Überraschend, überragend, erschreckend, konstruktiv und amüsant – 12.215 Mountainbiker haben an unserer Leserumfrage teilgenommen, und verdammt viele Fragen beantwortet. In nächtelanger Arbeit haben wir 2,4 Millionen Excel-Kästchen analysiert und die Highlights aufbereitet. In diesem Artikel findest du deshalb:

  • Die Resultate aus der Leserumfrage und Antworten auf euer Feedback sowie auf die Frage: Was macht ein gutes Magazin aus?
  • Die populärsten Marken der Branche: Ihr habt die besten Bike-Brands 2015 gewählt, die Ergebnisse gibt es hier.

Die Leserumfrage dauerte insgesamt 64 Tage (Juni bis August 2015). 12.215 Teilnehmer aus 84 Nationen nahmen teil und benötigten im Schnitt 24 min, um knapp 80 Fragen zu beantworten. Die totale Beantwortungszeit aller Leser betrug 204 Tage, wobei in der Auswertung 2,4 Millionen Excel- Kästchen gefüllt wurden.

Die richtigen Fragen stellen

Klar gibt es auch dumme Fragen, aber wir wissen: Stellt man sich und euch (!) die richtigen, dann ist es leichter fürs Leben wie die Arbeit zu lernen, sich weiterzuentwickeln und Dinge richtig zu machen. Die wichtigsten Fragen sind deshalb:

1. Was will ich?

Keinen Scheiß! Wir haben während des Jahresmeetings in Südtirol, bei dem unser 18-köpfiges Kernteam aus Deutschland, dem UK, den USA und Italien vor Ort war, die Ziele für die kommenden Jahre nochmals klar definiert. Wir wollen mit einzigartigem Content punkten, mit hoher Qualität begeistern und vor allem eines: ein hervorragendes Verhältnis zu euch!
Deshalb geht es in diesem Artikel um euer Feedback, unsere Pläne und ein besseres Verständnis beiderseits. Denn wir sind überzeugt: Wer sich als internationale Anlaufstelle und Referenz positionieren will, muss hart arbeiten und vor allem ehrlich und transparent sein. #OpinionLeader ist nicht nur Thema dieser Ausgabe, sondern unser Leitmotiv und wird in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren weitreichende Auswirkungen haben.

2. Was kann ich?

Wollen ist schön, können ist besser. Der Realitätscheck: Als wir das Magazin gründeten, war uns klar, dass wir mit traditionellen Mitteln keine Chance haben würden. Wir hatten kein Budget – aber dafür eine Vision, den richtigen Background, das Netzwerk und vor allem Leidenschaft. Leidenschaft für Bikes, Racing, Reisen, Bier, gutes Essen und Medien. Und das ist die Basis unserer Arbeit: ein leidenschaftliches, kreatives Team, das Neues wagt, um Neues zu erschaffen. Unkonventionelle Wege gehen und inspirieren.
Statt fachfremden Uni-Absolventen und Titel-Jägern suchten und suchen wir nach Mitarbeitern, die mit Leidenschaft für ihr spezifisches Fachgebiet brennen, etwas bewegen (und erreichen!) wollen und einen hohen Anspruch an ihre Arbeit haben. Geht nicht, gibt’s nicht.

Schritt für Schritt kamen und kommen weiterhin neue Kompetenzen in das Team und dadurch entsteht Kapazität, um Bewährtes zu verbessern, laufende Projekte in Frage zu stellen und vor allem Neues anzugehen. Dabei ist es mit das Wichtigste, ein vertrauensvolles, ehrliches Umfeld zu haben, das inspiriert und einen antreibt, über sich hinauszuwachsen. Dazu gehört das interne Feedback genauso wie dein Feedback als Leser! Danke dafür!

3. Was brauche ich?

Nur wer seinen Markt wirklich versteht, kann langfristigen Erfolg haben. Neue Trends, neue Medien-Formate, neue Anforderungen und Ansprüche – die Medienwelt erlebt genauso wie die Bikewelt einen disruptiven Wandel. Wer das nicht realisiert, ist selbst schuld. Innovationszyklen werden immer kürzer. Und auch der Leser sollte sich fragen, wie und wo er Informationen liest.

