Shredden, springen und Haken schlagen. Ballern, fliegen und Sekunden jagen. Das neue Cannondale Jekyll will beides können, will sowohl Trail- als auch Racebike sein. Doch kann das Bike beide Persönlichkeiten besitzen, ohne sich bei einer Schwächen zu leisten?

So gespalten wie die Jekyll-und-Hyde-Persönlichkeit war auch schon immer die Meinung zum Jekyll. Experimentierbaukasten oder geniales Endurobike? Love it or hate it! Dabei war von Anfang an klar, was das neue Jekyll sein soll: ein Grenzgänger mit verlässlicher Laufruhe bei wilden Races und agiler Verspieltheit auf flowigen Trails.

Cannondale Jekyll 1 | 170 mm / 165 – 135 mm (v / h) | 7.499 €

Nach zwei Jahren Entwicklung zeigt sich das Cannondale Jekyll in neuem Gewand, mit neuer Geometrie und mit ausgefeilten Technologien. Mehr als je zuvor will das Cannondale zeigen, was in ihm steckt. Ein neues Hinterbau-Konzept, ein neu entwickelter FOX-Dämpfer, innenverlegte Züge und ein Flaschenhalter über dem Tretlager. Das Jekyll scheint die richtigen Medikamente zu nehmen.

Der Rahmen des Cannondale Jekyll im Detail

Cannondale hat dem Jekyll für die neue Saison einen bulligen Rahmen spendiert. Sämtliche Rohre erscheinen leicht überdimensioniert und selbst die Kettenstreben wirken massiver als so mancher Oberschenkelknochen. Das soll die Steifigkeit des Hinterbaus erhöhen. Um diese Steifigkeit und breitere Reifen zu ermöglichen, wendet Cannondale die neue Asymmetric Integration [AI] an. Durch die AI wandert das Kettenblatt um 6 mm nach rechts und schafft so den nötigen Platz. Der Q-Faktor der Kurbel bleibt zwar gleich, aber durch die neue Positionierung ändert sich die Kettenlinie und verschiebt so zwangsläufig auch die Kassette um 6 mm nach rechts. Cannondale konstruiert aus diesem Grund einen asymmetrischen Hinterbau und nutzt den dadurch entstehenden Vorteil, um symmetrisch eingespeichte Laufräder verwenden zu können. Diese sind durch die gleich langen Speichen steifer und die Nabe läuft zentriert zum Sattelrohr. Notwendig für das Asymmetric-Integration-System sind die eigens entwickelten Hologram Carbon-Laufräder und spezielle Kurbeln, die sowohl von Cannondale als auch von SRAM geliefert werden.

Versetzt
Die Asymmetric Integration ermöglicht eine höhere Steifigkeit und breitere Reifen.

Die Trinkblasen-Verweigerer und „Mal-schnell-ne-Runde“-Fahrer werden sich über die beiden Löcher oberhalb des Tretlagers in der Sattelstütze freuen. Das komplette Rahmendesign wurde darauf ausgelegt, eine mittelgroße Trinkflasche am tiefstmöglichen Punkt des Rades zu befestigen.

Endlich mit Flasche
In das neue Jekyll passen nur mittelgroße Trinkflaschen

Carbon, Carbon, Carbon und noch ein bisschen mehr Carbon: Rahmenteile des Jekyll zu finden, die nicht aus Carbon bestehen, ist schon fast eine Lebensaufgabe. Vom neuen Umlenkhebel über den Hinterbau, den Unterrohrschutz und natürlich den Hauptrahmen ist alles aus Carbon gefertigt – racy eben!

Carbon wohin das Auge reicht
Selbst der neue Umlenkhebel besteht aus Carbon.

Ausnahmslos alle Kabel und Leitungen verlaufen innerhalb des Hauptrahmens und selbst das kürzeste Kabel des neuen Gemini-Dämpfers führt durch das Steuerrohr und kommt unmittelbar vor dem Dämpfer wieder zum Vorschein. Zukunftsorientiert verfügt der Hauptrahmen an der Verbindung von Oberrohr und Steuerrohr über eine Shimano Di2-Akkuhalterung.

Alles Intern
Selbst das Kabel für den Gemini-Dämpfer läuft durch den Rahmen.

