Das BMC Speedfox 02 Trailcrew hatte es bei Dauertester Daniel wahrlich nicht leicht: Ein halbes Jahr war er mit dem Rad in Neuseeland unterwegs und hat knapp 300 Abfahrten à 15 min im Bikepark Queenstown damit abgespult. Nun zieht er Bilanz zu dem vermutlich härtesten Test, den es bei ENDURO je gab.

Einen Van kaufen und die besten Trails des Landes suchen, im Bikepark Queenstown abheizen, vielleicht das eine oder andere Rennen fahren und auf langen Touren das Hinterland der zwei Inseln entdecken. Einen genaueren Plan gab es nicht für die halbjährige Neuseeland-Reise – das BMC Speedfox musste also Dinge leisten, für die es einfach nicht gebaut wurde.

BMC Speedfox 02 Custom Trailcrew | 12.7 kg | 5.566 € (Standard Version)
BMC Speedfox 02 Custom Trailcrew | 12,7 kg | 5.566 € (Serie)

Und es hielt tatsächlich allen Herausforderungen stand! Allein das sollte als Testfazit reichen. Denn das leichte Trailbike wurde dem wahrscheinlich härtesten Test unterzogen, den es bei ENDURO je gab: Der Seasonpass im Bikepark Queenstown brachte knapp 300 ca. 15-minütige Abfahrten auf groben, von Bremswellen, Wurzeln und Steinen übersäten Downhillstrecken. Acht, teilweise deutlich massiver aussehende Rahmen konnte man während unseres Aufenthalts auf diesen Strecken brechen sehen! Auf dem darauf folgenden Roadtrip quer durch Neuseeland musste das BMC dann seine Trailbike-Qualitäten unter Beweis stellen, bevor ihm beim Crankworx-Rennen in Rotorua noch einmal alles abverlangt wurde.

Der Rahmen des BMC Speedfox 02 Trailcrew

Zurück auf Anfang. Basis des BMC Speedfox 02 Trailcrew ist ein schicker Carbon-Hauptrahmen mit Aluminiumhinterbau. Das Bike verfügt über 150 mm Federweg am Heck, die über das bewährte APS-Hinterbausystem angelenkt werden.
Neu sind für BMC dagegen die 27,5″-Laufräder, mit denen der Spagat zwischen Laufruhe und verspieltem Fahrverhalten besser gelingen soll. Warum man sich mit dem Speedfox Trailcrew weg vom hauseigenen „Big Wheel Concept“ bewegt hat und wie sich das Bike ins restliche 29er-Portfolio des Schweizer Herstellers einfügt, haben wir bereits bei der Vorstellung des BIkes vor einiger Zeit genauer erläutert.

Das bewährte APS-Hinterbausystem bleibt. Neu sind dagegen die 27,5″-Laufräder!
Das bewährte APS-Hinterbausystem bleibt. Neu sind dagegen die 27,5″-Laufräder!
Schick: Hochwertige Aluminiumabdeckungen verstecken die Ein- und Ausgänge der Züge und Leitungen.
Schick: Hochwertige Aluminiumabdeckungen verstecken die Ein- und Ausgänge der Züge und Leitungen.

Sowohl Schaltzug als auch Brems- und Reverb-Leitung werden durch den Hauptrahmen zum jeweiligen Bestimmungsort gebracht. Besonders schick gelöst sind die Ein- und Ausgänge der Züge und Leitungen, die durch hochwertige Aluminiumabdeckungen versteckt werden. Die Bremsleitung verlässt den Hauptrahmen im Tretlagerbereich und wird im Verlauf unter der Kettenstrebe geführt.

Um die Bremsleitung der nachträglich verbauten Shimano Saint-Bremse nicht abzuknicken, konnte leider keine Kabelbinderhalterung verwendet werden, da die Bremse keinen flexiblen Abgang besitzt.
Um die Bremsleitung der nachträglich verbauten Shimano Saint-Bremse nicht abzuknicken, konnte leider keine Kabelbinderhalterung verwendet werden, da die Bremse keinen flexiblen Abgang besitzt.

