Als begeisterte Trailfahrerin mit einer Vorliebe für Ausdauerwettbewerbe war Catherine Smith die Idealbesetzung für den Langzeittest des neuen Whyte T-129 SCR Works, einem schnellen Trailbike, das eine moderne Geometrie mit dem lässigen Auftreten eines 29ers kombiniert. Nach einer geschäftigen Saison mit diversen Podien wollten wir mal hören, wie die Performance des Whyte T-129 so war.

The Whyte T129 blends 29er stability with sharp agile handling
Das Whyte T129 vereint die Stabilität eines 29ers mit knackigem, agilem Handling.

Whyte war schon immer geometriebesessen, von daher überrascht es nicht, dass es beim T129 gelungen ist, die Vorteile von 29er Laufrädern mit einer Geometrie zu kombinieren, die für ein aggressiveres Bike mit längerem Federweg typisch wäre. „Lang, tief und flach“ ist heutzutage sicherlich eine inflationär gebrauchte Formel, dennoch beschreibt sie das Whyte T-129 perfekt. Das lange Oberrohr (617mm in Größe M), der 68 Grad Lenkwinkel und die kompakten 431mm Kettenstreben ergeben zusammen eine potente Geometrie.

The 120 mm Rockshox Pike RC gives the T-129 a powerful front end
Die Rockshox Pike RC mit 120 mm Federweg sorgt für eine steife Front.
Ultrashort 431 mm chainstays keep the rear end nimble
Durch die kurzen 431mm-Kettenstreben ist das Heck schön wendig.
The reverb seatpost has performed perfectly
Bietet einwandfreie Funktion: die Reverb Sattelstütze.
Cat has been through 2 sets of brake pads in the test period
Cat hat im Testzeitraum zwei Paar Bremsbeläge verschlissen.

Es gab nicht viel Änderungsbedarf, das Cockpit war schon super, wie es kam, mit dem breiten 750 mm Lenker und dem kurzen 40 mm Vorbau, wodurch sich eine vertraute, aggressive Sitzposition ergibt. Beeindruckt hat uns, dass Whyte die Möglichkeiten des Single-Chainring-Designs voll ausschöpft und den Remote-Hebel für die Reverb Sattelstütze unterhalb der linken Bremsaufnahme angebracht ist, wodurch das Cockpit super klar und aufgeräumt wirkt.

Wir verbauten ein Bottomless Token an der Pike RC Federgabel, um die Progression zu erhöhen, und stellten den Druck auf 67 psi für mehr Support beim Bremsen (Catherine wiegt 60kg). In den Fox Float Factory Dämpfer pumpten wir auf 95 psi, womit er gut im Federweg stand, allerdings war es etwas kompliziert, den Rebound richtig einzustellen, da der Dämpfertune für leichte Fahrer ziemlich straff eingestellt ist. Unsere schwereren Testfahrer hatten hier keine Probleme, aber Catherine muss ihn mit der niedrigsten Zugstufe fahren, damit das Bike einigermaßen reaktiv blieb. Außerdem tauschte sie den Maxxis Crossmark Hinterreifen gegen einen Maxxis Beaver, der im schottischen Schlamm etwas mehr Biss bietet.

Rear end tyre clearance is poor, you will only be able to run a narrow tyre
Die Reifenfreiheit am Heck ist eher bescheiden, man muss sich also auf schmalere Reifen beschränken.
Cat changed the supplied Maxxis Crossmark tyre for a Maxxis Beaver for the winter mud
Cat tauschte den mitgelieferten Maxxis Crossmark gegen einen Maxxis Beaver für schlammige Fahrten im Winter.

In diesen letzten sechs Monaten schlug sich das T-129 Works außerordentlich gut. Die Lager erforderten keine Aufmerksamkeit und Steuersatz wie Tretlager sind nach wie vor in einem guten Zustand, wobei man sie vielleicht in absehbarer Zeit mal auswechseln sollte. Das einzige kleinere Problem war ein verbogener Bremshebel nach einem kleineren Sturz, er ließ sich aber unter vorsichtigem Einsatz der Hebelwirkung zurückbiegen. Die SRAM X1 Antriebsgruppe lieferte die gesamte Testzeit über makellose Performance, und schaltet nach zwei Schaltzugwechseln nach wie vor präzise. Auch das Finish des T-129 ist bemerkenswert – die auffällige „Matt Apple“-Farbe zeigte sich unbeeindruckt von wiederholten Stürzen und sieht noch immer aus wie frisch aus dem Showroom. Die SRAM Roam 40 Laufräder erwiesen sich als zuverlässig und zeigten nur dann Flex, wenn sich schwerere Testfahrer das Rad mal schnappten.

The 29 inch wheels provide excellent stability through the rocks
Die 29er-Laufräder sorgen für sehr gute Stabilität in verblocktem Gelände.
The T-129 climbs well, the taught rear suspension sends ample power to the rear
Das T-129 klettert gut, die straffe Federung verleiht dem Heck viel Power.