Aus diesem Grund ist die Frage „Was macht ein gutes Magazin aus?“ brisanter denn je. Und deshalb haben wir uns das nicht nur selbst im stillen Kämmerlein gefragt, sondern auch euch im Rahmen unserer Leserumfrage. Hier die wichtigsten Punkte und Prinzipien:

„Alles ist gut – und das ist scheiße: Wer alles schönschreibt, verliert seine Authentizität und damit seine Leserschaft.“ Ein gutes Magazin bezieht klar Stellung und steht auch dazu – kritisch, reflektiert, ehrlich. Deshalb setzen wir auf Vergleichstests, Dauertests und auf die Erfahrung unserer vielseitigen Testfahrer aus aller Welt, vom Rookie bis zum Worldcup-Racer.

Noch sind wir nicht da, wo wir hinwollen. Das überragende Feedback in der Leserumfrage zeigt uns zwar, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir es nicht allen recht machen können (z. B. denjenigen, die lieber blind Labor-Zahlen statt der Erfahrung unserer Tester vertrauen – denn das, was man auf dem Trail tatsächlich spürt, zählt). Nur weil ein 911er der Optik und den Fakten nach vielversprechend aussieht und viele PS hat, heißt das noch lange nicht, dass er sich gut fährt. Denn das richtige Sportfahrwerk gibt es erst bei den teureren Modellvarianten. Und so muss man sich entscheiden: Ist die Optik das Entscheidende? Ist es der Stadtverkehr (wo man einen solchen Porsche am häufigsten antrifft) oder die tatsächliche Performance auf der Rennstrecke? Als Magazin muss man die richtigen Bewertungsparameter kennen.
Setzt man diese Erkenntnis in den richtigen Kontext, wird klar, dass allzu häufig Äpfel mit Birnen verglichen werden und eine absolute Rangliste keinen Sinn macht – auch wenn man sich nach dieser Klarheit sehnt.

Viele von euch hatten recht: Wir testen oftmals (zu) teure Bikes. Die Besten der Besten sind zwar die wichtigsten Technologie-Träger, doch Schwächen und die tatsächliche Tauglichkeit neuer Produkte erfährt man erst in den erschwinglicheren Preisregionen. Deshalb werden wir dieses Feedback demnächst umsetzen: Keine Sorge, der Volksbike-Vergleichstest kommt!

„Content ist King.“

Zu viel Offenheit gegenüber Trends und neuen Technologien – das wird uns tatsächlich manchmal vorgeworfen. Da müssen wir uns fragen: In welcher Welt leben wir eigentlich? Hätten die Pioniere der industriellen Revolution vor über 200 Jahren kein Potenzial in ihren Innovationen gesehen (von den darauffolgenden Revolutionen wie der des Internets, des Smartphones oder von Social Media ganz zu schweigen), dann würden wir heute in feudaler Knechtschaft noch immer mit dem Ochsen unsere Felder bestellen und via Brieftaube statt Facebook mit der Welt kommunizieren. Klingt für manche vielleicht nach Romantik, im echten Leben wäre das aber ziemlich scheiße!
Während jeder neuen Entwicklung gibt es dreckige oder unangenehme Zeiten, aber unsere Aufgabe ist es, den Fortschritt und die Innovationen in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn die Augen vor neuen Herausforderungen (und Potenzialen) zu verschließen und sie zu ignorieren hilft keinem.

Und das gilt auch für unsere eigene Entwicklung:

Ein gutes Magazin setzt nicht nur auf guten Content, sondern auch auf entsprechende crossmediale Verbreitungswege. Der beste Artikel bringt nichts, wenn er falsch verpackt, im falschen Medium gespielt oder schlichtweg nicht gelesen wird. Deshalb stimmen wir die Redaktionspläne (Magazin, Webseite, Social Media) und Inhalte spezifisch auf jeden Verbreitungskanal ab und entwickeln unsere Strategien für die jeweiligen Kanäle und Formate kontinuierlich weiter. Am Anfang wollten wir alles, aber manchmal muss man auch die Eier haben, gewisse Dinge wieder abzuschaffen:
So haben wir mit Ausgabe #020 (Release Januar 2016) den Online-Viewer sowie die Android-App vorerst eingestellen. Nicht wegen fehlender Nachfrage, sondern weil das Leseerlebnis nicht unseren gewünschten Qualitätsstandards entspricht. Dafür kommen die Artikel aus dem Magazin nun zeitnah auf unsere Website, wo sie plattformübergreifend für jeden zugänglich sind!

Wir arbeiten mit Hochdruck daran! Was alles hinter einem internationalen Magazin steckt, kann kaum einer nachvollziehen: Software-Entwicklung in Barcelona, Designer in Berlin, Art-Direction in Stuttgart und Redakteure im UK, in den USA und natürlich in Deutschland. Ein global verstreutes Team ist Herausforderung und Chance zugleich:

„Internationalist – die globale Generation“

Ein gutes Magazin schaut über den Tellerrand, über seinen eigenen genauso wie den der Leser. Wer sich als Fach-Magazin ausschließlich in seiner eigenen Welt bewegt, wird zum Fachidioten und verliert den Blick fürs große Ganze. Deshalb schauen wir nicht nur in andere Branchen wie Mode, Automobil oder andere Outdoorbereiche, sondern auch auf andere Kontinente.
So mögen manche Storys für euch befremdlich oder eigenartig wirken (Shooten in Kalifornien, Zwiebelkuchen in Deutschland, Helikopter in Rumänien oder populäre Endurorennen auf den Philippinen oder der Wüste Dubais) – aber das sollte euch nicht stören, sondern vielmehr bereichern. Auch wenn wir alle die gleiche Leidenschaft teilen, zelebrieren viele Locals eine ganz eigene Interpretation des Mountainbikens. Das macht es so spannend, abwechslungsreich und sorgt bei open-minded Lesern für Inspiration und Abwechslung. Das Gleiche gilt für unser Team.

„Müssen sich Artikel, Themen und News zwangsläufig wiederholen?“

Ein gutes Magazin begeistert, informiert und überrascht. Deshalb arbeiten wir mit den Besten der Besten zusammen und setzen auf ein breites Netzwerk. Wir stellen unserem dynamischen Team alle Mittel zur Verfügung, eigene Ideen und die eigene Kreativität auszuleben, um Unique Content zu erschaffen. Denn damit heben wir uns nicht nur von der Masse ab, sondern haben auch mehr Spaß. Die Liebe zum Detail macht den Unterschied. Und die Zusammenarbeit mit Künstlern, Kreativen und Leuten, die nicht aus der Branche sind, sie aber bereichern können.

„Mittendrin statt nur dabei!“

Konventionelle Renn- und Eventcoverage ist wichtig, aber nicht unsere Maxime: Ein gutes Magazin berichtet nicht nur, sondern gestaltet aktiv mit. Es ist nicht nur Sprachrohr, sondern auch eben auch Opinion Leader – denn nur dann ist es tatsächlich relevant. Deshalb diskutieren wir in unseren Redaktionssitzungen ausführlich verschiedenste Standpunkte und einigen uns auf eine klare Position zu aktuellen und zukünftigen Themen. Wir stehen zu unseren Überzeugungen und sind entschlossen, dafür zu kämpfen. Deshalb reduzieren wir beispielsweise die Medienpartnerschaften mit Events und Rennen auf die wirklich guten – wir wollen euch ja keinen Scheiß (in Form von Artikeln über nicht empfehlenswerte Events) verkaufen!

Und da sind wir auch schon beim nächsten Punkt: eurer Meinung! Bei euren Wünschen und Ansichten. Und weil die uns wichtig sind, werden wir viel Feedback in unsere Arbeit mit aufnehmen.

