Wir alle träumen von den Ferraris und Lamborghinis dieser Welt – auch wenn wir wissen, dass wir sie uns ohne einen Lottogewinn nie leisten können. Das Gleiche gilt für Bikes: Sicher hätte man gerne das neuste Kunstwerk aus Carbon und Titan, tatsächlich muss man sein Limit deutlich tiefer ansetzen. Aber kriegt man für unter 2.000 € ein anständiges Bike?

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Stärken und Schwächen

Die Modelle in diesem Test sind echte Helden der Arbeit, erschwinglich und mit großen Ambitionen. Diese Bikes brechen mit alten Konventionen und können weit mehr ab, als ihr Preisschild vermuten lässt. Sie sind die Arbeitstiere für echte Biker. Wir haben die besten Trailbikes von Versendern und Herstellern mit konventionellem Vertrieb ausgewählt: Das CUBE Stereo 120 HPA Race, Lapierre Edge 527, Radon Slide 130 29, Trek Fuel EX 29 8.0 und das Vitus Escarpe besitzen alle einen soliden Rahmen und einen günstigen Preis. Aber alle weisen auch Schwächen auf, die auf den niedrigen Preis zurückzuführen sind.

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Am falschen Ende gespart

Was schon Mutti zu sagen pflegte, lässt sich auch für Bikes anwenden: „Qualität hat ihren Preis.“ Um für 2.000 € ein vollwertiges Fully liefern zu können, mussten die Hersteller zum Teil massive Kompromisse eingehen. Zwar gibt es bei den meisten ein hochwertiges Schaltwerk, um im Verkaufsraum zu punkten, dafür sparen sie aber bei den wirklich wichtigen Parts: dem Fahrwerk und den Reifen. Sicher ist es schwierig, bei einem so günstigen Bike anständige Reifen zu verbauen, aber die verbauten Modelle vieler Testbikes waren selbst für durchschnittliche Trails schon unterdimensioniert. Eine schlechte Reifenwahl sorgt für einen ständigen Kampf um Kontrolle, wenn eigentlich ja Spaß angesagt sein sollte. Nachdem wir alle serienmäßig verbauten Reifen getestet hatten, tauschten wir sie gegen bewährte MAXXIS HighRoller II, um die Performance der Bikes wirklich testen zu können. Für das Fahrwerk gilt das Gleiche: Eine gute Federgabel ist weit mehr wert als ein hochwertiges Schaltwerk, ein guter Dämpfer weit mehr als eine hübsche Kurbel. Falls man mit dem Gedanken spielt, eines dieser Bikes zu kaufen, ist der Tausch der Reifen bei den meisten ein absolut sinnvolles Upgrade.

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Kann gute Performance günstig sein?

Bei diesen Preisen ist das wichtigste Teil des Bikes sein Herzstück, der Rahmen. Ein guter Rahmen ermöglicht es seinem Besitzer, beschädigte oder minderwertige Teile auszutauschen und die Sicherheit zu haben, dass der Rahmen als eigentliche Investition überdauern wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass günstige Komponenten Schrott sind, denn billige Parts bedeuten nicht zwangsläufig billige Performance. Doch ein komplettes Trailbike für unter 2.000 € zu bauen ist eine riesige Challenge. Die Räder in diesem Test besitzen bissige Bremsen, erledigen präzise Gangwechsel und bieten massig Spaß zu einem Preis, den man anderswo allein für einen Carbon-Laufradsatz auf den Tisch legt. Man gewinnt mit diesen Bikes keinen Show-Contest. Aber ist es dennoch möglich, mit ihnen wie mit einem getunten Subaru beim Ferrari-Treffen für Staunen zu sorgen – weil eben doch mehr unter der Haube steckt, als man vermutet?

