In Stuttgart wurde der seit 8 Jahren fest in der Szene verankerte Pumptrack unter der Autobahnbrücke am Schattenring abgerissen. Mit fragwürdigen Gründen versuchen Verantwortliche den Abriss zu rechtfertigen. Den Stuttgarter Mountainbikern bleibt nichts als ein riesiges Unverständnis für diese Aktion! Wir fragen uns – was soll das?!

Pumptrack-Stuttgart-Schattenring

Die geniale Idee des Pumptrackfahrens schwappte aus Amerika direkt ins Schwabenland. Weit bevor kommunale Pumptracks förmlich aus dem Boden sprießten machten sich vor 8 Jahren einige Stuttgarter Mountainbiker auf, um den Trend aufzugreifen und selbst Hand an zu legen. Der gewählte Standort, die Autobahnbrücke am Schattenring, schien nahezu perfekt. Kaum sichtbar, keine Anwohner welche gestört werden könnten und mit der Brücke sogar ein vor Wettereinflüssen schützendes Dach über dem Kopf.

Sozialer Treffpunkt für Wetter unabhängigen Fahrspaß & Good Times

Pumptrack-Stuttgart-Schattenring

Die Überdachung durch die Brücke bedeutete allerdings auch staubtrockene Erde, aus welcher sich alles andere als ein Pumptrack formen lässt. Mit viel Herzblut und großem Einsatz wurde Wasser und geeignete Erde heran geschafft, um den Bau zu ermöglichen. Wer schon mal ein einfaches Blumenbeet umgegraben hat, weiß wie viel Unmengen an körperlicher Arbeit notwendig ist, ehe ein fahrbarer Rundkurs mit Hügeln, Sprüngen und Anliegern steht. Genial, wenn junge Menschen aus eigenem Antrieb, unzählige Arbeitsstunden auf sich nehmen, um gemeinsam einen Platz zu schaffen der es ihnen ermöglicht ihrem Hobby und großer Leidenschaft nachgehen zu können, ohne dabei Andere in geringster Weise zu stören oder einzuschränken!

So wurde der Pumptrack am Schattenring zum Ort für Wetter unabhängigen Fahrspaß und zu einem weiteren Treffpunkt der Szene. Sogar die örtlich ansässigen Profi BMX-Racer des Olympia Stützpunkts nutzten den Pumptrack des öfteren für trockene Trainingseinheiten bei Regenwetter. Der Pumptrack war eine Bereicherung für die Stadt Stuttgart im Radsport-Bereich. Sowohl bei der Polizei, als auch beim Ordnungsamt Stuttgart war der Pumptrack bekannt und wurde geduldet – schließlich waren bislang keinerlei Probleme entstanden.

Pumptrack samt Arbeit und Herzblut dem Erdboden gleichgemacht


Stuttgart-Pumptrack-6

Umso unverständlicher, niederschlagender und überraschender war es, als nun die traurige Nachricht auf kam, dass der Pumptrack am Schattenring nach 8 Jahren fortwährender Pflege mit Maschinen platt gemacht wurde. Zurück bleibt eine triste und karge Fläche an der sich mit großer Sicherheit niemand mehr erfreuen kann. Zunächst war völlig unbekannt was die Gründe für den Abriss der Strecke gewesen sein sollen. Auf Anfrage der betroffenen Biker wurde nur kurz und knapp geäußert: „Auf Grund der zunehmenden Meldungen, dass die Graffiti-Schmierereien an dem Brückenbauwerk in diesem Bereich zunehmen, wurde die illegale Pumptrack-Strecke zum wiederholten Mal von seitens der Straßenmeisterei Leonberg entfernt.”

Wir fragen uns – was soll das?

Unserer Meinung und derer vieler anderer Biker ist diese Begründung mehr als fragwürdig und scheint an den Haaren herbei gezogen zu sein. Ein Zusammenhang von Farb-Schmierereien und dem Pumptrack ist nicht zu erkennen und es handelt sich hierbei um zwei völlig verschiedene Sachverhalte. Eine Schnittmenge der beiden Szenen ist nicht vorhanden. Etliche Gründe können aufgezählt werden die diesen Zusammenhang stark in Frage stellen. Zum einen sind an sämtlichen Autobahnbrücken des Umkreises sowie des ganzen Landes im gleichen Ausmaß Farb-Schmierereien vorhanden, was auf keinen Zusammenhang schließen lässt. Zudem befinden sich am anderen Ende der besagten Brücke, mehrere 100 Meter vom Pumptrack entfernt, ebenfalls Farb-Schmierereien! Zudem waren die Farb-Schmierereien auch schon vor der Erstellung des Pumptracks vorhanden. Noch ironischer wird die Story, wenn man in Betracht zieht, dass circa 1km entfernt Brückenpfeiler extra präpariert wurden, um daran legale Graffittis anbringen zu können. Auch dürfte allen klar sein, dass die Biker sicher nicht all die Arbeitsstunden und den geliebten Pumptrack für so etwas – für sie Belangloses – auf’s Spiel setzen würden.

In ganz Deutschland samt Nachbarländern investieren Kommunen, sowie Stuttgart, hohe Summen an Steuergeldern in öffentliche Pumptracks. Hier wird mit Steuergeldern ein genialer und sogar überdachter Pumptrack, welcher über 8 Jahre hinweg etabliert war, dem Erdboden gleichgemacht. Paradox! Aus reinem bürgerlichen Engagement heraus ist diese Strecke entstanden und kostete den Staat keinen Cent. Clever wäre es gewesen den Pumptrack weiterhin zu dulden oder gar zu legalisieren und ihn als gesellschaftliche Bereicherung zu sehen! Die Strecke ohne Rücksprache platt zu machen ist die denkbar schlechteste Idee. Eine bessere Kommunikation wäre hier mehr als wünschenswert. Als positives Beispiel der Kommunikation kann die legalisierte Downhill-Strecke in Nagold angesehen werden. So treffen Mountainbiker oftmals auf große Ignoranz der Behördern, ins besondere in Baden-Württemberg. (Stichwort 2-Meter Regel) So ein soziales Eigenengagement wie es hier vorhanden war, sollte belohnt und nicht bestraft werden. Wir fühlen uns als in Stuttgart ansässiges Mountainbike Magazin besonders verpflichtet, der örtlichen Szene den Rücken zu stärken und hoffen auf eine zeitnahe Lösung des Problems.

Video einer entspannten Session vergangener Tage



Text: Pirmin Kuß Bilder: Noah Haxel & Manfred Stromberg


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!