News | Neue Downhill-Strecke Mitten in Stuttgart

Im Stuttgarter Stadtteil Degerloch wurde an diesem Wochenende die lang ersehnte neue Downhill-Strecke eröffnet. Hunderte Biker aus ganz Deutschland kamen zu dem Event und weihten den neuen Trail standesgemäß ein. Das Besondere an diesem Projekt: Die 175.000 € teure Strecke wurde von der Stadt finanziert und ist damit in Deutschland die erste ihrer Art.

Dem Bau der ersten kommunal finanzieren DH Strecke Deutschlands gingen jahrelange Planung und Konflikte voraus. Seit 2006 beschäftigen sich Stadt und Sportverwaltung mit dem Thema und bis zum Tage der Eröffnung mussten dabei viele Hürden überwunden werden. Auseinandersetzungen mit Anwohnern und Spaziergängern führten dabei ebenso zu Verzögerungen wie der Naturschutz. An der Strecke brütende Spechte hatten für lange Verzögerungen gesorgt und erklären die Namensgebung des „Woodpecker-Trails“.

Eröffnung

Am Freitag wurde die Strecke unter Anwesenheit zahlreicher Politiker und Medienvertreter feierlich eröffnet. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet, in denen die Akzeptanz der Strecke und die Entwicklung in der Szene beobachtet werden sollen. Seitens der Stadt erhofft man sich mit diesem Angebot die Nutzung der vielen illegal errichteten Strecken in der Gegend einzudämmen.

Nach der offiziellen Eröffnung am Freitag, wurde die Strecke am Samstag erstmals für Biker frei gegeben. Hunderte Fahrer aus ganz Deutschland pilgerten nach Stuttgart um den neuen Trail bei bestem Herbstwetter unter die Stollen zu nehmen. Bereits am frühen Morgen bildeten sich Warteschlangen am Trail-Einstieg, die bis in den späten Nachmittag anhielten. Ab 16:00 Uhr luden die Veranstalter dann ins nahe gelegene Jugendzentrum ein, wo sich viele Fahrer bei Bier und Maultaschen über ihre Eindrücke austauschten, fachsimpelten und ein Großteil der Stuttgarter Bikeszene gemütlich zusammen kam.

Die Strecke

Wir waren natürlich auch vor Ort und konnten die Strecke in Ruhe unter die Lupe nehmen – unsere Eindrücke, sowie das Feedback von Fahrern unterschiedlichster Könnensstufen: sehr positiv. Der 1 km lange Trail ist grundsätzlich so gebaut, dass er auch für weniger erfahrenen Biker gut geeignet ist, man es aber auch richtig laufen lassen kann. Mit sehr viel Flow winden sich die Serpentinen ins Tal und wer die nötige Grundgeschwindigkeit mitbringt kann sich von den zahlreichen, problemlos abrollbaren Table-Sprüngen (locker 8m weit) in die Luft katapultieren lassen. Große Anlieger, ein kleines Steinfeld und Holzelemente wie ein Roadgap, Brücken und ein riesiger Wallride sorgen für Abwechslung im mit Brechsand aufwendig gebauten Streckenverlauf. Den Woodpecker-Trail als Downhill-Strecke zu bezeichnen erscheint uns angesichts der Charakteristik ein wenig irreführend. Vielmehr würden wir die Strecke als Flowtrail einordnen und sind gleichzeitig der Meinung, dass diese Bauform perfekt für das Projekt geeignet ist. So wird einerseits eine sehr breite Zielgruppe angesprochen, andererseits kommen auch fortgeschrittene Fahrer voll auf ihre Kosten.

So war es auch nicht verwunderlich, dass sich Biker aller Könnensstufen und mit unterschiedlichstem Equipment bei der Eröffnung einfanden. Mitten im Getümmel, der 15-fache Deutsche Downhill Meister Marcus Klausmann, der mit seinem Sohn einige Runden drehte. „Der Trail lässt sich super mit Kindern fahren“, so das Fazit Klausmanns. Außerdem lobte er die Bauweise der Strecke und das Projekt als Ganzes. Unten angekommen lässt sich auf einem breiten Forstweg gemütlich zurück zum Einstieg kurbeln. Alternativ, kann man sich auch noch entspannter mit der Zahnradbahn nach oben shutteln lassen.

Fazit

Der „Woodpecker Trail“ könnte als erste kommunal betriebene Downhill-Strecke den Weg für viele andere Projekte dieser Art ebnen. Der Trail ist gut gebaut, spricht eine breite Zielgruppe von Bikern an und liegt mitten im Stadtgebiet. Weniger erfreulich war, dass bereits am Eröffnungtag Kinder ohne Helm auf der Strecke zu sehen waren – nicht nur ein Sicherheitsrisiko sonder auch ein potentielles Image-Problem. Die Nachhaltigkeit der Baumaßnahmen wird sich in Zukunft zeigen, jedoch machen die ersten Bremswellen bereits deutlich, dass ein Trail dieser Art immer ein gewisses Maß an Pflege benötigt. Wir sind gespannt, wie sich der Betrieb in der nächsten Saison gestalten wird und wie man mit den Herausforderungen umgehen wird. In jedem Fall ist der Trail eine willkommene Abwechslung für alle Biker in der Region und wir können nur hoffen dass das Beispiel Schule macht und von anderen Kommunen aufgegriffen wird.

Aktuelle Infos zur Strecke erhaltet ihr in der Woodpecker Facebook Gruppe.

Text: Moritz Dittmar Bilder: Manne Schmitt

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