Mit dem neuen Tracer T275 Carbon greift Intense im Trail-Segment weiter an – der Hersteller bezeichnet seine neueste Kreation als nächsten großen Evolutionsschritt, sowohl in Sachen Design als auch bei den verwendeten Technologien. Unser UK-Editor Jim hatte schon vor dem offiziellen Launch die Gelegenheit, das neue Bikes auf den heimischen Trails zu testen – hier sein persönlicher Bericht:

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Seitdem ich das Intense Carbine 29 als Dauertest-Bike fahre, war ich eigentlich überzeugt, nie wieder kleinere Laufräder fahren zu wollen. Das Carbine ist dermaßen schnell und wirkt mit seiner aggressiven Geometrie wie geschaffen für Enduro-Rennen – das Intense hatte mich begeistert.

Der Vollcarbon Rahmen wiegt 2,54 kg
Der Vollcarbon Rahmen wiegt 2,54 kg

Entsprechend gespannt war ich, als erste Gerüchte über ein neues, ganz besonderes Bike der amerikanischen Edelmarke die Runde machten, das am 17. März vorgestellt werden sollte – und umso erfreuter, als zwei Wochen vor der offiziellen Vorstellung ein Testbike den Weg zu mir fand. Die Bedingung: Keine Fotos, keine Berichte – bis zum Release-Tag galt “Top Secret!”.

Schon auf den ersten Blick gefällt die schnittige Stealth-Optik des Tracer T275. Anders als beim Carbine 650 und dem Carbine 29 setzt Intense auf einen Vollcarbon-Rahmen. Das macht sich natürlich beim Gewicht bemerkbar: Mit 2,54 kg ist der Rahmen knapp 100 Gramm leichter als der des Carbine 650.

Mit meinen 1,78 Metern fahre ich mein Carbine 29 in Größe M, allerdings war mir das neue Tracer in der gleichen Größe deutlich zu klein – US-Bike typisch fällt vor allem das Oberrohr sehr kurz aus. Hier die kompletten Geometrie-Daten des Bikes:

Tracer 275 Carbon S M L
Radstand 1124mm/ 44.25″ 1149mm/ 45.25″ 1175mm/ 46.25″
Oberrohr 560mm/ 22″ 585mm/ 23″ 616mm/ 24.25″
Kettenstrebe 432mm/ 17″ 432mm/ 17″ 432mm/ 17″
Steuerrohr 100mm/ 4″ 114mm/ 4.5″ 125mm/ 5″
Lenkwinkel 66.5° 66.5° 66.5°
Reach 395mm/ 15.5″ 416mm/ 16.4″ 445mm/ 17″
Stack 594mm/ 23.4″ 609mm/ 24.0″ 618mm/ 24.3″
Innenlagerhöhe 343mm/ 13.5″ 343mm/ 13.5″ 343mm/ 13.5″
Sitzwinkel (Effektiv)

74.5° 74.5° 74.5°
Sitzwinkel 70.5° 70.5° 70.5°
Sitzrohr 395mm/ 15.5″ 445mm/ 17.5″ 485mm/ 19″
Standover 792mm/ 31.2″ 798mm/ 31.4″ 802mm/ 31.5″

Das Testbike kam mit Stans-Laufrädern, X01 Antrieb, 160-Millimeter-Pike, Monarch Plus Dämpfer, Renthal-Cockpit und XT Bremsen auf ein Gesamtgewicht von 12,7 Kilogramm (inklusive Pedale) und eher schweren High Roller 2 Reifen. Mit einem leichteren Aufbau sollte das Tracer problemlos auf unter 12 Kilo gedrückt werden können.

Für die innenverlegten Züge verwendet Intense Führungsschläuche, so dass die Züge ohne nervige Fummelei durch den Rahmen geschoben werden können. Insgesamt wirkt der Rahmen sehr edel, gut verarbeitet und durchdacht – ein echtes Schmuckstück.

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Aber genug von Fakten, Zahlen und Ausstattungen – schließlich wollen wir wissen wie sich das neue Enduro der Kalifornier auf dem Trail schlägt! Die Trails in Eastridge (UK) sollten das Setting für die ersten Tests sein und mit zahlreichen Wurzeln und nassen Steinen jede Menge Möglichkeiten bieten, das 160-Millimeter-Fahrwerk ordentlich auszutesten. Zunächst ging es jedoch über eine grobe Forststraße nach oben. Hier bot das Intense gleichermaßen Traktion wie Komfort. Dank steilem Sitzwinkel bringt man ordentlich Druck aufs Pedal, der Hinterbau schluckt jedoch etwas Energie – insgesamt geht das Tracer T275 aber gut bergauf.

Der VPP Hinterbau mit Öffnungen zum Schmieren der Lager
Der VPP Hinterbau mit Öffnungen zum Schmieren der Lager

Bergab fiel sofort das überragende Handling des Intense auf – keines der anderen Bikes, die ich zuvor gefahren bin, vermittelte so schnell dermaßen viel Sicherheit wie das neue Tracer. Umso gröber der Untergrund, umso lauter schrie das Carbongeschoss nach mehr Geschwindigkeit. Das Zusammenspiel aus der potenten Pike, dem nicht minder schluckfreudigen Monarch Plus im bewährten VPP-Hinterbau und den High Roller 2 Reifen machen das Bike zu einem echten Geschoss – nach dem Tag in Eastridge war ich durchweg begeistert!

Das Intense Tracer 275 in Eastridge
Das Intense Tracer 275 in Eastridge

Einige Tage später ging es dann nach Hopton Woods, einer weiteren Enduro Race Location, und damit auf einen gänzlich anderen Streckentyp. Statt grober, naturbelassener Trails erwarteten uns hier künstlich angelegte Strecken aus fester Erde und Kies, gespickt mit zahlreichen Sprüngen und Anliegern. Auch hier gefiel das Rad hervorragend mit dem potenten Fahrwerk und der agilen Geometrie – das Bike vermittelt ein erstklassiges Gefühl von Sicherheit, alles im Griff zu haben. Doch als ich am Nachmittag zurück auf mein Carbine 29 wechselte, wurde schnell klar: in lang-gezogenen Kurven und Tretstücken waren die größeren Laufräder dem Tracer dennoch überlegen.

Als Racer war ich nun hin und her gerissen: Welches der beiden ist nun das schnellere Bike? Für die oft tretlastigen und eher flowigen Trails wohl weiterhin mein Carbine 29. Auf technischen Strecken, wie zum Beispiel bei vielen Rennen in Südeuropa, hat das Tracer aber eindeutig die Nase vorn: Das Intense Tracer 275 Carbon ist mit Abstand das spaßigste und schönste 27,5″-Bike dass ich bis dato gefahren bin, die gelungene Geometrie macht es zu einem echten Geschoss.

Text: Jim Buchanan / Aaron Steinke Photo: Doc Ward


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!