Gut gelöst ist dagegen die abnehmbare ISCG 05-Aufnahme zur Anbringung einer Kettenführung, die in unserem Test dank 1×11-Antrieb inklusive Narrow-Wide-Kettenblatt aber ebenso wenig Verwendung fand wie die Direct Mount-Umwerferaufnahme am Hinterbau.
Das Gewicht des Rahmens beläuft sich auf schlanke 2.850 g (Herstellerangabe), mit den Größen XS bis XL sollte jeder einen passenden Rahmen finden.

Das BMC Speedfox 02 Trailcrew im Detail

Ein Blick auf die zahlreichen Videos aus dem Bikepark Queenstown verrät: Das Speedfox musste so einiges wegstecken! Und wer will schon viel Zeit in Bikeshops verbringen, wenn er einmal bis ans andere Ende der Welt gereist ist. Deshalb und weil der Platz für Ersatzteile im Flugzeug begrenzt war, haben wir das Bike bereits vor dem Trip an die Bedürfnisse unseres Testers angepasst und eine etwas abfahrtslastigere und vor allem haltbare Ausstattung montiert.

Gabel: Rockshox Pike RC 150 mm
Dämpfer: Cane Creek DB Air Inline
Bremsen: Shimano Saint
Antrieb: SRAM X01
Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth
Vorbau: KORE Repute 35 mm
Lenker: BMC MRB 01 Carbon 750 mm
Laufräder: DT Swiss XM481
Reifen: MAXXIS HighRoller II 27.5×2.3
Gewicht: 12,70 kg
Preis: 5.566 € (Serie)

Die Entwickler von BMC haben eng mit Cane Creek zusammengearbeitet, um einen individuellen und effizienten Tune für den Double Barrel Inline-Dämpfer zu entwickeln.
Die Entwickler von BMC haben eng mit Cane Creek zusammengearbeitet, um einen individuellen und effizienten Tune für den Double Barrel Inline-Dämpfer zu entwickeln.
Die RockShox PIKE hat Tester Daniel dagegen selbst auf 160 mm Federweg umgebaut.
Die RockShox PIKE hat Tester Daniel dagegen selbst auf 160 mm Federweg umgebaut.

Das Fahrwerk besteht aus einem edlen Cane Creek Double Barrel Inline-Dämpfer und einer RockShox PIKE. In ihr verstecken sich gleich zwei Anpassungen: Mittels Airshaft wurde der Federweg von 150 auf 160 mm vergrößert. Das vergrößerte die Reserven des Bikes und sorgte gleichzeitig für eine abfahrtslastigere Geometrie. Außerdem wurde die RockShox Charger-Kartusche durch die 3-Way Factory-Kartusche von FAST SUSPENSION ersetzt. Sie stammt aus einem früheren Test und sollte sich nun im Dauertest weiter beweisen.

Bei Bedarf sollen die Shimano Saint-Bremsen dem Speedfox zuverlässig die Geschwindigkeit nehmen.
Bei Bedarf sollen die Shimano Saint-Bremsen dem Speedfox zuverlässig die Geschwindigkeit nehmen.
Ob
Ob die 30 mm breiten DT Swiss XM481-Felgen auch einen Unterschied in der Performance brachten?

Auch bei Bremsen und Laufrädern sollte der Umbau durch ein wenig mehr Gewicht eine bessere Langzeitperformance bringen. Die im Serienmodell verbauten Shimano XT-Bremsen wurden deshalb durch die 4-Kolben-Version Saint ersetzt. Besonders gespannt waren wir auf die Performance des DT Swiss-Laufradsatzes mit 240S-Naben und 30 mm breiten XM481-Felgen. Bei der Reifenwahl kamen keine Experimente in Frage: Der MAXXIS HighRoller II bietet die optimale Mischung aus Grip und geringem Rollwiderstand, weshalb er auch am Speedfox die erste Wahl war. Mindestens ebenso wichtig war unserem Tester die Montage ohne Schläuche, weshalb die Reifen der Wahl tubeless montiert wurden.

