Kapstadt/Oak Valley – Die Favoriten beim diesjährigen Absa Cape Epic starten morgen im Leadertrikot. Christoph Sauser (SUI) und Jaroslav Kulhavy (CZE) vom Team Investec-Songo-Specialized gewannen die erste Etappe des südafrikanischen Mountainbikerennens vor ihren härtesten Konkurrenten, dem deutsch-schweizerischen Team Karl Platt/Urs Huber (Team Bulls). Der Vorsprung im Gesamtklassement beträgt jedoch lediglich 45 Sekunden – und da das Absa Cape Epic nicht umsonst auch die „Tour de France der Mountainbiker“ genannt wird, kann sich in den nächsten Tagen noch viel ändern.

Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy vom Investec-Songo-Specialized Team feiern Ihren Sieg auf der Zieleinfahrt der 1. Etappe des Absa Cape Epic 2015
Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy vom Investec-Songo-Specialized Team feiern Ihren Sieg der 1. Etappe des Absa Cape Epic 2015

Durch Defekte gab es zahlreiche Führungswechsel und Aufholjagden unter den zehn führenden Duos. Die erste lange Etappe nach dem Auftaktprolog gab den Profis bereits einen Vorgeschmack darauf, was noch kommen kann. Auf den 113 Kilometern und anspruchsvollen 2.800 Höhenmetern durch das Naturreservat der Hottentots Hollands Berge nahe Kapstadt hatte fast jedes der Top-Teams mit technischen Problemen zu kämpfen. Sauser/Kulhavy verloren durch eine aufgeschlitzte Seitenwand eines Reifens zwei Minuten und wechselten in der Tech-Zone das Hinterrad, was die Bulls-Fahrer zu einem Ausreißversuch beflügelte. Doch die in Topform fahrenden Specialized-Piloten machten aus dem Rückstand einen fast einminütigen Abstand auf den letzten Kilometern.

Christoph Sauser beim Reifen flicken.
Christoph Sauser beim Reifen flicken.
Auch dicke Reifen blieben davon nicht verschont.
Auch dicke Reifen blieben davon nicht verschont.

Materialprobleme hatte auch der Österreicher Alban Lakata, der mit Vorjahressieger Kristian Hynek (CZE) für das Team Topeak Ergon auf Sieg fährt. Die beiden holten sich die erste Bergwertung auf dem gefürchteten Groenlandberg mit 600 Höhenmetern Anstieg, wurden dann aber durch einen Platten und anschließendem Laufradwechsel nach hinten geworfen. „Vier Minuten Rückstand holt man bei den Topfahrern hier nicht mehr auf, vor allem da wir auf uns allein gestellt waren. Dass wir am Hotspot vorne waren, zeigt dass wir heute um den Sieg hätten mitfahren können. Es war eine sehr harte Etappe, aber es kommen noch mehr harte Etappen. Der Abstand hat sich noch in Grenzen gehalten, ich bin zuversichtlich, dass wir das noch aufholen können“, so der ehemalige Marathonweltmeister Lakata.

Jeff Doss und Randall Toltzman.
Jeff Doss und Randall Toltzman.
Die Führungsgruppe der ersten Etappe.
Die Führungsgruppe der ersten Etappe.
Fahrer auf der Anfahrt zum Nuweberg.
Fahrer auf der Anfahrt zum Nuweberg.

Eine starke Vorstellung lieferten die Cross Country-Spezialisten Rudi van Houts (NED) und José Hermida (ESP), Team Multivan Merida, mit einem 3. Platz. „Ich fahre jetzt schon zum 6. Mal beim Epic mit“, meinte der humorvolle Spanier Hermida, „und anscheinend werde ich langsam schlau genug dafür. Bei Rudi hatte sich ein Stück Plastik im Schaltwerk verfangen, doch haben wir es in Ruhe repariert und konnten so weiterfahren. Etwas abzureißen, weil man schnell weiterkommen will, bringt gar nichts, Wir hatten die Führenden meist in Sichtweite und sind auch gar nicht auf Anschlag gefahren.“

Die überraschenden Prolog-Sieger vom Vortag zeigten, dass sie keine Eintagesfliegen sind. Das Schweizer Team Fabian Giger/Martin Gujan kamen auf Platz 5 ins Ziel im Weingut Oak Valley und sind mit etwas über sechs Minuten Rückstand in der Gesamtwertung noch gut dabei.

Absa Cape Epic 2015 Stage 1 Elgin Absa Cape Epic 2015 Stage 1 Elgin

Der deutsche Jochen Käß zeigte mit seinem für den verletzten Markus Kaufmann eingesprungenen Partner Daniel Geismayer eine starke Leistung: Platz 6 für das Team Meerendal Centurion Vaude und damit der 7. Platz der Gesamtwertung.

Die Vorjahresdritten, Tim Böhme und Simon Stiebjahn, Team Bulls, hatten erneut Materialpech wie im Prolog tags zuvor. „Mein Schaltauge hatte sich verbogen, und als ich versuchte, es wieder zu justieren, ist es abgerissen. Dann mussten wir in der Verpflegungszone reparieren und den Rückstand konnten wir nicht mehr aufholen“, so der 24jährige Stiebjahn.

V. l. n. r.: Jaroslav Kulhavy, Urs Huber, Christoph Sauser, Karl Platt.
V. l. n. r.: Jaroslav Kulhavy, Urs Huber, Christoph Sauser, Karl Platt.
Die Fahrer am Nuweberg.
Die Fahrer am Nuweberg.

