteste Bike im Test und gleichzeitig bergab kaum zu bremsen. Tauscht man die Reifen, schreit dieses Bike nach Speed, muss aber mit harter Hand und mit Nachdruck navigiert werden.

[/emaillocker]

Das YT CAPRA hat sich in der Vergangenheit schon einmal den begehrten Kauftipp gesichert und begeistert auch dieses Mal wieder mit einem grandiosen Gesamtpaket. Dank seines kompakten Rahmens und des progressiven Hinterbaus ist es ein Spaßbike erster Güte. Bei einer immer stärker werdenden Konkurrenz konnte es sich allerdings nicht gegen das Trek Remedy 9 RSL behaupten. Mit seiner ebenfalls durchdachten Ausstattung, dem perfekten Mix aus Agilität und Laufruhe sowie dem äußerst potenten Hinterbau sichert sich das Trek Remedy den begehrten Kauftipp.

Ein Rad dominierte jedoch den gesamten Vergleich: das Specialized Enduro Comp 29. Kein Bike vermittelte mehr Fahrsicherheit, keines war schneller und ausgewogener als das Specialized. Trotz des hohen Gewichts fährt es sich nicht behäbig, klettert willig bergauf und begeistert auf langen Touren mit hohem Komfort. Wer nun vermutet, das Bike wäre nicht agil, der irrt! Ein grandioses Gesamtpaket und somit der verdiente Testsieg – trotz einer recht günstigen Ausstattung.

Alle Bikes im Test: Bergamont ENCORE 9.0 | Canyon Strive CF 7.0 Race | Giant Reign 1.5 LTD | Merida ONE-SIXTY 5000 | Propain Tyee CF Free | Radon SWOOP 170 10.0 | Rose UNCLE JIMBO 3 | Specialized Enduro Comp 29 | Trek Remedy 9 Race Shop Limited | VOTEC VE ELITE 2017 | YT CAPRA CF PRO

Trailbikes sind mehr dein Ding? Wir haben die spannendsten Trailbikes 2017 bereits gecheckt!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text & Fotos: