Es ist die menschliche Natur: Wir wollen, dass unsere Kinder erfolgreich sind und in dem, was ihnen wichtig ist, das Beste geben. Aber als Mountainbiker will auch immer ein kleiner Teil von uns, dass unser Nachwuchs diesen unseren Sport genauso liebt wie wir. Unser englischer Redakteur Jim fährt seit Jahren Rad – aber wird er die Ausfahrten mit seinen Kids zum größten Abenteuer seiner Karriere machen können?

Sharing the riding stoke with your kids is every parent's dream. This is Jim and Tod Buchanans story!
Die Passion des Radfahrens mit seinen Kindern teilen zu können, ist wohl der Traum jedes Mountainbikers mit Nachwuchs – wie bei Jim und Todd Buchanan!

Wenn man Kinder hat, regelmäßig Rad fährt und auf Rennen unterwegs ist, fühlt man sich manchmal so, als würde man mit Welpen jonglieren – man versucht, alles in Bewegung zu halten, weil es zu Tränen kommen würde, wenn man etwas fallen lässt. Ich bin der Letzte, der einen gewissen Egoismus leugnen würde, wenn es darum geht, fit für die Rennen zu bleiben. Seit meine Kinder, der inzwischen neunjährige Todd und die siebenjährige Perdy, auf der Welt sind, kämpfe ich permanent mit schlechtem Gewissen, wenn ich mit meinen Jungs biken bin, obwohl ich eigentlich auch mal zu Hause sein sollte. Sobald meine Kids alt genug waren, nahm ich sie mit nach draußen, begann aber vorsichtig – mit Pumptracks, billigen Bikes und Geschenken als Lockmittel.

Aber egal wie ich es versuchte, sie waren nie sonderlich begeistert. Besonders Perdy hat anscheinend kein Interesse daran, auf ein Fahrrad zu steigen, egal wo und wie. In meinem Herzen glomm aber noch ein gewisser Funke Hoffnung und vor etwa einem Jahr begleitete mich Todd an einem schmuddeligen Tag und schien sogar Spaß dabei zu haben. Er beschwerte sich aber auch über seinen schmerzenden Rücken und wuchs schnell aus seinem Hardtail mit 20″-Laufrädern heraus. Er brauchte also ein neues Gefährt und ich musste für etwas Anständiges sparen, das würde dauern. Und ich war mir immer noch nicht sicher, ob er auch dabei bleiben würde.

Das Bike – es geht immer um den Motor, es sei denn, man hat keinen.

Den großen Sprung nach vorne brachte das Trek Fuel EX Junior, das wir in unsere ENDURO-Testflotte bekamen. Ein ernst zu nehmendes Bike und der Kleine war hellauf begeistert, was mich ebenso anstachelte: Würde er vielleicht (wie sein Dad) ein Mountainbiker werden? Seit er geboren wurde und sich auf Laufrädern austobte, hatte ich diesen Traum von uns beiden, wie wir eine Passion teilen und zusammen Trails entdecken, um zu besten Bike-Kumpeln zu werden. Als Kind hatte ich keine sportlichen Vorbilder und niemand in meiner Familie machte etwas Sportliches, vom Fahrradfahren ganz zu schweigen. So jemand wollte ich für meine Kinder nicht sein.

The Trek Fuel EX Junior has supercharged Tod's confidence.
Das Trek Fuel EX Junior hat Todds Sportsgeist angefacht.

Todd war völlig begeistert und in den vier Monaten Testzeitraum war das Trek so ziemlich jedes Wochenende unterwegs. Ich wollte ihn sanft an die Welt des Mountainbikens heranführen, aber wir waren beide einfach zu begeistert. Anfänglich waren die Anstiege etwas zu steil und die Abfahrten zu schnell und machten ihm Angst, aber die Lernkurve eines Neunjährigen ist wirklich überraschend progressiv.

There is nothing better than bringing on the next generation.
Es gibt nichts Schöneres, als die nächste Generation anzuleiten.

Vorbereitung – der Schlüssel zum Erfolg

Alle Kinder sind unterschiedlich. Manche werden beim ersten großen Widerstand das Handtuch werfen, weil es ihnen keinen Spaß mehr macht, oder weil sie doch lieber Fußball spielen wollen. Glücklicherweise merkte ich schnell, dass Todd (wie sein Papa) kein Teamsportler ist. Er ist sehr zielstrebig und beschwert sich (ganz anders als sein Papa!) selten darüber, wie steil ein Berg ist. Nun kann ich mit Stolz berichten, dass es während unserer gemeinsamen Zeit auf dem Rad einige emotionale Momente gab und mein Traum Wirklichkeit wurde – ich bin Vater eines Radfahrers geworrden. Ich bin kein Narr und weiß sehr gut, dass es noch genug Zeit geben wird, in der Todd erkennen könnte, dass Computerspielen eine weitaus wärmere und leichtere Art und Weise ist, seine Wochenenden zu verbringen. Um meinen Traum am Leben zu erhalten, muss ich unsere Ausflüge spaßig halten und dafür muss ich meine Kids vorbereiten. Denn ihnen fehlt die Erfahrung auf den Trails.
Zuerst sollte man darauf achten, dass sie gut eingepackt sind. Schließlich sammelte Todd seine ersten Erfahrungen im englischen Winter. Kinder haben andere metabolische Werte als Erwachsene, sie sind nicht einfach kleinere Ausgaben von uns. Das erfordert sehr warme Handschuhe und Socken, eine anständige, wasserdichte Jacke und angenehme, warme Unterbekleidung. Kinder schwitzen nicht wie wir Alten, kühlen aber schnell aus, sobald man sich nicht mehr bewegt. Schlaf ist ebenfalls immens wichtig. Wenn sie eine kurze Nacht hatten und müde sind, wird ihre Leistung und Motivation extrem abnehmen. Denkt auch daran, dass euer Nachwuchs unterwegs genug zu Trinken und zu Essen bekommt. Ohne Treibstoff bleibt ein junger Mensch sonst liegen wie ein Auto mit leerem Tank. Ich habe darüber nachgedacht, ihm einen Trinkrucksack zu besorgen, aber wenn man nur 28 kg wiegt, sind 2 kg zusätzlich ein überflüssiges Gewicht. Also trägt Papa das Wasser ich muss mich ja ohnehin seiner Geschwindigkeit anpassen.

