Dieses Wochenende war es also soweit – das Auftaktrennen der Enduro One Serie gastierte am oberfränkischen Ochsenkopf. Ob das erste Rennen der Enduro One Serie die Erwartungen der rund 200 angemeldeten Fahrer erfüllen konnte?

Der erste Uphill wurde bequem per Lift bestritten. Die erste Herausforderung - Füße warm halten!
Der erste Uphill wurde bequem per Lift bestritten. Die erste Herausforderung – Füße warm halten!

Am 23./24. August 2014 war es also soweit. Die Enduro One Serie startet mit dem Rennen am Ochsenkopf in Oberfranken. Das Gebiet rund um den Ochsenkopf kann, wie auch schon im Spotcheck festgestellt, so manches Radfahrerherz höher schlagen lassen – dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an die sechs Stages.

Das Eventgelände war, wie schon in Spalt gesehen, professionell gestaltet und bestand aus einem großzügigen Start-/Zielbereich mit Zeitplan und vielen Infos für die Fahrer sowie einer Verpflegungsstation, WCs und Duschmöglichkeiten für die rund 200 Teilnehmer.

Rund 200 Teilnehmer nahmen am ersten Rennen der Enduro One Serie 2014 teil.
Rund 200 Teilnehmer nahmen am ersten Rennen der Enduro One Serie 2014 teil.

Das Rennwochenende begann mit dem Training von zwei der insgesamt sechs Stages, die am Sonntag zu bewältigen waren. Bei einigen Fahrern kam dabei etwas Unmut auf, da die Strecken noch nicht ausreichend ausgeschildert und mit Flatterband versehen waren. Desweiteren war der nicht optimale Informationsfluss, wie zum Beispiel welche Stages trainiert werden durften und die Wege dorthin, so manchem Starter ein Dorn im Auge. Anschließend an die Fahrerbesprechung stand der Prolog, auch Stage 4 am Rennsonntag, auf dem Programm. Pünktlich zu diesem hatte Petrus leider kein Erbarmen mehr mit den Enduristi. Pitschnass und ausgekühlt ging es also auf die Strecke des Prologs – ein Mix aus Pumptrack, dicken Wurzeln und verwinkelter Streckenführung. Das alles auf Vollgas zu fahren und die einsetzende Nässe verlangten einigen Fahrern alles ab. Es folgte eine kurze Siegerehrung der Schnellsten des Prologs. Anschließend ging es für die Racer zurück auf den Campingplatz, in die Pension oder nach Hause – das Bike auf Vordermann bringen, die Kleidung trocknen und die Energievorräte wieder auffüllen.

Anlieger im Prolog.
Anlieger im Prolog.

Raceday! Es standen rund 25 Kilometer und etwa 800 Höhenmeter an. Um halb neun fanden sich die ersten 20 Fahrer im Start-/Zielbereich ein, um gemeinsam auf die Strecke zu gehen. Danach ging es mit jeweils 20 Startern im Fünfminutentakt weiter. Das Feld sollte somit entzerrt und Wartezeiten an den Stages vermieden werden.

Die Teilnehmer wurden in Gruppen von 20 Startern eingeteilt und im Fünfminutentakt auf die Strecke gelassen.
Die Teilnehmer wurden in Gruppen von 20 Startern eingeteilt und im Fünfminutentakt auf die Strecke gelassen.

Zuerst stand die knapp 20 minütige Liftfahrt zum Gipfel des Ochsenkopf an. Bei gefühlten 0° C und Nebel kein Zuckerschlecken. Oben angekommen hieß es dann – spärlich aufwärmen und ran an den Speck. Stage 1 führte über den oberen Teil der Downhillstrecke, mit Karacho über eine Skipiste und wieder über einen kurzen Teil der Downhillstrecke. Kurz und – dank Kaltstart – ziemlich knackig. Es folgte ein kurzer Uphill zu Stage 2 – endlich bestand auch die Möglichkeit Mensch und Maschine ordentlich auf Betriebstemperatur zu bringen. Ein langgezogener, mit kleineren und größeren Steinen durchzogener Weg mit vielen Möglichkeiten richtig abzuziehen – Trailhämmern vom Feinsten! Diese Stage zauberte allen Fahrern ein Lächeln auf die Lippen und machte Lust auf mehr. Wieder folgte ein kurzer Transfer hin zu Stage 3. Stage 3 war dann ein Waldweg, der von Wurzeln und Schlammlöchern durchzogen war und es folgten, oh graus, sogar noch zäh zu bewältigende Höhenmeter. Anschließend ging es zu Stage 4 – die Strecke des Prologs vom Vortag. Die Verpflegunsstation schon in Sichtweite hieß es nochmal alles geben! Doublen, manualn, Kurven hacken – spätestens jetzt dürfte die Pumpe bei jedermann gut gehen. Nach gut zwei Minuten war auch das wieder vorbei und man konnte bei kühlen Getränken mit anderen Rennfahrern etwas über die Stages und das Wetter fachsimpeln.