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Direkt von der Quelle

Die Fahrradindustrie hat sich in den letzten Jahren dank des Erfolgs der Direktversender drastisch verändert. Hersteller wie Canyon, YT oder Radon verzichten auf einen Zwischenhändler und versenden ihre Bikes direkt an den Endkunden. Dadurch sparen sie immense Kosten und können Komponenten verbauen, die bisher in diesem Preissegment unerreichbar waren. Direktversender werden bei der Ausstattung also immer die Nase vorn haben. Was sie jedoch nicht bieten können, ist der direkte, unkomplizierte Support eines lokalen Händlers, wenn man beim Setup einmal Hilfe benötigt oder eine kleine Reparatur ansteht. Sich beim Händler um die Ecke ein Bike zu kaufen bedeutet vielleicht, ein Deore- statt ein XT-Schaltwerk zu fahren, dafür hat man aber immer einen direkten Ansprechpartner, wenn doch etwas schiefläuft. Das soll keinesfalls bedeuten, dass Direktversender sich in diesen Fällen nicht um euch kümmern. An die Aufmerksamkeit und schnelle Hilfe eines örtlichen Bikeshops kommen sie aber nicht heran.

Bike Federweg Laufradgröße Gewicht Preis
Cube Stereo 120 HPA Race 120 / 120 mm 29″ 13,20 kg 1.999 €
Lapierre Edge AM 527 140 / 140 mm 27,5″ 15,03 kg 1.999 €
Radon Slide 130 8.0 130 / 130 mm 29″ 13,70 kg 1.999 €
Trek Fuel EX 29 5.0 130 / 130 mm 29″ 14,80 kg 1.999 €
Vitus Escarpe 140 / 135 mm 27,5″ 14,73 kg 1.750 €
Cube Stereo 120 HPA Race | (120 / 120 mm (v / h) | 13,20 kg | 1.999 €
Cube Stereo 120 HPA Race | (120 / 120 mm (v / h) | 13,20 kg | 1.999 €
Lapierre Edge AM 527 | 140 / 140 mm | 15,03 kg | 1.999 €
Lapierre Edge AM 527 | 140 / 140 mm | 15,03 kg | 1.999 €
Radon Slide 130 8.0 | 130 / 130 mm | 13,70 kg | 1.999 €
Radon Slide 130 8.0 | 130 / 130 mm | 13,70 kg | 1.999 €
Trek Fuel EX 29 5.0 | 130 / 130 mm | 14,80 kg | 1.999 €
Trek Fuel EX 29 5.0 | 130 / 130 mm | 14,80 kg | 1.999 €
Vitus Escarpe | 140 / 135 mm | 14,73 kg | 1.750 €
Vitus Escarpe | 140 / 135 mm | 14,73 kg | 1.750 €
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Tops & Flops

Oftmals sind es die Details, die den Unterschied machen: gelungene Integration, erstklassige Ergonomie und mit bedacht gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Vergleichstest.

Tops

Klassenbeste Das Radon besitzt eine RockShox Yari-Federgabel, die mit ihrer top Performance auch in deutlich teureren Bikes zu finden ist.
Klassenbeste
Das Radon besitzt eine RockShox Yari-Federgabel, die mit ihrer top Performance auch in deutlich teureren Bikes zu finden ist.
Aufgepumpt Das breite Cockpit vermittelt viel Sicherheit und ermöglicht gute Kontrolle – mit dem Nukeproof-Lenker kann man immer 100 % geben!
Aufgepumpt
Das breite Cockpit vermittelt viel Sicherheit und ermöglicht gute Kontrolle – mit dem Nukeproof-Lenker kann man immer 100 % geben!
Kraftvolle Anker Die Shimano XT-Bremsen haben genug Power, um eine galoppierende Kuh zu stoppen. Gepaart mit ihrer guten Dosierbarkeit sind sie die besten im Test.
Kraftvolle Anker
Die Shimano XT-Bremsen haben genug Power, um eine galoppierende Kuh zu stoppen. Gepaart mit ihrer guten Dosierbarkeit sind sie die besten im Test.
Testsieger Der Full Floater ABP-Hinterbau von Trek war der beste im Test. Aktiv und mit gutem Feedback lacht er über Steine und größere Schläge und behält so die Kontrolle, wo andere die Nerven verlieren.
Testsieger
Der Full Floater ABP-Hinterbau von Trek war der beste im Test. Aktiv und mit gutem Feedback lacht er über Steine und größere Schläge und behält so die Kontrolle, wo andere die Nerven verlieren.

