Vor ein paar Tagen hatten wir die Gelegenheit, beim Kona Press Launch in Serfaus-Fiss-Ladis die komplette Enduro Palette von Kona testen zu können (eine Übersicht über die vorgestellten Kona Bikes erhaltet ihr hier). Ein Bike hat uns dabei besonders interessiert: Das mit 1500 Euro sehr günstige Einsteiger-Trailbike Precept DL. Bekommt man für diesen Betrag schon ein brauchbares Trailbike oder vermiesen einem die zwangsläufigen Kompromisse den Fahrspaß zu sehr? Lest selbst.

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Der Kona Produktmanager Chris Mandell erklärt uns die Features der 2015er Bikes

Das Precept DL soll laut Kona als eine Art Einstiegsversion des gelungenen Process 134 gesehen werden. Mit der preiswerten Ausstattung und einem soliden Rahmen mit 130 mm Federweg will Kona ein Trailbike geschaffen haben, das durch eine optimale Geometrie Einsteigern von Anfang an viel Fahrspaß ermöglicht und das bei Bedarf mit hochwertigeren Komponenten nachgerüstet werden kann. Im direkten Vergleich mit dem Process fällt beim Precept vor allem der geänderte Umlenkhebel auf, welcher am Oberrohr befestigt ist und nicht wie beim Process am Sattelrohr. Dies soll einen kostengünstigeren Rahmen ermöglichen und gleichzeitig das direkte Ansprechverhalten und die gute Überstandshöhe des Process erhalten. Ansonsten sehen die Rahmen fast identisch aus, was auch ein Blick in die Geometrietabellen bestätigt: Das Precept ist etwas kompakter gehalten, darüber hinaus aber sehr ähnlich aufgebaut; die niedrige Tretlagerhöhe, kurze Kettenstrebenlängen und der Lenkwinkel von 68° sind direkt übernommen worden.

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Das Kona Precept DL, hier nach einer ausgiebigen Testfahrt über verschlammte Trails
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Der am Oberrohr befestigte Umlenkhebel soll eine kostengünstigere Rahmenkonstruktion ermöglichen. Zu erkennen sind auch die leeren Kabelführungen, durch die eine spätere Erweiterung mit einer hydraulischen Sattelstütze vereinfacht wird.

Positiv fällt auf, dass Kona trotz der Priorität einen möglichst kostengünstigen Rahmen zu realisieren, nicht einfach alles weggelassen hat, was Kosten verursacht. So kommt der Rahmen mit einem tapered Steuerrohr 1 1/8″ – 1.5″, das auch noch in einigen Jahren die Kompabilität mit aktuellen Federgabeln sicherstellen sollte. Gedichtete Lager, der Direct-Mount-Umwerfer, zusätzliche Kabelführungen für eine optionale Nachrüstung einer hydraulischen Sattelstütze sowie der integrierte Steuersatz ergeben das Bild einer durchdachten Rahmenkonstruktion mit guter Wertbeständigkeit. Der Rahmen selbst macht mit den sauberen Schweißnähten einen hochwertig verarbeiteten Eindruck. Auch gibt es eine lebenslange Garantie auf den Rahmen, dafür muss man sich allerdings innerhalb von drei Monaten nach dem Kauf bei Kona registrieren.

Die Ausstattung ist nach dem Motto “So wenig wie möglich, so viel wie nötig” zu sehen. Alle Teile verrichteten bei unseren Testfahrten ihren Dienst solide und ohne Ausfälle oder grobe Schnitzer. Im direkten Vergleich mit der Ausstattung eines ausgewachsenen Trailbikes der Klasse ab 3000 Euro muss man dann aber natürlich doch einige Einschränkungen hinnehmen. So sprechen der RockShox Monarch R Dämpfer und die Sektor Silver Gabel mit 140 mm Federweg auf kleine Schläge gut an, neigen aber etwas zum Wippen und kommen mit härteren Schlägen nur bedingt klar. Hier kommt das Fahrwerk schnell in den Bereich der Endprogression und wirkt dadurch etwas unkomfortabel. Die hydraulischen Shimano-Scheibenbremsen verzögern gut dosierbar und bieten einen konstanten, gut definierten Druckpunkt. Die Bremskraft an sich konnte uns nicht so ganz überzeugen; will man mit nur einem Finger bremsen wäre ein Upgrade auf größere Scheiben sicher empfehlenswert.

Positiv überrascht waren wir von der Leistung der günstigen Schaltung. Diese besteht aus einem bunten Mix aus SLX-Umwerfer, Deore-Schaltwerk, Shimano 9fach-Kassette und Altus-Schalthebeln. Mit dieser Mischung waren schnelle und präzise Gangwechsel möglich und selbst ausgiebige Schlammfahrten änderten nichts an der guten Schaltperformance.

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Die nicht ganz so bissigen Shimano Deore Bremsen könnten gut eine größere Bremsscheibe vertragen

Das Fahrverhalten des Kona Precept DL bereitete uns auf flowigen Trails und den leichteren Bikeparkstrecken in Serfaus-Fiss-Ladis viel Freude. Dank der kompakten Geometrie mit kurzen Kettenstreben lässt sich das Bike blitzschnell durch enge Kurven und Anlieger zirkeln und sich auch in der Luft sehr gut beherrschen. Mit kleineren Schlägen wird das Fahrwerk souverän fertig und bietet viel Komfort, selbst wenn die Schläge sehr schnell wie z.B. bei feinen Wurzelteppichen aufeinanderfolgen. So hatten wir vor allem auf den leichteren Singletrails in Serfauss-Fis-Ladis mit dem Precept Dl erstaunlich viel Spaß. Bei groben Strecken kommt das Fahrwerk allerdings an seine Grenzen, hier wirkt das Bike schnell unruhig, vor allem bei höherem Tempo. Will man das Precept später nachrüsten, so lässt sich hier mit einem besseren Dämpfer und einer besseren Gabel auf jeden Fall noch einiges rausholen.

Bergauf bietet das Precept guten Durchschnitt. Man sitzt angenehm zentral über dem Tretlager und das Vorderrad fängt an steilen Rampen erst relativ spät an zu steigen. Im Stehen und bei kurzen Sprints merkt man dann aber doch wieder die günstigen Federelemente, hier verpufft einiges der Tretenergie im für diese Federwegsklasse recht starken Wippen.

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In anspruchsvollen Kurven kann der kompakte Rahmen mit einem super Handling überzeugen
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Auch kleinere Drops macht der stabile Rahmen klaglos mit. Allerdings sollte die Landung sauber getroffen werden, sehr fehlerverzeihend ist die preiswerte 130 mm Federung nicht.
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Auf solchen Trails ist das Precept DL in seinem Element

Eine abschließende Bewertung für das Precept DL fällt uns etwas schwer. Mit den überragenden Fahrverhalten aktueller Trailbikes teurerer Klassen im Hinterkopf fallen natürlich einige Abstriche auf, die man bei einem so günstigen Einsteigerbike machen muss. Für den mit 1500 Euro sehr niedrigen Preis bietet das Precept allerdings einen soliden und erweiterungsfähigen Rahmen, eine überzeugend funktionale Ausstattung und ein Fahrverhalten, das einen einfachen und gelungenen Einstieg in das Trailfahren ermöglicht. Mit der Möglichkeit einzelne Komponenten jeweils auszutauschen wenn deren Leistungsgrenze erreicht ist, können wir so für das Precept DL durchaus eine Kaufempfehlung geben.

Für mehr Informationen, gehe auf www.konaworld.com

Text: Tobias Döring Bilder: Tobias Döring / AleDiLullo


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