Das Specialized S-Works Stumpjumper EVO musste sich bereits in unserem Vergleichstest auf der Suche nach dem „besten Enduro-Bike 2021“ gegen 12 waschechte Abfahrtsboliden messen und ließ als Allrounder die Grenzen der Einsatzbereiche verschwimmen. Mit genau diesem Bike wagt sich Specialized jetzt auch in den großen Mountainbike-Vergleichstest. Wie schlägt sich das gleiche Bike in einem anderen Testfeld und unter einem anderen Testfokus mit angepassten Schwerpunkten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Specialized S-Works Stumpjumper EVO | 160/150 mm (v/h)
14,16 kg in Größe S4 | 10.499 € | Hersteller-Website

Den Beinamen EVO tragen bei Specialized bisher nur die ganz besonderen Bikes mit dem Extra an Federweg und Reserven. Auch das Specialized S-Works Stumpjumper EVO liefert mit 160 mm Federweg vorn und 150 mm aus dem FSR-Hinterbau bereits im Stand mehr Downhill-Performance als das Stumpjumper „ohne EVO“. Die neueste Generation des Stumpy EVO ist keine aufgebohrte Version mit langer Gabel und mehr Dämpferhub, sondern setzt auf eine eigene Rahmenplattform, die dem Stumpjumper aber sehr ähnelt. Allen voran der charakteristische Side-Arm des Carbon-Rahmens und die zahlreichen Specialized typischen Details wie der wellenförmige Kettenstrebenschutz. Dank der riesigen SWAT-Box im Unterrohr und das SWAT-Multitool im Steuerrohr kann der Rucksack auf Touren problemlos zu Hause bleiben.

Die Verarbeitungsqualität und die zahlreichen Rahmendetails des edlen S-Works Stumpjumper EVO machen das Bike einzigartig.

Edel, edler, S-Works – Die Ausstattung des Specialized S-Works Stumpjumper EVO

Wie es sich für ein S-Works gehört, wird auch bei der Ausstattung des 10.499 € teuren Stumpjumper EVO nicht gekleckert, sondern so richtig geklotzt. Zum cleanen Look im Cockpit mit 800 mm breiten Specialized Carbon-Lenker und Deity-Vorbau tragen die kabellosen AXS-Komponenten bei. Eine SRAM XX1 Eagle AXS-Schaltung verwaltet die 12 Gänge der großen 10–52-Kassette und eine RockShox Reverb AXS-Stütze senkt den Sattel um 170 mm ab. Die 160 mm Federweg an der Front stellt eine FOX 36 Factory-Federgabel mit GRIP2-Kartusche und ein FOX DPX2 Factory-Dämpfer kontrolliert die 150 mm Federweg am Heck. Gebremst wird das S-Works Stumpjumper EVO kompromisslos von einer SRAM CODE RSC mit 200-mm-Scheiben an Front und Heck. Mega! Typisch Specialized sind auf die hauseigenen 29”-Roval Traverse SL Carbon-Laufräder auch die Reifen aus der Schmiede Specialized aufgezogen: vorne ein 2,6″ breiter Butcher und hinten der flach profilierte Eliminator in 2,3″. Im Vergleich zum Stumpjumper und Levo SL setzt Specialized beim EVO bereits auf die neueste Reifengeneration mit GRID Trail-Karkasse und weicher T9 Gummimischung in Front und dem härteren T7 Gummi am Heck. Gemessen am Speed, den das Stumpjumper EVO auf dem Trail zulässt, liefert vor allem der Hinterreifen zu wenig Pannenschutz und muss mit viel Luftdruck gefahren werden, um die Carbon-Felge vor harten Durchschlägen zu schützen.

