Das Mondraker Crafty RR+ ist so kantig wie K.I.T.T. und so durchgestylt wie David Hasselhoff in seinen besten Zeiten. Ob die Kombination aus der langen Forward Geometry und Plus-Reifen auch so gut funktioniert wie das Duo von Knight Rider, erfahrt ihr hier.

Das Mondraker Crafty RR+ bietet 140 mm Federweg, wiegt 14,68 kg (Gr. L) und geht für 4.599 € über den Ladentisch.
Das Mondraker Crafty RR+ bietet 140 mm Federweg, wiegt 14,68 kg (Gr. L) und geht für 4.599 € über den Ladentisch.

Das Konzept des Mondraker Crafty RR+

Mondraker hat mit seiner Forward Geometry die Geometrie heutiger Endurobikes geprägt. Die Spanier waren und sind die Pioniere, wenn es um extreme Geometriekonzepte mit langen Hauptrahmen und kurzen Vorbauten geht. Es ist also nicht verwunderlich, dass auch das Crafty RR+ über eine solche Geometrie verfügt. Die Frage ist aber: Funktioniert sie auch in Kombination mit Plus-Reifen, die ihre Vorteile unter anderem bei weniger erfahrenen Bikern voll ausspielen können?

Plus-Reifen gepaart mit der aggressiven Forward Geometry – ob diese Kombination aufgeht?
Plus-Reifen gepaart mit der aggressiven Forward Geometry – ob diese Kombination aufgeht?

Israel Romero, International Communication Manager bei Mondraker meint dazu:

Wir sind davon überzeugt, dass nicht nur Profis- oder sehr erfahrene Fahrer von der Mondraker Forward Geometry profitieren. Jeder Fahrer, der seine Position nach vorn verlagert, spürt die Vorteile der erhöhten Kontrolle und kann automatisch schneller fahren. Auch Anfänger, die zum allerersten Mal auf ein Rad mit Forward Geometry steigen, fühlen sich sofort sicherer. Sie fahren automatisch mehr in der „Attack“-Position und verlagern mehr Gewicht nach vorn. Wir glauben, dass speziell der Durchschnittsfahrer die Vorteile erfährt, für die die Forward Geometry bekannt ist. Er kann schneller über verblocktes Terrain fahren und technisch anspruchsvolle Sektionen leichter meistern, ohne dabei seinen eigenen Style zu sehr adaptieren zu müssen.

Das Mondraker Crafty RR+ musste sich unter anderem bei nächtlichen Ausflügen in Latsch beweisen.
Das Mondraker Crafty RR+ musste sich unter anderem bei nächtlichen Ausflügen in Latsch beweisen.

Die Ausstattung des Mondraker Crafty RR+

Am 4.599 € teuren, giftgrünen Crafty RR+ verbaut Mondraker einen stimmigen Ausstattungsmix, bestehend aus einem 1×11-Shimano XT-Antrieb, SRAM Guide R-Bremsen und einem FOX-Fahrwerk. Das hauseigene Cockpit besteht aus einem 30 mm kurzen Vorbau sowie einem 760 mm breiten Lenker und überzeugt mit guter Ergonomie. Die 3″ breiten MAXXIS Chronicle Plus-Reifen sind auf 40 mm breite Felgen montiert.

FOX 34 Federgabel am Mondraker Crafty RR+

An der Front nimmt eine edle FOX 34 Factory-Federgabel souverän alle Schläge auf.

Antrieb am Mondraker Crafty RR+

Der 1×11-Shimano XT-Antrieb überzeugt mit ausreichender Bandbreite und knackigen, direkten Schaltvorgängen.

Cockpit am Mondraker Crafty RR+

Das 30 mm kurze und 760 mm breite Mondraker-Cockpit passt gut ins Gesamtkonzept des Bikes.

Reifen am Mondraker Crafty RR+

Trotz ihres flachen Profils bieten die MAXXIS Chronicle 3,0″-Reifen erstaunlichen Grip – auch auf nassen Wurzeln und Steinen.

Die Geometrie des Mondraker Crafty RR+

Wie auch die anderen Modelle von Mondraker verfügt das Crafty RR+ über eine sogenannte Forward Geometry. Sie besteht grundsätzlich aus einem sehr langen Hauptrahmen (Reach 504 mm, Gr. L) in Kombination mit einem kurzen Vorbau (30 mm). Kurze Kettenstreben (438 mm) sollen zusammen mit einem gemäßigten Lenkwinkel (68,5°) für ein agiles Handling sorgen. Diese extreme Geometrie verlangt vom Fahrer eine nach vorn verlagerte Position, um genügend Druck auf das Vorderrad zu bringen. Gleichzeitig vermittelt sie aber auch ein sehr hohes Maß an Laufruhe und Fahrsicherheit.

