Im Rahmen des UCI XC-Worldcups in Albstadt präsentierte Shimano die erste elektronische Komponentengruppe für den Mountainbike-Sektor, die XTR Di2 (M9050). Die XTR Di2 ergänzt die bereits vor kurzem vorgestellte mechanische XTR M9000.

Shimano-Europa-Marketing-Mann Rudy Bouwmeester und mehrfacher XC-Weltmeister Julien Absalon bei der Präsentation.
Shimano-Europa-Marketing-Mann Rudy Bouwmeester und mehrfacher XC-Weltmeister Julien Absalon bei der Präsentation.

Bereits seit längerem kursierten im Internet Gerüchte über eine elektronische Schaltung aus dem Hause Shimano. Als 2008 die Dura-Ace Di2 auf den Markt kam, hatte man bereits recht zeitnah mit einem Mountainbike-spezifischen XTR-Modell gerechnet.

Das neue XTR Di2 Schaltwerk.
Das neue XTR Di2 Schaltwerk.

Fakt ist, nun ist sie da, die neue Shimano XTR Di2. Insgesamt hat es länger gedauert als erwartet, so wurde über 3 Jahre hinweg gezielt an der elektronischen Schaltung gearbeitet. Die größte Herausforderung in der Adaption der Straßengruppe war, eine sehr stabile und robuste Schaltperformance zu erreichen.

So sollte auch die Shadow+ Technologie zum Einsatz kommen, was einen stärkeren Motor voraussetzte. Dieser wiederum hatte einen entsprechend größeren Batterie-Verbrauch zur Folge.

Die Haptik der Hebel fällt sehr hochwertig aus.
Die Haptik der Schalthebel fällt sehr hochwertig aus.

Die wesentlichen Vorzüge der Di2-Plattform gegenüber einem mechanischen Schaltsystem sollen extrem präzise und schnelle Schaltvorgänge sein. Schalten erfordert hier deutlich weniger Kraftaufwand und erfolgt buchstäblich auf Knopfdruck.

Bei der XTR Di2 kommt statt eines klassischen Schalthebels ein elektronischer Schalter mit sehr knackigem und definiertem Schaltgefühl zum Einsatz. Außerdem im Bild: Die elektronische Blockierung der Fox-Gabel.
Bei der XTR Di2 kommt statt eines klassischen Schalthebels ein elektronischer Schalter mit sehr knackigem und definiertem Schaltgefühl zum Einsatz. Außerdem im Bild: Die elektronische Blockierung der Fox-Gabel.
Shimano xtr di2 drivetrain review electronic xtr 2015-30

Die Besonderheit der elektronischen Schaltgruppe und vor allem der größte Unterschied zur mechanischen Version besteht in der Programmierbarkeit des gesamten Systems. So lässt sich die XTR Di2 auf den individuellen Fahrstil und die persönlichen Vorlieben anpassen.

Hier läuft alles zusammen: Das Display ist die zentrale Einheit des E-Tube-Systems.
Hier läuft alles zusammen: Das Display ist die zentrale Einheit des E-Tube-Systems.

Basis dieser Programmierbarkeit ist die E-Tube Plattform, welche bereits bei den Di2-Rennrad-Gruppen Anwendung findet. Über Kabel sind alle Di2-Komponenten per Plug-and-Play-Verbindung miteinander vernetzt und erhalten zudem Strom von der Batterie, die entweder in der Sattelstütze oder im Vorbau (Gabelschaft) positioniert ist.

Der Akku des Giants befindet sich im Gabelschaft.
Der Akku des Giants befindet sich im Gabelschaft.
Um Platz für den Akku zu schaffen, musste ein neuer Vorbau entwickelt werden, der auf eine Ahead-Kralle verzichtet.
Um Platz für den Akku zu schaffen, musste ein neuer Vorbau entwickelt werden, der auf eine Ahead-Kralle verzichtet.
Über ein Vorspann-Mechanismus, der über ein 32mm-Schlüssel betätigt wird, kann das Spiel des Vorbaus eingestellt werden.
Über ein Vorspann-Mechanismus, der über ein 32mm-Schlüssel betätigt wird, kann das Spiel des Vorbaus eingestellt werden.
Der Vorspannmechanismus des Vorbaus im Detail.
Der Vorspannmechanismus des Vorbaus im Detail.
Der Di2 kompatible Vorbau beherbergt durch interne Führungen die Kabel des E-Tube-Systems.
Der Di2 kompatible Vorbau beherbergt zudem die Kabel des E-Tube-Systems.
Kabelführung am Lenker.
Kabelführung am Lenker.

Um die sensiblen Kabel besser zu integrieren und zu schützen, bringt Shimanos Eigenmarke PRO eine eigene Komponentenlinie. So verschwinden die Kabel beispielsweise in Aussparungen des Lenkers.

Der 180°-Loop erlaubt es die Kabel auf unterschiedliche Weise zu verlegen.
Der 180°-Loop erlaubt es die Kabel auf unterschiedliche Weise zu verlegen.

Dank des E-Tube-Systems lassen sich den einzelnen Schaltknöpfen unterschiedliche Schaltfunktionen gezielt zuordnen. So lässt sich beispielsweise die Bedienung des Umwerfers vom linken auf den rechten Schalter legen oder die des Schaltwerks auf den linken Schalter. Außerdem gibt es die Multi-Shift-Funktion, welche aktiviert wird, wenn der Schalter gedrückt gehalten wird. So kann man die Schaltgeschwindigkeit und auch die Anzahl der per Multishift geschaltenen Gänge (ein Gang, zwei Gänge oder auch die gesamten 11 Gänge) beliebig wählen.

