Ich bin 28 Jahre alt und in Mumbai aufgewachsen. Ich singe und spiele in einer Rockband namens Modern Mafia, ich habe eine Firma für urbanen Extremsport, und daneben arbeite ich freiberuflich als Teilzeit-Superheld. Seit ich laufen kann, fahre ich Fahrrad. Als ich älter wurde, fing ich mit Motocross an, und fuhr vor ein paar Jahren auch Tourenrennen, aber es hat mich immer wieder zum zurück zum Mountainbiken gezogen. Es hat einfach was, nicht davon abhängig zu sein, wieviel Benzin noch im Tank ist, oder überhaupt von einem Motor – das ist es, was mich nach diesem Sport süchtig macht.

Was meine Hometrails einzigartig macht

MTB ist in den meisten Gegenden in Indien noch ziemlich neu. In der Nähe der Städte gibt es keine gebauten Trails, von Mumbai aus müssen wir bis zu 200 km aus der Stadt herausfahren, um neue Trails in den Bergen zu finden. Wenn wir oben angekommen sind, wird uns bewusst, dass wir vermutlich die ersten sind, die hier je mit dem Bike runterfahren – das ist mit das Beste daran!

Die Trails sind fantastisch, weil sie so unvorhersehbar sind. Es gibt alles, steile Anstiege, Singletrails und sogar Downhill. Das Wetter kann extrem werden und ist dann eine Herausforderung. Heiße, schwüle Vormittage, peitschender Regen am Nachmittag und dichter Nebel am Abend, hier kann man alles haben!

Ein bisschen furchteinflößend ist, dass es in Indien nicht die medizinische Infrastruktur für schnelle Hilfe auf dem Trail gibt, wenn man stürzt. Hier seid ihr auf euch allein gestellt, und auch wenn das vielleicht ein bisschen verrückt klingt, das macht es wohl noch aufregender.

Ein Endurobike mit viel Federweg ist ideal, denn das Gelände ändert sich ständig. Man braucht schon auch einiges an Fahrerfahrung, denn es gibt weder Markierungen noch Guides, deshalb muss man in jeder möglichen Situation wissen, was man tut. Die Einheimischen in den Dörfern sind freundlich, neugierig, und helfen euch gerne, wo immer sie können. Sie freuen sich sehr über Besucher, so lange man ihre lokalen Regeln und Kultur respektiert.

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Was macht man nach der Tour?

Hier gibt es die sogenannten Dhabas an den Autobahnen, das sind quasi bollywoodmäßig aufgemachte, nach außen offene Restaurants, in denen auch Betten stehen – eine hervorragende Option, wenn man nach einem langen Tag im Sattel müde ist. Man kann hier super ein Bier trinken und Kebaps essen, und noch kurz ein Nickerchen machen. Ich trinke besonders gerne Lassi, ein Getränk aus fermentierter Milch bzw. Joghurt, Butter, noch mehr Milch, und einer Menge Zucker, serviert in einem großen Kupferbecher. Es ist ein sehr reichhaltiges Getränk, und man kriegt es nicht immer so leicht leer.

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Fünf Trails rund um Mumbai, die man gefahren sein muss

Mountainbiker, die es richtig ernst meinen, finden in Manali im Norden Indiens einige der besten Trails des Landes. Hier finden sämtliche Radrennen des Himalaya statt, und die meisten MTB-Events. Die Trails hier liegen sehr hoch und sind echt abgefahren.

Lonavala, das etwa 100 km von Mumbai entfernt liegt, verfügt über einige Trails in den Gebirgsausläufern. Sie sind nicht allzu weit entfernt von den umliegenden Dörfern. Hier findet ihr eine gute Mischung aus Wald, Steinen und All-Mountain-Gelände – ein guter Ort zum Rumfahren und Entdecken.

Wenn auf die Jagd nach Trails gehen wollt, empfiehlt sich Kamshet, das in der Nähe von Mumbai liegt. Es gibt einige super Berge in der Gegend, und wenn ihr da irgendwie hoch kommt, ist die Abfahrt einfach fantastisch. Haltet Ausschau nach den Bergen mit den Windmühlen.

In den Außenbezirken von Pune, einer Stadt etwa 300 km von Mumbai entfernt, gibt es einige großartige Downhill-Trails, einige der besten Downhiller kommen von hier. Die Trails sind schon krass, aber wenn ihr verrückt genug seid, ist es höllisch gut.

Kolad ist ein Stück weiter im Süden von Mumbai, und hier gibt es großartige Singletrails. Sie sind eng, sehr steinig, und wegen der dichten Walddecke dunkel, aber sehr spaßig!

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Fünf Dinge, die man in Mumbai unternehmen sollte

Essen, essen, essen. Wenn ihr mutig genug seid, die Stadt zu erkunden, dann belohnt euch Mumbai mit jeder Menge abenteuerlicher Gerichte, die ihr probieren sollte. Aber achtung, wenn die Leute hier sagen, dass es scharf ist, dann meinen sie es wirklich so!

Mit der Autorikscha (tuk-tuk) durch die Stadt fahren. Manchmal ist das extremer als Downhill, denn hier muss man Millionen Menschen und auch der ein oder anderen Kuh ausweichen.

Im September steht die ganze Stadt Kopf wegen Ganesh Chaturthi, einem hinduistischen Fest zu Ehren von Ganesha, der Gottheit mit dem Elefantenkopf. Es geht vor allem darum, dass Leute aus allen Ecken der Stadt Ganesha-Statuen zu Seen oder ans Meer tragen und sie dort baden, wobei sie zu extrem lauter Musik tanzen. Wenn ihr euch traut, könnt ihr hier eine wilde Party mitfeiern.

Erkundet die Stadt zu Fuß, allein das ist schon ein Abenteuer. Von den sehenswerten Gebäuden aus der britischen Kolonialzeit im Stadtzentrum bis zu den verrückten Vororten gibt es hier jede Menge zu entdecken.

Macht Party! Es gibt superviele Orte, wo man einen trinken und coole Leute treffen kann.

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Text & Bilder: Varun Das


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!