Das Biken auf Singletrails ist in Baden-Württmeberg nach wie vor verboten, in anderen Bundesländern gibt es ähnliche Einschränkungen. Die Deutsche Initiative Mounatinbike (Dimb) hat 2012 die Initiative “Open Trails!” ins Leben gerufen um mit politischer Lobbyarbeit dagegen anzukämpfen. Bisher wurde diese Arbeit von engagierten Ehrenamtlichen betrieben, nun stellt die DIMB eine eigene Projektleitung ein.

Heiko Mittelstädt wird in Zukunft hauptberuflich als Ansprechpartner für Politik und Verbände zur Verfügung stehen. Mit seinem Engagement bei der Petition gegen die Streichung der Zwei-Meter-Regel in Baden Württemberg hat er sich bereits einen Namen gemacht, seine Anstellung ist ein Zeichen für die große Bedeutung, die die Thematik seit dem gewonnen hat. Welche Ziele Mittelstädt verfolgt, wie er und die Open-Trails! Initiative dabei vorgehen und was jeder Einzelne für legale Singletrails tun kann, verrät er uns im Interview:

Heiko Mittelstädt wird sich in Zukunft hauptberuflich der Öffnung aller Trails und Wege für Mountainbiker widmen
Heiko Mittelstädt wird sich in Zukunft hauptberuflich der Öffnung aller Trails und Wege für Mountainbiker widmen

Hallo Heiko, stell dich bitte kurz vor:


Ich bin Heiko Mittelstädt, 45 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder.
Ich bin in Freiburg geboren wo ich 30 Jahre wohnte. Jetzt lebe ich im mittleren Schwarzwald.
Seit über 20 Jahren sitze ich auf dem MTB. Im Winter gerne auch Ski Langlauf. Vom Typ bin ich ein sportlicher Tourenbiker und fahre ab und an kleine regionale Rennen mit. Bei uns im Tal arbeite ich mit im Arbeitskreis Rad Tourismus. Für den lokalen MTB Verein habe an einer CC Strecke mitgeschaufelt und war Mitorganisator zweier lokaler MTB Events. Auf die DIMB bin ich durch die Aktion in Hessen aufmerksam geworden. Nach dem Regierungswechsel in BaWü hielt ich die Zeit für gekommen, mich aktiv gegen die Zwei-Meter-Regel zu engagieren.

Die Petition gegen die Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg hat viel Zuspruch erfahren, wurde von der Politik aber einfach ignoriert. Wie geht es jetzt weiter?


Die Regierung möchte Mountainbike-Trails ausweisen und setzt dabei auf Einzelgenehmigungen. Dies ist ein bürokratisches Monster und wird deshalb nur dort umgesetzt werden, wo es ein touristisches Interesse gibt. Radfahrer in anderen Landesteilen haben damit keine Verbesserung ihrer Situation. Deshalb drängen wir weiter auf eine Aufhebung der Zwei-Meter-Regel.

Durch den medialen Druck konnten wir erreichen, dass ein “runder Tisch” aller Waldnutzer vom Ministerium für ländlichen Raum einberufen wurde. Dort versuchen wir unsere Anliegen gegenüber den anderen Verbänden zu vertreten. Es stehen viele Gespräche mit Verbandsvertretern an um eine gemeinsame Linie zu finden. Daneben betreiben wir weiter Öffentlichkeitsarbeit.

Biken auf Singletrails - in Baden-Württemberg nach wie vor verboten. Das soll sich ändern.
Biken auf Singletrails – in Baden-Württemberg nach wie vor verboten. Das soll sich ändern.

Warum wurde deine Stelle grade jetzt geschaffen? Ist “die Zeit reif”, die politische Stimmung gerade besonders günstig um für offene Trails zu werben?


Die Petition um die Zwei-Meter-Regel erforderte von allen Aktiven einen enormen Zeitaufwand der oft bis spät in die Nacht geleistet wurde. Jetzt kommen wir in eine Phase, in der viele Gespräche geführt werden. Oft zu regulären Arbeitszeiten, was nicht mehr im Ehrenamt zu leisten ist. Auch hat die DIMB durch den Erfolg in Hessen und die Aktion in BaWü viel Aufmerksamkeit bekommen und wird als kompetenter Fachverband wahrgenommen. Wir bekommen viele Anfragen und Anregungen rund um das Thema open Trails und möchten als zuverlässiger Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Mountainbiken ist den Kinderschuhen entwachsen, aber trotzdem eine noch junge Sportart. Während andere Verbände längst feste Strukturen haben und in der Politik vernetzt sind, stehen wir noch am Anfang. Auf der einen Seite werden wir vermehrt umworben und gefördert weil unser touristisches Potential erkannt wird. Auf der anderen Seite müssen wir uns mit Restriktionen auseinander setzen, die oft unter dem Vorwand der Gefährdung oder des Umweltschutzes erlassen werden. Hier gilt es nachzuhaken ob die Verbote berechtigt sind. Unser Vorteil ist, dass es auch in der Politik begeisterte Biker gibt. Hier gilt es anzusetzen und Kontakte zu knüpfen.

Wie genau wird deine Arbeit aussehen?