Der bewährte SRAM X01-Antrieb liefert präzise Schaltvorgänge und bietet eine hohe Übersetzungsbandbreite.
Der bewährte SRAM X01-Antrieb liefert präzise Schaltvorgänge und bietet eine hohe Übersetzungsbandbreite.

Die Übersetzungsbandbreite des SRAM X01-Antriebs reicht erfahrungsgemäß vollkommen aus. Hier wurde lediglich das 34-Zähne-Kettenblatt gegen die kleinere Version mit 32 Zähnen getauscht, um auch für steile und lange Anstiege gerüstet zu sein.

Das Cockpit hat einen 35 mm kurzen KORE Repute-Vorbau erhalten. Der hochwertige, 750 mm breite Carbonlenker kommt direkt von BMC.
Das Cockpit hat einen 35 mm kurzen KORE Repute-Vorbau erhalten. Der hochwertige, 750 mm breite Carbonlenker kommt direkt von BMC.

Letzte Anpassungen finden sich am Cockpit. Für unseren Tester hat sich eine Vorbaulänge von 35–40 mm als optimal herausgestellt, weshalb der KORE Repute-Vorbau von seinem vorherigen Dauertestbike übernommen wurde. Fahrfertig liegt das Gewicht (mit Shimano XT Trail-Pedalen) in diesem Aufbau bei leichten 12,7 kg.

Die Geometrie des BMC Speedfox 02 Trailcrew

Auch wenn es dem Bike an dem einen oder anderen Millimeter Federweg fehlt – mit seiner aggressiven Geometrie sollte man es mit dem Speedfox Trailcrew auch bergab gut stehen lassen können. Bei einer Körpergröße von 183 cm entschied sich unser Tester für Größe L. Hier beträgt der Reach 455 mm; zusammen mit den 428 mm kurzen Kettenstreben entsteht ein Radstand von 1.188 mm, der dem Bike ein hohes Maß an Laufruhe verleiht. Hier die Geometrie des Speedfox Trailcrew (mit angepasstem Lenkwinkel) auf einen Blick:

Größe XS S M L XL
Sitzrohr 380 mm 395 mm 435 mm 470 mm 500 mm
Oberrohr 565 mm 588 mm 610 mm 632 mm 656 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 117 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 66.6 ° 66.5 ° 66.5 ° 66.5 ° 66.5 °
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74° 74°
Reach 395 mm 415 mm 435 mm 455 mm 475 mm
Stack 598 mm 602 mm 607 mm 612 mm 616 mm

Das Fahrverhalten

Anstiege lassen sich mit dem BMC wirklich fast mühelos bewältigen. Die Front ist durch die 160-mm-PIKE, das ziemlich lange Steuerrohr und den Lenker mit 30 mm Rise leicht erhöht und liefert so eine bequeme, aufrechte Sitzposition.
In Kombination mit dem 32-Zähne-Kettenblatt geriet unser Tester auch nach gut 1.400 Höhenmetern beim Crankworx-Endurorennen nicht an sein Limit. Nervig war lediglich der Cane Creek Inline-Dämpfer, der von Anfang an mit einem fürchterlichen Quietschen auf Schläge reagierte, sobald der Climb Switch aktiviert wurde. Doch auch im offenen Dämpfermodus trat dank des gut funktionierenden APS-Hinterbausystems von BMC nie zu viel Wippen auf.

Das BMC ist sehr verspielt, lässt sich aber trotzdem äußerst präzise durch Kurven steuern!
Das BMC ist sehr verspielt, lässt sich aber trotzdem äußerst präzise durch Kurven steuern!

