Während die Weltelite bei der EWS in Whistler 14-minütige Stages hinunterjagte, absolvierten Deutschlands Semi-Pros und Amateure am vergangenen Wochenende ein weiteres Enduro One-Rennen, diesmal am Dünsberg bei Gießen. Hier standen nach sechs Stages allerdings 14 Minuten als Gesamtzeit auf dem Konto der Top-Fahrer – der Berg war allerdings auch nicht Whistler Mountain, sondern die mit 497,7 m Höhe markanteste Erhebung Mittelhessens. Bei staubig-trockenen Verhältnissen stieg hier das Bergfest der Jedermann-Serie und alle feierten mit.

Enduro One - Dünsberg 2015 Prolog Samstag
Enduro One – Dünsberg 2015 Prolog Samstag

Als Mountainbike-Hotspot der Region wurde der von Weitem eher unscheinbar wirkende Dünsberg mit seiner seichten Erhebung im offiziellen Veranstaltungstext angepriesen. Bei der Ankunft auf dem Sportplatz am Fuße des Dünsberg wurde schnell klar, dass dies keine Übertreibung war – neben den Rennteilnehmern tummelten sich allerhand Wanderer, Zuschauer und Mountainbiker auf dem Berg, was für eine gute Stimmung sorgte. Der Organisator BABOONS und der Veranstalter AMC Rodheim-Bieber hatten es geschafft, den Start-/Zielbereich, die Verpflegungsstation, sanitäre Anlagen und das Fahrerlager gemeinsam auf dem Gelände des Sportplatzes unterzubringen, was bei Fahrern und Zuschauern großen Anklang fand. So auch die Stages, die aus einem offenbar ergiebigen Wegenetz (links und rechts ging es auch außerhalb der Rennstrecke immer wieder auf Trails in den Wald hinein) ausgewählt und genehmigt wurden – Daumen hoch!

Das kompakte Fahrerlager und die kurzen Wege am Dünsberg fanden besonderen Anklang bei den Fahrern.
Das kompakte Fahrerlager und die kurzen Wege am Dünsberg fanden besonderen Anklang bei den Fahrern.

Die Jungs und Mädels vom AMC Rodheim Bieber hatten sechs Stages vorbereitet. Stage 1 und 6 durften am Samstag im Training bereits gefahren werden. Der untere Teil der sechsten und letzten Stage stellte gleichzeitig die Prologstrecke dar. Sowohl Stage 1 und Stage 6 starteten auf dem Gipfel des Dünsbergs und teilen sich das erste Stück Trail, auf dem es bereits kurvig und schnell durch den losen Boden des Laubmischwalds ging. Nachdem sich der Streckenverlauf aufteilte, ging es auf Stage 1 teils technisch, stets kurvig und über ein Road Gap ins Ziel. Stage 6 war deutlich länger und bot alles, was das Enduristen-Herz begehrt: viele flowig zu fahrende Kurven und Wellen, Jumps, ein Steilstück, die sogenannten „Rutsche“, ein knackiger Gegenanstieg und ein langgezogener Zielsprint.

Bereits im Training gaben die Fahrer Vollgas auf den losen Böden des Dünsbergs.
Bereits im Training gaben die Fahrer Vollgas auf den losen Böden des Dünsbergs.
Marco Holzschuher vom 29er-Racing Team war an diesem Wochenende nicht zu stoppen.
Marco Holzschuher vom 29er-Racing Team war an diesem Wochenende nicht zu stoppen.

Am Samstag ging es dann, dem standardisierten Zeitplan der Enduro One-Veranstaltungen folgend, nach drei Stunden Training um 16 Uhr auf die Prologstrecke, die über den zweiten Teil der sechsten Stage und somit über die Rutsche und Tretpassage führte und bereits spannendes Racing auf den Plan rief. Als Tagesschnellste konnten sich Kim Julia Gerlach (AMC Rodheim Bieber/Delta-bike.de Team) mit einer Zeit von 2:54.34 bei den Damen und Marco Holzschuher (29er-Racing Team/BSB Bayreuth) mit 2:13.15 bei den Herren behaupten.