Größe S M L XL
Oberrohr horiz. 610 mm 640 mm 670 mm 700 mm
Kettenstreben 438 mm 438 mm 438 mm 438 mm
Lenkwinkel 68,5° 68,5° 68,5° 68,5°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75°
Tretlagerhöhe 340mm 340mm 340mm 340mm
Sitzrohrlänge 380 mm 420 mm 470 mm 510 mm
Reach 449 mm 478 mm 504 mm 530 mm
Stack 596 mm 606 mm 619 mm 634 mm
Das Mondraker Crafty RR+ auf dem Trail

Das Fahrwerk des Mondraker Crafty RR+

Mondraker hat keine Kosten gescheut und dem Crafty RR+ ein top FOX-Fahrwerk spendiert, bestehend aus einer 34 FLOAT Factory-Federgabel und einem FLOAT X-Factory-Dämpfer. Die Federgabel verfügt über die überarbeitete FIT4-Dämpfungskartusche. Sie überzeugt mit einem geringen Losbrechmoment, steht auch beim Anbremsen hoch im Federweg und bietet zusammen mit den Reifen ein enormes Maß an Traktion in Front. Der FOX FLOAT X-Dämpfer im Zero-Suspension-Hinterbau spricht ebenfalls sehr feinfühlig an, bietet aber speziell bei großen Schlägen etwas zu wenig Reserven und schlug in unserem Test mehrfach durch. Das Nachrüsten von Volumen-Spacern brachte hier Abhilfe. Laut Mondraker werden diese Volumen-Spacer von nun an bei allen Crafty RR+ Serienbikes verbaut. Bergauf lohnt sich der Griff zum Verstellhebel, um den Climb-Modus am Dämpfer zu aktivieren um ein Wippen oder ein Wegsacken gänzlich zu unterdrücken.

Das Mondraker Crafty RR+ auf dem Trail

Das Fahrverhalten des Mondraker Crafty RR+

Einmal auf dem Mondraker Platz genommen fallen direkt zwei Dinge auf: die lange Geometrie und die großvolumigen Plus-Reifen. Als Fahrer mit einer Körpergröße von ca. 180 cm sitzt man sehr zentral und sportlich gestreckt auf dem Rad (Gr. L). Bergauf klettert das Crafty RR+ souverän, wenn auch eher gemächlich. Grund ist das insgesamt hohe Gewicht von 14,68 kg und die darin enthaltene schwere Laufrad-/Reifen-Kombination, die erst einmal in Schwung gebracht werden muss – ein Tubeless-Umbau ist hier Pflicht. Die großvolumigen Reifen begeistern bei korrektem Luftdruck (wir empfehlen 1,0 bar am Vorderrad und 1,1 bar am Hinterrad) mit einem enormen Maß an Traktion und in Kombination mit dem steilen Sitzwinkel (75°) meistert man jeden noch so technisch anspruchsvollen Uphill.

Die aggressive Forward Geometry erfordert einige Zeit zur Eingewöhnung, vermittelt dann jedoch ein enormes Maß an Fahrsicherheit.
Die aggressive Forward Geometry erfordert einige Zeit zur Eingewöhnung, vermittelt dann jedoch ein enormes Maß an Fahrsicherheit.

Die wohl größten Vorteile der Forward Geometry sind das hohe Maß an Laufruhe und die Sicherheit, die sie vermittelt. Allerdings erfordert es auch am Crafty RR+ einiges an Eingewöhnungszeit und eine deutlich nach vorn verlagerte Fahrposition, um ausreichend Druck auf dem Vorradrad zu erhalten. Hat man diese Fahrposition gefunden, setzt das Crafty RR+ Richtungswechsel willig um und lässt sich auch gut durch engere Sektionen zirkeln. In Kombination mit den großvolumigen Reifen vermittelt es ein sehr hohes Maß an Fahrsicherheit und begeistert mit enormer Traktion, speziell im steilen, alpinen Terrain.
Doch wie wir bereits in ENDURO Ausgabe #019 festgestellt haben, bieten die großvolumigen Reifen nicht nur Vorteile. Das Crafty RR+ schreit geradezu nach Highspeed und animiert den Fahrer förmlich dazu, seine Grundgeschwindigkeit zu erhöhen. Doch genau hier stoßen dann die Reifen an ihre Grenzen – nicht nur in puncto Pannensicherheit. Besonders auffällig ist der ausgeprägte Bounce-Effekt, der sich bei höheren Geschwindigkeiten auf hartem, steinigen Untergrund einstellt. Ein unpräzises und teils gar unkontrolliertes Fahrverhalten ist die Folge und erfordert vom Fahrer ein großes Maß an Aufmerksamkeit.

Bei Highspeed heißt es fokussiert bleiben, denn die Plus-Reifen bieten nicht nur Vorteile.
Bei Highspeed heißt es fokussiert bleiben, denn die Plus-Reifen bieten nicht nur Vorteile.

Unser Fazit zum Mondraker Crafty RR+

Das Mondraker Crafty RR+ hinterlässt ein gemischtes Bild. Einerseits vermittelt das Rad aufgrund seiner langen Geometrie, seines guten Fahrwerks und des massiven Grips der Reifen ein hohes Maß an Fahrsicherheit, gleichzeitig verliert es genau diese Souveränität jedoch, sobald die Geschwindigkeit steigt. Die 3,0″ breiten Reifen besitzen bei Highspeed auf harten Böden einen ausgeprägten Bounce-Effekt, der zu einem sehr undefinierten Handling führt. Das Crafty RR+ empfiehlt sich daher für aktive Fahrer, die viel Wert auf Traktion und Sicherheit legen, aber gar nicht erst versuchen, bergab irgendwelche Bestzeiten zu knacken. Dafür haben die Spanier deutlich geeignetere Modelle im Portfolio.

Weitere Informationen zum Crafty RR+ findet ihr auf der Mondraker-Website.

Text & Bilder: Christoph Bayer


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