Hört man BIONICON, denkt man unweigerlich an Doppelbrückengabeln und das auffällige Geometrieverstellungs-System. Auch unser Dauertest-Bike, das Edison EVO, ist mit dem verstellbaren Fahrwerk ausgestattet. Ob das System hält, was es verspricht, und wie es sich im Dauertest schlägt, haben wir herausgefunden.

Das BIONICON Edison Evo.
Das BIONICON Edison EVO wiegt 13,5 kg und geht für 3.850 € über den Ladentisch.

Der Startschuss für den Dauertest fiel am 26.05.2015, als das Bike von Testfahrer Andreas direkt bei BIONICON am Tegernsee abgeholt wurde. Hier könnt ihr den First Look zum BIONICON Edison EVO noch einmal nachlesen. Betrachtet man die Geometrie des Rads im Downhill-Modus, lesen sich die Daten wie die vieler moderner Endurobikes: ein flacher Lenkwinkel von 65,5°, gepaart mit einem steilen Sitzwinkel von 74,5°. Der Reach fällt mit 403 mm (Größe M) nach heutigen Standards jedoch eher kurz aus und sorgt in Kombination mit dem 50-mm-Vorbau für eine aufrechte Sitzposition und ein direktes Handling. Mit der Rahmengröße M bei 1,78 m Größe passt Andi das Bike nach eigenen Angaben wie angegossen, manch anderer hätte hier sicher schon zu Größe L gegriffen – am Ende zählen jedoch die persönlichen Vorlieben.

Vollgas bergab! Andi mit dem BIONICON Edison EVO.
Vollgas bergab! Andi mit dem BIONICON Edison EVO.

Das Fahrwerk

Das Setup des Fahrwerks nimmt einige Zeit in Anspruch. Sowohl die Federgabel als auch der Dämpfer verfügen über eine extern einstellbare Zugstufe sowie eine High- und Lowspeed-Druckstufe. In der X-Fusion-Gabel ist zusätzlich BIONICONs eigene 2 x 2 BIONICON Air Cartridge verbaut. Die Kartusche verfügt über zwei getrennte Positiv- und Negativ-Luftkammern, die es ermöglichen sollen, die Federungskennlinie optimal anzupassen. Am Dämpfer lässt sich zudem noch die Endprogression einstellen. In der Theorie alles toll, praktisch heißt es aber noch mehr Variablen einzustellen, um das passende Setup zu finden. Während es die einen lieben, bevorzugt Andi lieber ein solides Grundsetup und passt das Fahrwerk dann nur noch in feinen Schritten an die Trails, die er fährt, an.

Ein Nachteil des BIONICON-Systems – die unaufgeräumte Optik.
Ein Nachteil des BIONICON-Systems – die unaufgeräumte Optik.

Zum Test war eine neue X-Fusion Metric mit schwarzen Standrohren verbaut. Die schwarze Beschichtung soll ein noch sensibleres Ansprechverhalten bieten und noch dazu extra langlebig sein. Nach 4 Monaten ist die Gabel ausreichend eingefahren und verhält sich sensibel, spricht ordentlich an und überzeugt durch ihre absolut zuverlässige Arbeitsweise. Sie ist sehr komfortabel, könnte jedoch etwas mehr Feedback vom Untergrund vermitteln. Auch am X-Fusion Vector Air HLR Blackline-Dämpfer hat Andi mittlerweile ein Setup gefunden, das seiner Fahrweise entspricht. Mit 75 kg fährt er seinen Dämpfer eher soft (40 % SAG). Dennoch steht der Dämpfer stabil im mittleren Federwegsbereich. Seine Endprogression ist ausreichend und schützt effektiv vor Durchschlägen. Der Hinterbau verhält sich stets berechenbar und wird auch bei ruppigen Abfahrten nicht nervös, könnte aber ebenso wie die Federgabel etwas mehr Feedback vermitteln und sackt bei Kompressionen leicht weg.

Die Federelemente funktionierten berechenbar und zuverlässig.
Die Federelemente funktionierten berechenbar und zuverlässig.

Das BIONICON-System

Versucht man steile Uphills ohne das BIONICON-System zu bezwingen, neigt das Vorderrad leicht zum Steigen. Aber wer will das schon? Die Besonderheit des Bikes ist der kleine Remote-Knopf (B-Switch) auf der linken Unterseite des Lenkers. Er ist sowohl mit der X-Fusion Metric-Gabel als auch mit dem X-Fusion Vector-Dämpfer verbunden, was zugegebenermaßen zu einem mittelschweren Kabelchaos führt. Kombiniert man einen Druck auf den Knopf mit einer Gewichtsverlagerung nach vorn, dann taucht die Gabel ein, während gleichzeitig ein zusätzlicher Kolben am Dämpfer ausfährt. Das Bike neigt sich so spürbar dem Hang entgegen. Durch die dadurch bewirkte Winkeländerung am Umlenkhebel wird ein Wippen des Hinterbaus effektiv unterdrückt und der SAG zusätzlich reduziert, wodurch sich das Rad effektiv und bequem bergauf pedalieren lässt.
Mit dieser stufenlosen Geometrieverstellung kann der Sitz- und Lenkwinkel um bis zu 5° steiler gestellt werden. Die daraus resultierende aufrechte Sitzposition ist äußerst komfortabel und wird von Andi als rückenschonend beschrieben. Allerdings empfand Andi eine zu starke Absenkung als eher unangenehm, da er dann den Eindruck hatte, mehr in den Berg hinein- als die Straße hinaufzufahren. Auch wenn das Bike mit knapp 13,5 kg nicht unbedingt ein Leichtgewicht ist und auf Carbon verzichtet wurde, kann man mit ihm – nicht zuletzt dank der Geometrieverstellung – sämtliche noch so steile Rampen bezwingen.

