Das Leben im Wilden Westen Mitte des 19. Jahrhunderts war kein leichtes. Siedler aus dem Osten, die ihr Glück in der Weite des Landes suchten, mussten damals oft endlose Strecken bewältigen. Tage-, wochen- bzw. monatelang ritten sie mit ihren Pferden und Planwagen durch die Prärie, immer auf der Suche nach nahrhaftem Weideland oder einem geeigneten Lebensraum für sich und ihre Familie.

Salsa Horsethief Enduro Magazine (22 von 28)

In der heutigen Zeit, in der nahezu jeder Flecken Erde erschlossen ist, erleben wir die großen Abenteuer nicht mehr beim täglichen Überlebenskampf gegen Indianer oder Gesetzlose, sondern in unserer Freizeit. Dabei spielen Sport und das Reisen für Viele die größte Rolle, um dem Alltag zu entfliehen und wieder etwas Nervenkitzel zu erleben. Die amerikanische Kultschmiede Salsa Cycles verspricht eben für genau diesen Anwendungsbereich das perfekte Bike im Programm zu haben – das Salsa Horsethief. Ein Rad zum Pferde stehlen, mit dem man seine Umwelt völlig neu erkunden und aus ganz anderen Blickwinkeln wahrnehmen kann.

Das Salsa Horse Thief - ein Bike zum Pferde stehlen?
Das Salsa Horse Thief – ein Bike zum Pferde stehlen?

Beim Horsethief handelt es sich um ein 29er-Trailbike mit 130 mm Federweg an der Front und 120 mm am Heck. Der Fokus bei der Entwicklung des Rades lag dabei weniger darauf, bergauf oder bergab Bestzeiten zu knacken, sondern vielmehr dem Fahrer ein zuverlässiges, komfortables und spaßiges Bike für lange, ausgedehnte Touren zur Verfügung zu stellen. Egal ob anspruchsvoll bergauf oder technisch fordernd bergab, mit dem Horsethief soll der Fahrer für sämtliche Situationen bestens gerüstet sein.

Unterwegs mit dem Salsa Horsthief
Unterwegs mit dem Salsa Horsthief

Entscheidend an der Entwicklung beteiligt war unter anderem der Fahrwerksexperte Dave Weagle, dessen patentierter Split Pivot™-Hinterbau auch bei den neuesten Salsa-Modellen Anwendung findet. Bei diesem Konzept ist der Drehpunkt des Hinterbaus konzentrisch, sprich direkt auf der Hinterradachse, wodurch Antriebseinflüsse und das Verhärten des Hinterbaus beim Bremsen minimiert werden soll.

Die Vorteile dieses Systems sind bereits nach wenigen Metern auf dem neuen Horsethief deutlich spürbar. So ist die zuschaltbare Plattformdämpfung des verbauten FOX-FLOAT-CTD Dämpfers nahezu komplett überflüssig. Das Rad fährt sich auch mit geöffneter Druckstufe an den Federelementen sehr antriebsneutral und bietet gleichzeitig viel Traktion. Speziell im technisch anspruchsvollen Uphill begeistert das System.

Salsa Horsethief Enduro Magazine (17 von 28)

Dank der kompakten aber sehr zentralen Sitzposition (Rahmengröße Medium, Körpergröße 1,80 m) kann man auch in steilem Gelände entspannt pedalieren, ohne im Sattel sonderlich weit nach vorne rutschen zu müssen. Das Vorderrad hält stets Bodenkontakt.

Die Zugführung für den Umwerfer wurde von Salsa elegant gelöst und direkt am Drehpunkt des Hinterbaus befestigt. So reibt und scheuert nichts und die Zughülle kann durchgängig verlegt werden.
Die Zugführung für den Umwerfer wurde von Salsa elegant gelöst und direkt am Drehpunkt des Hinterbaus befestigt. So reibt und scheuert nichts und die Zughülle kann durchgängig verlegt werden.

Die verbaute 2×10-Schaltung, bestehend aus einem SRAM-X.7/X.9-Komponentenmix, stellt dem Fahrer eine ausreichend große Übersetzungsbandbreite zur Verfügung und erledigt Gangwechsel schnell und präzise. Hier gab es im Test ebenso wenig zu bemängeln wie an den kräftig zupackenden Avid-Elixir-7-Trail-Bremsen, welche auch bei langen Abfahrten nicht überhitzen und in allen Situationen ausreichend Bremspower bieten.

Apropos Bremsen, auch hier bietet Weagles Hinterbaukonzept einen entscheidenden Vorteil und verhärtet beim Anbremsen spürbar weniger, was zu mehr Kontrolle und einem stabileren Fahrverhalten führt. Fernab jeglicher Zivilisation ist ein schlechter Ort um sich zu verletzen und Highspeed-Eskapaden daher unangemessen – das wussten offensichtlich auch die Ingenieure von Salsa.

