Rene Wildhaber – lifestyle

“Wo hat der Mountainbikesport eigentlich seinen Ursprung?” Diese eine Frage hatte sich René Wildhaber, der Weltklasse-Marathon-Downhiller, schon oft gestellt. Er dachte dabei weniger an die 70er-Jahre, als der Sport langsam populär wurde, sondern eher an die Zeit, als das Fahrrad noch relativ neu war. Den entscheidenden Hinweis lieferte ihm mit Hans Rey ein grosser Name der Bike-Szene, auf einem Flug zwischen zwei kapverdischen Inseln.

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Heraus kam dabei sein Projekt Buffalo Soldiers, für das Wildhaber zusammen mit einer Filmcrew vergangenen Herbst in den USA unterwegs war. Den Namen erhielt das Projekt von jener US-Kompanie, deren Mitglieder einst die ersten Fahrversuche abseits von befestigten Strassen gemacht hatten. Die Truppen waren damals noch rassengetrennt, die Afroamerikaner der Buffalo Soldiers wurden von der Zivilbevölkerung so genannt, weil sie diese mit ihrem dichten krausen Haar an Büffel erinnerten.

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“Mein Ziel war es, von meinen eigenen Wurzeln ausgehend jene des Bikesports zu erfahren”, sagt Wildhaber. Er wollte die Leistungen der Soldaten von damals nachvollziehen, die im 25th Infantry Bicycle Corps zusammengefasst worden waren. Zugleich aber die Anfänge mit der Gegenwart verbinden, sprich auch auf seinem jetzigen Bike die berühmtesten Trails in Utah und Colorado befahren. Dafür kontaktierte Wildhaber den US-Biker Ross Schnell, ein Markenkollege beim Bikesponsor Trek, mit dem er schon früher gemeinsame Projekte verwirklicht hatte.

Rasch merkten Wildhaber und Schnell auch, dass die damaligen Fahrräder nicht ideal waren für die Fahrten abseits von befestigten Strassen. Bald lösten sich Schrauben an der Kurbel, bald waren Plattfüsse ein Problem. Dazu kamen Probleme, mit denen Wildhaber nicht gerechnet hatte. “Der Boden in Utah und Colorado hat eine spezielle, lehmige Zusammensetzung. Sobald er nass wird, wird er extrem klebrig, ans Fahren ist nicht mehr zu denken, währenddessen wir in der Schweiz auch bei Regen noch rausgehen.” Auch wenn diese alten Drahtesel kaum hätten weiter entfernt sein können vom Komfort und Technologie der heutigen Zweiräder: Wildhaber und Schnell hatten auch damit ihren Spass. “Das Spassgefühl kam auch auf diesen alten Rädern auf. Egal wie sehr es schlägt und rüttelt, es ist auch Radfahren. Um schneller als zu Fuss zu sein, brauchst du kein Hightechgerät. Wir erfuhren also die Ur-Idee vom Radfahren”, sagt Wildhaber.

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Nach diesem Intermezzo verliess die Buffalo-Soldiers-Crew Colorado und reiste nach Utah, um nach dem Blick in die Vergangenheit des Bikens beim Red Bull Rampage auch noch einen in die Zukunft zu werfen. Eigentlich wäre der Plan gewesen, dass Wildhaber Interviews mit den Teilnehmern geführt hätte. Er schnappte sich jedoch lieber Schaufel und Pickel und half mit, das Terrain und die Sprünge für deren wahnwitzigen Manöver herzurichten.

Rene Wildhaber, Ross Schnell – Action

Der Besuch war speziell für Wildhaber, hatte er doch vor einigen Jahren ebenfalls das Angebot gehabt, bei der Rampage teilzunehmen. “Wenn ich damals eingestiegen wäre…”, sinniert er, stellt aber sogleich klar: “Wenn ich schaue, wo ich jetzt stehe im Leben: Das war der logischere Weg.” In seiner Jugend baute er in der Heimat mit anderen Wagemutigen ebenfalls Roadgap-Sprünge, entschied sich dann aber für den Wettkampfsport, die Disziplin Downhill. “Ich war halt doch mehr ein Racer”, sagt er.
Gespräche führte er dann doch noch, etwa mit dem Kanadier Brandon Semenuk, einem der Stars der Freeride-Szene. “Als ich mit ihm sprach und mir die Action ansah, realisierte ich, dass es eine Beziehung gibt zwischen den Buffalo Soldiers und der Rampage”, sagt Wildhaber. “Es geht darum, etwas zu wagen, ein Risiko einzugehen. Das Gefühl, das Kribbeln im Bauch, bleibt dasselbe.”
Mit dieser Erkenntnis beschloss “Bike-Historiker” René Wildhaber seinen Trip, nicht ohne bereits an neue Abenteuer zu denken. “Wie wäre es denn, einmal die ersten richtigen Bikes aus den 1970er-Jahren zu fahren? Das würde mich reizen.”

Hier nun erst einmal der erste Teil der Buffalo Soldiers Video-Serie:

Den zweiten Teil der spannenden Doku findet ihr hier.

Text & Foto: Red Bull


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.