Mega clean
Das Cockpit des Stumpjumper EVO ist dank AXS-Komponenten super clean und aufgeräumt. Mit happigen 30-mm-Rise vermittelt es bergab obendrein viel Sicherheit.
Das Beste ist gerade gut genug
Die FOX 36 Factory kommt mit der starken GRIP2-Dämpfungskartusche und liefert satte 160 mm Federweg.
Was steckt hinter Tür Nummer 3?
Das SWAT-Staufach von Specialized bietet super viel Platz für alle Trail-Essentials wie Ersatzschlauch und Pumpe. Wem der Flaschenhalter nicht reicht, der kann mit einer passenden Trinkblase nachhelfen – oder auch drei Packungen Gummibärchen auf den Trail mitnehmen.

Specialized S-Works Stumpjumper EVO

10.499 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory 160 mm
Rear Shock FOX DPX2 Factory 150 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/200 mm
Drivetrain SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Stem Deity Copperhead 35 mm
Handlebar Roval Traverse SL C 800 mm
Wheelset Roval Traverse SL 29"
Tires Specialized Butcher GRID Trail T7/Eliminator GRID Trail T9 2,6"/2,3"

Technical Data

Size S1 S2 S3 S4 S5 S6
Weight 14,16 kg

Specific Features

SWAT-Box
SWAT-Multitool


Fette Schlappen
Die überarbeiteten Specialized Butcher-Reifen in Front bieten eine weichere Gummimischung und etwas mehr Pannenschutz als das Vorgängermodell. In 2,6” Breite sind sie aber vor allem in Kompressionen und auf hartem Untergrund schwammig.
Vorbildlich
Die SRAM CODE RSC mit 200-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten bringt das Stumpy EVO immer zuverlässig und gut dosierbar zum Stehen. Top!
Super variables Geometriekonzept
Beim Stumpjumper EVO muss man sich nicht nur zwischen zwei bis drei passenden Rahmengrößen, sondern auch für eine Geometrieeinstellung an der Kettenstrebe und am Steuersatz entscheiden. Das ist super komplex, aber auch mega variabel.

Das Geometriekonzept des Specialized Stumpjumper EVO ist super variabel

In Sachen Geometrie lässt das S-Works Stumpjumper EVO die Köpfe rauchen. Es ist in 6 Größen von S1 bis S6 erhältlich und dank der super kurzen Sitzrohre (425 mm in S4) bietet es mindestens zwei passende Rahmengrößen zur Auswahl. So könnt ihr das Bike anhand der gewünschten Fahreigenschaft und nicht eurer Schrittlänge wählen. Cool! Doch damit nicht genug: Habt ihr euch für eine Größe entschieden, lassen sich Tretlagerhöhe und Kettenstrebenlänge über einen Flip-Chip im FSR-Lager und der Lenkwinkel über spezielle Lagerschalen an eure Vorlieben oder das Terrain anpassen, auf dem ihr unterwegs seid.

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Sattelrohr 385 mm 385 mm 405 mm 425 mm 445 mm 465 mm
Oberrohr 538 mm 564 mm 590 mm 623 mm 647 mm 679 mm
Steuerrohr 95 mm 95 mm 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 78,0° 77,6° 77,2° 76,9° 77,0° 77,0°
Kettenstrebe 438 mm 438 mm 438 mm 438 mm 448 mm 448 mm
BB Drop 40 mm 35 mm 35 mm 35 mm 35 mm 35 mm
Radstand 1.167 mm 1.191 mm 1.216 mm 1.247 mm 1.285 mm 1.319 mm
Reach 408 mm 428 mm 448 mm 475 mm 498 mm 528 mm
Stack 613 mm 617 mm 626 mm 635 mm 644 mm 654 mm
Helm POC Tectal | Brille 100% Speedcraft | Shorts ION Scrub Shorts | Knieschoner Chromag Rift
Schuhe Giro Chamber II | Socken Banana Industries | Uhr Wahoo ELEMNT RIVAL