Flops

Keine Teleskopstütze An drei Bikes in diesem Test wurde keine Teleskopstütze verbaut – und damit wurde der Fahrspaß unnötig beschnitten. Nur Lapierre und Radon haben verstanden, dass sie zum neuen Standard gehören.
Keine Teleskopstütze
An drei Bikes in diesem Test wurde keine Teleskopstütze verbaut – und damit wurde der Fahrspaß unnötig beschnitten. Nur Lapierre und Radon haben verstanden, dass sie zum neuen Standard gehören.
Der limitierende Faktor Bei allen Bikes in diesem Vergleich wurde die Performance durch die Wahl falscher Reifen limitiert. Harte Gummimischungen und dünne Seitenwände limitieren den Grip und Fahrspaß. Hier sollte man zuerst investieren.
Der limitierende Faktor
Bei allen Bikes in diesem Vergleich wurde die Performance durch die Wahl falscher Reifen limitiert. Harte Gummimischungen und dünne Seitenwände limitieren den Grip und Fahrspaß. Hier sollte man zuerst investieren.
Ketten-Albtraum Der Platz hinter der Kettenstrebe ist gerade groß genug, dass sich die Kette hineinzwängen kann. Es passiert nicht oft, macht einen aber jedes Mal fuchsteufelswild.
Ketten-Albtraum
Der Platz hinter der Kettenstrebe ist gerade groß genug, dass sich die Kette hineinzwängen kann. Es passiert nicht oft, macht einen aber jedes Mal fuchsteufelswild.
33 Gänge, was zur Hölle? 33 Gänge sind einfach verrückt. Es ist an der Zeit, dass diese laute und komplizierte Erfindung aus dem Mountainbiken verschwindet. So viele Gänge braucht kein Mensch!
33 Gänge, was zur Hölle?
33 Gänge sind einfach verrückt. Es ist an der Zeit, dass diese laute und komplizierte Erfindung aus dem Mountainbiken verschwindet. So viele Gänge braucht kein Mensch!

Fazit

Die Bikes in diesem Test lieferten alle eine solide Performance, doch jedes von ihnen besitzt auch Schwächen. Für uneingeschränkten und lang anhaltenden Trailspaß ist das Preis-Limit von 2.000 € zu niedrig. Im Vergleich sichert sich das Radon Slide 130 8.0 mit seiner sehr guten Ausstattung den begehrten Kauftipp, doch auch hier bietet das verbaute Cockpit Grund zur Kritik. Das Trek Fuel EX 5 29 hat uns in diesem Test am meisten beeindruckt und sichert sich damit den Testsieg! Aber würden wir euch raten, es zu kaufen? Leider nein. Auch bei der Ausstattung des Trek mussten zu viele Kompromisse eingegangen werden, um aufgrund des hochwertigen Rahmens den niedrigen Preispunkt halten zu können. Das Fehlen einer Teleskopstütze und das günstige Fahrwerk beschneiden die Performance des Bikes spürbar. Wir würden also empfehlen, ein wenig mehr Geld zu sparen und zum Trek Fuel EX 7 29 zu greifen. Für 2.499 € erhält man dann auch eine Vario-Stütze und ein hochwertiges Fahrwerk. Bleibt die Frage: Kann man für unter 2.000 € ein gutes Trailbike kaufen? Ja, man kann, aber mit ein wenig mehr Budget bekommt man ein deutlich besseres Bike!

Trek Fuel EX 29 5.0 | 130 / 130 mm | 14,80 kg | 1.999 €
Testsieger:Trek Fuel EX 29 5.0
Radon Slide 130 8.0 | 130 / 130 mm | 13,70 kg | 1.999 €
Kauftipp: Radon Slide 130 8.0

Alle Bikes im Test: Cube Stereo 120 HPA Race | Lapierre Edge AM 527 | Radon Slide 130 8.0 | Trek Fuel EX 29 5.0 | Vitus Escarpe

Die besten Trailbikes 2016 findest du in diesem Vergleichstest: Der Kampf der Superhelden: 9 der besten Trailbikes im Vergleichstest


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