Zugegeben, Tune Teile im Wert von 4000 € an ein 7000 € Top-Bike zu schrauben klingt nicht gerade angemessen. Doch manchmal darf man auch etwas verschwenderisch sein, denn der Bling-Faktor von Mannes SCOTT Genius 900 Tuned war nach dem Umbau einfach umwerfend. Welche Parts für die größte Furore in der Redaktion gesorgt haben und wo wir das meiste Gewicht rausholen konnten lest ihr am besten selbst:

manne mit seinem neuen Traumbike - das SCOTT Genius 900 Doppel-Tune(d).
Manne mit seinem neuen Traumbike – das SCOTT Genius 900 Doppel-Tune(d).

Bereits out of the Box ist das SCOTT Genius 900 Tuned ein Hingucker. Mit Carbon wurde schon in der Serienausstattung nicht gegeizt … ein ummantelter Carbon-Vorbau, Carbon-Lenker, Carbon-Felgen – um nur einige Finessen zu nennen. Es fällt schwer, all die Teile, mit denen man als normalsterblicher sein Bike veredelt, zu demontieren und in eine Kiste zu packen. Doch bereits der erste Blick in den Karton von Tune machte alles wieder gut. Wunderschöne Eloxal- und Carbonteile, verpackt in kleinen grünen Boxen – ein Augenschmaus. Wer sich die Einzelteile genau anschauen möchte, liest am Besten den Pimp my Bike-Artikel Teil 1.

Man könnte fast schon sagen race-ready für den nächsten Trailmarathon bei einem Gesamtgewicht von 10,85 kg.
Man könnte fast schon sagen race-ready für den nächsten Trailmarathon bei einem Gesamtgewicht von 10,85 kg.

Das Tuning beginnt bei den Laufrädern. Die Tubelessmontage des Schwalbe Nobby Nic TLE auf den Tune Black Burner 29 AM/Enduro Felgen gelingt ohne Probleme mit der Standpumpe. Für den Rocket Ron auf dem Hinterrad muss allerdings der Kompressor verwendet werden. Nachdem der XD-Freilauf, die Kassette und die Bremsscheiben die Laufräder komplettiert haben, folgt das Cockpit. Das Geile Teil, die neue Aheadkappe und die Turnstange, wie der Lenker genannt wird, sind schnell montiert. Nachdem das Pressfit-Innenlager getauscht ist, lässt sich die Black Foot Kurbel mit viel Kraft einsetzen. Auch Sattel und Sattelklemme sind schnell in die gewünschte Position gebracht. Dank reichlich Carbon-Paste halten die neuen Komponenten trotz geringer Klemmkräfte dabei sicher.

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Ovales Kettenblatt

Bei ovalen Kettenblättern scheiden sich die Geister: totale Ablehnung oder helle Begeisterung? Unserer Meinung nach gibt es vor allem bei 1-fach Kurbeln keinen Grund darauf zu verzichten. Wichtig ist nur, dass sie richtig montiert werden. Dass die heutigen ovalen Kettenblätter mit den alten Shimano Biopace-Kettenblättern aus Mannes “Jugend” nichts mehr gemein haben, dürfte klar sein. Manne jedenfalls, kam mit dem ovalen Kettenblatt sofort zurecht und ist von der Optimierung seines “runden Tritts” durch das absoluteBLACK XX1-Kettenblatt vollends überzeugt.

Das ovale absolutBLACK XX1 Kettenblatt sorgt für geschmeidige Kurbelumdrehungen und hat die Kette fest im Griff.
Das ovale absolutBLACK XX1 Kettenblatt sorgt für geschmeidige Kurbelumdrehungen und hat die Kette fest im Griff.

Tune Komm-Vor-Sattel auf dem SCOTT Genius 900

Zugegeben ein Carbonsattel, zumal ohne Polsterung, sieht nicht gerade bequem aus. Der Tune Komm-Vor-Sattel baut keinen Druck im Dammbereich auf, flext sehr gut und nimmt dadurch Stöße besser auf als so mancher Polstersattel. Er ist wunderschön verarbeitet mit fließendem Übergang vom Carbon zum Lederbezug.
Der Leichtbau fordert jedoch seinen Tribut am Fahrer. Mit seinen 97 g darf das Fahrergewicht mit Kleidung und Rucksack die 90 kg-Marke nicht überschreiten. Für eine Alpenüberquerung muss Manne wohl auf den Rucksack verzichten oder den Sattel wechseln. Der einzige Kritikpunkt betrifft die Sattelnase, diese könnte nach Mannes Meinung vorn an der Spitze nach unten abgerundeter sein, um möglichen Verletzungen an der Carbonkante vorzubeugen.
Mannes Fazit zum Tune Komm-Vor-Sattel: Der bequemste Sattel den er je gefahren hat und der obendrein noch verdammt gut aussieht. Er wird seinem Namen absolut gerecht.

Echte Teillederbestuhlung - für Manne der bequemste Sattel ever!
Echte Teillederbestuhlung – für Manne der bequemste Sattel ever!

Tune Black Foot-Kurbel

Die Tune Black Foot ist der Eyecatcher schlecht hin. Bei dem von Tune angewendeten Stickverfahren, werden die einzelnen Faserbündel penibel genau durch eine Stickmaschine miteinander verflochten. Dadurch wird die Kurbel ultraleicht und bleibt trotzdem sehr steif. Auch nach vielen Winterkilometern durch Matsch, Regen und etwas Schnee sieht die Tune Black Foot noch immer umwerfend aus. Wer nicht unbedingt dem kompletten Tune Line up treu bleiben muss, für den gibt es aber auch günstigere Alternativen die ebenso leicht sind.

