Trialer David Cachon war eine Woche lang in Israel unterwegs und hat uns atemberaubende Bilder mitgebracht. Hier ist der zweite Teil seiner spektakulären Reisestory.

Dies ist Teil 3 von 3. Teil 1 | Teil 2

Tag 6

Heute klingelt der Wecker richtig früh. Um Punkt 05:00 Uhr macht er mir unerbittlich klar, dass die Nacht für mich zu Ende ist. Ich bin nun wahrlich kein Frühaufsteher, aber wir wollen uns den Sonnenaufgang am Mitzpe Ramon Krater nicht entgehen lassen. Im Nachhinein betrachtet war dieses Erlebnis aller Mühen wert.

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Blick über die Weiten des Tzin Valley
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Der Vergleich zu Utah, wo die Red Bull Rampage stattfindet, liegt nahe…
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Trial Fahrer und ihre Liebe zu Abfahrten in gefährlicher Nähe zum Abgrund

Nach einem herzhaften Frühstück begeben wir uns in ein Wüstengebiet namens Zin Valley, das uns ein wenig an Bardenas Reales, einem Naturpark zu Hause in Spanien, erinnert. Dort werden wir von den Experten von GeoFun herzlichst empfangen. Sie geben uns eine kurze Einführung in das Gebiet und berichten, dass in der jüngeren Vergangenheit große finanzielle Mittel aufgewendet wurden, um ein weit verzweigtes Netz großartiger Singletrails anzulegen. Was wir anschließend an Wegen und Strecken zu sehen bekommen, bestätigt, dass all der Aufwand durchaus gerechtfertigt ist. Fast spielerisch schlängeln sich hunderte Trailkilometer durch die karge Wüstenlandschaft.

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Ein erfrischendes Bier nach einem Tag in der Wüste
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Kräfte tanken im Samar Bike Hotel
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Das Samar Bike Hotel scheint ein ziemlich chilliger Ort zu sein!

Nach dem Essen besuchen wir eine weitere hervorragend erschlossene Region. Während sich die Landschaft verändert, bleibt die Qualität der Trails durchwegs auf sehr hohem Niveau. Wir besuchen einige örtliche Leihstationen für Mountainbikes bevor wir nach Samar im Naturreservat Hai Bar aufbrechen, wo wir die kommende Nacht verbringen werden.

Hier sind wir in einem Bikecamp untergebracht, welches hauptsächlich aus mehreren Bungalows besteht und wo wir bereits mit Bier und Suppe erwartet werden: Eine Kombination, die wir im Laufe der Reise durchaus zu schätzen gelernt haben.
Wir erkunden noch etwas die nähere Umgebung und entdecken auf dem Gelände einen sensationellen Pumptrack. Leider lassen es die Lichtverhältnisse nicht mehr zu, eine Runde zu drehen, und so kann ich es kaum mehr erwarten, bis es wieder hell wird. Um meine ständig um diesen Hot-Spot kreisenden Gedanken etwas abzulenken, sehe ich mir eher halbherzig noch einen Film in der Chillout-Area des Bikehotels an.

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Endlich! Nach Sonnenaufgang geht es auf den Pumptrack!

Tag 7

Die letzte Nacht war etwas ganz Besonderes: Wir haben die liebgewonnenen Annehmlichkeiten eines Luxushotels gegen die Unterbringung in einem Camp getauscht. Trotz des kargen Ambientes, welches eher den Charme einer Kaserne vermittelt, mussten wir auf nichts verzichten, ganz im Gegenteil. Der Betreiber und Chef von Samar Bike heißt Yaron Deri, ein Bikeverrückter im positivsten Sinne. Auf charmante und begeisterungsfähige Art liefert er uns alle nötigen Informationen, die wir brauchen, damit dieser Abschnitt zu einem echten Highlight der Tour wird. Yaron verließ bereits in jungen Jahren sein Land, um sich die Welt anzusehen. Er bereiste nahezu den gesamten Planeten bevor es ihn schließlich auf die kanarischen Inseln verschlug, wo er einige Jahre lebte und die spanische Sprache lernte. Irgendwann beschloss er, nach Israel zurückzukehren, um sich den Traum von einem eigenen Bikecamp zu verwirklichen. Aber kein Bikecamp ohne vernünftiges Streckennetz, und so entstanden hier auf seine Initiative hin die landesweit besten Trails. Wer also einen Biketrip nach Israel plant, dem sei ein Aufenthalt bei Samar Bike wärmstens empfohlen. Dieser Ort mit seinem Wüstenklima und seiner rauen, felsdurchzogenen Landschaft und seinen schroffen Bergen ist zu hundert Prozent authentisch.

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Und die Trails sind in der Tat fantastisch. Hier wird jeder glücklich, unabhängig von den fahrerischen Vorlieben und Fähigkeiten. Die Spanne reicht von entspannten Wanderwegen über XC Pisten bis hin zu technisch anspruchsvollsten Singletrails.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich hier die besten Trails meines gesamten Lebens vorgefunden habe. Zu guter Letzt erhalten wir dann auch noch die Genehmigung, an einem ganz speziellen Ort zu drehen, dem Timna Park. Hierbei handelt es sich um einen Nationalpark im Norden von Eilat in der Negev Wüste gelegen, unweit der jordanischen Grenze.

Dies ist ein wahrhaft faszinierender Ort mit zahlreichen beeindruckenden Naturdenkmälern: Den Säulen Salomos, die antiken Kupferminen, dem Timna See und die bizarren, an riesenhafte Pilze erinnernden Felsformationen. Sie alle lassen sich mit dem Bike zu einer knapp zwanzig Kilometer langen Tour verbinden.

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Manche der Trails in der Region sind eng und ausgesetzt und ermöglichen eine fantastische Sicht auf das Tal
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An anderen Stellen wird es steil und technisch

Nach diesem beeindruckenden Abenteuer nähert sich unser Trip langsam aber sicher dem Ende. Wir kehren zum Samar Bike Hotel zurück um zu duschen, zu packen und noch etwas zu essen. Und schließlich müssen wir uns von unseren neuen Freunden verabschieden, die uns in dieser kurzen Zeit schon nah ans Herz gewachsen sind: Ran Yaron Ganor und Deri.

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Der Trail ist zu Ende – kein Grund, mit dem Stylen aufzuhören!

Aber unser Abenteuer sollte noch nicht ganz zu Ende sein. Ein Shuttle Service bringt uns nach Tel Aviv, von wo aus wir den Nachtflug nach Hause nehmen. Doch auf dem Weg dorthin touchiert unser Fahrer mit geschätzten 250 Sachen einen Minibus. Eine etwas andere Art von Free Ride…

Mit dieser Schlussepisode verabschiede ich mich nun aber und wünsche euch viel Vergnügen, bis zur nächsten Tour. Shalom.

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Die Schönheit des Sonnenuntergangs über Israel ist der perfekte Abschluss für einen unvergesslichen Trip

P.S.: An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst bei der Regierung und der israelischen Tourismusbehörde, sowie bei der Tel Al bedanken, die uns alle so freundlich unterstützt und durch zahlreiche Genehmigungen diesen Trip erst möglich gemacht haben. Shalom.

Text: David Cachon Fotos: Ismael Ibánez


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