Thanks to the compact but very central position (frame size medium, rider height 180cm) you can ride up even steep climbs in a relaxed way without having to move forwards on the saddle. The front wheel stays planted on the ground.
Der FOX-F29-CTD-Federgabel mit 130 mm Federweg fehlte es speziell im mittleren Federwegsbereich an ausreichender Druckstufendämpfung, wodurch sie beim Anbremsen und an Stufen oftmals tief in den Federweg sank. Wir empfehlen sie daher auch bergab im Trail-Modus zu fahren.
Der FOX-F29-CTD-Federgabel mit 130 mm Federweg fehlte es speziell im mittleren Federwegsbereich an ausreichender Druckstufendämpfung, wodurch sie beim Anbremsen und an Stufen oftmals tief in den Federweg sank. Wir empfehlen sie daher auch bergab im Trail-Modus zu fahren.
Mit ihren 180 mm Bremsscheiben überzeugen die Avid-Elixir-7-Trail-Bremsen mit hoher Standfestigkeit und ausreichend Bremspower.
Mit ihren 180 mm Bremsscheiben überzeugen die Avid-Elixir-7-Trail-Bremsen mit hoher Standfestigkeit und ausreichend Bremspower.
Die 25 mm breiten NoTubes-ZTR-Rapid-Felgen sind ebenso wie die Schwalbe-Nobby-Nic-Reifen bereits für die Montage ohne Schlauch vorbereitet. Ein Tubeless-Umbau reduziert das Risiko von Reifendefekten. Platten aufgrund von Durchschlägen oder Dornen sind dann in der Regel kein Thema mehr.
Die 25 mm breiten NoTubes-ZTR-Rapid-Felgen sind ebenso wie die Schwalbe-Nobby-Nic-Reifen bereits für die Montage ohne Schlauch vorbereitet. Ein Tubeless-Umbau reduziert das Risiko von Reifendefekten. Platten aufgrund von Durchschlägen oder Dornen sind dann in der Regel kein Thema mehr.
Anders als bei anderen große Fahrradherstellern ist beim Salsa Horsethief ein normales Federbein in die Dämpferverlängerung des Hinterbaus integriert. Im Falle eines Defektes kann so leichter Ersatz gefunden und montiert werden.
Anders als bei anderen große Fahrradherstellern ist beim Salsa Horsethief ein normales Federbein in die Dämpferverlängerung des Hinterbaus integriert. Im Falle eines Defektes kann so leichter Ersatz gefunden und montiert werden.

Das Fahrverhalten des leuchtend grünen Horsethief wird daher grundlegend von den 437 mm kurzen Kettenstreben, dem 68,1° steilen Lenkwinkel sowie dem 51 mm langen Offset geprägt. Wendig und agil lässt sich das Salsa bereitwillig selbst durch engste Streckenabschnitte navigieren. Die 29″-Laufräder und der durch Spacer 2 cm höher gelegte 750 mm breite Lenker bringen bei Absätzen ebenso wie in unbekannten Terrain viel Sicherheit.

Mit 120 mm Federweg am Heck bügelt das Salsa selbstredend nicht alles platt, nimmt aber speziell kleine und mittlere Schläge sanft auf. Nur im mittleren Federwegsbereich hätten wir uns von dem FOX-FLOAT-Dämpfer noch etwas mehr Feedback vom Untergrund gewünscht. Gegen Ende verhindert dann eine ordentliche Portion Endprogression effektiv Durchschläge. Die FOX-FLOAT-Evolution-Federgabel passt von ihrer Charakteristik insgesamt gut ins Gesamtbild des Rades. Doch auch ihr würde eine effektivere Druckstufen-Dämpfung gut zu Gesicht stehen, um beim Anbremsen oder an Stufen nicht zu tief in den Federweg zu tauchen. Aus diesem Grund nahmen wir kleinere Komforteinbußen in Kauf und fuhren die Gabel die meiste Zeit im Trail-Modus.

Fazit

Das Salsa Horsethief ist tatsächlich ein Bike zum Pferde stehlen. Für einen Preis von 3.399 € erhält man ein Rad, mit dem man, dank komfortabler Sitzposition und gutmütigen sowie souveränen Fahreigenschaften, für alle Situationen fernab der Zivilisation bestens gerüstet ist.

Infos

Preis: 3.999 € | Gewicht: 12,8 kg | Webseite: salsacycles.com

Ausstattung

  • Federgabel: FOX F29 FLOAT CTD Evolution
  • Dämpfer: FOX FLOAT CTD
  • Schaltung: SRAM X9 / X7
  • Bremsen: Avid Elixir 7 Trail
  • Sattelstütze: Truvativ T20
  • Vorbau: Salsa Guide Stem
  • Lenker: Salsa Rustler Riser, 750 mm
  • Reifen: Schwalbe Nobby Nic, 29 x 2,35″
  • Naben: SRAM MTH
  • Felgen: NoTubes ZTR Rapid

Geometrie

Größen: S; M (getestet); L; XL | Oberrohr horizontal: 610 mm | Sitzwinkel: 73,5° | Kettenstrebenlänge: 437 mm | Lenkwinkel: 68,1° | Radstand: 1.151 mm | Reach: 428 mm | Stack: 614,5 mm

Text & Fotos: Christoph Bayer


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!