Seit fast 5 Monaten wird die Liteville 301 Enduro-Werksmaschine von unserer Dauertesterin Ricky mit auf ihre Abenteuer genommen. Seit über 1.500 km und einigen Enduro-Rennen sind die beiden nun schon unzertrennlich. Bevor sie zum Überwintern in den Süden starten, gibt es hier noch einen Zwischenbericht.

Ricky und ihr Arbeitsgerät: die 5.275 € teure Liteville 301 Enduro-Werksmaschine.
Ricky und ihr Arbeitsgerät: die 5.275 € teure Liteville 301 Enduro-Werksmaschine.

Ausstattung

Den beim First Look angekündigten ersten Umbau hatte Ricky schnell erledigt und so verschwand der Remote-Hebel der Reverb-Sattelstütze auf die linke Unterseite des Lenkers. Der Laufradsatz wurde noch vor der ersten Ausfahrt auf Tubeless umgerüstet und der Hinterreifen wurde gegen einen Hans Dampf in 2,35″ Breite getauscht.

Mittlerweile hat Ricky bereits über 1.500 km mit dem Liteville 301 zurückgelegt.
Mittlerweile hat Ricky bereits über 1.500 km mit dem Liteville 301 zurückgelegt.

Anfangs hatte Ricky noch etwas mit dem zu großen kleinsten Gang der 30–42-Übersetzung zu kämpfen, doch die Sorge vor dem Absteigen bei zu steilen Anstiegen legte sich mit jedem Kilometer. Inzwischen kommt sie sehr gut klar mit der 11-fach-Ausstattung.

Ein weiteres Bangen galt dem teuren und exponierten SRAM X01-Schaltwerk. Bringt der Syntace-Rockguard wirklich was? Ja, tut er! Das Schaltwerk ist noch immer frei von tieferen Kratzern und Beschädigungen.

Der Rockguard erfüllt seinen Job souverän und schützt das Schaltwerk effektiv vor Beschädigungen.
Der Rockguard erfüllt seinen Job souverän und schützt das Schaltwerk effektiv vor Beschädigungen.

Die RockShox PIKE-Federgabel sprach in den ersten Betriebsstunden für Rickys Geschmack noch etwas zu straff an. Doch nach einer kurzen Einfahrzeit läuft auch sie tadellos.
Mit der Guide-RSC-Bremsanlage ist unsere Testerin ebenfalls sehr zufrieden. Die Hebelweite und der Druckpunkt können innerhalb von Sekunden optimal auf die eigenen Bedürfnisse und die Wunschposition eingestellt werden. Einzig der Wechsel der Bremsbeläge erfordert etwas mehr Geduld, da das Zurückdrücken der Kolben mehrfach wiederholt werden und der Bremssattel im Anschluss wieder neu justiert werden muss.

Der Bremsgriff der SRAM Guide RSC lässt sich optimal an die eigenen Bedürfnisse anpassen und auch die Bremskraft geht voll in Ordnung.
Der Bremsgriff der SRAM Guide RSC lässt sich optimal an die eigenen Bedürfnisse anpassen und auch die Bremskraft geht voll in Ordnung.

Der Syntace-Laufradsatz erledigt seinen Dienst geräuschvoll und zuverlässig, weist aufgrund einiger Durchschläge am Hinterrad mittlerweile aber schon ein paar Dellen auf. Zu Beginn fand Ricky den lauten Freilauf noch klasse und ist immer wieder an Gruppen vorbei- oder an sie herangefahren und hat dann mit dem Treten aufgehört, um sich so die Klingel zu sparen, inzwischen ist er ihr aber fast etwas zu laut geworden. Frauen haben ja bekanntlich immer was zu quatschen und da stört der Freilauf doch die Kommunikation. Daher empfiehlt sie den Laufradsatz eher für Solo-Touren.

Ist der Luftdruck zu gering und die Linie durch das Steinfeld zu direkt, lassen sich Dellen manchmal nicht vermeiden.
Ist der Luftdruck zu gering und die Linie durch das Steinfeld zu direkt, lassen sich Dellen manchmal nicht vermeiden.

Wer das Rad mit Umwerfer vorne fährt, kann sich am MK 12 bei Tragepassagen über die fehlende Zugverlegung hinter dem Sattelrohr und die damit verbundenen geringen Bedienkräfte freuen, denn hier geschieht die Anlenkung über einen SideSwing-Umwerfer, dessen Zugverlegung über das Unterrohr verläuft.

Praktisch: In die Hinterradachse ist ein Inbusschlüssel integriert.
Praktisch: In die Hinterradachse ist ein Inbusschlüssel integriert.
Die Syntace-eigene Kettenführung hält in Kombination mit der Narrow/Wide-Technologie des Kettenblatts die Kette sicher an Ort und Stelle.
Die Syntace-eigene Kettenführung hält in Kombination mit der Narrow/Wide-Technologie des Kettenblatts die Kette sicher an Ort und Stelle.

Auch wenn es Ricky nicht leicht fiel, ein pinkes Anbauteil (in dem Fall der Sattel) wieder vom Rad zu entfernen, fällt es ihr nun umso leichter, längere Zeit im Sattel zu sitzen. Der Ergon SME-3 Pro in bikinipink wurde gegen einen Specialized Myth getauscht – für mehr Spaß auf und nach dem Trail. Umso besser sind die Ergon GE-1 Griffe. Lediglich ein wenig Farbe ist verblasst, der Grip ist aber auch bei nassem Wetter noch hervorragend.

Geschmackssache: Der Specialized Myth-Sattel passt Ricky perfekt.
Geschmackssache: Der Specialized Myth-Sattel passt Ricky perfekt.

Geometrie

Der größte „Yeah“-Effekt trat für Ricky beim Vorderrad auf, das verglichen mit ihrem vorherigen 26″-Liteville 301 eine Nummer größer ist. Von der ersten Sekunde an war sie vom Scaled-Sizing begeistert. Die Kombination aus 27,5″ vorn und 26″ hinten verleiht dem Bike ein spürbares Plus an Laufruhe.
Das Syntace-Cockpit mit dem kurzen 40-mm-Vorbau in Kombination mit dem 760 mm breiten Vector Carbon-Lenker mit 10 mm Rise geben ihr durch die aufrechte Sitzposition ein sehr sicheres Feedback. Sie hatte nie das Gefühl, auf steilen Abfahrten über den Lenker absteigen zu müssen. Was es noch zu testen gilt, ist das Fahrverhalten in der hinteren Position des Duo-Links in Kombination mit einem 27,5″-Hinterrad.

Das edle Syntace-Cockpit passt wie die Faust aufs Auge – und das nicht nur optisch.
Das edle Syntace-Cockpit passt wie die Faust aufs Auge – und das nicht nur optisch.

Klettereigenschaften

Der Hinterbau des 301 zeigt sich sehr antriebsneutral und neigt auch im Wiegetritt nicht zum Wippen. Dennoch fährt Ricky lange Anstiege am liebsten mit blockiertem Dämpfer, da hier der SAG weiter reduziert wird und sie den Eindruck hat, effektiver bergauf pedalieren zu können. Im technisch anspruchsvollen Terrain wird der Hebel aber wieder geöffnet, um von dem Plus an Traktion zu profitieren.

Im alpinen Terrain begeistert das Rad mit seinem agilen Handling.
Im alpinen Terrain begeistert das Rad mit seinem agilen Handling.
Auf schnellen Abschnitten überzeugt das Rad mit angenehmer Laufruhe.
Auf schnellen Abschnitten überzeugt das Rad mit angenehmer Laufruhe.

Handling und Fahrwerk

Das Bike läuft auf schnellen Downhills sehr stabil und wirkt keineswegs nervös. Kleinste Unebenheiten schluckt es ebenso souverän und problemlos wie Wurzeln und Steinfelder. Verwinkelte Trails und enge Spitzkehren sind für das 301 kein Problem und so eignet sich das Rad auch für Biker, die das Hinterrad in jeder Kehre versetzen wollen. Das Bike fährt wie von allein wieder aus der Kurve heraus. Mit der richtigen SAG-Einstellung klebt es im Uphill gut am Boden, mit zu viel SAG sackt es jedoch etwas ein. Im Bikepark haben sich für Ricky 30 % SAG als optimal herausgestellt, auf Touren bevorzugt sie eher straffe 20 %.

Die Zugstufe fährt sie sowohl an der Federgabel wie auch am Dämpfer aufgrund ihres geringen Gewichts nahezu komplett offen und hat so auch bei schnellen Schlägen keinerlei Probleme.

Auch bei dem einen oder anderen Renneinsatz musste sich das Rad bereits beweisen.
Auch bei dem einen oder anderen Renneinsatz musste sich das Rad bereits beweisen.
Hoch hinaus – Ricky hat diese Saison schon so manchen Berg erklommen. Immer mit dabei: das Liteville 301
Hoch hinaus – Ricky hat diese Saison schon so manchen Berg erklommen. Immer mit dabei: das Liteville 301

Haltbarkeit

Am Rahmen selbst zeigen sich bisher keinerlei Gebrauchsspuren. Alles läuft völlig geräuschlos und frei von Spiel. Einzig der Schwalbe Hans Dampf war nach fast 3 Monaten verschlissen. Bei ihm sind die Seitenstollen stark eingerissen und durch die Seitenwände „schwitzte“ Dichtmilch, die Ricky des Öfteren nachfüllen musste. Die Probleme wurden laut Schwalbe bei der neuesten Generation jedoch behoben. Die SRAM-Kette ist noch einige Kilometer von ihrer Verschleißgrenze entfernt, was wohl auch an den vielen ungetretenen Tiefenmetern liegen wird.

Die Eloxalbeschichtung erwies sich im Test als äußert robust und haltbar.
Die Eloxalbeschichtung erwies sich im Test als äußert robust und haltbar.

Blick in die Zukunft

Bevor es für das Pärchen auf die Reise in den Süden geht, wird noch ein Service an der RockShox PIKE und am Monarch-Dämpfer durchgeführt. Die Reverb Stealth wurde von SRAM vor einigen Tagen geserviced. Außerdem wird der Rahmen mit einer Extraportion Folie abgeklebt, denn das Lavagestein auf La Palma wird dem Bike ganz schön zusetzen.

Wir sind gespannt wie sich das Rad auf der Insel schlägt wie Rickys Fazit am Ende des Dauertests ausfällt.

Text: Ricky Westphal Bilder: Andreas Maschke/Ricky Westphal/Christoph Bayer


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