Das Ibis Ripmo V2 musste sich bereits in unserem Vergleichstest auf der Suche nach dem „besten Enduro-Bike 2021“ gegen 12 waschechte Abfahrtsboliden messen und ließ als Allrounder die Grenzen der Einsatzbereiche verschwimmen. Mit genau diesem Bike wagt sich Ibis jetzt auch in den großen Mountainbike-Vergleichstest. Wie schlägt sich das gleiche Bike in einem anderen Testfeld und unter einem anderen Testfokus mit angepassten Schwerpunkten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Ibis Ripmo V2 | 160/147 mm (v/h)
13,78 kg in Größe L | 8.285 € | Hersteller-Website

Bereits auf den ersten Blick ist die zweite Generation des Ripmo als Ibis erkennbar. Der markante Dave Weagle-Hinterbau mit 147 mm Federweg, das super kurze Sitzrohr und die Silhouette des Oberrohrs sind typisch Ibis. In Kombination mit der 160-mm-Federgabel macht es schon im Stand klar, dass es trotz „wenig“ Federweg am Heck auch auf wirklich anspruchsvollen Strecken unterwegs sein will. Der Vollcarbon-Rahmen des 29”-Bikes steckt voller durchdachter Details. Optisches Highlight ist neben der hochwertigen Lackierung das vernietete, schicke Ibis-Emblem am Steuerrohr. Auch technisch hat das Ripmo V2 mit zahlreichen Rahmenschonern gegen Dreck und Steine fast alles richtig gemacht. Aber nur fast, denn der Kettenstrebenschutz und die Zugführung werden dem Preisschild mit 8.285 € nicht gerecht. Damit ist das Ripmo V2 bergab definitiv nicht leise. Schade! Unterm Dämpfer findet eine Trinkflasche Platz. Auf Toolmounts oder einen Stauraum wie beim Nukeproof Reactor oder Specialized Stumpjumper EVO muss man beim Ripmo V2 verzichten.

Wiederholungstäter: Das Ibis Ripmo V2 hatte mit seinem super breiten Einsatzgebiet die Chance, sich in unseren beiden großen Vergleichstests dieses Jahres zu behaupten.

Spielraum – Die Ausstattung des Ibis Ripmo V2 lässt sich individualisieren

Die Ausstattung des Ibis Ripmo V2 ist nicht in Stein gemeißelt. Ähnlich wie beim Orbea Rise könnt ihr innerhalb der Ausstattungsvarianten noch an den entscheidenden Details tüfteln: Für Fahrwerk, Laufräder und Reifen gibt es beim Händler mehrere Auswahlmöglichkeiten bzw. Upgrades. Das von uns getestete „XT“-Modell kommt, wie der Name schon ankündigt, mit Shimanos XT-Gruppe mit 12 Gang-Schaltung und Vierkolbenbremse mit kleiner 180-mm-Bremsscheibe am Heck. Standartmäßig besitzt das XT-Modell ein DVO-Fahrwerk. Jedoch kann man – wie bei unserem Testmodell – ein Upgrade zu einer FOX 36 Factory GRIP2 und einem FLOAT X2-Dämpfer wählen. Ibis setzt hier auf den Traction-Tune mit schwächerer Dämpfung, der dem DW-Hinterbau angepasst ist. Ebenfalls ein Upgrade ist der 29”-Laufradsatz mit super breiten Ibis S35 Carbon-Felgen und Industry Nine Hydra-Naben. Auf ihn sind 2,5“ MAXXIS ASSEGAI in der pannenanfälligen EXO+ Karkasse aufgezogen. Mit den Upgrades bringt es unser Ripmo V2 XT-Test-Bike auf 13,78 kg Gewicht. Abgerundet wird die Ausstattung von der hochwertigen BikeYoke REVIVE mit satten 185 mm Stützenhub und dem hauseigenen 800 mm breiten Hi-Fi Carbon-Lenker. Im Gegensatz zum Canyon Spectral setzt Ibis im Cockpit nicht auf den Shimano I-SPEC-Standard, sodass das Cockpit mit insgesamt vier Klemmschellen dann weniger aufgeräumt wirkt.

