Understatement sieht anders aus: Das GHOST RIOT LT 8 LC fällt auf! Das liegt vor allem an der leuchtend grünen Farbe und der futuristisch-kantigen Rahmenform. Doch das wirklich Spannende entdeckt man, wie so oft, erst auf den zweiten Blick …

Biketest GHOST RIOT LT 8 LC (7 von 13)

Im Falle des GHOST RIOT versteckt sich das Herzstück des Rads hinter einigen Lagen Carbon und kann nur zum Teil erspäht werden. Es handelt sich um den kleinen, patentierten RIOT-Link-Umlenkhebel oberhalb des Tretlagers, der nicht nur den Namen des Bikes prägt, sondern auch maßgeblich die Fahreigenschaften beeinflussen soll. Mithilfe dieses zweiten Umlenkhebels wollte GHOST die Federkennlinie des Hinterbaus so gestaltet, dass er nicht nur äußerst antriebsneutral ist, sondern auch feinfühlig arbeitet und Durchschläge verhindert. Speziell letztere werden durch den RIOT-Link, der erst auf den letzten 20 % des Federwegs zum Einsatz kommt und die Progression deutlich erhöht, effektiv unterbunden.

Biketest GHOST RIOT LT 8 LC (2 von 13)

Bereits beim letztjährigen Design & Innovation Award konnte uns das GHOST RIOT überzeugen. Für die Saison 2015 haben die Waldsassener nun außerdem eine LT-Version (Long Travel) des Rads im Angebot. Diese verfügt zwar über den gleichen Hauptrahmen wie das reguläre RIOT (130 mm), hat aber an der Front eine langhubigere Federgabel (150 mm) erhalten. Im Falle unseres Testrads besteht das Fahrwerk aus einer FOX 34 Float Performance-Federgabel und einem Cane Creek Double Barrel Inline-Dämpfer.

Schluckfreudig: Der Cane Creek DB Inline-Dämpfer lässt sich in jeder erdenklichen Art an die Vorlieben des Fahrers anpassen. Gleichzeitig absorbiert er sämtliche Unebenheiten mit Bravour und sorgt für ein sattes Fahrgefühl.
Schluckfreudig: Der Cane Creek DB Inline-Dämpfer lässt sich in jeder erdenklichen Art an die Vorlieben des Fahrers anpassen. Gleichzeitig absorbiert er sämtliche Unebenheiten mit Bravour und sorgt für ein sattes Fahrgefühl.
Kantig: Die Rahmenform des RIOT ist geprägt von Ecken und Kanten. Besonders deutlich zu sehen ist das im Bereich des Steuerrohrs, wo auch die innenverlegten Züge ihren Weg zum Bestimmungsort antreten.
Kantig: Die Rahmenform des RIOT ist geprägt von Ecken und Kanten. Besonders deutlich zu sehen ist das im Bereich des Steuerrohrs, wo auch die innenverlegten Züge ihren Weg zum Bestimmungsort antreten.

Einmal auf dem GHOST Platz genommen, fällt direkt der lange Hauptrahmen (Reach 450 mm/Größe L) auf, der in Kombination mit dem 70 mm langen Vorbau für eine sportlich gestreckte Sitzposition sorgt. Zusammen mit der grundsolide funktionierenden Shimano XT 2×10-Schaltung, dem trotz längerer Federgabel noch akzeptabel steilen Sitzwinkel und einem antriebsneutral arbeitenden Hinterbau verlieren auch lange Touren ihren Schrecken.

Biketest GHOST RIOT LT 8 LC (1 von 13)

Selbst im Wiegetritt bleibt das RIOT ruhig, wodurch der zuschaltbare Climb-Switch des Dämpfers ebenso wenig zum Einsatz kommt wie die Absenkfunktion der Federgabel.
Besonders gespannt waren wir natürlich auf die Abfahrts-Performance – schließlich haben wir die Long-Travel-Version nicht ohne Grund ausgewählt!

