Wer hat nicht schon mit dem Gedanken gespielt, unserem doch manchmal recht unfreundlichem Winter zu entfliehen und statt des verhangenen Himmels mit Regen und Temperaturen um die 0 Grad, lieber Sonne satt mit Meer und Strand zu genießen? Vor allem für uns Biker scheint diese Idee sehr verlockend, statt dick eingepackt auf matschigen Trails eine 3 Stunden Tour zu überstehen, einfach mal den ganzen Tag im Kurzarmtrikot auf dem Bike zu verbringen. Trockene, teils staubige Trails zu rocken, die Sonne genießen und sich am Ende ein jeder Tour dann wieder im Meer ab zu kühlen.

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Wie es der Zufall also wollte, bot sich die Gelegenheit gut und günstig nach Teneriffa zu kommen. Billigflug mit Unterkunft bei Freunden und Familie in Los Cristianos, im Süden Teneriffas. So machte ich mich also mit meinen Freunden Dirk und Sven auf den Weg in die Sonne.

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Der Süden der Insel ist zwar Mountainbike technisch noch nicht so gut erschlossen, dafür liegt der Vorteil in der Wetterbeständigkeit und man hat zu 99% iger Sicherheit Badewetter und Sonnenschein. Jeden Tag!

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Noch dazu ist das Leben hier sehr günstig und das Klima tut obendrein meinen heilenden Knochen sehr gut. Wohl aus diesem Grund lassen es sich hier in den touristischen Hochburgen auch zahllose Rentner gut gehen, und unsere 3-köfige Reisegruppe hebt den Altersdurchschnitt an der Uferpromenade merklich an. Trotzdem: die Atmosphäre ist sehr entspannt und es herrscht ein perfektes Urlaubsfeeling.

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Vorab wurden einige Köpfe zerbrochen wie und wo es in den kommenden 6 Tagen dann aufs Bike gehen würde. Recherchen im Internet brachten zwar schon einige Tipps und Empfehlungen ans Tageslicht, aber auch die generelle Trailproblematik auf Teneriffa. Es gibt zwar einiges an ausgewiesenen Bike-Kilometern, wer aber schöne Trails sehen will, wird auf diesen nicht unbedingt fündig werden.

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Abseits dieser Wege im Gelände zu fahren ist zwar generell verboten, wird aber sehr unterschiedlich kontrolliert und nachverfolgt. Generell scheint aber dies im Süden Teneriffas nicht ganz so problematisch, zumindest wenn man sich vom Teide Nationalpark und den ausgewiesenen Wanderwegen fern hält.

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Dennoch haben wir uns entschieden an unserem ersten Biketag mit einem lokalen Guide die ersten Trails zu erkunden. Mike Blohm von ‘No Limits Tenerife’ lebt seit 12 Jahren auf den Kanaren und bietet im Süden der Insel geführte MTB Touren, aber auch andere Outdoor Aktivitäten an. Also treffen wir uns am Morgen nach unserer Ankunft und werden mit dem Auto in Los Cristianos abgeholt.

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Die Autofahrt zu unserem Startpunkt ist schon eine kleine Reise wert, denn es geht über Vilaflor, Spaniens höchstgelegene Gemeinde und durch den Nationalpark am Vulkan Pico del Teide vorbei, der mit 3718 Metern Spaniens höchster Berg ist. Auf der Fahrt versorgt uns Mike mit reichlich Infos über Land und Leute, eben wie es sich für einen lokalen Bikeguide gehört. Nach knapp einer Stunde steigen wir dann auf 2300 Metern aus und unsere „Izaña Tour’ kann beginnen.

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Die ersten Kilometer geht es über staubige Schotterpisten, wo wir vor allem die vulkanische Landschaft genießen können. Hier merken wir schnell, dass man sich auf die lokalen Bodenverhältnisse erst einmal einstellen muss. Es ist trocken, staubig und damit auch rutschig. Kurze Zeit später gelangen wir auf die ersten Trails und der Fahrspaß steigt merklich an.

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Technisch und flowig wechseln sich ab, hin und wieder wird es steil und auch Geröll mischt sich in den Untergrund. Eine echte Herausforderung für Mensch und Material und sehr gutes Training für die Fahrtechnik.

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Hier zeigen sich auch immer wieder die unterschiedlichen Gesichter der Insel. Wüstenähnliche Landstriche wechseln sich mit bewaldeten Gebieten ab. Immer mal wieder geht es auch ein paar Höhenmeter bergauf um den nächsten Trail zu erreichen.

