Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann. Nach einem anstengendem Trainings-Samstag bei sengender Hitze und staubtrockenen Trails öffneten sich die Himmelsschleusen während wir beim Abendessen saßen und es regnete so stark, das sogar die Alarmanlagen einiger Autos auslösten. Im ganzen Ort suchten die Fahrer Schutz in Restaurants und unter Vordächern, wärend die Natur ein gewaltiges Feuerwerk aus Blitzen an den Nachthimmel zauberte. Viel wurde diskutiert, welche Auswirkungen die Wassermassen auf die verschiedenen Stages haben würden. Der heutige Tag gab die Antwort.

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Das ultimative Frühstück am Renntag?

Prolog

Zunächst fand jedoch am Samstagabend – noch vor dem Gewitter – der Prolog statt. Es galt, den kurzen Rundkurs an der Liftstation schnellstmöglich zu bewältigen. Nach einem knackigen Anstieg gleich zu beginn, wartete ein für Endurorennen gewiss unübliches Hindernis auf die Fahrer: eine sechs Meter hohe Treppe – aufwärts! Wem es gelang, geschmeidig vom Rad abzusteigen und samt Bike die Treppe hochzuspurten konnte hier ordentlich Zeit gut machen. Auf die Treppe folgten eine Handvoll staubiger Anliegerkurven bevor es vor dem Ziel noch mal durch eine enge, rutschige Kehre ging, die so manchen übermotivierten Fahrer in den Staub schickte. Bei Zeiten von ca. einer Minute hatten aber auch schon kleinere Fahrfehler große Auswirkungen.

Schnellste Dame auf dem Prolog-Kurs war Laura Brethauer, schnellster Herr ihr Teamkolege Gustav Wildhaber.

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Bei Zeiten von unter einer Minute war volle Konzentration gefragt.

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Durch den Staub rutschige Anlieger auf der kurzen Strecke

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Kein Standard Hindernis auf einem Rennen – hier wurden wertvolle Sekunden gewonnen und verloren

Race Day!

Nach den heftigen Gewittern der Nacht, herrschten morgens gänzlich andere Bedingungen als am Vortag: Der Lift war in dichten Nebel gehüllt, alles war kalt und dampfig. Als die ersten Fahrer durch den Startbogen rollten, herrschte Ungewissheit: Hatte der nächtliche Regen die Stages zur Rutschpartie werden lassen?

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Diese beiden Freiluft-Camper mussten nachts wohl Schutz suchen…

Während einige Fahrer auf der ersten Stage wertvolle Sekunden rausholen konnten, verfluchten anderen die tretlastige Strecke. Nach einem gleichmäßigen Anstieg aus dem Ort heraus führte die Stage über fahrtechnisch einfache Highspeed-Passagen mit einigen scharfen Kurven wieder gen Tal – nur um die Fahrer nach einem scharfen Knick wieder einen steilen Hang hochzujagen, der – besonders fies – gegen Ende noch steiler wurde. Bei den hohen Temperaturen eine echte Herausforderung. Selbst einige der schnellsten Fahrer stiegen/fielen auf den letzten Metern von Ihren Bikes und schoben. Schön zu sehen, dass die Organisatoren trotz Liftunterstützung den Ausdaueraspekt des Endurosports nicht vernachlässigen.

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Während die ersten Fahrer noch feuchte Streckenbedingungen vorfanden, fuhren die später gestarteten auf größtenteils trockenen Trails.

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“Heartbreak hill” – Scott Laughland gibt alles!

Nach kurzem Stopp im Fahrerlager ging es per Lift auf den 2225m hohen Gipfel, wo die aussichtsreiche zweite Stage die Fahrer erwartete. Dieser folgend ging es vor Traumpanorama zunächst einen Bergkamm entlang, bevor der Trail in einer Reihe von Spitzkehren schneller Höhenmeter vernichtete.

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Immer willkommen: Liftunterstützung

Unter der gnadenlos niederbrennenden Sonne ging es nun auf die Bergflanke ohne Lift – auf einen nahezu Schattenfreien Uphill zu Stage 3, der allen Fahrer gut zu schaffen machte.

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Cube-Fahrer Scott Laughland startet in Stage 3 – auf dem Weg zum 12. Platz

Stage 3 präsentierte sich dann als feuchter Traum eines jeden Enduro-riders: Großzügig abgeflattert hielt sie zahlreiche Linienvariationen bereit, schlängelte sich ruppig und wurzelig über schöne Alpenwiesen bevor sie die Rider an der willkommenen Versorgungsstation ausspuckte.

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Fantastische Aussicht und staubtrockene Trails – was will man mehr von einem Endurorennen?

Ob es an nur an den Bananen der Versorgungsstation lag, dass so Mancher eine längere Zeit pausierte, oder doch auch am Respekt vor dem anstrengenden Anstieg zur vierten Stage. Nur einzelne machten sich pedalierend an den steilen Forstweg, die meisten reihten sich in die Prozession Schiebender ein, die langsam aber stetig zur vierten Stage zog.

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John aus England – trotz oder gerade wegen seiner Verletzung wohl der lauteste Anfeurer!

Wieder oben angekommen ging es etwas Bikepark-mäßiger weiter: Stage 4 und 5 waren beide Teil des Herrensteig Freeridetrails und glänzten mit einer gelungenen Mischung aus gebauten Anliegern, kleinen Drops und verschiedenen Northshore-Passagen. Allerdings war ein großer Teil des Trails nicht gezeitet und nur als Transfer gedacht – die Stages selbst waren mit knapp über 2 Minuten recht kurz – hier wäre mehr drin gewesen. Trotzdem: Der abwechslungsreiche Trail zauberte allen Teilnehmern ein fettes Grinsen ins Gesicht.

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Alasdair Maclennan auf dem Weg zu Platz 22.

Nach Auslesen der Transponder zeigte sich, dass das Cube Action Team an die vorangegangenen Erfolge der Saison anknüpfen kann: Favorit Gusti Wildhaber schnappte sich mit einer Gesamtzeit von 12:51:82 den Sieg bei den Herren während sein Teamkollege Andre Wagenknecht mit einer Zeit von 13:23:62 für noch mehr Cube-Farben auf dem Podest sorgte. Platz zwei ging an Petrik Bruckner, der 13:20:76 für alle Stages brauchte.

kronplatz-238 Bei den Ladies sicherte sich Anna Brandtner mit einer Gesamtzeit von 16:07:90 den Sieg, gefolgt von Birgit Braumann auf Platz 2 und Anjer Kramer als Dritte mit Zeiten von 16:36:17 und 17:14:16.

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Das Wochenende zusammenfassend, lassen sich wohl zwei Dinge sagen: 1. Kronplatz ist eine Top Enduro-Location. 2. Das Team der Specialized SRAM Enduro Serie hat es wieder einmal geschafft, ein durch und durch gelungenes Wochenende auf die Beine zu stellen: hervorragende Organisation, ein gelungenes Rahmenangebot und eine entspannte Atmosphäre. Wir kommen gerne wieder!

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Fotos: Trev Worsey Text: Trev Worsey/Aaron Steinke


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!