Jedem Bikeurlaub sollte eine gründliche Planung vorausgehen. Ebenso wichtig ist es klar festzulegen, welche Sachen mit eingepackt werden und welche zuhause bleiben können. Wohl dem, der sich in betreuende Hände begibt und einen Teil der Planungen erfahrenen Leuten überlässt. In diesem Falle führt die Reise nach Teneriffa.

Seit vielen Jahren schon fliegen Trailtouren zur Vulkaninsel. Im Zentrum steht Spaniens höchster Berg, der heilige “Teide”, der beste Bedingungen zum Mountainbiken bietet. Der Flug zum südlichen Flughafen Teneriffas dauert vier Stunden, hinzu kommt ein etwa einstündiger Bus-Transfer nach Puerto de la Cruz, einem Mekka für Enduro-Biker. Die direkt am Meer gelegene Stadt ist der ideale Ausgangspunkt für Bike-Touren mit abfahrtslastigem Charakter.

Das geplante Touren-Programm für eine Woche ist so bunt und vielfältig wie die Insel selbst: Es spiegelt alle Facetten der Kanaren mit unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten, einer bizarren Fauna und Flora, sowie die landestypischen kulinarischen Köstlichkeiten wider. Voller Vorfreude macht sich die kleine Reisegruppe auf ins Abenteuer.

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Im Küstenort angekommen, bedienen wir uns des in Puerto de la Cruz ansässigen deutschen Kollegen Ralf Petrovskis, der seit 2000 auf der Insel und ihrer kleinen Nachbarinsel El Hierro geführte Touren und Leihbikes anbietet. Seit 2015 stehen ihm mit Markus und Arne zwei weitere Scouts und Schrauber zur Seite, die schon unzählige deutsche Winter auf dem Eiland verbracht haben. Ihnen ist das vulkanische Gebiet somit vertrauter als manchem Eingeborenen.

Teneriffa ist zwar auch im Besitz eines offiziellen, 200 Kilometer langen Reit- und MountainBike-Wegenetzes mit Namen “Red de bica”, das sich über die ganze Insel erstreckt. Wer jedoch außergewöhnliche Spots und Trails sehen und befahren möchte, der kommt an MTB Active nicht vorbei.

Um Touren mit besonderem Reiz zu erfahren, muss man in höhere Gefilde eindringen und die Stadt weit hinter beziehungsweise unter sich lassen. Mit Ralfs Bus und Bike-Anhänger durchfährt man schon bei der Auffahrt zum heiligen Berg diverse Vegetations- und Klimazonen. Dank fachmännischer Auskünfte der Guides bekommt man ein grobes Bild dessen vermittelt, was der Tag und der Insel-Urwald mit sich bringen werden.

Loser Untergrund und enge Kurven erfordern gute Fahrtechnikerfahrungen.
Loser Untergrund und enge Kurven erfordern gute Fahrtechnikerfahrungen.

Neben diesen verbalen Appetizern gehört auch ein kulinarischer Genuss an den Start jeder Tour. Der inseltypische Cortado, ein besonders starker Kaffee, der mit reichlich Milch gestreckt wird, weckt selbst nach langer Nacht die Lebensgeister und die Neugier auf den bevorstehenden Tag. So unterschiedlich die Zonen von Vegetation und Klima sind, so unterschiedlich sind auch die Untergründe der Trails.

Ein spanischer Cortado weckt die Lebensgeister.
Ein spanischer Cortado weckt die Lebensgeister.

Die über und über mit Piniennadeln bedeckten Wege des nordöstlichen Insel-Gebietes zwingen die Biker schon früh am Tag, sich die Bremse zur gefügigen Gespielin zu machen, um keine rutschigen Erlebnisse negativer Art zu verspüren. Die Nadelteppiche ziehen sich kilometerweit durch die hellbraun, gelb und grün leuchtenden Wälder und verdecken dabei hin und wieder auch kleine Hindernisse wie Stufen oder Wurzeln. Minimale Gegenanstiege lassen die Fahrt wie eine Runde mit der Achterbahn erscheinen. Wer nun denkt, dass sich aufgrund des morgendlichen Bus-Transportes die zu erfahrenden Höhenmeter erledigt hätten, dem sei gesagt, dass trotz diesem Umstand bei den Enduro-Touren immer noch zwischen 450 und 1.200 Höhenmeter pedaliert werden wollen.

