GhostSeite

Um für euch das Material noch ausgiebiger testen zu können, haben wir uns dieses Jahr dazu entschieden, einigen Dauertestbikes eine komplette Saison lang auf den Zahn zu fühlen. Was hält? Was macht Sinn? Wo gibt es Verbesserungsvorschläge? Vieles erkennt man erst nach längerer Praxis-Erprobung.
Wir werden dabei immer wieder die entsprechenden Veränderungen hier dokumentieren und euch auf dem Laufenden halten.
Den Anfang macht ein Ghost Cagua 6590 in Größe L/RH48cm.

Ghost Highroller

Bevor wir uns an die ersten Umbauarbeiten machten, musste das Ghost auf die Waage. Angegeben mit 13,7kg wich das Testbike zu unserer Verwunderung mit 14,2kg ohne Pedale, bei Rahmengröße L, weit von den Herstellerangaben ab. Dies verlangte unweigerlich nach einer Zwangsdiät.
Der wohl auffälligste Umbau fand bereits bei der rotierenden Masse statt. Schwalbe Nobby Nic Reifen wurden durch die griffigeren und dem Enduro-Einsatz würdigeren Highroller 2 ausgetauscht. Am Vorderrad kam ein 3C MAX Terra EXO in 2.4, am Hinterrad die EXO-Variante in 2.4 Breite zum Einsatz.
Um das Mehrgewicht, bedingt durch die neuen Pneus auszugleichen, verbauten wir einen Laufradsatz mit Naben von Tune und Felgen von Spank. Alunippel und dreifach konifizierte Speichen sind hier obligatorisch. 26″ Latex Schläuche halten die Luft zuverlässig im Reifeninneren. Bislang vermittelte der Laufradsatz einen durchweg steifen und stabilen Eindruck.
Ein Umbau auf Tubeless folgt.

Der Highroller 2 verrichtete bis dato in jeglichem Terrain einen erstklassigen Job. Selbst in stark matschigem Geläuf setzte der Reifen nie wirklich zu und bot astreinen Grip. Traktion und Durchschlagschutz gehen allerdings zu lasten des Gewichts und des Rollwiderstands.
Wir finden allerdings in absolut akzeptablem Maß, sodass man den Reifen getrost über eine lange, mehrstündige Runde fahren kann. Egal ob Wurzelteppiche, Steinfelder oder loser Waldboden – dieser Reifen bringt besonders viel Freude. Mehr als sieben unterschiedliche Varianten stehen allein für 650B zur Auswahl.

Tune

Die am Vorderrad verbaute 200mm Bremsscheibe musste einem 180mm Rotor weichen. Zudem wurde die von Werk aus verbaute Shimano Saint Bremsanlage durch eine wesentlich leichtere und dennoch enorm bissige XTR ausgetauscht. Das spart Gewicht bei superber Performance.

Sattel

Sättel sind Geschmackssache. Doppelt lohnent ist der Umbau allerdings wenn man dabei gleich fast 100g spart und dennoch einen erstklassigen Sitzkomfort erreicht. Auch nach mehreren Stunden im Sattel – das Sitzen auf dem Selle Italia SLR Ti im LTD Design war stets bequem.

Ghost_Lenker

Das Cockpit: Ebenso wählerisch wie beim Sattel sind wir bei den Griffen. Ritchey Carbon Lenker in 740mm Breite und 60mm Vorbau entsprechen allerdings voll und ganz der Serie.

Ghost verbaut für Endkunden eine 2-Fach SRAM Garnitur mit schaltbarer e.thirteen Kettenführung. Wir spinnen den Gedanken noch weiter und verlassen uns auf lediglich ein Kettenblatt mit 32 Zähnen und auf die standardmäßig verbaute 11-36 Kassette.
Großer Vorteil: Die Kette bleibt definitiv an Ort und Stelle. Dank LG1+ Kettenführung kam es bislang nicht zu einem einzigen Kettenklemmer oder Ähnlichem. Absolut zuverlässig und sorgenfrei, wollen wir diesen Umbau nicht missen.

Fahrwerk:
Die Perfromance des Hinterbaus überzeugte von Anfang an auf allen Strecken. Der FOX CT3 Dämpfer bietet genügend Einstellungsmöglichkeiten das Fahrwerk auf sämtliche Untergründe anzupassen. Die 155mm Federweg am Heck fühlen sich plush und tendenziell nach mehr an. Dank der geringen Antriebseinflüsse setzt das Cagua jeden Tritt in direkten Vortrieb um.
In extremen Situationen wünscht man sich lediglich eine Nuance mehr Endprogression.
Durch den Wegfall des kleinen Kettenblatts wird der Pedalrückschlag nahezu eliminiert und ist für den Fahrer kaum mehr spürbar.
Passend zum Dämpfer verbaut Ghost eine FOX 34 Talas Gabel mit Kashima Beschichtung und 160mm Federweg.
An vielen Stellen einfach zu unsensibel, reagiert die Talas leider etwas zu störrisch. Darunter leidet die Performance, wodurch die Front mit dem potenten Hinterbau nicht mithalten kann.

Zwischenfazit:
Nach ca. 7 Wochen Fahrzeit entpuppte sich das Ghost bisher als wirklich spassige Enduro-Rennmaschine mit noch vertretbaren 14,2 kg samt Pedalen. Das ausgewogene Fahrwerk (bis auf die bereits genannten Abstriche der Gabel) harmoniert super mit der aggressiven Geometrie.
600mm Oberrohr, 480mm Sattelrohr, 66,5° Lenkwinkel, 74° Sitzwinkel und ausreichend kurze Kettenstreben (430mm) geben dem Cagua die nötige Agilität in engen Kurven. Vorallem aber spielt das Cagua seine Stärken in schnellen, harten Passagen aus und bringt viel Spass. Der tiefe Schwerpunkt, bedingt durch das niedere Tretlager bringt zusätzliche Sicherheit und Ruhe beim Fahren. Airtime ist dem Ghost kein Fremdwort. Sicher und ohne massives Reißen am Lenker, entsagt das Cagua kurzzeitig der Erdanziehungskarft.
Lagerspiel oder sonstige Beanstandungen gibt es bisher nicht.

Preis (wie von Hersteller ausgestattet): 4399 Euro

Etwas schwierig ist die Findung der passenden Rahmenhöhe, denn pro cm Oberrohr, werden beim Cagua 4cm mehr am Sattelrohr fällig.
Probieren geht in diesem Fall über studieren.

Der Aluminiumrahmen bietet zudem die bereits vorhandenen Bohrungen um auf EI-Shock umzurüsten.

Hier geht es zur Herstellerseite

Text: Daniel Häberle
Bilder: Michael Meister


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