Das Santa Cruz Hightower scheint ein echter Alleskönner zu sein. Das 29er-Bike hat es nicht nur vielen Trailbikern angetan, sondern wird auch regelmäßig auf den Rennstrecken dieser Welt eingesetzt. ENDURO-Chefredakteur Christoph hat ein Santa Cruz Hightower mit Custom-Aufbau ein Jahr auf verschiedensten Trails getestet. Ob es ihn überzeugen konnte?

Das Dauertestbike von ENDURO-Chefredakteur Christoph: das Santa Cruz Hightower.

Der Rahmen des Santa Cruz Hightower im Detail

Basis für meinen Dauertest war kein Komplettbike, sondern ein Santa Cruz Hightower CC-Rahmen, der von mir im Laufe des Tests mit wechselnden Komponenten bestückt wurde. Mit 135 mm Federweg am Heck und der Option, sowohl 29″- als auch 27.5+ Laufräder zu verbauen, ist das Hightower die perfekte Ausgangsbasis für verschiedenste Trailabenteuer.

Der edle Rahmen des Santa Cruz Hightower CC hat Christoph schon beim ersten Aufbau begeistert.

Das erste dicke Grinsen hatte ich bereits beim Zusammenbauen des Testbikes im Gesicht. Kaum ein Bike ließ sich bisher so einfach montieren. Die innenverlegten Züge laufen ohne Unterbrechung bis an ihren Bestimmungsort, die außenverlegte Bremsleitung macht ein aufwendiges Entlüften überflüssig und dank des geschraubten Tretlagers sowie des einfachen Einlegens der Lager im Steuerrohr ist kein Einpress-Werkzeug nötig. Sehr geil! Das einzig Nervige ist die Installation der Gummipfropfen am Zugeingang.

Die Zugverlegung ist absolut stressfrei und gelingt kinderleicht. Auch eine Trinkflasche lässt sich verbauen.

Das geschraubte Tretlager lässt sich ruckzuck montieren und bei Bedarf einfach tauschen.
Ziemlich eng: Der Hinterbau besitzt nur wenig Reifenfreiheit.

Die Ausstattung des Santa Cruz Hightower-Dauertestbikes

Im Laufe des Tests hat sich die Ausstattung des Hightower immer wieder etwas geändert. Echte Dauerläufer waren vor allem der SRAM X01 Eagle-Antrieb und die Specialized Roval Carbon-Laufräder. In der letzten Ausbaustufe verfügt das Rad außerdem über eine RockShox Lyrik-Federgabel und neue SRAM Code-Bremsen, die aber erst mit großen 200-mm-Scheiben auch auf langen Abfahrten eine konstant gute Bremsleistung lieferten. Im Steuerrohr versteckt sich das OneUp Components EDC-Tool, um auch bei einer kurzen Afterwork-Runde nicht aufs Minitool verzichten zu müssen.

Ein echter Dauerläufer an Christophs Hightower: die SRAM X01 Eagle-Schaltung.
Der RockShox Reverb 1x-Remote verbessert die Ergonomie der bekannten Teleskopstütze deutlich.
Super praktisch: das OneUp Components EDC-Tool im Steuerrohr.
Die SRAM Code-Bremsen begeistern mit sehr guter Dosierbarkeit und top Ergonomie. Für maximale Power sollten jedoch 200-mm-Scheiben verbaut werden.

Das Fahrwerk des Santa Cruz Hightower

Im Laufe der Zeit habe ich nicht nur einzelne Komponenten, sondern auch das Fahrwerk des Hightower mehrfach geändert. Gestartet habe ich mit dem Standard RockShox Monarch-Dämpfer, der bereits eine sehr gute Performance lieferte. Ein Tausch gegen einen FOX FLOAT X2 brachte noch etwas mehr Feedback, mehr Stabilität im mittleren Federwegsbereich und ein Plus an Einstellmöglichkeiten. Die Druckstufe fuhr ich beim X2 sehr weit offen, um ein möglichst sensibles Ansprechverhalten zu erhalten. Als letzten Schritt wechselte ich auf einen speziell abgestimmten RockShox Monarch Plus, bei dem die Zugstufe überarbeitet wurde. Er besitzt das feinfühligste Ansprechverhalten aller drei Dämpfer und fühlt sich nach mehr Federweg an als die anderen Optionen. Welche Zaubertricks RockShox hier angewandt hat, ist uns aber leider nicht bekannt.
An der Kennlinie des Hinterbaus ändert der Dämpferwechsel natürlich nichts und so fährt sich das Hightower mit allen Optionen sehr vortriebsstark, der Hinterbau vermittelt sehr gutes Feedback und besitzt guten Pop.

Mit dem RockShox Monarch Plus entfaltet der Hinterbau des Hightower sein volles Potenzial.

Als Federgabel verbaute ich eine RockShox Lyrik mit 150 mm Federweg. Sie kommt serienmäßig nur bei der Plus-Variante zum Einsatz, beim 29er setzt Santa Cruz normalerweise auf eine 140-mm-Version. Trotz einem Zentimeter mehr Federweg fährt sich das Rad weiterhin sehr ausgewogen.

Die RockShox Lyrik mit 150 mm Federweg fuhr Christoph mit 2 Tokens und 3-4 Klicks Lowspeed-Druckstufe.