Bergab ist das Speedfox dann vor allem eins: verspielt! Selten animiert ein Rad so sehr dazu, an jeder winzigen Kante abzuspringen. Daran ist neben den kurzen Kettenstreben, die das BMC fast wie von allein aufs Hinterrad bewegen, vor allem der speziell für das Speedfox entwickelte Dämpfertune schuld. Er zeigt sich äußerst reaktiv, schnell und spaßorientiert. Lediglich an Endprogression fehlte es dem Dämpfer deutlich. Ein Druck von 180 psi ergab einen SAG von etwas über 20 % – trotzdem nutzte unser Tester den Federweg auch auf flowigen Trails meist komplett aus, was zu einigen Durchschlägen führte. Anfängliche Bedenken, dass das Bike durch den ziemlich schnellen Rebound in schnellen Sektionen unruhig werden könnte, erwiesen sich als unbegründet. Dazu tragen sicherlich auch das lange Oberrohr und die hohe Front ihren Teil bei. Der Umbau auf eine Federgabel mit 160 mm brachte spürbar mehr Reserven an der Front und verlieh dem BMC durch den flacheren Lenkwinkel ein noch ruhigeres Handling auf schnellen Abfahrten. Trotzdem ließ sich das Speedfox ebenso verspielt durch Kurven zirkeln, wie man es auf das Hinterrad oder in die Luft bewegen konnte.

Auch wenn die Jagd nach den letzten Millisekunden auf einem anderen Bike wahrscheinlich etwas leichter fallen würde – das BMC meistert den Spagat zwischen Stabilität und Agilität nahezu perfekt und bringt so verdammt viel Spaß.

Auch im harten Renneinsatz beim Crankworx Toa Enduro machte das BMC eine gute Figur. Die Jagd auf letzte Millisekunden fällt auf dem großen Bruder BMC Trailfox 29 aber sicherlich etwas leichter.
Auch im harten Renneinsatz beim Crankworx Toa Enduro machte das BMC eine gute Figur. Die Jagd auf letzte Millisekunden fällt auf dem großen Bruder BMC Trailfox 29 aber sicherlich etwas leichter.

Langzeitperformance

Neben anfänglich störendem Quietschen des Dämpfers wurde im Verlauf des Tests das Ansprechverhalten des Federbeins schlechter, das Quietschen wurde lauter und der Dämpfer begann sogar, etwas Luft zu verlieren. Zurück in Deutschland ließen sich alle Probleme mit einem längst überfälligen Service beheben.

Neben dem Fahrverhalten war vor allem die Langzeitperformance beeindruckend! Denn nicht wirklich viel am BMC ist eigentlich für einen so langen Einsatz im Bikepark ausgelegt.
Neben dem Fahrverhalten war vor allem die Langzeitperformance beeindruckend! Denn nicht wirklich viel am BMC ist eigentlich für einen so langen Einsatz im Bikepark ausgelegt.

Großartig verhielt sich dagegen die RockShox PIKE inkl. FAST Suspension-Kartusche. Bereits im Test hatte sie durch perfekte Abstimmbarkeit und ausgezeichnetes Dämpfungsverhalten überzeugt und ihre Performance blieb auch über die nächste Saison hinweg auf dem gleichen hohen Niveau. Der Lack und die Lager des Rahmens waren trotz der harten Belastungen am Ende des Trips noch in einem guten Zustand, was sehr für die Qualität des Bikes spricht.

Das Speedfox Trailcrew wird euch auch noch nach langem Einsatz ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern!
Das Speedfox Trailcrew wird euch auch noch nach langem Einsatz ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern!

Fazit

Seien wir ehrlich: Das Speedfox und seine Komponenten wurden für den Enduro- bzw. Traileinsatz gemacht – es ist also nicht wirklich fair, sie nach drei intensiven Monaten in einem Bikepark zu bewerten. Umso überraschender ist, wie gut sich das BMC Speedfox Trailcrew und seine Komponenten letztendlich geschlagen haben. Weit gefehlt, wer einen völlig vermackten Rahmen erwartet! Die Lackqualität ist bei BMC oder auch RockShox mindestens genauso gut wie das Fahrverhalten. Das Speedfox Trailcrew selbst bekommt eine absolute Kaufempfehlung und wird euch ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern!

Tester: Daniel Schlicke | Geboren: 1994 | Fährt Rad seit: 2012 | Größe: 183 cm | Gewicht: 74 kg | Job: Twerk & Travel

Mehr Informationen zum Bike: bmc-switzerland.com


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