Stefan Schimschal, auch bekannt unter dem Pseudonym Lord Helmchen, ist Berufssoldat und in Fachkreisen ein bekannter Fahrwerksguru. Johann und Daniel vom PROPAIN Factory Team waren zu Besuch, um ihre Manitou Mattoc-Gabeln abstimmen zu lassen – wir waren dabei und nutzten die Chance, ein paar Fragen zu stellen.

Stefan Schimschal - Berufssoldat und nebenberuflicher Fahrwerkstuner - beim Gabelausbau.
Stefan Schimschal – Berufssoldat und nebenberuflicher Fahrwerkstuner – beim Gabelausbau.

Bitte stell Dich kurz vor. Wer bist Du und was machst du?

Mein Name ist Stefan Schimschal und ich bin der Inhaber der Fa. HelmchenTuned. Gelernter Feinwerkmechaniker und passionierter Schrauber. 

Wie kam es dazu?

Mir ist vor langer Zeit zu Studentenzeiten mal ein Stoßdämpfer verreckt, ein Roco WC. Ich war finanziell völlig abgebrannt und hab das Ding im Keller mit Rohrzange und Öl aus dem Baumarkt zu richten versucht. Die Thematik hat mich fasziniert und so begann ich, Dämpfer für mich selbst abzustimmen. Da ich mit meinen 0,1 Tonnen und unsauberem Fahrstil mit der Werksabstimmung seltenst zurecht kam, habe ich schnell gemerkt, was für mich funktioniert hat. Irgendwann kamen dann die Dämpfer für den Freundeskreis, danach haben Fremde angefangen, mir Geld für meine Arbeit zu bieten. Da hab ich mich dann selbstständig gemacht.  Der Rest ist Geschichte.  Heute stimmen wir ca. 400 Stoßdämpfer im Jahr ab und betreiben eine kleine Werkstatt in Roding bei Cham. 

"Neben den vielen Rock Shox-Federgabeln ist die Mattoc eine willkommene Abwechslung", gibt Stefan während der Abstimmung zu Protokoll.
“Neben den vielen Rock Shox-Federgabeln ist die Mattoc eine willkommene Abwechslung”, gibt Stefan während der Abstimmung zu Protokoll.

Was unterscheidet Dich vom herstellerseitigen Service?

Ich bin im höchsten Maße spezialisiert. Ich bearbeite hauptsächlich sehr wenige Produkte eines einzelnen Herstellers (Rock Shox) und bin mit denen sehr gut. Die Kombination aus direkter Kundenrückmeldung und schmaler Produktbreite ermöglicht es mir, in einer Tiefe auf die Wünsche des Nutzers einzugehen, die ein Breitenanbieter (“spezialisiert auf alles”) oder ein Hersteller im Servicebetrieb einfach nicht bieten kann.

Wo Siehst du deine Spezialität? Wo bist du unschlagbar?

Sicher die sehr effektive Verarbeitung des Kundenfeedbacks. Da ich für eine genaue Abstimmung sehr genaue Nachfragen stelle, weiß ich recht gut, wie die “Zielgruppe” wirklich fährt und worauf sie Wert legt. Ich habe in der Hinsicht auch schon Hersteller beraten; für die ist es manchmal sehr interessant zu sehen, wer denn wirklich mit den Rädern rumfährt und was genau er damit tut. 

Viele Faktoren müssen beim Gabeltuning berücksichtigt werden.
Viele Faktoren müssen beim Gabeltuning berücksichtigt werden.

Wie testest Du deine Produkte vor der Marktreife?

Getestet wird bei uns sehr viel. Jeder Shimstack, jede Variation, jede kleine Änderung wird in Versuchsreihe geprüft, weil die Realität oft Probleme zeigt, die dir keine Simulation aufzeigen kann. Ich hab da 2 Testergruppen. Auf der einen Seite steht mein “Testerpool”, in dem sich vom 50kg Mädel bis zum 120kg Mann alles tummelt und der Fahrstil von softem CC bis zum ehemaligen WC Pro reicht. Auf der anderen Seite stehen sowohl Johann Mahler als auch Daniel von Kossak, die ich schon seit Jahren unterstütze und die mir immer wieder wertvolles Feedback dazu geben, was denn Rennfahrer brauchen. Denn das hat grundsätzlich recht wenig mit dem zu tun, was Otto-Normal-Verbraucher so fahren.

Worin liegt der Unterschied zwischen der Arbeit mit Endkunden und der Kooperation mit einem Rennteam?

Rennteams sind unkomplizierter. Ich kann halt einfach davon ausgehen, dass der Kunde fahren kann, Plan von der Materie hat und es krachen lässt. Das schließt viele Wackelfaktoren aus. Endkunden sind viel breiter gestreut, da interessieren ganz andere Faktoren. Mal am Beispiel eines beliebten “Do-it-All-Rades”. Es gibt Leute, die mit einem 301 Marathon fahren, andere fahren damit Enduro-Rennen. Manche machen mit dem einen Rad beides. Da muss man einen Spagat zwischen Faktoren finden, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. Das ist aufwendig, macht aber auch Spaß. 

Stefan beim Dienst an der Gabel.
Stefan beim Dienst an der Gabel.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Propain Team?

Johann Mahler kenne ich schon seit Jahren und ungefähr so lange, wie ich ihn kenne, mache ich auch seine Fahrwerke. Da war es logisch, das jetzt eine Ebene weiter zu ziehen. Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit Propain. Wer weiß, vielleicht biete ich bald ja auch Abstimmungen für Manitou an. Aber nicht vor 2016. Ich habe ein Qualitätsniveau zu halten.

Text: Johann Mahler & Stefan Schimschal Fotos: Daniel von Kossak


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