Local und Sieger der Master-Klasse, Marcel Weil hat in dieser hängenden Kurve leichtes Spiel …
Local und Sieger der Master-Klasse, Marcel Weil hat in dieser hängenden Kurve leichtes Spiel …
… während sie diesem Starter zum Verhängnis wird.
… während sie diesem Starter zum Verhängnis wird.

Sonntagfrüh starteten die ersten Fahrer um 9.30 Uhr ins Rennen. Neben den aus dem Training bekannten Stages 1 und 6 mussten die Wertungsprüfungen 2–5 abgelegt werden – auf Sicht! Wie zuvor von Rennleiter Thomas Gerlach angekündigt, sollten auf jenen Stages keine großen Gefahrenstellen mehr auftauchen, dafür aber eine Menge Fahrspaß! Auf Stage 2 ging es ebenfalls vom Gipfel aus flowig auf einem schmalen Singletrail den Dünsberg hinab. Es folgte eine sehr tretlastige, fast schon zu flache Stage 3 am selben Berg. Hier kam es vor allem auf die richtigen Beine und weniger auf die richtige Technik an – die unbeliebteste Stage des Tages. Die Verpflegungsstation war im Start-/Zielbereich aufgeschlagen und konnte somit vor Stage 3 und der erneut am Dünsberg gelegenen Stage 6 angesteuert werden.

Die Stages verlangten den Fahrern neben Fahrtechnik vor allem auch ein ganze Menge Power ab ...
Die Stages verlangten den Fahrern neben Fahrtechnik vor allem auch ein ganze Menge Power ab …
… die an der Verpflegungsstation wieder aufgetankt werden konnte.
… die an der Verpflegungsstation wieder aufgetankt werden konnte.

Für Stage 4 und 5 ging es auf einen benachbarten Hügel. Hier standen weitaus weniger Höhenmeter zur Verfügung, diese wurden jedoch mit eng abgesteckten Kurven und kleinen Jumps erneut gut ausgenutzt. Anschließend ging es ein letztes Mal hinauf auf den Dünsberg zur letzten und längsten Stage des Tages, an der sich auch die meisten Zuschauer einfanden, um die geplätteten Sportler ins Ziel zu peitschen. Dort angekommen konnte nur die unglückliche Nachricht, dass Stage 2 aufgrund von Transponderproblemen bei einem Teil der Fahrer nicht gewertet werden konnte, die allgemein positive Stimmung für einen Moment trüben.

Stage 6 wartete mit einigen extra angelegten Features auf.
Stage 6 wartete mit einigen extra angelegten Features auf.

Nach der Addition der sechs gewerteten Stages standen die Sieger des dritten Laufs der Enduro One-Serie fest: Bei den Damen konnte sich Lokalmatadorin Kim Julia Gerlach (AMC Rodheim Bieber/Delta-bike.de Team) mit einem respektablen Vorsprung von 1,16 min und einer Gesamtzeit von 17:10.20 den ersten Platz sichern. Die beim vorherigen Lauf in Österreich gestürzte Jana Hebmüller (Ruhrpott Enduro Team/MSV Steele), zeigte, dass sie sich gut von ihren Blessuren erholt hatte und erkämpfte sich mit einer Gesamtzeit von 18:26.77 und einem Stage Win auf Stage 4 den zweiten Podiumsplatz, gefolgt von Hilke Grosse auf dem dritten Platz mit 18:51.01 Gesamtzeit.

Die schnellsten acht E1-Ladys, allen voran Kim Julia Gerlach vor Jana Hebmüller und Hilke Grosse.
Die schnellsten acht E1-Ladys, allen voran Kim Julia Gerlach vor Jana Hebmüller und Hilke Grosse.

In der Kategorie E1-Guest siegte Anton Wünscher (Academy Downhill Crew/DFY Gravity) mit einer Gesamtzeit von 13:44.15 vor Felix Schuldt mit 13:55.95 und Julius Sauer von den Soulriders mit 13:56.91 addierter Stagezeit. Top-Zeiten, die auch in der Pro-Kategorie bei den vordersten Plätzen mitgespielt hätten.