Die Black Foot Kurbel ist leicht zu montieren: die Achse mit Kraft und ohne zu verkanten durchschieben, mit dem Inbusschlüssel leicht anziehen und mit dem Drehmomentschlüssel fixieren.
Die Black Foot Kurbel ist leicht zu montieren: die Achse mit Kraft und ohne zu verkanten durchschieben, mit dem Inbusschlüssel leicht anziehen und mit dem Drehmomentschlüssel fixieren.
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Vorbau Geiles Teil 4.0 Oversize

Ein echter Tune Klassiker ist der Geiles Teil-Vorbau. Mittlerweile ist er in der vierten Generation mit acht Eloxalfarben und zwei Winkeln in diversen Längen erhältlich. An unser Genius kommt natürlich ein leuchtendes Orange. Trotz der großzügigen Ausfräsungen geht der Anwendungsbereich von Road bis Downhill und hat auch bei uns einen sehr stabilen Eindruck hinterlassen.

Geiles Teil 4.0 und die Aheadkappe "Deckel+Schraube".
Geiles Teil 4.0 und die Aheadkappe “Deckel+Schraube”.

Lenker Turnstange

Wie gemacht für den Vorbau Geiles Teil 4.0 ist die Turnstange in 750 mm Breite. Die 6,5 mm Backsweep ermöglichen eine angenehme ergonomische Position und sind nicht übertrieben. Mit 115 g einer der leichtesten Lenker den man in dieser Breite kaufen kann.

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Laufräder Black Burner 29 AM/Enduro mit King- und Kong-Naben

Der Laufradsatz mit supersteifen Carbonfelgen, Sapim Speichen und den King-/Kong Naben steht für sich. Hier fanden wir das größte Einsparpotential in Sachen Gewicht mit 339 g Differenz zu den originalen Syncros Rädern. Mit einem Preis von 2500 € allerdings auch die kostspieligste Investition bei 7,37 € je abgespecktem Gramm.

Vorn sorgt die Tune King Nabe mit 115 g für leichten Lauf.
Vorn sorgt die Tune King Nabe mit 115 g für leichten Lauf.
Die Hinterradnabe Kong mit 32 Loch gibt es ab 207 g.
Die Hinterradnabe Kong mit 32 Loch gibt es ab 207 g.

Tune Linksträger Flaschenhalter

Welche Seite bevorzugt ihr? Manne hat sich für den “Eingriff” von rechts entschieden und somit den Linksträger montiert. Ein weiteres edles Carbonteil in mattem schwarz, passend zum Rahmen des SCOTT Genius. Die Funktionalität ist makellos. Leichtes einstecken und herausnehmen der Flasche bei sicherem halt auch auf ruppigen Trails

Der Flaschenhalter ist als Links- oder Rechtsträger erhältlich, je nach dem von welcher Seite man die Flasche einführen möchte.
Der Flaschenhalter ist als Links- oder Rechtsträger erhältlich, je nach dem von welcher Seite man die Flasche einführen möchte.

DC15 und DC12 QR Steckachse

Die Alusteckachse DC15 gibt es für die meisten Hersteller (FOX, DT SWISS, RockShox, Magura, Marzocchi, Suntour) und spart uns vorn 33 g und hinten 24 g.

Serie Tune-Teile Differenz Preis €/g Gewichtsersparnis
Bike 11,27 kg 10,85 kg 420 g 4.517 € 10,75
Sattel 196 g 97 g 99 g 233 € 2,35
Lenker 181 g 115 g 66 g 235 € 3,56
Vorbau 123 g 108 g 15 g 213 € 14,2
Sattelklemme 14 g 10 g 4 g 29,50 € 7,38
Vorderachse 74 g 41 g 33 g 97,95 € 2,96
Hinterachse 62 g 38 g 24 g 105 € 4,38
Aheadkappe 10 g 5 g 5 g 11,50 € 2,3
LRS 1603 g 1561 g 42 g 2.500 € 59
Kurbel 575 g 451 g 124 g 1.042 € 8,4
Flaschenträger 25 g -25 g 50,50 €

Fazit

Bei einer Gesamtgewichtsersparnis von 420 g für 4000 € lässt sich über Sinn und Unsinn unserer Tuning-Maßnahmen kontrovers diskutieren, das ist uns bewusst. Nichtsdestotrotz hat uns dieses Projekt gezeigt, wo möglicherweise das größte und sinnvollste Potential bei Gewichtsersparnissen liegt und wieviel es bringt ein edles Bike noch mehr zu “vergolden”. Für uns sind die Laufräder das essenziellste Teil eines guten Rades. Hier ist es wichtig, ein optimales Verhältnis zwischen wenig rotierender Masse, Felgenbreite und Stabilität bei einem leichten Lagerlauf zu erreichen. Carbonfelgen sind dafür prädestiniert, da sie bei entsprechender Breite viel Steifigkeit und geringes Gewicht bieten. Je nach Einsatzbereich gilt allerdings für alle Teile: Stabilität vor Leichtbau.

Text: Manne Schmitt/ Florian Schön Bilder: Noah Haxel


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Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!