Drei Jungs vom Rederbech Racing Team (rederberch.de) machten vor Kurzem Portugal unsicher. Lest hier den Reisebericht von Benjamin Herold (Nox Cycles).

Ein paar Monate ist es nun her, dass uns unser Freund Sebastian Donath Franke (SDF) uns zu seiner Produktionsstätte seines Klamottenlabel `3Essen-sportswear` nach Portugal einlud. Kurz nach Weihnachten machten wir dann schließlich Nägel mit Köpfen: Ich buchte die Tickets und Ende Januar sollte es losgehen. Mit am Start waren meine Kumpels René Schwarze und Thilo Rücknagel. Wir entschieden uns, unsere Enduro Bikes mitzunehmen, da man damit ja bekanntlich alles fahren und überall Spaß haben kann. René war leider noch nicht wieder fit nach seiner Knie OP, um biken zu können und entschied sich deshalb wandern zu gehen und ein paar Fotos zu knipsen.

01-Strandbild

Unser Flug ging von München nach Porto. Porto ist im Norden von Portugal. Von dort aus fuhren wir noch 45 min mit unseren Leihwagen bis zu SDFs Haus in Esposende, das direkt am Strand liegt. Unsere Herberge für die nächsten Tage war gefunden.

Da wir ziemlich spät am Abend angekommen waren und einen anstrengenden Tag hinter uns hatten, legten wir uns gleich schlafen. Am nächsten morgen war unsere erste Amtshandlung, die Bikes auszupacken und zusammenzubauen. Thilo und ich waren heiß auf die Trails. Nachdem wir mit den Bikes fertig waren und gefrühstückt hatten, wollten wir loslegen. Nur leider machte uns starker Regen einen Strich durch die Rechnung. So entschlossen wir uns die Umgebung erstmal mit dem Auto zu erkunden. Am Nachmittag wurde das Wetter besser und Thilo und ich machten uns mit den Rädern auf den Weg in die Berge die direkt hinter Esposende in die Höhe ragten. Nach kurzer Zeit fanden wir ein paar schöne Singletrails die sich am Berg entlang schlängelten.

02-riding

Immer wieder kam man aus den Eukalyptuswald heraus und konnte einen herrlichen Blick auf den Atlantik genießen. Wir fuhren bis zur Dämmerung weiter und machten uns dann auf die Suche nach einem Trail nach unten. Wer will schon Tiefenmeter auf Asphalt vergeuden? Schließlich wurden wir fündig. Der Trail stellte sich jedoch als extrem technisch und steil heraus. Jede Menge verblockte Steinpassagen. 2-3 waren unfahrbar. Aber als wir unten in Esposende standen, waren wir total geflasht von dieser verrückten Abfahrt und wollten am liebsten gleich nochmal hoch. Leider war die Sonne schon zur Hälfte im Atlantik versunken und wir hatten keine Beleuchtung dabei. Am Abend fuhren wir noch in das 20 Kilometer entfernte Viano do Castello zu einem Hardcore-Konzert. Dort ließen wir dann unseren ersten richtigen Tag in Portugal bei ein paar Bierchen ausklingen.

03-town

Am nächsten Morgen gingen wir gemütlich in eines der vielen typischen portugiesischen Cafes frühstücken und planten dort den Tag. Wir entschieden uns zum Bikepark “Ponte de Lima” zu fahren. Der Park liegt in den Bergen von der Sierra D`Arga, einem sehr felsigen Gebirgszug im Norden Portugals. Am Bikepark angekommen, war niemand da: Keine Fahrer und auch kein Personal.

04-container

Trotzdem luden wir unsere Bikes aus und wollten die Strecken auschecken. Schließlich waren auf einer großen Tafel stolze 10 (!) DH Strecken ausgewiesen. Gespannt rollten wir los. Der steinige Untergrund bescherte uns schon nach den ersten Metern einen Platte. Schlauchwechsel und weiter. Die Strecke schien kein Ende zu nehmen. Wir ballerten durch die vielen Anlieger, die in den schroffen Untergrund gebaut wurden und kamen schließlich mit einen breiten Grinsen im Gesicht am Ende der Piste an.

05-action

Wir schossen unsere Remote-Sattelstützen wieder raus und machten uns auf der Straße wieder nach oben Richtung Start des Bikeparks. Die steile Auffahrt dauerte ca. 45 min. Oben angekommen wartete René auf uns, der die Pisten in der Zwischenzeit zu Fuß abgegangen war. Nach einer kleinen Pause machten wir noch einen Run auf einer anderen Strecke. René sammelte uns unten mit dem Auto ein. Normalerweise wird hier von den Bikeparkjungs geshuttlet. Mit diesen nahmen wir dann auch gleich Kontakt auf und meldeten uns für Donnerstag zum Shuttlen an.

08-hafenstadt

Am Dienstag wollten wir nach Viano do Castello, eine alte Seefahrer-Stadt mit vielen engen Gassen. Nach einem Rundgang fragten wir in einem Bikeshop wie es mit MTB-Trials in der näheren Umgebung aussähe und bekamen einen guten Tip. Der Verkäufer meinte, dass es genau das richtige für Enduro-Bikes wäre. Er skizzierte uns noch eine Wegbeschreibung und schon machten wir uns auf die Trailsuche. Nach 20 Minuten waren wir genau da, wo er es uns beschrieben hatte. Der Einstieg des Trails war durch kleine Holzschilder mit einen Radfahrer markiert. Als wir gerade unsere Räder startklar machen wollten, hatten wir eine kurze Schrecksekunde. Plötzlich standen 10 `Soldaten` mit Maschinengewehren vor uns. Aber die Jungs waren genauso erschrocken wie wir. Das waren junge Soldaten der portugisischen Armee die gerade einen Fußmarsch durch die Pampa machten.