Die schnellsten sieben Starter der stark besetzten Gästeklasse.
Die schnellsten sieben Starter der stark besetzten Gästeklasse.

Bei den Masters stieg ein weiterer Local auf das Siegerpodest: Marcel Weil (AMC Rodheim Bieber/Delta-bike.de Team) gewann mit einer Gesamtzeit von 14:12.36 und 11 s Vorsprung vor Michael Bonnekessel (BMX-Bande/SG Niederhausen-Birkenbeul) und Nils von Marcholewski, der 14:32.88 für alle Stages benötigte.

In der Kategorie der Pro-Starter gewann Marco Holzschuher (29er-Racing Team/BSB Bayreuth), dessen XC-gewöhnten Beine ihm auf den teils tretlastigen Strecken sicherlich zugutekamen. Mit einer Gesamtzeit von 13:18.74 und 21 s Vorsprung setzte er sich gegen Jannik Schlickel (PROPAIN Enduro Factory Team) und Simon Heinzemann (FRiT Racing Team) durch, der eine Gesamtzeit von 13:49.66 fuhr. Schlickel löste somit Heinzemann an der Spitze der Gesamtwertung mit einem Punkt Vorsprung ab.

Das Podium der Pro-Klasse: Marco Holzschuher vor Jannik Schlickel, Simon Heinzemann, Julian Gerhardt und David Hopff.
Das Podium der Pro-Klasse: Marco Holzschuher vor Jannik Schlickel, Simon Heinzemann, Julian Gerhardt und David Hopff.

In der Hauptklasse E1-Sport siegte erneut Lukas Litz (GhettoMoneyGeldBossRacing) mit einer Gesamtzeit von 14:12.09. Zweiter wurde Leonard Meurer (Stammtisch Köppelhütte) mit einer totalen Stagezeit von 14:32.59. Nur 4 s dahinter landete Mario Schütze mit einer Zeit von 14:36.37. Litz löste somit den bisher in der Gesamtwertung führenden Tim Schüz ab, der sich nach einem Platten im Prolog und einem Stage Win auf der letzten Stage nur noch auf einen 11. Platz retten konnte.

Die acht schnellsten E1-Sport-Fahrer, angeführt von Lukas Litz vor Leonard Meurer und Mario Schütze.
Die acht schnellsten E1-Sport-Fahrer, angeführt von Lukas Litz vor Leonard Meurer und Mario Schütze.

Das drei Mann starke Fahrerfeld der E-Bike-Kategorie führte Michael Vindum (Team E-MTB Racing) mit einer Gesamtzeit von 15:11.29 vor Jan Köhler und Delf Köhler (beide e-Bike-Jena) an.

Nach einem aufregenden, nicht ganz reibungslosen und leider auch nicht verletzungsfreien Bergfest (beste Genesungswünsche an den E1-Pro-Sieger aus Bad Endbach, Jan-Philipp Ebertz, der sich bereits im Training schwer verletzte!) kann sich die Enduro One-Gemeinde auf zwei weitere Rennen am Ochenskopf (22./23. August) und im bergischen Wipperfürth (5./6. September) freuen. Bis dahin muss abschließend die Leistung des örtlichen Veranstalters noch einmal lobend erwähnt werden. Er hat es allen Hürden zum Trotz geschafft, den Dünsberg sowohl für die Teilnehmer als auch für die Öffentlichkeit als angesagten Enduro-Spot zu präsentieren, an dem ein friedliches Miteinander zwischen Fußgängern und Radfahrern das kleinste Problem darstellt (Gerüchte von einer wildgewordenen Försterin, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion sämtliche Holzsprünge abgerissen haben soll, obwohl die Strecke bereits genehmigt war, gingen im Fahrerlager herum …).

Mehr Informationen und die volle Ergebnisliste unter: enduro-one.com/duensberg

Text: Laurenz Utech Bilder: BABOONS & Jannis Dietrich


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