Frauen können nicht einparken, stehen auf pink und sind mit dem Setup ihrer Bikes heillos überfordert. Klischees wie diese gibt es unzählige – und zum Glück auch Antonia und Carola, die einfach mal fett das Gegenteil beweisen. Zwei Freundinnen, die sich gern die Finger schmutzig machen, beim Tech-Talk so manchen Typen alt aussehen lassen und am liebsten mit einem alten VW-Bus und ihren Bikes auf Reisen gehen. Hier berichten sie von ihrem letzten Hüttenabenteuer in den Tiroler Bergen.

Grauer Himmel, Nieselregen ... das Wetter an diesem Wochenende lädt nicht gerade zum Biken ein.
Grauer Himmel, Nieselregen … das Wetter an diesem Wochenende lädt nicht gerade zum Biken ein.

Die Madame, wie Carolas wunderschöner alter, weißer VW T3-Bus von uns liebevoll genannt wird, brummt in der Einfahrt – es geht los. Endlich mal wieder raus aus der Stadt. Endlich mal wieder den Stress des Studiums bzw. der Arbeit hinter sich lassen, um ein entspanntes Wochenende in den Bergen auf einer Hütte zu verbringen. Ohne viel Schnickschnack, alles andere als luxuriös. Uns beiden reichen die drei B’s: Bikes, Berge und Bier. Na gut, fließend Wasser, eine Dusche und ein warmer Holzofen sind auch noch ganz nett und auf der Hütte im Alpbachtal, zu der wir fahren, auch vorhanden.

Es ist Freitagabend, 18.00 Uhr. Die Sonne ist bereits untergegangen, es schüttet wie aus Kübeln und die Madame kommt mit dem Wischen gar nicht hinterher. „Des schaut mir fast nach a bissal Schnee aus“, meint Carola und befürchtet, dass es mit unserer geplanten „Gemüsegarten-Tour“, wie die rund 1.000 Höhenmeter lange, zum Teil oberhalb der Baumgrenze verlaufende Runde auch genannt wird, wahrscheinlich nichts wird. Doch schon mein Großvater wusste: „Aber a bissl was geht ollaweil.“ Und so cruisen wir entspannt unserem Ziel entgegen.

Alle Spinnen sind vertrieben, das Feuer brennt. Zeit, sich am Ofen etwas aufzuwärmen.
Alle Spinnen sind vertrieben, das Feuer brennt. Zeit, sich am Ofen etwas aufzuwärmen.

An der Hütte angekommen, regnet es immer noch. Und zapfig kalt ist es. Dann mal schnell rein in die gute Stube. Kurzer Spinnen-Check, das mache ich, weil Carola sich da immer so anstellt. Sie heizt dafür schon einmal ordentlich den alten Wamsler ein. „Pflopp“, zwei Bier auf. Prost! Feuermelder aus, der würde sonst gleich Alarm schlagen, wenn wir die frischen Fische, die wir auf dem Hinweg geangelt haben, in der Pfanne brutzeln. Schnell herrscht wohlige Wärme in der Hütte und bei einer ausgiebigen Tratsch-Runde über Gott und die Welt verfehlt der schwere Rotwein seine Wirkung nicht und sorgt für müde Augen und weit aufgerissene, gähnende Münder – wir gehen ins Bett.

Karotten schälen, Kartoffeln schneiden und das Ganze am Ende mit Salz und Pfeffer verfeinern. Kochen kann so einfach sein.
Karotten schälen, Kartoffeln schneiden und das Ganze am Ende mit Salz und Pfeffer verfeinern. Kochen kann so einfach sein.
Zu viele Köche verderben den Brei – diesmal nicht. Carola und ich haben die Lage voll im Griff.
Zu viele Köche verderben den Brei – diesmal nicht. Carola und ich haben die Lage voll im Griff.
Die frischen Fische brutzeln in der Pfanne.
Die frischen Fische brutzeln in der Pfanne.

Der Blick aus dem Fenster am nächsten Tag verrät, dass es bis kurz oberhalb der Hütte tatsächlich geschneit hat. Die Wege sind aber fast schneefrei und so lassen wir es uns nicht nehmen, nach einem ausgiebigen Frühstück eine kleine Tour zu starten.

