Testbericht: Das Scott Genius 910 – Eine Black Beauty
“Schlicht, formschön und elegant” – diese drei Attribute vermittelt das pechschwarze Scott Genius 910 schon beim Anblick. Die einzigen Farbtupfer des Rades sind die Einstellknöpfe von Federgabel und Dämpfer; ansonsten ist das Rad nahezu komplett schwarz.
Es erinnert uns an ein schnelles, reinrassiges Rennpferd – eine Black Beauty, immer bereit zum Sprung. Also nichts wie raus in den Wald und dem Bike die Sporen geben!
Bevor aufgesattelt wird, werfen wir noch einen Blick auf die Ausstattungsliste des 12,6 kg leichten Rades. Diese wirkt, mit dem 2×10-XT-Antrieb aus dem Hause Shimano sowie den XT-Bremsen, sehr solide.
Die RockShox Reverb Stealth Sattelstütze passt super ins Gesamtbild. Etwas kritisch beäugen wir die Schwalbe Nobby Nic Reifen mit ihrer schmalen Bauform und dem niedrigen Profil, sowie den mit 720 mm recht schmal ausfallenden Lenker, welcher das Mindestmaß an Breite darstellt, das in dieser Federwegskategorie sinnvoll ist.
Auf dem Sattel Platz genommen, fühlen wir uns sofort wohl. In einer leicht gestreckten Sitzposition sitzt man angenehm zentral auf dem Rad, Gangwechsel werden vom Shimano XT Antrieb souverän erledigt, die gesamte Ausstattung wirkt wertig und durchdacht! Typisch Scott, verfügt auch das Genius 910 über den Twinloc-Hebel am Lenker, mit dessen Hilfe sich bei Federgabel und Dämpfer gleichzeitig die drei verschiedenen Fahrmodi “Climb”, “Traction” oder “Descend” wählen lassen.
Zusätzlich verfügt das Rad noch über einen Flip-Chip an der Dämpferaufnahme, mit dessen Hilfe sich die Geometrie um 0.5° variieren lässt; wir haben ihn aber immer in der tiefen Tretlagerposition belassen, da hier der Sitzwinkel mit 74° noch nicht zu flach und der Lenkwinkel mit 69° sowieso noch relativ steil ist.
Bergauf geht es im Climb-Modus. Hier blockiert das Fahrwerk beinahe komplett und das Rad wird aus dem Negativ-Federweg gehoben. Dadurch entsteht eine noch tret-orientiertere Sitzposition, jede Pedalumdrehung wird in Vortrieb umgewandelt und das Bike sprintet willig nach vorne – typisch Rennpferd eben. Durch diese Effizienz lässt sich mit der 24/36 Übersetzung, in Kombination mit den großen Laufrädern, noch angenehm bergauf pedalieren; bei manch anderem Rad würde man sich hier wohl eher ein 22er Kettenblatt wünschen.
Im Downhill beweist das Rad dann echte Nehmerqualitäten: Stellt man den Hebel für die Abfahrt auf Descend, wird das Heck lebendig und der zu Beginn als linear zu bezeichnende Hinterbau, mit seiner angenehmen Endprogression, klebt förmlich am Boden.
Die Fox 32-Federgabel spricht feinfühlig an, wirkt bei großen Schlägen aber etwas überfordert. Hier kommen die großen 29 Zoll Laufräder ins Spiel, welche diese Eigenschaft wunderbar kaschieren und für viel Laufruhe sorgen; der Fahrer hat dadurch den Eindruck mit mehr Federwerg unterwegs zu sein. Nur wenn es richtig ruppig und schnell wird, stößt das Fahrwerk mit den 130mm an seine Grenzen – hier sind dann jedoch auch die Nobby Nic Reifen überfordert.
Alles in allem liegt das Rad perfekt ausbalanciert auf dem Trail, ist verspielt und vermittelt dennoch viel Sicherheit. Die Geometrie ist, egal in welchem Modus, ausgewogen und so gelingt es Scott ein 29er zu bauen, das trotz der großen Laufräder nicht behäbig wirkt und dank seines geringen Gewichts auch zu verspielten Fahrmanövern einlädt.
Fazit:
Scott hat mit dem Genius 910 ein top Allround-Bike geschaffen, das besonders auf langen Touren seine Stärken voll ausspielt; das Twinloc-System sorgt in Kombination mit dem leichten und steifen Rahmen für Vortrieb pur. Der nächste Alpencross kann kommen!
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Text & Fotos: Christoph Bayer
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