Stillgestanden!

Nach kurzem Plausch ging es weiter auf den Trail. Der war richtig geil mit vielen steinigen Abschnitten und zum Großteil sehr naturbelassen. Er bestand aus kurzen knackigen Abfahrten und leichten, nicht zu steilen Anstiegen.

So schlängelte er sich durch die Gebirgszüge von Viano. Nach 3 Stunden radelten wir dann wieder Richtung City zurück wo René auf uns wartete.

Mittwoch wollten wir uns mit Joao treffen. Joao ist Mitorganisator eines portogiesischen Downhillrennens und eines Rennens der nationalen Endurotrophy. Ich hatte schon im Voraus unseres Trips mit ihm ausgemacht, uns mal zu treffen und zusammen den Downhilltrack zu rocken.

07-foggy-trails

Wir starteten am Monte Padela und pedalierten einen steilen Schotterweg bergauf. Immer wieder kreuzte die DH-Strecke den Weg, so dass wir schon erahnen konnten, was uns erwartete. Oben angenommen schnell die Sättel versenkt und los gings: Obwohl wir es zunächst langsam angingen, hatten wir schon nach kurzer Zeit die ersten Platten. Aber dafür hat man ja Ersatzschläuche im Rucksack. Wir fuhren die Strecke bis zur ersten Wegkreuzung und pedalierten nochmal zum Start. Bei dem nächsten Run kam uns dann auch schon René und Joao entgegen, die zu Fuß gestartet waren. Wir machten ein paar Fotos und checkten dann den unteren Teil der echt krassen DH Piste. Umso weiter runter wir kamen um so grösser wurden die Felsen. Unsere Enduro Bikes waren völlig überfordert. Die Schläge wurden immer doller und die Absätze immer höher.

10-downhill

An diesem Punkt müssen wir den Hut vor den portugiesischen Downhiller ziehen. So eine Strecke in Deutschland würde einigen höchstwahrscheinlich die Tränen in die Augen drücken. Aber nicht vor Freude … Thilo und ich kurbelten noch ein paar mal hoch und machten noch ein paar Runs auf den Abschnitten, auf denen man mit unseren Rädern halbwegs Spaß haben konnte. Nachdem wir an diesem Tag wieder unzählige platte Reifen hatten, entschieden wir uns für den nächsten Tag noch ein paar DH Schläuche zu besorgen. Denn für Donnerstag waren wir ja im Bike Park Ponte de Lima angemeldet – mit Shuttle Bus!!

Endlich war es soweit: Donnerstag! Es hieß, früh aufzustehen, da der Shuttle Service 9.30 Uhr losgehen sollte und wir noch circa eine Stunde fahrt vor uns hatten. Angekommen im Bike Park war das Wetter alles andere als schön. Es regnete und war ziemlich windig. Aber das war uns heute egal. Bikes fertig gemacht, Regenjacke an und los gings. Der Park wird von 2 jungen Männern betrieben. Der eine fuhr den Shuttle Bus und der andere, Carlos Costa 2x portugiesisher Junioren DH Meister, war für die Aktivisten zu ständig. Außer uns waren noch ein paar schnelle Downhill Piloten aus Spanien am Start, unteranderen Ruben Costa, ein ehemaliger Master DH Weltmeister auf Evilbikes

09-corner

Da wir “offiziell” das erste mal da waren, zeigte uns Carlos den Park und fuhr jede einzelne, der 10 Strecken ab. Einige davon kamen dann ab der hälfte wieder zusammen und hatten ein gemeinsames Ziel. Die Strecken waren alle sehr flowig gebaut mit jeder Menge Anliegern und immer wieder ein paar kleinen, manchmal auch grösseren Sprüngen und typisch portugisischen Felssektionen. Wir machten eine Abfahrt nach der anderen. Im Ziel angekommen wartete auch schon jedes Mal das Shuttle auf uns. Ein echt guter Service. Mittags machten wir eine kleine Pause und stärkten uns etwas, um danach wieder Vollgas durchstarten zu können. Nach jeder Abfahrt wurde das Grinsen in unseren Gesichtern größer. Wir hatten echt eine Menge Spaß an diesem Tag. Und, dank der DH-Tubes, keine Platten! Nachdem wir alle Tracks abgefahren hatten, waren wir auch ziemlich fertig und entschlossen uns, Feierabend zumachen – schließlich war es schon 16.00 Uhr. Und es regnete immer noch. Völlig durchnässt, aber glücklich zogen wir die nassen Sachen aus und packten unsere Bikes ins Auto. Alles in Allem war der Bike Park Tag echt super. Die Jungs hier haben echt ganze Arbeit geleistet. Der Park wurde erst vor ein paar Monaten eröffnet und wir waren die ersten Deutschen hier. Yeah!

Freitag sind wir dann erneut nach Porto gefahren und haben uns die Altstadt und das Hafenviertel angeschaut. Am Abend wollten wir dann nochmal die Trails in Esposende abfahren, doch der starke Regen machte uns einen fetten Strich durch die Rechnung. Wir entschlossen uns nicht zu fahren und packten die Bikes in unsere großen Taschen und machten alles soweit fertig für den Rückflug.

Gruppenfoto

Am nächsten morgen ging es dann zum Airport nach Porto und ab nach Hause. Das war ein wirklich cooler Trip mit coolen Typen und richtig fetten Trails. Danke an SDF für die Unterkunft. Bis zum nächsten Abendteuer!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!