Carbon & Alcantara – dieser Mix erinnert doch eher an den Innenraum sportlicher Fortbewegungsmittel mit Verbrennungsmotor als an Bike-Komponenten. 66sick ist allerdings überzeugt, dass diese Kombination als Sattel durchaus seine Berechtigung hat.

66Sick_Sattel_1

Die Sättel und Griffe von 66sick wurden alle mit Unterstützung aus dem Hause SQlab entwickelt und sollten somit ergonomisch gesehen in der ersten Liga spielen. Der Höhenunterschied zwischen hinterem und vorderen Bereich des Sattels soll Druck im Genitalbereich verhindern und zwei verschiedene Breiten (129/144 mm) für den individuellen “Hinterbau” sind erhältlich.

Zwischen den sonst grafisch eher auffälligen 66Sick-Sätteln sticht der Alcantara-bezogene El Flaco durch sein Understatement heraus. Die ersten Kommentare in der Redaktion waren natürlich Zweifel in Bezug auf die Dreckresistenz und Pflegeleichtigkeit so einer Oberfläche. Sobald jedoch jemand den Sattel dann in die Hand nahm, waren derartige Gedanken sofort verdrängt – der 66sick ist leicht! Richtig leicht! Wir messen 150 g in der schmaleren der beiden verfügbaren Versionen. Verglichen mit einem ähnlichen Topmodell, dem Ergon SM3 Pro Carbon (179 g Herstellerangabe), ist der 66sick nicht nur 29 g leichter, sondern mit einem Preis von rund 180 € sogar noch etwas günstiger. Bei dem Preis kommen dann aber trotzdem Fragen auf: Was kann dieser Sattel besser als andere? Ist Alcantara wirklich ein unterschätzter Bezugstoff für Sättel und lohnt sich dessen Aufpreis ebenso wie der für die Carbonstreben? Wir wollen Antworten finden.

Edle, ovale Carbonstreben und minimales Logo – der 66sick El Flaco Carbon Alcantara passt optisch wohl an 95 % aller Bikes.
Edle, ovale Carbonstreben und minimales Logo – der 66sick El Flaco Carbon Alcantara passt optisch wohl an 95 % aller Bikes.
Dezent eingeprägte Grafiken und das Fähnchen mit der Sattelbreite fügen dem Gesamtbild noch ein bisschen mehr Understatement hinzu. Rein optisch gibt es von unserer Seite absolut nichts zu meckern.
Dezent eingeprägte Grafiken und das Fähnchen mit der Sattelbreite fügen dem Gesamtbild noch ein bisschen mehr Understatement hinzu. Rein optisch gibt es von unserer Seite absolut nichts zu meckern.

Bisheriger Fahreindruck

Die Erfahrungen unseres Dauertesters Andi gehen über die eines kurzen First Ride mittlerweile deutlich hinaus, immerhin hat der El Flaco inzwischen schon rund 500 km auf den Streben und von Schlammschlacht bis Staubparty auch bereits alles erlebt. Komforttechnisch gibts keine großen Klagen, das Stufendesign verhindert definitiv wirkungsvoll Druck im Dammbereich und die Polsterung ist ausreichend. Vorausgesetzt mit hält sich an die angegebenen Verwendungsbereiche (XC, Marathon, Rennrad) und die damit einhergehende flachere Oberkörperhaltung. Sitzt man etwas aufrechter bilden sich dann doch Druckstellen an den Knochen und man muss ab und an den Hintern heben um eine Schmerzbildung zu verhindern.

Die Carbonstreben verhalten sich unauffällig – keine Geräusche, kein Lackabplatzer oder gar Defekte. Das Alcantara bietet unglaublichen Grip auf dem Sattel, einmal angedockt bewegt man sich keinen Millimeter. Das erschwert natürlich feine Sitzpositionsanpassungen, verhindert beim klettern jedoch auch lästiges und kraftraubendes nach hinten rutschen. Hier muss jeder selbst entscheiden, was er davon hält – ich persönlich finde mehr Grip im Sattel positiv. Abnutzungserscheinungen zeigen sich noch keine, trotz Dauerbeschuss mit Schlamm der dann natürlich wie befürchtet so richtig in den Sattel eingerieben wird. Allerdings lässt sich der Dreck dann auch wieder erstaunlich gut entfernen – nass machen, kurz mit der Bürste drüber und der Bezug strahlt wie neu. Das führt dann aber auch zum einzigen Manko des 66sick: einmal nass dauert es eine ganze Weile bis der Sattel wieder durchgetrocknet ist.

Wir werden den 66sick El Flaco Carbon Alcantara noch einige weitere Kilometer bewegen und sehen, wie es sich mit der Dauerhaltbarkeit verhält. Einen Abschlussbericht und Testfazit findet ihr dann in einer der nächsten Ausgaben vom ENDURO Mountainbike Magazine.

Text: Andreas Maschke | Bilder: Christoph Bayer


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