Super effizient
Der DW-Hinterbau des Ripmo V2 ist super effizient. Den Lockout am Dämpfer könnte sich Ibis eigentlich sparen. Denn auch ohne Plattformdämpfung wippt es auf eben Wegen nicht, weicht Kanten und Stufen bergauf dennoch aus.
Wenig Dämpfung
Ibis setzt auf den Traction-Tune am FOX FLOAT X2, bei dem die Dämpfung schwächer ausfällt und der Kinematik des Ripmo V2 angepasst sein soll: So bietet es viel Popp und Traktion zugleich.
So wird’s gemacht
Das Sitzrohr des Ripmo V2 ist super kurz und nimmt dennoch Sattelstützen mit richtig viel Hub auf. So liefert es viel Bewegungsfreiheit und freie Größenwahl.

Ibis Ripmo V2

8.285 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 147 mm
Seatpost BikeYoke REVIVE 185 mm
Brakes Shimano XT M8120 200/180 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Thomson Elite X4 50 mm
Handlebar Ibis Carbon Hi-Fi 800 mm
Wheelset Ibis S35/Industry Nine Hydra 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI EXO+ 3C MaxxTerra/ASSEGAI EXO+ 3C MaxxTerra 2,5

Technical Data

Size S M L XL
Weight 13,78 kg


Grip, Grip, Grip
Vorne und hinten setzt Ibis auf MAXXIS ASSEGAI-Reifen und nimmt feuchten Wurzeln und rutschigen Steilstücken den Schrecken. Für den Grip muss man bergauf aber mit einigen Schweißperlen zahlen.
Nicht immer perfekt
Das vernietete Ibis-Logo ist ein hochwertiges und schickes Detail. Mehr Detailliebe hätten wir uns aber auch an den Cableports gewünscht. Denn ganz ohne Klemmung klappern die Züge trotz der Kabeltunnel im Rahmen.

Freie Größenwahl? Die Geometrie des Ibis Ripmo V2

Das Ibis Ripmo V2 ist in vier Größen von S bis XL erhältlich. Unser Test-Bike in Größe L bringt es auf 475 mm Reach, der trotz langer Federgabel mit einer relativ niedrigen Front kombiniert wird (628 mm Stack). Die Besonderheit des Ripmo V2 ist sein super kurzes Sitzrohr (432 mm in L), sodass man beim Ripmo V2 zwischen zwei Größen wählen kann. Einzige Ausnahme ist der XL-Rahmen, der mit 485 mm für Fahrer mit kurzen Beinen zu wenig Bewegungsfreiheit bietet. Hat man auf dem Ibis Ripmo V2 einmal Platz genommen, fühlt man sich sofort wohl. Wie auch beim Nukeproof Reactor bietet die aufrechte Sitzposition viel Komfort. Dennoch positioniert der 76° steile Sitzwinkel – ganz ohne Knick im Sitzrohr– den Fahrer auch an steilen Rampen zentral im Bike, um die Front zu kontrollieren.

Größe S M L XL
Sattelrohr 368 mm 406 mm 432 mm 483 mm
Oberrohr 573 mm 603 mm 632 mm 655 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 64,9° 64,9° 64,9° 64,9°
Sitzwinkel 77,0° 77,0° 76,0° 76,0°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.187 mm 1.219 mm 1.238 mm 1.267 mm
Reach 433 mm 460 mm 475 mm 500 mm
Stack 609 mm 619 mm 628 mm 640 mm
Helm Giro Manifest Spherical | Brille Smith Optics Wildcat | Hippack USWE Zulo 2
Shirt DHaRCO Gravity Jersey | Hose DHaRCO Gravity Pants
Schuhe Ride Concepts Men’s Transition Clipless

Das Ibis Ripmo V2 auf dem Trail

Im Uphill arbeitet der Hinterbau auch bei offenem Dämpfer sehr antriebsneutral und so verbläst das Ibis das Nukeproof im Anstieg. Es hat auch das Potenzial, am Canyon Spectral oder Propain Hugene dran zu bleiben, wird allerdings vom Rollwiderstand des ASSEGAI-Hinterreifens ausgebremst. Auf harten Forststraßen raubt er ordentlich Kraft, belohnt dafür im technischen Singletrail vor allem bei feuchten, rutschigen Bedingungen mit richtig viel Traktion.

