Felt Decree FRD Test

Wie leicht und steif muss ein gutes Trailbike sein? Felt präsentiert mit seinem neuen Decree das wohl ambitionierteste Fully der Firmengeschichte und möchte damit das ultimative Do-It-All-Bike geschaffen haben. Doch was kann das 11,17 kg leichte Carbon-Geschoss wirklich und wo liegt der Haken? Auf den erbarmungslosen Trails rund um den Gardasee haben wir es herausgefunden.

Der Zeitpunkt für die Vorstellung des neuen Decree-Trailbikes, nämlich wenige Wochen nach der EUROBIKE, erscheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich. Der Termin ist jedoch ganz bewusst gelegt und unterstreicht die neue Modell-Politik der Amerikaner: Künftig möchte man auf die fixen jährlichen Modellwechsel verzichten und damit flexibler auf Marktveränderung reagieren können. Der Rahmen des Decree stellt 140 mm Federweg zur Verfügung und alle Modelle kommen serienmäßig mit 150-mm-Gabeln. Damit ordnet sich das Decree zwischen dem XC-Bike Edict und dem Enduro Compulsion als Alternative zum 29er Virtue ein.

Seit 2006 baut Felt Fullys auf Basis der eigens entwickelten Equilink-Platform. Während sich diese Hinterbau-Konstruktion bei Bikes bis 160 mm bis heute bewährt hat, entschieden sich die Entwickler 2011 mit dem XC-Bike Edict. eine weitere Platform namens FAST (Felt Active Stay Technology) ins Leben zu rufen. Jetzt stellt Felt mit dem Decree das zweite Bike mit FAST-Hinterbau vor.

Beim FAST-Hinterbau-System handelt es sich um einen abgestützten Eingelenker mit flexenden Carbon-Sitzstreben. Das Besondere dabei ist, dass der Hinterbau vorgespannt ist und sich damit bei 30 % SAG in der neutralen Position befindet. Die flexenden Carbon-Sitzstreben unterstützen den Dämpfer daher sowohl beim Ein- als auch beim Ausfedern dabei, wieder in die neutrale SAG-Position zu gelangen, und sollen damit eine effiziente und feinfühlige Pedal-Plattform ermöglichen. Zudem können Dämpfer mit sehr geringer Druckstufen-Dämpfung verbaut werden, die besonders fein auf kleine Schläge ansprechen. Bei großen Schlägen hingegen wirken die Sitzstreben wie eine zusätzliche Feder und unterstützen die progressive Federkennlinie dabei, Durchschläge zu verhindern.

Neben dem ausgeklügelten Hinterbau-Konzept wartet der Rahmen mit vielen kleinen Detaillösungen auf. Die Einlässe für die interne Zugverlegung lassen sich beispielsweise flexibel konfigurieren und klemmen die Außenhüllen fest ein, um ein Klappern der Züge im Inneren des Rahmens zu vermeiden. Entschließt man sich für Shimanos elektronische Di2-Schaltung, lässt sich der benötigte Akku an der unteren Austrittsöffnung nahe des Tretlagers im Rahmen integrieren. Bevorzugt man ein einzelnes Kettenblatt vorne, kann die Umwerfer-Befestigung demontiert werden, was für einen cleanen Look sorgt.

Die ausgewogene Geometrie hält wenig Überraschendes für ein Bike dieser Kategorie bereit. Der 66,5° flache Lenkwinkel lässt sich mittels Flip-Chips auf 67,3° verstellen, wobei sich gleichzeitig das Tretlager um 10 mm erhöht. Das Lager im Sitzrohr wurde möglichst tief angesetzt und erlaubt damit eine niedrige Überstandshöhe und eine längere Einstecktiefe der Sattelstütze bei kleinen Rahmengrößen.