Wie schlägt sich das S-Works Stumpjumper Evo auf dem Trail

Die Sitzposition auf dem Stumpjumper EVO ist, wie beim Nukeproof Reactor, ein klasse Kompromiss zwischen ausreichend Sitzkomfort auf langen Etappen in der Ebene und einer zentralen Sitzposition mit viel Druck am Vorderrad für richtig steile Rampen. Der 77° steile Sitzwinkel flacht durch den Knick im Sitzrohr mit zunehmendem Sattelauszug jedoch weiter ab. Wer besonders lange Beine hat oder vorwiegend richtig steile Pfade erklimmt, sollte den Sattel ganz nach vorn schieben. Denn auch dann bietet das Stumpy EVO ausreichend Komfort aus dem Fahrwerk für längere Etappen. Den Sprint zum Gipfel gewinnt es trotz seines relativ niedrigen Gewichts von 14,16 kg dennoch nicht. Wie auch das Reactor lässt es das Stumpjumper EVO bei aktivierter Plattformdämpfung auf der Forststraße gemütlich angehen. Auf technischen Trails bergauf muss das Vorderrad besonders an Stufen und steilen Rampen durch aktive Gewichtsverlagerung nach vorne auf dem Boden gehalten werden. Wer nicht aufpasst, bleibt an Steinen und Kanten mit der Kurbel hängen, nicht zuletzt wegen des super niedrigen Tretlagers. An Konkurrenten wie dem Ibis Ripmo V2 oder Propain Hugene kann das Stumpy EVO so nicht dran bleiben.

Do it all? Das Stumpy EVO hat im direkten Vergleich mit den krassesten Enduro-Boliden als klasse Allrounder überzeugt. In diesem Testfeld zählt es aber klar zu den Abfahrtsspezialisten.

Tuning-Tipp: schmalerer Reifen am Vorderrad und pannensichere Karkasse am Hinterrad

Im Downhill ist Sicherheit das Stichwort an Bord des S-Works Stumpjumper EVO. Das niedrige Tretlager positioniert seinen Fahrer tief im Bike, während die hohe Front und die super starke Bremse eine ordentliche Spritze Selbstvertrauen verpassen. Im Vergleich zum Ibis Ripmo V2 oder dem Canyon Spectral ist das Fahrwerk schluckfreudiger und eher auf maximale Traktion statt Gegenhalt ausgelegt. In echter Enduro-Manier generiert das Stumpy EVO so richtig viel Traktion für die wildesten Linien, erfordert aber auch mehr Körpereinsatz für spontane Richtungsänderungen oder Flugeinlagen. Auf ruppigen Trails, auf denen andere Bikes wie das Propain Hugene nervös werden, chillt man auf dem Stumpjumper EVO und kann sich voll auf die Linie konzentrieren. Dabei stellen große Brocken und Steilstücke keine echte Herausforderung dar. Auf flacheren Strecken zollt man dieser Auslegung aber vor allem in offenen Kurven Tribut. Hier muss der Fahrer sehr aktiv nach vorne arbeiten, um das Vorderrad unter Kontrolle zu halten. Das super ausgewogene Nukeproof Reactor ist dagegen viel einfacher zu handeln. Auf harten, glatten Flowtrails und in Kompressionen ist das Stumpjumper EVO nicht zuletzt durch seinen 2,6” breiten Vorderreifen ähnlich wie das SCOTT Ransom schwammig und undefiniert.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Specialized S-Works Stumpjumper EVO lässt sich nicht in Kategorien stecken und ist in der Enduro-Liga ein richtig starker Allrounder. Auf ruppigen Strecken ist es auch den spritzigeren Bikes dieses Testfelds überlegen, kommt in Sachen Agilität und Uphill-Performance aber nicht übers Mittelmaß hinaus. Wer auf der Suche nach einem prestigeträchtigen, richtig hochwertig verarbeiteten Mountainbike mit massig Reserven und hoher Sicherheit ist, wird hier dennoch fündig.

Tops

  • mega Integration durch SWAT
  • super clean und aufgeräumt
  • Laufruhe und Sicherheit bergab

Flops

  • Uphill auf dem Trail
  • schwammige/undefinierte Reifen

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

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Text: Fotos: Diverse