Abfahrtsspaß garantiert: Das Edison EVO sorgte für so manches Grinsen in Andis Gesicht.
Abfahrtsspaß garantiert: Das Edison EVO sorgte für so manches Grinsen in Andis Gesicht.

Hat man den Anstieg hinter sich, genügt es, den Remote-Hebel zu drücken und das Gewicht nach hinten zu verlagern, damit das Edison EVO in den Downhill-Modus versetzt wird. Bei der Abfahrt vermittelt das Bike dem Fahrer viel Sicherheit. Es ist sicherlich kein ausgewiesenes Racebike, sondern begeistert mit seinem agilen und gutmütigen Handling.

Das Edison EVO im Dauereinsatz

Nach einer Teilnahme am Trail Trophy-Rennen in Latsch folgten in den kommenden Wochen und Monaten die Reiseziele von Andis Agentur Triberg Bike Reisen. Ein langer Roadtrip führte ihn und das BIONICON nach Saalbach Hinterglemm und Alpes D’Huez zur Megavalanche 2015. Auf den Bikepark-Trails in Saalbach machte das Edison EVO nach Andis Angaben eine gute Figur, egal ob es über die X-Line, Hackelberg, Z-Line oder Milka-Line ging. Durch die Sicherheit, die das Bike dort vermittelte, konnte Andi zusehends weiter an seinen eigenen Grenzbereich zu gehen. Auf den ruppigen Passagen der X-Line vermittelte das Bike auch bei höherer Geschwindigkeit stets ein sicheres Gefühl. Manche Fahrer würden sich hier einen etwas längeren Hauptrahmen wünschen, doch das Rad überzeugte durch sein wendiges und sehr schluckfreudiges Fahrwerk. Letzteres sackt jedoch speziell bei Anliegern und Sprüngen, die man im Bikepark öfter findet, etwas weg und lässt Feedback vermissen.

Auch im Renneinsatz glänzt das BIONICON.
Auch im Renneinsatz glänzt das BIONICON.

Für das Megavalanche-Rennen in Alpes D’Huez montierte Andi vorne und hinten den massiven Schwalbe Magic Mary tubeless, um genügend Traktion für die berüchtige, 32 km lange DH-Strecke zu haben. Besonders in den oberen Gletscher- und Geröllfeldern erwies sich die Reifenwahl als die richtige Entscheidung. Das Bike überzeugte sowohl auf den schnellen Sektionen als auch auf den technischen Teilstücken. Und als Andi zum Ende der Renndistanz langsam die Kräfte verließen und er sich eher als Beifahrer fühlte, punktete das Bike mit seinem sehr komfortablen und schluckfreudigen Fahrwerk.

Ordentlich eingestaubt: das BIONICON im Zielbereich der Mega-Avalanche.
Ordentlich eingestaubt: das BIONICON im Zielbereich der Mega-Avalanche.

Verschleiß

Die zahlreichen Steineinschläge aus Frankreich haben leider ihre Spuren hinterlassen. Der Lack hat besonders im Tretlagerbereich gelitten. Zahlreiche Lackabplatzer sind unschön und nicht zu ändern, tun der Funktion aber keinen Abbruch. Außerdem erwies sich die Bremspower der SRAM Guide als zu gering und so montierte Andi eine 200-mm-Scheibe am Heck. SRAMs 11-fach-Kette wurde nach 1.600 km getauscht. Die Wahl der Griffe ist immer eine sehr persönliche Entscheidung und in seinem Fall mussten die Ergon GE1-Griffe den GA1 aus gleichem Haus weichen.

Egal in welchem Terrain – Andi fühlt sich mit dem BIONICON überall pudelwohl.
Egal in welchem Terrain – Andi fühlt sich mit dem BIONICON überall pudelwohl.

Fazit

Das BIONICON Edison EVO konnte Andi voll überzeugen. Das gutmütige Bike vermittelt enorme Sicherheit und sorgt dank seinem agilen Handling und komfortablen Fahrwerk für ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Wer allerdings ein direktes Bike sucht, das viel Feedback vermittelt und zu spaßigen Fahrmanövern geradezu verleitet, der wird mit dem BIONICON Edison EVO nur bedingt glücklich.

Mehr Infos zum BIONICON Edison EVO gibt es unter evo.bionicon.com.


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