Biketest GHOST RIOT LT 8 LC (6 von 13)

Auch hier kann das GHOST überzeugen. Denn obwohl es an der Front über zwei Zentimeter mehr Federweg als am Heck verfügt, wirkt das Fahrwerk sehr harmonisch. Der Hinterbau spricht sehr gut an und gibt dabei nie mehr als den nötigen Federweg frei. Die durch den RIOT-Link erzeugte Endprogression verhindert effektiv sämtliche Durchschläge. Das freut vor allem aggressivere Fahrer, die dadurch eine Extraportion Reserve erhalten. Hat man einmal das richtige Setup des DB Inline-Dämpfers gefunden, sorgt dieser für ein sehr sattes Fahrgefühl und saugt Unebenheiten förmlich auf. Egal ob schnelle Schlagabfolgen oder harte Impacts, das GHOST beweist echte Nehmerqualitäten.

Biketest GHOST RIOT LT 8 LC (3 von 13)

Die dank der längeren Federgabel im Vergleich zum „normalen“ RIOT flachere Geometrie führt zu einem guten Kompromiss aus Agilität und Laufruhe. Das Rad setzt auch schnelle Richtungswechsel präzise um, ohne bei Highspeed sonderlich unruhig zu werden. Im steilen alpinen Gelände sorgt außerdem die insgesamt hohe Front des Bikes für Sicherheit, erfordert aber gleichzeitig auf flachen Trails eine aktive Fahrweise, um ausreichend Druck auf das Vorderrad zu bekommen.

Versteckt: Das Herzstück des Rads, der RIOT-Link genannte Umlenkhebel, sitzt gut versteckt oberhalb des Tretlagers. Er kommt erst auf den letzten 20 % des Federwegs zum Tragen und erhöht dort spürbar die Progression des Hinterbaus.
Versteckt: Das Herzstück des Rads, der RIOT-Link genannte Umlenkhebel, sitzt gut versteckt oberhalb des Tretlagers. Er kommt erst auf den letzten 20 % des Federwegs zum Tragen und erhöht dort spürbar die Progression des Hinterbaus.

Wer das volle Potenzial des Rads nutzen möchte, dem empfehlen wir einige Änderungen im Bereich der Ausstattung. So kritisierten unsere Testfahrer unter anderem das zu lange und schmale Cockpit (70 mm lang/740 mm breit) und die Schwalbe Hans Dampf-Reifen in einer Breite von lediglich 2,25”. Die Kind Shock LEV Integra-Sattelstütze mit 125 mm Hub sowie die soliden Race Face Turbine Laufräder konnten hingegen überzeugen.

Zu schmal: Die lediglich 2,25” breiten Schwalbe Hans Dampf-Reifen überzeugen zwar bergauf mit geringem Rollwiderstand, beschneiden aber in der Abfahrt spürbar durch mangelnden Grip die Fähigkeiten des Rads.
Zu schmal: Die lediglich 2,25” breiten Schwalbe Hans Dampf-Reifen überzeugen zwar bergauf mit geringem Rollwiderstand, beschneiden aber in der Abfahrt spürbar durch mangelnden Grip die Fähigkeiten des Rads.
Zuverlässig: Mit einem Gewicht von 1.800 g sind die Race Face Turbine-Läufräder wahrlich kein Leichtgewicht. Sie überzeugten die Tester jedoch mit hoher Stabilität und guter Dauerhaltbarkeit.
Zuverlässig: Mit einem Gewicht von 1.800 g sind die Race Face Turbine-Läufräder wahrlich kein Leichtgewicht. Sie überzeugten die Tester jedoch mit hoher Stabilität und guter Dauerhaltbarkeit.

Fazit:

GHOSTs Plan, dem bekannten Modell RIOT eine längere Federgabel zu implantieren, geht überraschend gut auf und so überzeugt die LT-Version mit noch mehr Abfahrtsspaß bei einer gleichzeitig noch guten Uphill-Leistung. Durch den Tausch einzelner Komponenten lässt sich die Performance jedoch noch weiter steigern. Das Potenzial zum perfekten Do-It-All Bike hat das RIOT LT aber allemal.

Mehr Informationen auf www.ghost-bikes.com

Text & Bilder: Christoph Bayer


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