Und wie fährt es sich so? Wir haben alle schon gehört, dass 29er ja so „öde, plump und langweilig zu fahren“ seien. Das T-129 zeigt diesem überverwendeten Stereotyp, wo der Hammer hängt. Es handelt sich hier nämlich in der Tat um ein ungestümes, rebellisches Monster von einem Bike, und es ist auf offenem Gelände schneller als die meisten Enduro-Bikes. Das agile Fahrverhalten ermöglicht es, mit Leichtigkeit um Kurven zu driften, und dies in Kombination mit dem tiefen Rahmen ergibt einen wahren KOM-Killer. Die 120 mm Federweg am Heck sind eher progressiv als komfortabel – sie zeigt keinerlei Anzeichen von Schwammigkeit, sondern nur knackiges, intensives Feedback.

Am wohlsten fühlt sich das T-129 auf flowigen technischen Singletrails – hier kann man es mit einem nahezu absurden Tempo fahren. Die 29-Zoll-Laufräder sorgen dafür, dass sich das Bike wie verwurzelt anfühlt, doch gleichzeitig verleiht die Geometrie dem T-129 dieses wendige Race-Feeling, das abrupte Richtungswechsel ebenso erlaubt wie verspieltes Fahren. Anlieger werden so zur Mutprobe – wie schnell traust du dich? Das Whyte brilliert auf Trail Center-Gelände, nimmt mühelos Geschwindigkeit auf und lässt euch Kurven schneller nehmen als ihr denkt.

Die SRAM Roam 40 Laufräder halten die Linie zuverlässig in Steinfeldern und die Pike Federgabel mit ihren 35 mm Standrohren ist weit vertrauenserweckender als die grazilen Gabeln, die man üblicherweise an kurzhubigen 29ern findet. Das Bike lässt sich leicht über Steine und Hindernisse ziehen und passt gut zu einem eher dynamischen Fahrstil. Es ist kein bequemes Rad, um träge durch Steinfelder zu pflügen, die 120 mm Federweg erfordern schon Konzentration, wenn es härter zur Sache geht.

This is the perfect bike for big adventures in the mountains
Das perfekte Bike für Abenteuer in den Bergen.

Beim Klettern zeigen sich alle typischen Eigenschaften eines 29ers, die großen Laufräder und leichten Reifen erklimmen Steigungen mühelos und der 1x11Antrieb mit 32-Zahn-Kettenblatt bietet eine gute Auswahl an Gängen für steile Abschnitte. Das lange Oberrohr und der 68-Grad Lenkwinkel schaffen eine komfortable und effiziente Sitzposition und das Bike bleibt schön im oberen Bereich des Federwegs. Man kriegt beim Klettern schnell Geschwindigkeit drauf, und kann die Jungs mit den großen Geräten alt aussehen lassen.

Damit wären wir aber nun beim wunden Punkt angelangt – ein derart spaßiges agiles Heck erfordert gewisse Opfer, und in diesem Fall ist das kein geringes – die Reifenfreiheit! Wir probierten mehrere Hinterreifen aus, und alles, was breiter ist als der Maxxis Crossmark tendiert in engen Kurven zum Kontakt mit den Kettenstreben. Der Crossmark funktioniert gut, er steht ja auch für XC und Trail Riding. Aber bei einem Bike mit diesem Potential ist es schon ein Jammer, dass das Heck sich nicht mit Reifen abgibt, die breiter sind als 2,3 Zoll – denn das würde ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Cat on her way to the mixed pair win in the Muckmedden 6 hour endurance race
Cat auf dem Weg zum Sieg in der Kategorie der gemischten Zweierteams beim sechsstündigen Muckmedden Ausdauerrennen.
The tight rear end allows the Whtye to be flicked through turns
Dank des kompakten Hecks lässt sich Whyte schön wendig durch die Kurven jagen.

Cat hat das T-129 für verschiedenste Zwecke eingesetzt, von alpinen Touren bis hin zu zehnstündigen Ausdauerwettbewerben, und sie hatte eine Menge Spaß dabei. Im Moment trainiert sie für ein 24-Stunden-Rennen im Oktober, deshalb sammelt das Whyte gerade einen Haufen Kilometer. Das Whyte T-129 ist ein tolles Bike, es wechselt mühelos zwischen Singletrail-Rakete und langbeinigem Kletterer. Wir würden sagen, eins der besten 29er Trailbikes für Großbritannien! Wünschenswert wäre lediglich ein kleines bisschen mehr Reifenfreiheit hinten, denn mit einem breiteren Reifen würde das T-129 sein Talent wirklich voll ausspielen.

Cat is looking forward to more adventures on the T-129
Cat freut sich auf viele weitere Abenteuer mit dem T-129

Text & Bilder: Catherine Smith und Trev Worsey


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