Superschön, aber nicht gerade einladend: der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen.
Superschön, aber nicht gerade einladend: der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen.
Lang geschlafen und doch noch müde …
Lang geschlafen und doch noch müde …
… da hilft nur ein frisch gekochter Cappuccino.
… da hilft nur ein frisch gekochter Cappuccino.
Tourplanung: „Halten wir die Karte überhaupt richtig herum?“
Tourplanung: „Halten wir die Karte überhaupt richtig herum?“
Okay, das mit der Karte lassen wir einfach. Im Zweifelsfall gibt es nur eine Richtung – immer der Nase nach.
Okay, das mit der Karte lassen wir einfach. Im Zweifelsfall gibt es nur eine Richtung – immer der Nase nach.

Entspannt geht es bergauf, erst auf nassen Forststraßen, dann doch über Schneefelder. Unter den Reifen knirschen die Schneekristalle. Es ist kalt, die Finger kühlen an den Bremshebeln aus und die Zehen sind nach einer kurzen Schiebepassage fast taub. Zeit, sich etwas aufzuwärmen: Ich zücke meinen Flachmann und ein Schluck feinster Haselnuss-Schnaps haucht uns zumindest kurzzeitig etwas Wärme ein.

Entspannt und ohne Zeitdruck erledigen wir den Uphill.
Entspannt und ohne Zeitdruck erledigen wir den Uphill.
Auch die Schneedusche von oben kann die gute Laune nicht trüben.
Auch die Schneedusche von oben kann die gute Laune nicht trüben.
Bei dieser Schneelage könnte über die Wahl des richtigen Sportgeräts diskutiert werden.
Bei dieser Schneelage könnte über die Wahl des richtigen Sportgeräts diskutiert werden.
Kalte Finger, taube Zehen, Zeit für Wärme von innen.
Kalte Finger, taube Zehen, Zeit für Wärme von innen.
Scheint ein ganz, ganz edler Tropfen zu sein.
Scheint ein ganz, ganz edler Tropfen zu sein.

Die Karte packen wir zurück in den Rucksack, das macht dann doch keinen Sinn. Stattdessen verlassen wir uns lieber auf unsere Intuition. Der Weg ist heute das Ziel. Ob wir einen Trail finden, ist fast schon Nebensache. Dennoch freuen wir uns natürlich, als wir auf gut Glück eine Abzweigung nehmen und die wenig später in einen Trail mündet. Wir heizen bergab, vernichten Höhenmeter und sind mehr als erfreut, als uns der Weg nur knapp 1 km von der Hütte entfernt ausspuckt.

Endlich gefunden: Über einen wurzeligen Trail geht es bergab.
Endlich gefunden: Über einen wurzeligen Trail geht es bergab.
„Laufen lassen!“ lautet die Devise auf den glitschigen Wurzeln.
„Laufen lassen!“ lautet die Devise auf den glitschigen Wurzeln.
Der Trail wird flacher, die Wurzeln weniger und der Fahrspaß dadurch noch größer.
Der Trail wird flacher, die Wurzeln weniger und der Fahrspaß dadurch noch größer.
Carolas liebstes Kleidungsstück: die rund 10 Jahre alte und bereits mehrfach genähte Badehose. #styleformiles #hikeyourbike #happywithmyperformance #aufgooglesahallesfahrbaraus
Carolas liebstes Kleidungsstück: die rund 10 Jahre alte und bereits mehrfach genähte Badehose. #styleformiles #hikeyourbike #happywithmyperformance #aufgooglesahallesfahrbaraus
Auf den Wald folgt Wiese und bald schon das Ende des Trails.
Auf den Wald folgt Wiese und bald schon das Ende des Trails.
Die letzten Meter zurück zur Hütte. Das Empfangskomitee steht schon bereit.
Die letzten Meter zurück zur Hütte. Das Empfangskomitee steht schon bereit.
Kein Sekt, kein Prosecco, sondern feinstes Gösser Natur-Radler. Wir wissen eben, was gut ist: Prost!
Kein Sekt, kein Prosecco, sondern feinstes Gösser Natur-Radler. Wir wissen eben, was gut ist: Prost!

Das Klischee, Frauen können nicht Karte lesen, trifft auf uns vermutlich voll und ganz zu – aber warum müssen wir das auch, wenn wir über weibliche Intuition und Orientierung verfügen? Manchmal ist es besser, Dinge nicht perfekt, dafür auf seine eigene Art und Weise zu erleben. Und genau das haben wir gemacht.

Bilder: Christoph Bayer Text: Antonia Buckenlei


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