Die Fahrleistungen des Ripmo V2 sind beeindruckend, die klappernden Züge und schlagende Kette einfach nur nervig.

Tuning-Tipps: Züge an den Eingängen fixieren | Extraportion Slappertape auf die Kettenstrebe

Geht es bergab, ist Bewegungsfreiheit das Stichwort an Bord des Ibis Ripmo V2. Das niedrige Sitzrohr und das tief nach unten gezogene Oberrohr lassen in Kombination mit der 185-mm-Sattelstütze sehr aktive Gewichtsverlagerungen zu. Die sind in Steilstücken und bei Highspeed aber auch nötig, denn, ähnlich wie das SCOTT Ransom, positioniert das Ibis seinen Fahrer eher auf statt im Bike. Hier bietet das Nukeproof Reactor durch die integriertere Fahrposition ein höheres Sicherheitsempfinden. Wer es dennoch schafft, die Front des Ripmo V2 aktiv zu belasten, wird mit viel Grip, hoher Agilität und ordentlich Fahrspaß belohnt. Denn im direkten Vergleich zum Stumpjumper EVO ist das Ibis spürbar agiler und lässt sich leichter aufs Hinterrad oder in die Luft ziehen.

Wurzeln und Steinplatten sieht das Ripmo V2 als Absprungrampe statt Trail-Hindernis und motiviert seinen Fahrer, mit dem Gelände spielen. Dennoch muss es sich in Sachen Grip nicht verstecken: Besonders auf Wurzelteppichen oder auf grobem Schotter überzeugen sowohl das Fahrwerk als auch die MAXXIS ASSEGAI-Reifen. Vor allem schnelle und aktive Fahrer profitieren vom hohen Grip bei gleichzeitig hoher Agilität des Ripmo V2 und haben sowohl auf flowigen Trails und ruppigen Enduro-Stages viel Spaß und sind dabei richtig schnell unterwegs. Einzig bei harten Einschlägen zeigt der Hinterbau, dass er „nur“ 147 mm Federweg generiert, und erreicht das Ende des Federwegs spürbar. Das Canyon Spectral liefert bei ähnlichem Federweg am Heck noch etwas mehr Reserven.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Ibis Ripmo V2 gibt sich nicht mit einem Spezialgebiet zufrieden. Denn sowohl bergauf als bergab sind die Fahrleistungen beeindruckend. Das Potenzial des Ripmo V2 können vor allem erfahrene und schnelle Piloten ausnutzen. Mit individuellen Ausstattungsoptionen und einem klasse Geometriekonzept mit freier Größenwahl und coolem Look kann das Bike aus Kalifornien punkten. Einige Rahmendetails sind aber nicht perfekt umgesetzt und dem Preisschild von 8.285 € nicht angemessen.

Tops

  • sehr effizienter Kletterer
  • giert nach Geschwindigkeit
  • sehr breites Einsatzspektrum von Tour bis Ballern

Flops

  • Rahmendetails wie Kettenstrebenschutz und Zugverlegung
  • laut im Downhill

Mehr Informationen findet ihr unter ibiscycles.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF SLX 9 (Zum Test) | Canyon Spectral 29 LTD (Zum Test) | Canyon Stoic 4 (Zum Test) | FOCUS THRON 6.9 (Zum Test) | Ibis Ripmo V2 | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | MERIDA NINETY-SIX 8000 (Zum Test) | Nukeproof Reactor 290C (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Propain Hugene (Zum Test) | RAAW Jibb XTR Build (Zum Test) | Rocky Mountain Instinct C70 (Zum Test) | Santa Cruz 5010 X01 (Zum Test) | Santa Cruz Tallboy CC X01 (Zum Test) | SCOTT Ransom 900 Tuned AXS (Zum Test) | Specialized S-Works Stumpjumper (Zum Test) | Specialized S-Works Stumpjumper EVO (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | Trek Fuel EX 9.8 GX (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 X01 (Zum Test) | Yeti SB115 TURQ3 (Zum Test) | YT IZZO BLAZE 29 (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Diverse