Knieprotektoren sind für Trailbiker ein delikates Thema. Wie bei ihren Bikes geht es um den optimalen Kompromiss. So wünscht sich jeder maximalen Schutz bergab, gleichzeitig jedoch auch maximalen Komfort und optimale Bewegungsfreiheit – besonders im Uphill. So werden an Protektoren heutzutage die unterschiedlichsten Anforderungen gestellt, die so mancher Hersteller innovativ und clever gelöst hat.

Update April 2016: Inzwischen haben wir einen aktuelleren Knieschoner-Vergleichstest mit 14 Modellen

Diplom-Ingenieur Holger Hertneck notiert die Ergebnisse.
Diplom-Ingenieur Holger Hertneck notiert die Testergebnisse im Labor.

Herzstück eines jeden Protektors ist jedoch seine Schutzfunktion. Um diese zu testen haben wir in einem aufwendigen Labortest bei Sas-Tec in Markgröningen jeden einzelnen Knieprotektor auf seine tatsächliche Schutzwirkung auf einem genormten Prüfstand mit reproduzierbaren Ergebnissen gemessen und dabei sehr aufschlussreiche und auch überraschende Testergebnisse festgestellt.

Die 12 interessantesten Protektoren des Marktes - welcher kann am meisten überzeugen?
Die 12 interessantesten Protektoren des Marktes – welcher kann am meisten überzeugen?

Das Angebot an Protektoren ist heutzutage immens. Betrachtet man das Testfeld so fällt auf: Bis auf den neuen iXS Dagger befindet sich kein Knieprotektor mit Hartplastik in der Auswahl. Dies liegt nicht an unseren Auswahlkriterien für den Test, sondern vielmehr an einem allgemeinen Wandel. Das Erscheinungsbild von Protektoren hat sich über die Jahre stark verändert. Nicht zu letzt aufgrund medizinischer und physikalischer Untersuchungen.

Absorbtionskurve eine getesteten Protektors.
Absorbtionskurve eine getesteten Protektors.

Dennoch: noch immer herrscht der Trugschluss, dass Hartplastik-Protektoren – wie man sie zum Beispiel von Dainese kennt – die beste Schutzwirkung (besonders bei spitzen Steinen) bieten. Diese Annahme des typischen Sturzbildes ist grundlegend falsch. Das große Problem der Hartplastik-Protektoren ist, dass sie keine Knautsch-Zone (lediglich eine Komfort-Polsterung) besitzen und im Vergleich zu Weichschaum-Protektoren ein vielfaches an Energie an den Körper weiter geben. Unter Umständen bricht der Hardplastik-Protektor einfach, anstatt sich wie ein Weichschaum-Protektor zu verdichten und dabei zu verhärten.

Keine Gnade! Um die Qualität jedes einzelnen Pads zu analysieren schnitten wir die Protektoren auf.
Keine Gnade! Um die Qualität jedes einzelnen Pads zu analysieren schnitten wir die Protektoren auf.

Unter den Test-Kandidaten finden sich die spannendsten und aktuellsten Modelle des Protekoren-Marktes wie Bliss ARG, iXS Carve- und Dagger-Series, ION K_Pact, Scott Grenade Pro 2, Sweet Protection Bearsuit, 661 Evo Knee oder POC Joint VPD 2.0 Knee.
Zudem die Design & Innovation Award 2014 Gewinner Bliss Arg Minimalist und O’Neal AMX Zipper Knee Pad.

Robin Schmitt auf dem Focus SAM 2.0 in der "ENDURO-Edition" in feinstem blau!
Robin Schmitt auf dem Focus SAM 2.0 in der “ENDURO-Edition” in feinstem blau!

Fakt ist: Trailbiker und Enduro-Racer suchen den optimalen Kompromiss zwischen Komfort und Schutzfunktion. Möglichst leicht, möglichst bequem und möglichst sicher. Dazu gibt es unterschiedliche Konzepte, die wir natürlich nicht nur im Labor, sondern auch in der Praxis mit erfahrenen Testfahrern auf Herz und Nieren getestet haben.

Auf die Verarbeitungsqualität kommt es an! In diesem Fall gibt es Belüftungslöcher, die durch eine fehlende Nachbearbeitung vollkommen funktionslos geworden sind. In der Mitte sieht man, dass die Löcher mit Materialresten gefüllt sind.
Auf die Verarbeitungsqualität kommt es an! In diesem Fall gibt es Belüftungslöcher, die durch eine fehlende Nachbearbeitung vollkommen funktionslos geworden sind. In der Mitte sieht man, dass die Löcher mit Materialresten gefüllt sind.
Die Knautschzone eines Protektors ist ein elementares Element um die Energie gut und möglichst langsam zu absorbieren.
Die Knautschzone eines Protektors ist ein elementares Element um die Energie gut und möglichst langsam zu absorbieren.
Die Norm EN-1621-1 regelt, dass die durchschnittliche Restkraft bei Gelenkprotektoren maximal 35 kN betragen darf. Bei Gelenkprotektoren gibt es zudem eine Kategorisierung des Protektors nach Einsatzbereich, welcher nach der Schutzfläche berechnet wird. Im Bild sieht man die Schablone für Knie, Typ B.
Die Norm EN-1621-1 regelt, dass die durchschnittliche Restkraft bei Gelenkprotektoren maximal 35 kN betragen darf. Bei Gelenkprotektoren gibt es zudem eine Kategorisierung des Protektors nach Einsatzbereich, welcher nach der tatsächlichen Schutzfläche klassifiziert wird. Im Bild sieht man die Schablone für Knie, Typ B.
Bei der Labormessung trifft  ein Fallgewicht mit einer Aufprallenergie von 50 Joule auf den Protektor.
Bei der Labormessung trifft ein Fallgewicht mit einer Aufprallenergie von 50 Joule auf den Protektor.
Markierung der jeweils drei Prüfpunkte pro Protektor.
Markierung der jeweils drei Prüfpunkte pro Protektor.
Die Diagramme ergaben tiefe Einblicke in die Qualität und Effektivität der Weichschaum-Pads.
Die Diagramme ergaben tiefe Einblicke in die Qualität und Effektivität der Weichschaum-Pads.
Besprechung und Auswertung der Laborergebnisse mit Diplom-Ingenieur Holger Hertneck.
ENDURO Redakteur Aaron Steinke und Diplom-Ingenieur Holger Hertneck besprechen und analysieren die Laborergebnisse.
Die Auswertung der Diagramme brachte einige sehr interessante Ergebnisse hervor!
Die Auswertung der Diagramme brachte einige sehr interessante Ergebnisse hervor!
Der iXS Dagger Knie Protektor im Testeinsatz.
Der iXS Dagger Knie Protektor im Praxiseinsatz.

Wie lässt sich der Protektor anziehen? Wie ist die Wärmeentwicklung bei längerem Fahren? Wie ist der Halt und Komfort?
Und welcher Protektor ist für welchen Einsatzbereich der beste?

Update April 2016: Inzwischen haben wir einen aktuelleren Knieschoner-Vergleichstest mit 14 Modellen

Foto: Fabian Rapp / Christoph Bayer

Text: Robin Schmitt


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.