Das Gemini-Projekt

Wie beim Gemini-Projekt der NASA wurde auch der Gemini FOX-Dämpfer aus der Not heraus geboren. Der vorige Cannondale Pull-Shock-Dämpfer konnte nie die gewünschte Performance abliefern, daher musste was Neues her. In Zusammenarbeit mit FOX präsentieren das neue Cannondale Jekyll und das überarbeitete Trigger stolz die neue Dämpfertechnologie. Der Clou an der Sache ist ein Kippschalter, der zwei separate Luftkammern kombiniert oder voneinander trennt. So stehen dem Fahrer entweder 130 mm im Hustle-Mode oder die vollen 165 mm im Flow-Mode zur Verfügung. Beide Modi sind abfahrtsorientiert und sollen das Rad an jede Situation im Downhill anpassen. Zwischen Hustle- und Flow-Mode lässt sich bequem und schnell am Lenker wechseln. Zum ernsthaften Klettern empfiehlt Cannondale die FOX eigenen Druckstufen des Dämpfers. Der ohnehin progressive Dämpfer lässt sich durch spezielle Tokens noch progressiver tunen. Das kann mittlerweile aber nur noch eine qualifizierte Werkstatt übernehmen.

Die Ausstattung des Cannondale Jekyll 1

Die 36er-Standrohre von FOX halten bei allen Modellen das Vorderrad steif in Position. Das FOX FACTORY-Fahrwerk mit der FOX FACTORY 36 170-mm-Gabel sowie dem FOX FACTORY FLOAT X Gemini-Dämpfer arbeitet bei dem von uns getesteten Topmodell souverän und bügelt sämtliche Unebenheiten glatt wie ein Konfirmationshemd. Außerdem freuen wir uns über die durchweg breiten Felgen, die in allen Modellen zum Einsatz kommen. Die SRAM Guide RSC bremst zwar wie gewohnt zuverlässig und behält auch bei langen Abfahrten einen konstanten Druckpunkt, wir hätten uns aber dennoch beim Jekyll 1 eine bissigere Bremse gewünscht. Der Antrieb kommt ebenfalls von SRAM in Form einer modernen XX1 Eagle.

Gabel: FOX FACTORY FLOAT 36 170 mm
Dämpfer: FOX FACTORY FLOAT X 165 mm / 130 mm
Schaltung: SRAM Eagle XX1
Kurbeln: TRUVATIV Descendant Carbon Ai
Bremsen: SRAM Guide RSC
Sattelstütze: RaceFace Turbine
Vorbau: Cannondale C1 35 mm
Lenker: Cannondale C1 Carbon 780 mm
Laufräder: Cannondale HollowGram 27,5″ / 30 mm
Reifen: MAXXIS Minion DHF / DHR II
Preis: 7.499 €

Nur das Beste
Die FOX FACTORY FLOAT 36 arbeitet wie gewohnt perfekt.
Das perfekte Paar
Zur FACTORY Gabel passt am besten der FACTORY FLOAT X Dämpfer
Maximale Bandbreite
Mit der SRAM XX1 Eagle werden Berge zu Hügel
Up to date
Die neuen Cannondale HollowGram Laufräder kommen mit 30 mm Carbon Felgen.

Die Geometrie des Cannondale Jekyll

Die Volahiku-Geometrie ist bekannt, bewährt und findet sich mittlerweile an fast jedem modernen Enduro- oder Trailbike. Ein Paradebeispiel für die „Vorne-lang-hinten-kurz“-Geometrie liefert auch Cannondale mit dem Jekyll. Die superkurzen Kettenstreben von 420 mm verleihen dem Enduro ein agiles Handling. Der lange Hauptrahmen in Verbindung mit dem flachen Lenkwinkel bringt auf schnellen Passagen die Laufruhe und nötige Gelassenheit, um richtig Gas zu geben. Bergauf geht es durch den steilen Sitzwinkel (75 °) in angenehm aufrechter Sitzposition.

Größe S M L XL
Sattelrohr [B] 400 mm 430 mm 460 mm 520 mm
Oberrohr [A] 584 mm 609 mm 634 mm 662 mm
Steuerrohr 102 mm 115 mm 127 mm 140 mm
Lenkwinkel [F] 65 ° 65 ° 65 ° 65 °
Sitzwinkel [E] 75 ° 75 ° 75 ° 75 °
Kettenstrebe [C] 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
Tretlager Höhe 349 mm 349 mm 349 mm 349 mm
Radstand [D] 1160 mm 1187 mm 1214 mm 1244 mm
Reach [G] 425 mm 447 mm 469 mm 494 mm
Stack [H] 592 mm 604 mm 615 mm 626 mm