Bei den Frauen blieben Ariane Kleinhans (SUI) und Marathonweltmeisterin Annika Langvad (DEN) souverän und vergrößerten den Abstand auf die zweitplazierten Jennie Stenerhag (SWE) und Robyn de Groot (RSA) vom Team Ascendis Health auf fast 22 Minuten. Selbst ein Sturz der Wahl-Südafrikanerin Kleinhans konnte die Favoriten nicht bremsen. Die Schweizerin Esther Süss (Meerendal Wheeler) verteidigte ihre Podestambitionen mit ihrer Teampartnerin aus Belgien, Alice Pirard mit einem dritten Rang der Etappen- und damit der Gesamtwertung.

Ariane Kleinhans und Annika Langvad.
Ariane Kleinhans und Annika Langvad.
Marleen Lourens.
Marleen Lourens.

In der Mixed-Führung lagen der ehemalige Straßenprofi René Haslbacher mit Teampartnerin Sabine Sommer (Österreich, Team ENS RH77) von Beginn an vorne und beendeten die Etappe mit über neun Minuten Vorsprung vor ihren Verfolgern, Peter Vesel (SLO) und der Deutschen Yvonne Kraft, Team Etis. Auf Platz fünf rollten Hanka Kupfernagel/Carsten Bresser (Team Dietrich Rocky Mountain) über die Ziellinie. Die mehrfache Cyclocross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel: „Ich habe noch nie so gelitten auf einem Rad.“

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Jaroslav Kulhavy in Topform.

Eine unglaubliche starke Leistung bietet der deutsche DTM-Champion Timo Scheider, der mit Martin Kiechle für das Team Bulls fährt. Der Audi-Pilot liegt nach der ersten Etappe auf Platz 57 der Männerwertung, bei 1.200 Teilnehmer insgesamt und bei einem professionellen Teilnehmerfeld unter den ersten hundert ein wirklich herausragendes Ergebnis. „Jetzt weiß ich auch, was ein Cape Epic wirklich bedeutet“, meinte Scheider verdreckt und außer Atem im Zieleinlauf. „Ich habe zwischenzeitlich mit Krämpfen gekämpft, nach Kilometer 60 ging es dann wieder. Martin hat mich super gezogen, bergauf muss ich auf jeden Fall noch mehr Potential entwickeln und sehen, wo meine Grenzen sind“, sagte Scheider.

Vlad Metaxa und Bonny Swanepoel beim Selfie nach dem Rennen.
Vlad Metaxa und Bonny Swanepoel beim Selfie nach dem Rennen.

Fahrerstimmen:

Christoph Sauser (SUI) Investec Songo Specialized

Heute war der letzte große Test, nachdem der Prolog nicht nach Wunsch lief. Ich fühlte mich da nicht so gut. Heute erwartete ich einen ganz harten Tag und da geht es dann manchmal einfacher als gedacht. Wir waren schon in Führung, als wir auf spitzen Steinen einen Reifen aufschlitzten. Bei Etappenrennen will man kein Risiko eingehen, weswegen wir in der Verpflegungsstation das komplette Hinterrad gewechselt haben. So sind wir mit etwa 2 Minuten Rückstand rausgefahren, konnten die Lücke wieder schließen und hatten zum Schluss fast eine Minute Vorsprung.

Karl Platt (GER) Bulls

Das Niveau war okay, mir fehlte die Frische heute, ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Jaro und Susi waren superstark. Wir konnten nur an deren Rad fahren, sie wollten unbedingt gewinnen heute, das hast du denen angemerkt. Wir haben sauber gekämpft und es ist noch nichts verloren. Bei einem Vorsprung von 45 Sekunden ist noch alles offen.

Urs Huber (SUI) Bulls

Es war sehr schnell am Anfang heute, alle wollten auf die Bergwertung fahren. Am zweiten Berg hat es sich selektioniert und wir waren gemeinsam weg. Aber es war sehr schnell, wir mussten den ganzen Tag am Limit fahren, aber schlussendlich sind wir zufrieden.

Alban Lakata (AUT) Topeak Ergon

Der Platten hat uns alle Siegchancen zerstört. Durch den Laufradwechsel haben wir vier Minuten verloren, das war nicht mehr aufzuholen. Aber wir sind in guter Verfassung, es kann auch den anderen etwas passieren, dann sind wir wieder ganz vorne dabei.

Robert Mennen (GER) Topeak Ergon

Heute war es ein bisschen ärgerlich. Wir hatten simultan in der Abfahrt Platten. Das ist fast schon lustig, wenn du absteigst, um zu reparieren und dann feststellst, dass dein Kollege auch da steht und flickt. Das war heute nicht unser Tag, weil Jeremiah (Bishop) dann auch noch einen zweiten Platten hatte. Eventuell haben die Laufräder in der Verpflegungszone Luft verloren, irgendwie war der Druck nicht in Ordnung.

Absa Cape Epic 2015, Etappe 2, Oak Valley , 92 Kilometer/2.300 Höhenmeter

Die zweite Schleife im Obstanbau- und Weingebiet Oak Valley nahe Kapstadt ist ein guter Mix aus technischen Abfahrten, schnellen Singletrack-Passagen und harten Anstiegen, wie der auf den Nuweberg, der in Passagen über 25 Prozent Steigung aufweist. Einer der Höhepunkte ist Verpflegungsstelle 3 auf dem Gebiet der Weinfarm Paul Cluver. Auf künstlich angelegten North Shore Elementen, Holzbrücken und Stegen, erleben die Zuschauer die Mountainbike-Profis hautnah. Start ist um 7.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MEZ), der Zieleinlauf (ca. ab 11.45 MEZ) kann über die Website www.cape-epic.com live verfolgt werden.

Text: Absa Cape Epic Pressemitteilung

Bilder: Ewald Sadie, Damien Schumann, Dominic Barnardt, Gary Perkin, Sam Clark, Shaun Roy, Nick Muzik, Cape Epic/SPORTZPICS


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