Kids need constant fuel, make sure to keep them charged up!
Kinder müssen ihre Kraftreserven öfter auffüllen – sorgt für ausreichend Nachschub!

Alles eine Sache der Einstellung

Es ist gut, zur Sicherheit aller Beteiligter ein paar Technikgrundlagen zu schaffen, bevor es losgeht. Es geht um einfache Dinge: Man lässt niemals sein Bike an einem vielbefahrenen Trail herumliegen, man ist immer freundlich zu anderen Fahrern und man macht sich lustig über die Idioten ohne Helme. Todd trägt immer einen Helm, selbst wenn er nur mit seinem Tretroller oder BMX in unserer Straße unterwegs ist.

YES! Tod's skills are growing everyday!
Yeah! Todd wird jeden Tag besser!

Draußen muss ich allerdings nicht nur auf Todds Verhalten ein Auge haben. In den letzten Jahren habe ich einige „Motocross Dads“ gesehen. Ihr wisst schon, die Sorte von Trotteln, die an der Seite der Strecke stehen und ihren Nachwuchs anschreien, schneller zu fahren, auch wenn die am liebsten woanders wären. Das ist meiner Meinung nach der schnellste Weg, es seinem Kind zu verderben. Ich ziehe es vor, bei Todd eine Mischung aus Ermutigung und umgekehrter Psychologie anzuwenden. Ich sage ihm immer, wie gut er fährt, wie beeindruckt ich von seiner Leistung und wie stolz ich auf ihn bin. Wenn es an einen harten Anstieg geht, hole ich immer die Taktik raus: „Hör zu, das ist ein echt steiler Berg. Wenn du den nicht schaffst, ist das nicht schlimm. Ich wäre aber sehr beeindruckt, wenn du es schaffst!“ Als zielstrebiger kleiner Racker, der seinen Papa immer stolz machen möchte (sind das Tränen in meinen Augen?), gibt er jedes Quäntchen Power, um den Anstieg zu schaffen!
Wenn er stürzt, gehen wir immer zurück, schauen uns an, was schief gelaufen ist und er versucht es noch einmal, um zu verstehen, dass es nur ein Fahrfehler war. Es ist erstaunlich, wie schnell er lernt. Ich denke, am wichtigsten ist, ihn regelmäßig zu fragen, ob er noch Spaß am Fahren hat und ob er es noch weitermachen möchte. Er muss es selbst wollen – niemand möchte einen Bike-Kumpel, der eigentlich lieber anderswo wäre.

If the weather is terrible, ensure to keep your kids warm!
Wenn das Wetter übel ist, packt eure Kids warm ein!

Stärker werden

Das sind meine Routinen, um meinen Jungen fit und fröhlich zu halten. Aber wie ich sagte: Jedes Kind ist anders. Wir alle wissen, dass wir glücklich sind, wenn sie es sind. Todds Fortschritte, was sein Können, seine Technik, Fitness und Stärke angeht, sind unfassbar und es ist schön, dabei sein zu können. Anfangs musste er sich noch jeden Hang hochquälen, inzwischen schießt er so schnell bergauf, dass er manche Erwachsenen dumm dastehen lässt (mentaler High Five, Todd!). Vom „Immer-Bodenkontakt-halten“-Fahrstil ist er dazu übergegangen, an jeder kleinen Kante abzuheben. Wenn es an die Abfahrten geht, akzeptiert er seine Angst vor hohen Geschwindigkeiten und wird von Mal zu Mal schneller. Auf seiner letzten Ausfahrt über einen wurzeligen Oldschool-DH-Trail stürzte er drei Mal. Und was machte er? Er schob jedes Mal lachend wieder hoch! Wie der Vater …
Falls ihr also Kinder habt, probiert es mal aus. Denn ich muss zugeben: Es ist das schönste Gefühl auf der Welt. Ich bin so stolz, meinem kleinen Mann bei seinen Fortschritten zuzusehen, und habe Spaß daran, ihn anzuleiten und zu ermutigen. Es hat mir einen neuen Blick auf die Welt des Mountainbikens gegeben und ich kann kaum erwarten, zu sehen, was die Zukunft für meinen kleinen Ganoven auf zwei Rädern bereithält.
Was meine Tochter angeht, habe ich noch einen Plan B. Bisher ist sie für Trails nicht zu begeistern, aber wenn der Sommer kommt, werde ich mit Todd zu einigen Pumptracks fahren. Und da ihre Mutter im Studio sein wird, muss Perdy wohl mitkommen – und vielleicht wird sie sich ja auf das für sie bereitstehende Bike setzen und ein paar Runden drehen. Lasst uns sehen was passiert und drückt mir die Daumen!

Another future shredder is born!
Eine weitere Trailrakete der Zukunft ist geboren!

Habt ihr auch Lust bekommen mit euren Kids mehr biken zu gehen? Dann werft doch einen Blick in unsere Kaufberatung: Mountainbikes für Kinder im Test

Bilder: Isac Paddock


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