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Gegen Mittag kommen wir zu einem kleinen Dorf wo uns an einem Picknickplatz unsere Shuttle Fahrerin Bettina mit Snacks und Erfrischungen erwartet. Denn jetzt kann die letzte Etappe beginnen, die uns durch eine heiße Wüstenlandschaft an den Strand von El Médano führt.

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Nach knapp 50km und 2600hm bergab kommen wir an einer netten Surferbar an, chillen im Sand und genießen zwei bis drei Bier. Was für ein Ausklang.

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Am nächsten Tag lassen wir es gemütlich angehen und fahren erst am Nachmittag mit dem Rad frei Schnauze Richtung Vilaflor. Natürlich sollte man zur Orientierung immer eine Karte zur Orientierung dabei haben. Auf unserem Trip hat sich die Open Trail Map gut bewährt, denn auf ihr waren (fast) alle Trails verzeichnet. Was aber nicht heißt, dass jeder dieser Wege auch biketauglich ist. Eine Navigation durch unbekanntes Gelände ist hier sehr abenteuerlich und mit vielen Fehlversuchen, schieben oder tragen verbunden.

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Schlussendlich haben wir aber wohl eher durch Zufall einen sehr spaßigen und wohl auch viel befahrenen Flowtrail bis hinab nach Chayofa gefunden.

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Eine unserer geplanten GPS-Touren verläuft leider eher spaßbefreit durch ziemlich ruppiges, steiles und gerölliges Gelände. Einige Teile der Tour erscheinen unfahrbar und sind auch kaum mehr als Trail zu erkennen. Hier spüren wir die Kehrseite der GPS-Touren, wenn man nicht genau weiß wann und wer einen ausgewählten GPS-Track zur Verfügung gestellt hat. Trotzdem sind immer wieder schöne, teils sehr anspruchsvolle Trailabschnitte dabei.

Zwar ist diese Tour sehr spannend, aber irgendwann brechen wir ab und wählen ein entspannteres Alternativprogramm. Breitere Forstwege durch abwechslungsreiche Landschaft, Kaffee und Tapas zur Mittagspause. Auch nicht schlecht!

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Ein Tagesausflug führte uns auch in den Esperanza Wald im Norden der Insel. Hier herrschen wieder ganz andere Bedingungen, denn die Gegend ist stark bewaldet und wir sind tatsächlich zur Abwechslung auf Erdboden unterwegs.

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Hier gibt es ebenfalls ausgeschriebene Mountainbike Wege, diese sind aber eher breite Forstwege und unspektakulär. Biegen wir hier auf spaßigere Trails ab, ist stets ein ungutes Gefühl mit an Board. Denn hier hängen nicht nur viele Fahrrad Verbotsschilder, sondern auch viele Ranger und Forstarbeiter herum. Am Nachmittag haben wir aber eine schöne Enduro Runde von etwa 30km Länge absolviert.

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So führt mich mein letzter Biketag wieder zu Mike unserem Local Guide von ‘No Limits Tenerife’. Er weiß genau wo man gut fahren kann und ich kann voll und ganz die spaßigen Trails und die wundervolle Natur genießen. Dieses mal geht es mit dem öffentlichen Titsa Bus hinauf bis nach Vilaflor und über verschiedene Trails wieder hinab Richtung Meer. Dabei kommen wir auch an ein paar gebauten Hindernissen vorbei, die ein Kontrast Programm zu den sonst sehr natürlichen Trails darstellen.

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Fazit:

Wir haben 6 tolle Biketage auf Teneriffa verbracht. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen mit einem lokalen Guide unterwegs zu sein, denn an diesen Tagen haben wir die besten Trails gesehen und sind am meisten zum fahren gekommen. Das Gelände im Süden Teneriffas ist teilweise sehr anspruchsvoll zu fahren und ist eine Herausforderung an Mensch und Material. Für uns war das ein willkommener Kontrast zu unseren heimischen Winterbedingungen und auf jeden Fall die Reise wert. Darum wird es hier womöglich im kommenden Winter ein Ridingstyle Enduro Camp geben. Also stay tuned!

Na, haben wir euer Interesse geweckt? Hier findet ihr fünf weitere Winter-Destinations.

Text & Bilder: Fabian Arzberger


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