Etwas genießen, wer macht das nicht gerne. Seien es kulinarische Köstlichkeiten, ein guter Wein oder, wie wir Biker es gerne tun, ein flowiger Trail. Ein echtes „Nahziel“ für viele Gourmets aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist die Region Südtirol in Italien.

Wir verspeisen die besten Trails und feines Essen unterhalb des Rosengartens
Wir verspeisen die besten Trails und feines Essen unterhalb des Rosengartens

Über den Fernpass oder Brenner gelangt man in das gelobte Land, in dem man zu Recht auf exzellentes Essen, unzählige Trail-Kilometer und eine atemberaubende Landschaft stolz ist. Das Beste: Dank milder Temperaturen und solarium-verdächtig hohem Sonnenstundenanteil gedeiht hier nicht nur bester Wein, man kann auch fast das ganze Jahr auf trockenen Trails biken.

Diese Klimavorteile wusste bereits Kaiserin Elisabeth zu schätzen, besser bekannt als Sissi, als sie 1897 im Grand Hotel Carezza unterhalb des Rosengartens in Südtirol residierte. Nach historischem Vorbild machten also auch wir uns von Garmisch-Partenkirchen aus auf den Weg Richtung Süden und erreichten das rund 190 km entfernte Welschnofen im Eggental nach einer Fahrzeit von zweieinhalb Stunden. Dort erwarteten uns bereits Gerhard „Krauti“ Krautwurst und der Ghost Teamfahrer Johannes Fischbach. Leider war unsere Ankunft alles andere als filmreif: Der sonst in Südtirol fast immer blaue Himmel war mit dichten Wolken verhangen und auch der sonst so majestätisch anmutende Rosengarten wirkte hinter einer Wolkendecke nicht unbedingt hoheitsvoll. Ein Glück sind wir nicht aus Zucker. Als “Entschädigung” für die matschige Angelegenheit stellte uns Krauti auch gleich eine Überraschung in Aussicht. Daher machten wir uns umgehend auf den Weg.

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Direkt im Ortskern von Welschnofen stiegen wir in die neue gebaute Kabinenbahn, welche die Strecke von 600 hm und 3,6 km Länge innerhalb kürzester Zeit zurücklegte. Krauti zufolge ist diese Bahn nicht nur für den Wintertourismus ein wahrer Segen. Auch im Sommer ist sie die perfekte Aufstiegshilfe, um den kleinen Ort im Eggental zu verlassen. Oben angekommen, pedalierten wir bei leichtem Regen entspannt dahin und erreichten wenig später den Traileinstieg. Johannes fuhr entspannt, gab maximal “Halb-Gas” und nutzte jede sich ihm bietende Geländestruktur für verspielte Fahrmanöver. So gelang es uns nicht nur, dem Worldcup-Downhill-Profi zu folgen ─ wir wurden dabei auch noch super unterhalten. Der Trail schlängelte sich flach dahin, die Höhenmeter wurden perfekt ausgenutzt und wir hatten trotz des Regens ein dickes Grinsen im Gesicht.

Das Grand Hotel Caracas versprüht von außen noch immer den Charme längst vergangener Zeiten
Das Grand Hotel Caracas versprüht von außen noch immer den Charme längst vergangener Zeiten
Gerhard „Krauti“ Krautwurst und der Ghost Teamfahrer Johannes Fischbach
Gerhard „Krauti“ Krautwurst und der Ghost Teamfahrer Johannes Fischbach

Wir machten einen Abstecher zum Grand Hotel Carazza, das von außen noch immer den Charme längst vergangener Zeiten versprüht. Eingebettet in traumhafte Natur waren hier schon unzählige Würdenträger wie Winston Churchill oder die bekannte Schriftstellerin Agatha Christie zu Gast.

Betritt man jedoch die Eingangshalle, macht sich schnell Ernüchterung breit: Nach etlichen Umbauten und aufgrund einer offensichtlich wenig rosigen Finanzlage versprüht das Hotel im Inneren mittlerweile eher 70er-Jahre-Flair. Schnell beschlossen wir, die Tour fortzusetzen und erreichten wenig später den sagenumwobenen Karerseee. Hier schienen die Wettergötter endlich versöhnlicher gestimmt: Die Wolkendecke riss auf, machte den Blick frei und wir konnten das schroffe Felsmassiv des Latemar-Gebirgsstocks bewundern. Doch auch der klare See vor dem leuchtend grünen Wald und im Hintergrund die hohen Berge konnten uns mittlerweile nicht mehr halten. Wir hatten Hunger, wollten zurück aufs Rad ─ und Krauti hatte den perfekten Plan!