Ich arbeite überwiegend von Zuhause und lese viele Studien, Presseartikel und Gesetze um kompetent auf die vielen Anfragen antworten zu können. Im open-Trails-Team betreuen wir eine Facebookseite auf welcher wir täglich Artikel zum Thema posten und unsere Fans zur Mitarbeit anregen. Ausser Haus stehen viele Gespräche mit Medien, Verbandsvertretern und der Politik an und es gilt die richtigen Kontakte zu knüpfen. Daneben werde ich versuchen auf Messen und Events für die DIMB präsent zu sein.

"Ich möchte, dass das Mountainbiken in der gesellschaftlichen Wahrnehmung dem Wandern gleichgestellt ist." - Heiko Mittelstädt
“Ich möchte, dass das Mountainbiken in der gesellschaftlichen Wahrnehmung dem Wandern gleichgestellt ist.” – Heiko Mittelstädt

Was sind deine Ziele?


Die Öffnung aller Wege für Mountainbiker soweit dies mit dem Naturschutz vereinbar ist. Ich möchte, dass das Mountainbiken in der gesellschaftlichen Wahrnehmung dem Wandern gleichgestellt ist. Dazu gilt es Studien auszuwerten, Öffentlichkeitsarbeit zu machen und für Respekt und Toleranz auf dem Trail zu werben. In der Priorität steht momentan die 2 Meter Regel in BaWü ganz oben. Aber es gibt auch in anderen Bundesländern genug zu tun.

Stichwort andere Bundesländer: Welche Wegnutzungs-Modelle gibt es, welche favorisierst du?


Mountainbiker möchten ihren Sport umweltgerecht ab der Haustüre betreiben und nicht erst mit dem Auto anfahren. In der Fläche favorisieren wir deshalb eine gemeinsame Nutzung des vorhandenen Wegenetzes. Mountainbiker und Wanderer haben sich aneinander gewöhnt wie Studien belegen. Oft betreiben sie sogar beide Aktivitäten gleichzeitig. Die gemeinsame Nutzung der vorhanden Wege ist das zentrales Thema von open Trails.

Zusätzlich wünschen wir uns attraktive Angebote wie Flowtrails oder Freeridestrecken. Diese werden gerne von den Bikern angenommen und entzerren die Nutzung der normalen Wege.

An Brennpunkten können Wege-Konzepte helfen. Auch hier gilt es, Angebote zu schaffen, um möglichst wenig Verbote zu haben. Einzelne begründete Wegsperrungen werden aber akzeptiert.

"Mountianbiker zerstören die Umwelt." - dieses Vorurteil haben Studien längst widerlegt
“Mountianbiker zerstören die Umwelt.” – dieses Vorurteil haben Studien längst widerlegt

Spielt das Thema E-Biken eine besondere Rolle für deine Arbeit?


Pedelces (bis 25km/h, 250W, Tretunterstützung) sind betretungsrechtlich dem Fahrrad gleichgestellt. Es gibt in meiner Arbeit deshalb keine besonderen Aspekte zu berücksichtigen. Es gilt aber, die Entwicklung zu beobachten, ob wir deutlich mehr Radfahrer im Wald haben werden als bisher.

Was kann ich als Einzelperson (oder als lokaler Verein) dafür tun, dass Wege legalisiert werden?


Wer eine Strecke legalisieren möchte der sollte eine spezielle MTB Strecke planen. Etwa einen Flowtrail oder eine Freeridestrecke. Wir haben dafür auf unserer Webseite einen Leitfaden erstellt.

Für die Schaffung eines MTB Wegenetzes ist der Tourismus der richtige Ansprechpartner. An solchen Konzepten arbeiten wir gerne mit, so lange dadurch nicht ein Pauschalverbot der übrigen Wege manifestiert wird. In diesem Fall versuchen wir auf dem politischen Weg eine grundsätzliche Verbesserung der Rechtslage zu erreichen.

Einzelpersonen und Vereine können bei uns Mitglied werden und unsere Arbeit dadurch unterstützen.

Und folgt uns auf Facebook! Dort rufen wir immer wieder zu Aktionen auf wie Leserbriefe oder Kommentare zu schreiben.

Der Kampf für legale Strecken ist auf ehrenamtlichen Engagement angewiesen. Bei der DIMB kann sich jeder beteiligen
Der Kampf für legale Strecken ist auf ehrenamtlichen Engagement angewiesen. Bei den Aktionen der DIMB kann sich jeder beteiligen
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Welches sind deine Liebelingsstrecken in Deutschland?


Die Trails um Freiburg sind genial, aber leider fast alle illegal. Um Rosskopf und Kybfelsen sind meine Lieblingsstrecken

Was ist dir sonst noch wichtig?


Wir wünschen uns eine gute Zusammenarbeit mit den Medien und der Industrie. Wir Alle haben ein gemeinsames Interesse den Mountainbike Sport voran zu bringen. Wir kümmern uns dabei gerne darum, dass Mountainbiken in Deutschland auch auf attraktiven Wegen stattfinden kann. Aber diese Arbeit braucht breite Unterstützung.

Vielen Dank Heiko! Wir wünschen viel Erfolg bei deiner Arbeit und sind schon gespannt, wie sich die Lage entwickeln wird. Ein großes Dankeschön auch an alle ehrenamtliche Engagierten, die sich mit viel Einsatz für unsere Interessen als Mountainbiker stark machen.

Weitere Infos: www.dimb.de, Open Trails!

Text: Hannah Röther Fotos: Christoph Bayer


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