Was sind eure Ansichten?

Beginnen wir mit einem uns geläufigen Begriff: Für was steht Enduro? Für gerade mal 3 % von euch steht Enduro für Racing. Die große Mehrzahl (nämlich alle anderen) sieht Enduro als Synonym für Mountainbiken und einen Lifestyle!

Und genau darum geht es im ENDURO Mountainbike Magazine. 89 % der Leserumfrage-Teilnehmer sagen: „Das ENDURO Mountainbike Magazine steht für Mountainbiken – Natur, Spaß mit den Kumpels und ein bisschen Racing. Dazu erstklassige Testberichte und coole Lifestyle-Storys.“

Diese Grundeinstellung bestimmt (in Zukunft noch viel mehr) auch unsere Testauswahl und -kriterien. Schließlich bringt ein Vergleichstest, bei dem der Fokus auf der ultimativen Renntauglichkeit liegt, herzlich wenig, wenn nur 2 % der Leser ihr Bike hauptsächlich für Rennen einsetzen. Die meisten wollen vielmehr, dass ihr Bike optimal auf ihren Hometrails funktioniert. Und das führt uns zur nächsten Frage:

Mehr Fahrspaß, weniger schrauben!

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Die Leserumfrage zeigt deutlich: Die Akzeptanz neuer Trends und Technologien geschieht rasant. Die verbleibenden, ablehnenden Stimmen gegenüber E-Mountainbikes sind nicht viele, aber dafür laut. Doch auch wenn die Akzeptanz flächendeckend steigt, ein E-MTB kaufen wollen nur wenige traditionelle Mountainbiker.

Eine ähnliche (anfängliche) Zurückhaltung sieht man noch bei den Plus-Reifen. Aktuell erwarten 12 % der Leser von Bikes in der Zukunft mehr Sicherheit (z. B. durch Plus-Reifen). Nur 5 % der Leser wollen an ihrem nächsten Bike jedoch Plus-Reifen haben. Und das ist auch okay so, schließlich können wir zeitnah noch große Entwicklungssprünge erwarten.

Generell gilt – und zwar unabhängig von der persönlichen Einstellung zu neuen Trends und Innovationen – dass Biker der Biker größte Feinde sind (siehe „Make Love Not War“-Artikel aus Ausgabe #018). Dabei ist es gar nicht so schwer, sich gegenseitig zu respektieren. Schließlich sollte nicht das Fahrrad den Biker in uns definieren, sondern der Mensch und der Spaß an der Sache selbst. Niemand sollte sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wie jemand anderes sein Hobby auszuführen und Spaß zu haben hat.

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„Direkt ein neues Bike!“, so lautet die häufigste individuelle Antwort auf die Frage: Welche Komponenten planst du an deinem Bike in den nächsten 12 Monaten upzugraden?

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Reader’s Choice – die besten Marken

Wir wissen, dass die Fragen zur Markenwahrnehmung etwas langatmig sind. Aber Fakt ist, wir können nicht alle Bike- und Komponentenhersteller bei jedem Test berücksichtigen und wer hier gut abschneidet, hat auch bessere Chancen, in der engeren Auswahl für Vergleichstests zu landen – schließlich ist das genau das, was ihr wollt.

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„Keiner ist Gott.“ Ihr seht. Feedback ist immer spannend. Manchmal ist es erschreckend und frustrierend, aber wer richtig damit umgeht, kann nur davon profitieren. Und wenn man weiß, wo man steht, kann man besser seine Träume verfolgen! Die besten Marken, die besten Magazine und die besten Prinzipien – FTW!

Ein gutes Magazin bleibt immer kritikfähig und lernbereit. Es lässt sich auf das ein, was andere nicht machen, betrachtet die Dinge aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und ist fähig, manche Ansichten zu revidieren. Deshalb hören wir gerne zu: Denn egal wie gut man ist, es geht immer besser. In diesem Sinne vielen Dank für euer Feedback! Amen.


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.