Hier schienen die Wettergötter endlich versöhnlicher gestimmt
Hier schienen die Wettergötter endlich versöhnlicher gestimmt: Die Wolkendecke riss auf, machte den Blick frei und wir konnten das schroffe Felsmassiv des Latemar-Gebirges bewundern

Er führte uns zielsicher zum Ladritscher Hof, wo er sich etwas ganz Besonderes für uns ausgedacht hatte und uns endlich in die versprochene Überraschung einweihte. “Cooking and Biking” lautete seine Devise!
Der junge Hüttenwirt überließ uns seine Küche und so tauschten wir den Bikehelm gegen die Kochmütze. „Heute gibt es Apfelschmarrn!“, verkündete Krauti mit kräftiger Stimme. Dabei handelt es sich im Grunde um Kaiserschmarrn, der zusätzlich mit Apfelstücken verfeinert wird. Unter der fachmännischen Anleitung des ehemaligen Küchenchefs eines Bikehotels trennten wir Eier, schnitten Äpfel und brieten den Apfelschmarrn goldbraun in der Pfanne. Als wir am Ende noch Zucker zum Karamellisieren in die Pfanne gaben und das Gericht auf dem Teller noch einmal mit Puderzucker verfeinerten, wurde endgültig klar, dass dies keine Mahlzeit für figurbewusste Biker ist.

 „Heute gibt es Apfelschmarrn!“ Im Ladritscher Hof wartet die Überraschung: wir tauschen den Bikehelm gegen die Kochmütze
„Heute gibt es Apfelschmarrn!“ Im Ladritscher Hof wartet die Überraschung: wir tauschen den Bikehelm gegen die Kochmütze

Doch darum geht es ja auch nicht immer. Manchmal muss man einfach genießen, sich das frisch zubereitete Essen auf der Zunge zergehen lassen, die eindrucksvolle Landschaft in sich aufsaugen und Spaß auf den matschigen Trails haben. Südtirol hat bei unserem Besuch wieder einmal bewiesen, dass es ein Land für Feinschmecker ist ─ egal, bei welchem Wetter.

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Auch wenn das Essen zu Hause nie so gut schmeckt wie im Urlaub, wollen wir euch die Möglichkeit geben, Krautis leckeren Apfelschmarrn zu Hause zuzubereiten. Daher folgt hier nun das Rezept:

Zutaten:

  • 150 g Mehl
  • 100 ml Milch
  • 6 Eigelb
  • 6 Eiweiß
  • 1/2 Pkg. Vanillezucker
  • 40 g Kristall-Zucker
  • 200 g in Blättchen geschnittene Äpfel
  • Öl zum Backen
  • Butter
  • Puderzucker
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Mehl, Milch, Eigelb und Vanillezucker zu einem glatten Teig rühren. Das Eiweiß schaumig schlagen, dann mit etwas Zucker zu steifem Schnee schlagen und langsam unter die Masse heben.In einer großen Pfanne etwas Öl erhitzen und Butter beigeben, den Schmarrenteig eingießen, und mit den Äpfelstücken bestreuen. Die Unterseite goldgelb backen, dann umdrehen. Anschließend die Pfanne in den vorgeheizten Backofen stellen und die Masse bei 200 Grad etwa 4─5 Minuten backen, (wer keinen Backofen zur Verfügung hat, kann sich auch mit einem Deckel eines großen Kochtopfes behelfen). Danach wird der Schmarren in Stücke gerissen. Nochmals etwas Butter und Zucker zugegeben und die Pfanne kurz auf dem Herd schwenken, sodass der Zucker karamellisiert.
Auf heißen Tellern anrichten, mit Puderzucker bestreuen und servieren.

Weitere Informationen:

Anreise: Mit dem Auto erreicht man von München aus in rund drei Stunden Südtirol. Dabei führt die Fahrt über den Brennerpass, auf dem ebenso wie auf der italienischen Autobahn Mautgebühren anfallen.

Übernachtung: Das perfekte Hotel findest du auf der Website www.bikehotel.it. Dort sind über 35 Hotels und Ferienwohnungen hinterlegt, die alle für Biker nötigen Standards erfüllen.

Cooking and Biking: Jeder, der selbst einmal eine kulinarische Bike-Reise erleben will, findet diese auf www.cookingandbiking.it

Text und Foto: Christoph Bayer


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