Hoch über Stadt und Küste tront es ein gigantisch großes Trailnetz
Hoch über Stadt und Küste tront es ein gigantisches Trailnetz

Eine weitere Attraktivität des MountainBike-Angebotes auf der Insel sind die Einkehrmöglichkeiten vor, während oder nach einer Tour. Einmal stärkt man sich beispielsweise per mitgebrachten “Bocachitos” nach dem ersten Uphill, bei gemeinsamer Vesper mitten im Wald und ein anderes Mal hält man Einkehr im verträumten und malerischen Restaurant “El Refugio” im Süden der Insel. Fleisch- oder Gemüsesuppen, legendäre Tappas und leckerste Kuchen und Küchelchen sind die Renner bei uns Bikern und werden genauso verschlungen wie die vielen bunten Eindrücke um uns herum. Gerade nach den stundenlangen Abfahrten in den Süden der Insel sind Erfrischungen willkommen und ein Auffrischen der Energietanks von Nöten.

Die relativ ruppigen, aber dennoch flowigen Trails, die sich mit ihrem lose verstreuten Lava-Geröll weite Flächen überziehen und steile Hänge hinabschlängeln, stellen einen erhöhten Anspruch an Kondition wie Konzentration. Mittels einer Tragepassage strebt man auch mal einem höheren Niveau entgegen, um anschließend langsam, aber sicher dem Meer in einiger Sichtweite entgegen zu rollen.

Zähe Uphillpassagen werden mich werden mit langen Abfahrten belohnt.
Zähe Uphillpassagen werden mit langen Abfahrten belohnt.

Die uns an eine Mondlandschaft erinnernde Gegend, zeigt jetzt im Februar schon ein erstes Aufkeimen einzelner Pflanzen, die ihre hauchzarten grünen und gelben Tupfer im rot-braunen Lavasand hinterlassen. Bilder, die allein schon nicht mehr aus dem Gedächtnis gelöscht werden können, weil sie wie die Kulissen der Wild-West/ Sience-Fiction-Inszenierung von Cowboys und Aliens mit Daniel Craig wirken. Hinzu kommen dann noch die spektakulären Pfade, die unseren Ritt auf dem Vulkan zum perfekten Kopf-Kino mit Aufnahmeoption und Selbsterlebnis werden lassen.

Von 2000 Metern über dem Meeresspiegel ...
Von 2000 Metern über dem Meeresspiegel …

Die Perfektion eines wahren Bike-Paradieses erreicht Teneriffa mehrfach und diese Eindrücke werden dadurch abgerundet, dass man als Biker morgens auf rund 2000 Metern über NN starten und am späten Nachmittag am Meeresstrand vor einer Strandbar enden kann. Die Wege dorthin sind unterschiedlicher Natur.

Der Stadtdownhill durch die Seitenstraßen der Küstenorte ist nicht minder spannend, wie die Trails, die größtenteils steil nach unten führen. Die Königsabfahrt ist ein Küstentrail, der mit S3/S4 Serpentinen und ausgesetzten Passagen nur so gespickt ist, und der fahrtechnische Feinheiten unbedingt voraussetzt. Enorm stolz, diese Anforderungen bewältigt und die Schlüsselstellen gemeistert zu haben, lässt sich unsere Gruppe den Cortado an der Strandbar von Boulloullo noch einmal so gut schmecken…

... runter zur Küste an nur einem Tag: Auf Teneriffa ist vieles möglich!
… runter zur Küste an nur einem Tag: Auf Teneriffa ist vieles möglich!

Weitere Informationen zum Veranstalter findet ihr auf der Trailtouren-Website, sowie auf MTB Active.

Text & Fotos: Oliver “Oliscout” Weinandy


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