Geometrie

Fünf Kompletträder des Felt Decree sind in Deutschland verfügbar. Das Topmodell Decree FRD verfügt über ein spezielles Carbon-Layup namens TeXtreme 76, das bei gleicher Steifigkeit 100 g Gewicht gegenüber den günstigeren Carbon-Modellen einspart. So viel Optimierung hat jedoch ihren Preis, um genau zu sein: 9.999 €. Das deutlich günstigere Decree 30 kombiniert den Carbon-Hinterbau der anderen Modelle mit einem Alu-Hauptrahmen. Außerdem sind beide Carbon-Rahmen auch als Rahmensets verfügbar. Der Rahmen des Decree FRD kommt dabei trotz enormer Steifigkeitswerte auf lediglich 2,38 kg inkl. RockShox Monarch Plus-Dämpfer.

Die Ausstattung des Felt Decree: Teile, Gewichte und Preise

Felt Decree FRD

Federgabel: RockShox PIKE RCT3 Dual Position Air
Dämpfer: RockShox Monarch Plus RC3 Debonair
Schaltung: SRAM XX1
Bremsen: SRAM Guide Ultimate
Laufräder: ENVE 60 Forty carbon/Chris King ISO
Gewicht: 11,17 kg (Größe Medium)
Preis: 9.999 €

Felt Decree 1

Federgabel: RockShox PIKE RC Dual Position Air
Dämpfer: RockShox Monarch Plus RC3 Debonair
Schaltung: SRAM X01
Bremsen: SRAM Guide RSC
Laufräder: DT Swiss M 1800
Gewicht: 11,60 kg (Größe Medium)
Preis: 4.999 €

Felt Decree 2

Federgabel: RockShox PIKE RC Solo Air
Dämpfer: RockShox Monarch Plus R Debonair
Schaltung: Shimano XT 2×11
Bremsen: Shimano Deore M615
Laufräder: DT Swiss M 1900
Gewicht: 12,43 kg (Größe Medium)
Preis: 4.250 €

Felt Decree 3

Federgabel: RockShox PIKE RC Solo Air
Dämpfer: RockShox Monarch RT3 Debonair
Schaltung: Shimano Deore/XT 2×10
Bremsen: Shimano Deore M615
Gewicht: 12,66 kg (Größe Medium)
Preis: 3.499 €

Felt Decree 30

Federgabel: RockShox Revelation RL Solo Air
Dämpfer: RockShox Monarch RT Debonair
Schaltung: Shimano Deore/XT 2×10
Bremsen: Shimano M355
Gewicht: 13,22 kg (Größe Medium)
Preis: 2.750 €

Fahreindruck

Bereits beim ersten Antritt fällt die exzellente Uphill-Performance des leichten Decree auf. Das effiziente Fahrwerk ermöglicht eine spritzige Beschleunigung und klettert auch mit komplett offenem Dämpfer hervorragend. Auf der Abfahrt wirkt das Rad bei langsamer Fahrt zunächst ein wenig straff und könnte satter auf der Strecke liegen. Mit steigender Geschwindigkeit wird der Hinterbau zunehmend zum Leben erweckt und schluckt dann bereitwillig auch gröbere Schläge. Die enorme Steifigkeit des Rahmens in Kombination mit den ENVE Carbon-Laufrädern des Topmodells ermöglicht eine sehr präzise Linienwahl, verzeiht dabei jedoch nur wenige Fehler. Die Alu-Laufräder der günstigeren Modelle bieten hier womöglich ein gutmütigeres Fahrverhalten. Insgesamt empfiehlt sich das Decree damit für geübte Fahrer mit aktivem Fahrstil und stellt aufgrund der sehr guten Klettereigenschaften und des geringen Gewichts eine vielseitige Alternative zu XC-orientieren Bikes mit weniger Federweg dar. Anfänger und Komfort suchende Biker, die ein sattes und Fehler verzeihendes Trailbike suchen, sollten sich eher das 29er Virtue aus dem Hause Felt anschauen.

Das Felt Decree ist voraussichtlich ab Mitte Dezember 2015 im Fachhandel verfügbar.

Mehr Infos auf der Felt-Webseite.

Text: Moritz Dittmar Bilder: Robin Schmitt

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