Neuseeland gilt für viele als das Traum-Reiseziel schlechthin und hat auch für Biker jede Menge zu bieten! Tina und Ben haben auf ihrem Trip einen besonders empfehlenswerten Trail entdeckt, den sie euch hier näher vorstellen.

Es ist Montag, wir treffen Shane von der Bluemoon Lodge um 9 Uhr in Havelock. Der Toyota Hiace mit Anhänger steht bereits parat. Ben und ich werden heute den Shuttle zum Wakamarina Track mit einer Gruppe Australier teilen.

Bikeshuttle Bluemoon Lodge, Havelock

Die Gruppe Australier ist für eine Woche in der Region, der exklusive Tag im Bikepark Wairoa Gorge darf dabei nicht fehlen. Doch zurück zu unserem Trip, nach wenigen Minuten Fahrt meint Shane, dass es laut Wetterbericht morgen nach Regen aussieht. Für die Gruppe würde das bedeuten, den für diesen Tag geplanten Nydia Track im nassen fahren zu müssen – was eher suboptimal wäre. Shane schlägt deshalb kurzerhand vor, das Programm zu wechseln und anstatt morgen, bereits heute den Nydia Track zu machen. 

Kurze Randbemerkung, Nydia Track ist im up- sowie in drei von vier Downhills vollgespickt mit Wurzeln, Steinen und Off-Camber Passagen. Diese in nass zu fahren wäre für die meisten unter uns grenzwertig und würde die Schwierigkeit des Trails locker von „black diamond“ auf „double black diamond“ anheben. Die Gruppe Aussies lässt Ben und mich entscheiden, wir wollten zwar heute den Wakamarina Track fahren welcher deutlich mehr runter als hoch geht, aber was soll’s, Nydia sei auch super. „Go with the flow“ ruft der eine von hinten und die Sache war für uns klar, wir fahren heute den Nydia Track.

Der Nydia Track ist einer der „must do“ Trails in Neuseeland und steht ohnehin auch auf unserer #nzmustdo Bucketlist. Er ist bekannt für einen technischen Aufstieg – welcher unter Neuseeländern teilweise als „der beste“ uphill bezeichnet wird. Aber nicht nur der erste Uphill hat es in sich, auch die Abfahrten verlangen viel technisches Fahrkönnen und bieten zahlreiche Rockgardens und Wurzelfelder bei welchen eine konsequente Fahrweise Pflicht sind. Jeder kommt auf dem 35km langen und 1’200 hm Trail auf seine Kosten.

Ben & Tina, Nydia Bay

Shane fährt uns hoch zum Opouri Saddle. Der eigentliche Nydia Track startet erst unten von der Duncan Bay, doch wir nehmen diesen Grade 4 Singletrail gerne als Einstieg mit. Somit gibt es doch auch auf dem Nydia Track mehr down- als uphill, was uns natürlich erfreut.

Tina auf dem Weg herunter zur Duncan Bay

Der Trail ist sehr flowig, beinhaltet aber doch auch einige Stein und Wurzelpassagen wo man den Kopf gut bei der Sache haben sollte. Was das Beste daran ist, man kommt in der wunderschönen Duncan Bay heraus. Zivilisation ist hier praktisch keine mehr, ein paar Boote und Wanderer die sich eine Pause gönnen treffen wir aber an.

Duncan Bay

Wir machen hier einen Rast und stärken uns mit dabei ein paar Snacks. Danach geht’s los, rein in den vielbeschriebenen technischen ersten Aufstieg hoch zum Nydia Saddle. Die Steigung ist erstaunlicher Weise gar nicht so schlimm wie vorgestellt und wer technisch versiert ist, schafft es viele Wurzeln und Steinpassagen zu fahren.

Ben im Aufstieg zum Nydia Saddle

Trotzdem, wir fahren nicht alles, stossen das Bike immer wieder und nehmen es gemütlich. Es gemütlich zu nehmen finden wir auch wichtig, denn die Landschaft und das Panorama auf diesem Trail sind einmalig und einfach wunderschön. Es wäre schade, das dem ambitionierten Ehrgeiz unterzuordnen.

Unglaubliches Panorama beim Aufstieg zum Nydia Saddle

Der erste Aufstieg ist geschafft. Wir realisieren auf den ersten Metern des Downhills rasch, dass nicht untertrieben wurde, was an Wurzelfelder und Rockgardens versprochen wurde. Ben und mir liegen aber diese technischen Passagen, sie erinnern uns an unsere Heimat. Wir fahren in der Schweiz oft auf Wanderwegen und so ist der Trail hier. Verblockt, steinig und meistens mit Off-Camber Wurzeln. Ein wahres technisches Feuerwerk. Wir haben wirklich Glück, dass heute schönes Wetter und der Trail trocken ist. Wäre dieser nass – für mich garantiert und Ben teilweise sicher vieles davon unfahrbar.

Anders als in der Schweiz sieht es aus mit dem Handyempfang. Abgesehen von den beiden höchsten Punkten auf dieser 35km Runde wäre es schwierig geworden in einem Notfall. Grobe Stürze sollten somit möglichst vermieden werden, auch dies hat natürlich Einfluss auf die Linienwahl in diesem doch ziemlich groben Gelände.

Glücklicherweise ohne Stürze landen wir wieder wir am Meer, dieses Mal in der Nydia Bay. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, die Nydia Bay ist wunderschön. Türkis farbiges Wasser eingerahmt von sanften Hügeln deren Wälder direkt am Meer enden. Der perfekte Ort um eine kurze Pause in der On the Track Lodge einzulegen. Wir stärken uns hier mit frischem Carrot Cake und einer Tasse Kaffee.

Steg an der Nydia Bay
On the Track Lodge, Nydia Bay

Nach der Pause und der getankten Energie leiden wir am zweitletzten Aufstieg – der hat es nochmals in sich. Wir bezwingen ihn halb stossend, halb fahrend. Er ist zwar deutlich weniger technisch als der erste, aber Steil ist er – hier wäre eine etwas grössere Übersetzung respektive ein 12ter Gang definitiv willkommen. Wir haben zu beissen, doch der letzte Trail herunter nach Kaiuma Bay belohnt all unsere Strapazen. Zu Beginn wieder ähnlich technisch wie der erste endet er – nach einer letzten kurzen Uphill Passage – in einem super schnellen, flowigen mit Arvennadeln bedeckten Waldtrail.

Tina im letzten Abschnitt runter zur Nydia Bay

Wir treffen am Kaiuma Bay wieder auf Shane. Ben und ich haben beide ein riesengrosses Grinsen im Gesicht. Der Nydia Track hat uns herausgefordert, aber gleichzeitig unglaublich grossen Spass bereitet. Die Australier sind kurz vor uns angekommen und mit ihnen zusammen geht’s im Shuttle zurück nach Havelock.

Nydia Bay ist ein definitives MUSS für jeden Biker der es technisch anspruchsvoll und abenteuerlich mag. Shane von der Bluemoonlodge organisiert Shuttles. Alternativ kann auch ein Wasser Taxi gebucht werden, dies aber bei eher hohen Fixkosten, welche sich erst bei Gruppen mit 6 Personen rechnen.

Hier gibt es den Nydia Track zum Nachfahren, wer will kann aber auch den ersten Downhill einzeln fahren.

Weitere Informationen und Kontakt zu Tina und Ben gibt es auf outsideisfree.ch


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Text: Tina Gerber Fotos: Armin „Ben“ Wurmser