Der obere Teil der Downhillstrecke war von dicken Steinen durchzogen - bei Nässe mit Vorsicht zu genießen.
Der obere Teil der Downhillstrecke war von dicken Steinen durchzogen – bei Nässe mit Vorsicht zu genießen.
Die Gegend rund um den Ochsenkopf ist den Jungs vom 29er Racing Team keine Unbekannte.
Die Gegend rund um den Ochsenkopf ist den Jungs vom 29er Racing Team keine Unbekannte.

Es folgte wieder ein Transfer zu Stage 5, diesmal abseits des Ochsenkopfs Richtung Warmensteinach. Angenehm zu fahren, wenn doch nicht schon wieder dieser Regen wäre. Stage 5 schlängelte sich größtenteils über einen schmalen Waldweg gen Himmel – nur durch fiese Spitzkehren unterbrochen, welche einen ganz schnell wieder Richtung Erde beförderten. Vorbei an Schluchten und reißenden Bächchen, in die man besser nicht stürzen sollte, die einen aber magisch anzogen. Nach gefühlten 20 Minuten und einer implodierten Lunge stand der letzte Transfer des Tages an. Ein langer und kräftezehrender Uphill zurück auf den Ochsenkopf. Nun stand der untere Teil der Downhillstrecke auf dem Programm, Stage 6. Der Regen und die Wolken haben sich inzwischen verzogen und die Sonne kam raus. Ein letztes mal durchschnaufen und ab dafür! Petrus hatte aber seine Spuren hinterlassen und somit waren die unzähligen Steine und Wurzeln doch noch eine echte Herausforderung für die teils entkräfteten Fahrer. Die Stage endete mit einem flowigen Stück über Northshores, kleine Drops und zwei rutschigen Wiesenkurven – “jetzt bloß nicht stürzen” – und das Rennen war beendet.

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Der untere Teil der Downhillstrecke am Ochsenkopf, Stage 6, machte noch mal richtig Laune!
Der untere Teil der Downhillstrecke am Ochsenkopf, Stage 6, machte noch mal richtig Laune!

Die Siegerehrung war die Krönung des Wochenendes. In der Pro Class gewann Leo Putzenlechner (ENVE Components) mit knapp einer Minute Vorsprung vor Sascha Schraml (Cubestore Bayreuth) und Bastian Richter (29er-Racing Team). In der Sport Class gewann Timo Holzschuher (BIKE Junior Team) dicht gefolgt von Benjamin Dorn und Andy Sollfrank. Die schnellsten drei der Master Class waren Alex Loos (Radsport Zentrale Hersbruck), Roberto Diesel und Thomas Krug. Schnellste Dame war Lokalmatador Regina Genser (Craft Rocky Mountain), gefolgt von Tanja Förtsch (Radsport Zentrale Hersbruck) und Alexandra Lucas (Delta Bike.de). Die E-Bike Wertung gewann Rico Hasse vor Thomas Schmitt.

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Die Organisation hatte am Renntag einen deutlichen Wandel vollzogen. Eine perfekt beschilderte Strecke, mit ordentlicher Flatterbandmarkierung und Verpflegungsstation. Auch die Streckenposten machten ihren Job meist richtig, abgesehen von Kommunikationsproblemen bei einer Streckensperrung. Manche Fahrer beklagten sich ebenfalls über fehlende Streckenposten an markanten Stellen der fünften Stage. Das Wochenende über aber herrschte eine freundliche und entspannte Atmosphäre. Die Trails waren klasse gewählt, die Balance zwischen Down-/ und Uphill sinnvoll. Am Ende der Veranstaltung hatte jeder Teilnehmer ein Grinsen auf den Lippen – und das ist doch das, was ein Endurorennen auszeichnet!

Text: Julian Meyer | Fotos: Baboons, Rudolf Schuler


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