Shimano xtr di2 drivetrain review electronic xtr 2015-24

Ein Vorteil des elektronischen Kabelsystems soll zudem die verminderte Anfälligkeit für Funktionsbeeinträchtigungen verglichen mit mechanischen Schaltzügen sein (Zug-Längung oder Korrosion). Dennoch müssen alle Komponenten durch Kabel zur Steuerung und Stromversorgung verbunden sein.

Wahl und Einstellung der Schaltlogik.
Wahl und Einstellung der Schaltlogik der Synchro-Modi.

Die Synchro-Shift Option ist eine spezielle Funktion der XTR Di2, die es erlaubt, dass Schaltwerk und Umwerfer nur noch mit einem Schalter kontrolliert werden. Dabei erkennt der Umwerfer permanent die Position des Schaltwerks und führt automatisch entsprechende Schaltvorgänge vorne aus, um die optimale Übersetzung und eine ideale Kettenlinie zu gewährleisten. Dies soll den Fahrer auch dahingehend entlasten, dass er keine Ausgleichsschaltungen mehr durchführen muss und sich voll auf die Strecke konzentrieren kann.

Shimano xtr di2 drivetrain review electronic xtr 2015-29

Es gibt zwei vorinstallierte Schalt-Layouts für Synchro-Shift, die standardmäßig zur Wahl stehen. Mit dem E-Tube-System lassen sich die Synchro-Shift-Modi jedoch jederzeit verändern oder gar eigene Schalt-Layouts programmieren. Während der Fahrt kann zwischen den beiden Synchro-Shift-Modi und dem manuellen Modus hin und her geschaltet werden.

Das folgende Video erklärt die Synchro-Shift-Funktion:

Das Di2 Display.
Das Di2 Systemdisplay.

Die Zentrale des XTR Di2-Systems ist das digitale Systemdisplay, das wichtige Informationen wie Batterieladezustand, Gang-Position, Schaltmodus (Manuell oder Synchro) sowie Federungsmodus anzeigt. Ein Auswahlknopf am Displaygehäuse erlaubt zudem die Wahl des gewünschten Schaltmodus – Synchro 1, Synchro 2 oder Manuell.

Über ein Micro-USB-Kabel wird schließt man das System an einen PC an. Leider ist das System aktuell nicht mit MAC kompatibel.
Über ein Kabel schließt man das System an einen PC an. Leider ist es aktuell noch nicht mit MAC-Rechnern kompatibel.

Zudem dient die Displayeinheit als Ladeanschluss für die Batterie und als Verbindungsport für die E-Tube-Software.

Der Umwerfer besitzt eine Auto-Trimm-Funktion.
Der Umwerfer besitzt zusätzlich über die Auto-Trimm genannte Funktion.

Eine weitere intelligente Funktion der XTR Di2 ist die Auto-Trimm-Funktion des Umwerfer. So nimmt er bei allen Gangkombinationen die korrekte Position zum jeweiligen Kettenblatt ein.

Auto-Justierung des Schaltwerks.
Das Schaltwerk verfügt über eine Reset-Funktion.

Im Falle eines Crashes besitzt das Schaltwerk die Möglichkeit sich wieder neu auszurichten.

Am Shadow+ Schaltwerk kann der Reibungsdämpfer nicht nur per Kippschalter ein- oder ausgeschaltet werden, sondern auch per Inbus-Schraube justiert werden.
Am Shadow+ Schaltwerk kann der Reibungsdämpfer nicht nur per Kippschalter ein- oder ausgeschaltet werden, sondern auch per Inbus-Schraube justiert werden.

Gewichte

  • Umwerfer: (FD-M9070 D-Type): 115 Gramm
  • Schaltwerk (RD-M9050-GS): 289 Gramm
  • System-Display (SC-M9050): 30 Gramm
  • Schalter (SW-M9050): 64 Gramm
Shimanos neue Sport-Kamera kann auch mit dem Di2-System verknüpft werden und die Informationen aus Kamera sowie Schaltung zusammenführen.
Shimanos neue Sport-Kamera kann auch mit dem Di2-System verknüpft werden und die Informationen aus Kamera sowie Schaltung zusammenführen.

Erster Eindruck:

Die neue Shimano XTR Di2 bietet ein großes Potential in Richtung intelligente Bike-Systeme. Einerseits ist es natürlich eine sehr teure und komplexe Technologie, andererseits kann sie dem Nutzer viele Vorteile bieten, indem Funktionen automatisiert übernommen und Informationen verarbeitet werden. So werden wir in Zukunft sicherlich noch eine weitere Vernetzungen von Bikekomponenten sowie Equipment erleben.

Die Haptik und Optik der gesamten Schaltgruppe ist sehr hochwertig, was man in Anbetracht des sicherlich recht hohen Preises (voraussichtlich etwa 40% teurer als eine mechanische XTR) auch erwarten kann. Die Herausforderung, trotz der vielen Kabel einen sauberen Look zu erreichen, wurde durch die clevere Integration in die PRO-Komponenten gut gemeistert.

Die wahre Innovation liegt in den Auto-Justage-Funktionen der einzelnen Komponenten sowie den Synchro-Shift-Modi, welche ein vollkommen neues Schalterlebnis und -logik zulassen.

Unser Testbericht mit Praxiseindrücken wird in Kürze folgen! Vorab schonmal ein erster Eindruck von Sound und Optik der Shimano XTR Di2 im Stand:

Shimano XTR Di2 First Impression from WWW.ENDURO-MTB.COM on Vimeo.

Text & Fotos: Robin Schmitt


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.