Das Santa Cruz Hightower auf dem Trail

Im Laufe des knapp 10-monatigen Dauertests war das Santa Cruz Hightower auf verschiedensten Trails unterwegs. Von steil und verblockt bis flach und flowig war alles dabei. Mal ging es aus eigener Kraft über 1.000 Höhenmeter nonstop bergauf, mal entspannt mit Liftunterstützung. Die Sitzposition auf dem Bike ist ausgewogen und sehr langstreckentauglich. Kombiniert man das mit einem 50 mm langen Vorbau und einem nach vorn geschobenen Sattel, hat man ausreichend Druck auf dem Vorderrad und sitzt nicht zu weit über dem Hinterrad. Auch steile, technische Uphills lassen sich mit dem Hightower problemlos meistern. Allerdings könnte der Sitzwinkel gerne etwas steiler sein. Hier wäre dann doch eine 140-mm-Federgabel die bessere Wahl. Der VPP-Hinterbau arbeitet auch geöffnet sehr antriebsneutral und sackt bei Steigungen nicht weg. Da ich persönlich mehr Wert auf viel Traktion als auf ein komplett stilles Fahrwerk lege, fuhr ich den Hinterbau 98 % der Zeit offen. Wenn etwas den Vortrieb bremst, dann sind es höchstens schwer rollende Reifen. Als perfekter Allrounder eignet sich für mich der MAXXIS Shorty 2,5 WT am Vorder- und der Minion DHR II 2,4 WT am Hinterrad. Die meiste Zeit fuhr ich das Hightower mit 29″-Laufrädern.

Richtig wohl fühlt sich das Santa Cruz Hightower auf flowigen, kurvigen Trails.

Das Handling des Hightower ist sehr ausgewogen. Wer ein Ballerbike sucht, um mit Vollgas durch Steinfelder zu hacken, wird hier nicht fündig und sollte besser zum Nomad greifen. Wer dagegen ein Bike sucht, das sich sehr einfach handeln lässt, dennoch aber viel Sicherheit vermittelt und trotz 29er-Laufrädern alles andere als behäbig ist, wird das Hightower lieben. Die Geometrie ist sehr ausgewogen und so ist auch die Gewichtsverteilung auf dem Rad top. Auch wenn ich regelmäßig noch andere Bikes gefahren bin, fühlte ich mich auf dem Hightower jedes Mal direkt wieder pudelwohl. In Kurven erfordert es wenig Nachdruck, setzt Richtungswechsel willig um und trifft Linien mit chirurgischer Präzision. Auch Manuals gelingen spielerisch.

Die Gewichtsverteilung auf dem Bike ist top und so gelingen Drifts sehr kontrolliert.

Der Hinterbau arbeitet trotz lediglich 135 mm Federweg sehr effektiv, spricht allerdings nicht super feinfühlig an, was man speziell bei schnellen, mittleren Schlägen wie z. B. bei Wurzelteppichen deutlich merkt. Dafür vermittelt er jedoch gutes Feedback und gibt guten Gegenhalt. Abziehen an Kanten? Kein Problem mit dem Hightower. Richtig Speed durch Pushen aufbauen? Ein Kinderspiel. Gegen Ende des Federwegs verhindert dann eine spürbare Progression effektiv Durschläge.

Auf roughen Trails schlägt sich das Hightower gut, kann aber natürlich ab einem gewissen Punkt nicht mit Bikes mit mehr Federweg mithalten.

Welche Probleme gab es im Dauereinsatz?

In einem Jahr Dauertest gab es beim Hightower keine wirklich nennenswerten Probleme. Nach einigen Fahrten kam es zwar zu einem deutlichen Knacksen, das ließ sich jedoch mit einer frischen Ladung Fett im Hinterbau problemlos beheben – danach war für den Rest des Jahres Ruhe. Lockere Schrauben gab im Laufe des Jahres keine.Allerdings verfügt der Hinterbau bei 29″-Laufrädern nur über eine geringe Reifenfreiheit. Bei breiten Felgen, gepaart mit einem voluminösen Schwalbe Magic Mary, war hier nahezu kein Platz mehr. Was die Kratzer am unteren Umlenkhebel belegen. Der Lack dagegen ist auch nach einem Jahr noch in sehr gutem Zustand. Beim Zerlegen des Bikes liefen die Lager noch relativ rund. Klar, sie waren nicht mir wie neu, doch der Verschleiß ist absolut im Rahmen. Selbst wenn sie in einem Jahr dann doch verschlissen sind – dank der lebenslangen Garantie auf Lager muss man auch hier keine hohen Wartungskosten fürchten.

Deutlich sichtbar, die Kratzer am unteren Umlenkhebel. Hier ist leider nur wenig Platz.
Das System mit den zusätzlich geklemmten Achsen erwies sich als besonders praktisch. Lockere Schrauben gab im Laufe des Jahres keine. Keine Selbstverständlichkeit.
Die Lager des Hauptrahmen laufen zwar nicht mir wie neu, sind aber noch gut in Schuss und bereit für die nächste Saison.
Alles in bester Ordnung, sowohl beim Lack als auch bei den Gewinden.
Weder der Lack noch der Kettenstrebenschutz zeigte im Dauertest übermäßigen Verschleiß oder Abnutzung.
Christoph hat gut lachen: In einem Jahr Dauertest gab es keinerlei nennenswerte Probleme.

Das Fazit zum Santa Cruz Hightower

Die Wahl des Santa Cruz Hightower habe ich nie bereut. Auch nach einem Jahr steige ich nach wie vor super gern auf das Bike. Das ausgewogene, berechenbare Handling ist genial, der Vortrieb und die Sitzposition sind für lange Touren top. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es ein etwas feinfühligerer und potenterer Hinterbau – und genau den liefert Santa Cruz ja mit dem neuen Hightower LT. Wer ein Bike für alle Situationen des Alltags sucht, wird mit dem Hightower garantiert glücklich!

Mehr Infos unter: santacruzbicycles.com


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text & Fotos: