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Kaum wird eine Neuheit präsentiert,
welche die gewohnten und geordneten
Verhältnisse ein klein wenig durcheinander
bringt, schon zereisst man sich die
Mäuler.
Das war schon bei 24“-Dirtbikes
so und ist jetzt nicht anders: momentan
lautet die Diskussion 26“, 27,5“ oder 29“.
Was ist richtig? Die meisten Fachmagazine
versuchen mit Pseudoanalysen und –
labortests die ultimative Wahrheit empirisch
zu belegen oder zu widerlegen.
Doch wird dabei das Wesentlichste übersehen:
Es gibt keine absolute Wahrheit.
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile.
Und vor allem: Nicht die Laufradgröße
ist das Entscheidende, sondern
die Funktion.

Rocky Mountain Altitude 750

Auch beim neuen Rocky Mountain stellt
sich deshalb nicht die Frage, ob sich die
650B-Laufräder gut im Altitude fahren,
sondern ob sich das (gesamte) Bike gut
fährt; dem angedachten Einsatzbereich
entsprechend.

Es folgt: Ein subjektiver Test, der sich
ausschließlich auf die Funktion konzentriert
— ohne auf einzelnen Parametern
oder aus dem Zusammenhang gerissenen
Geometriedaten herumzureiten. Was zählt, ist das Rad. Nicht die Radgröße,
als Teil eines Gesamtkonzepts! Ende der
Diskussion! Oder? Bei der Präsentation
im Kleinwalsertal konnten wir die Aluversion,
das Altitude 750 einer ersten
Probefahrt unterziehen. Neben State-ofthe-
Art-Technologien wie einer 142mm-
Hinterradsteckachse, innenverlegten
Zügen (auch Stealth-Lösung für Rock Shox
Reverb), ISCG05-Aufnahme und Sattelklemmenschutz
ist das Highlight sicherlich
das Ride-9-System an der oberen Befestigung
des 150-mm-Federbeins. Zwei
ineinander gelagerte Quader ermöglichen
es dem Fahrer Geometrie und Kennlinie
an den eigenen Fahrstil und das Gewicht
anzupassen. Eine sinnvolle Anpassung,
die man eigentlich nur einmal, quasi als
Grundsetup macht: denn auf dem Trail ist
der Umbau zu aufwendig. Leider fehlt eine
Markierung beziehungsweise Erläuterung
auf dem Rahmen.

Rocky_Mountain_Altitude_2

Bergauf macht sich der steile Sitzwinkel positiv bemerkbar: Der Körperschwerpunkt rückt recht weit nach vorne, was eine effiziente Tretposition sichert.
Damit liegt auch mehr Druck auf dem
Lenker, wodurch ein steigendes Vorderrad bei steilen Rampen effektiv verhindert wird. Der Grip – dank mehr Auflagefläche der größeren Reifen – stimmt selbst in
losem Schotter.

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Oben angekommen starten wir in den Downhill.
Die zentrale Position über dem Bike spendet schon auf den ersten Metern auf dem Trail vertrauen. Trotz der 650B-Laufräder
fühlt man sich gut im Bike integriert. Dank verhältnismäßig sehr kurzer Kettenstreben (428 mm) gibt sich das Rocky sehr agil und geht leicht aufs Hinterrad. In Kurven lässt es sich willig drücken und umwuchten – da gibt es definitiv sperrigere 26“-Bikes. Ein Plus ist zudem das gute Abrollverhalten an Stufen. Der Hinterbau ist zu Beginn des Federwegs relativ „plattformig“, sackt kaum ein und wippt nur minimal bei Antritten. Der mittlere Federwegsbereich hingegen ist plush und gibt viel Federweg frei. Einziger Nachteil ist das resultierende, latent undefinierte Federungs-Feeling – man hat nicht selten den Eindruck „platt“ gefahren zu haben. Top: die gute Endprogression.
An der günstigeren Ausstattung haben wir eine serienmäßige Teleskopsattelstütze vermisst, ebenso wie eine (leicht nachrüstbare) Kettenführung.

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Fazit: Alles in allem ist Rocky mit dem neuen Altitude ein überzeugendes Trailbike gelungen, das jegliche Zweifel an 650B ausräumt. Je nach Einsatzzweck sollte man allerdings die Ausstattung anpassen.

Fotos: Dennis Stratmann / R.S. Text: Robin Schmitt Fahrer: Fabian Scholz Info: www.bikeaction.de

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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.