Wer kennt nicht das Problem: Der Wetterbericht prophezeit wieder einmal bestes Wetter, man hat spontan frei, will biken, aber findet einfach keinen Mitfahrer! Da eine Tour allein bekanntlich nur halb so viel Spaß macht, haben Max und Mike die Facebookgruppe „Surfing Trails Together“ gegründet, über die sich mittlerweile fast täglich Gleichgesinnte zu Touren verabreden. Wir haben die beiden zum Interview gebeten.

STT steht für Surfing Trails Together und ist der Name der Facebook-Gruppe von Max und Mike.
STT steht für Surfing Trails Together und ist der Name der Facebook-Gruppe von Max und Mike.

ENDURO: Hey Mike, servus Max stellt dich unseren Lesern doch bitte einmal kurz vor?

Meik: Servus, ich bin der Mike, 29 Jahre, aus München und arbeite derzeit für maloja. In meiner Freizeit bin ich selbstverständlich oft auf den lokalen Trails unterwegs, fotografiere oder filme gern oder bin in Griechenland beim Windsurfen.

Max:Servus, ich bin der Max, 31 Jahre jung, aus München und arbeite im Automobilhandel.
Über den Mike bin ich vor ca. zwei Jahren zum Biken gekommen und die Sucht hat mich sofort gepackt. Auch im Winter bin ich bei Skitouren viel in den Bergen unterwegs.
STT macht mir extrem viel Spaß, weil man immer neue, spannende Leute kennenlernt und zusammen einfach seiner Leidenschaft nachgeht: touren gehen im Winter, Trails surfen im Sommer.

Erst verabredet man sich im virtuell life, dann geht man im echten Leben gemeinsam auf Tour.
Erst verabredet man sich im virtuell life, dann geht man im echten Leben gemeinsam auf Tour.

Wann und wie kamt ihr auf die Idee mit der FB-Seite „Surfing Trails Together“?

Das ist eine ganz witzige Geschichte. Vor gut zwei Jahren habe ich aus organisatorischen Gründen eine Gruppe auf Facebook gegründet – damals noch zum Zweck, mit drei Kumpels an den Gardasee zum Bike-Festival zu fahren: Wer nimmt den Grill, wer das Bier mit etc. Komischerweise sind wir in diesem Jahr gar nicht gefahren. Aber die Gruppe, die übrigens schon damals „Surfing Trails Together“ hieß, blieb bestehen mit dem Ziel, wenigstens mal gemeinsam biken zu gehen. Plötzlich kamen immer mehr Freunde, Bekannte und neue Gleichgesinnte hinzu und es fanden immer mehr spontane Touren statt. Mit der Zeit wuchs und wuchs die Gruppe, bis auf über 1.000 begeisterte Mountainbiker an. Ziemlich schnell habe ich vor anderthalb Jahren schon meinen guten Freund Max mit ins Boot geholt – als Freund und Partner sind wir beide quasi die Gründer der heutigen STT-Community und verwalten heute zwei Gruppen und eine Fanseite. Seit Mitte 2014 ist mit Arnau noch ein neuer Gruppenmoderator mit an den Start gegangen. Der coole und witzige Katalane aus Barcelona ist ein megabegeisterter Mountainbiker und sehr guter Fotograf, ein wahrer STTler der ersten Stunde.

Gemeinsam alpine Abenteuer erleben - dank der Facebook-Gruppe kein Problem!
Gemeinsam alpine Abenteuer erleben – dank der Facebook-Gruppe kein Problem!

Ihr versteht euch ja nicht nur als reines Tourenportal, was bietet eure Seite denn noch für Features?

Wir haben uns zum Beispiel als Gruppenevent zum 500. Mitglied den Fahrtechnik-Workshop „Auf Fortbildung“ einfallen lassen, den wir mit elf Mitgliedern im Herbst 2014 veranstaltet haben. Das kam schon super an! Darüber hinaus haben wir mit Arnau Navarro und Dominik Fueller zwei wunderbare Fotografen an Bord, mit denen wir einen speziellen Anfänger-Fotoworkshop für Mountainbiker organisiert haben. Hier gab es Theorie- und Praxisunterricht in einer kleinen Gruppe, inklusive Shooting auf dem Trail. Das kam ebenfalls sehr gut an und wir werden hier in 2015 definitiv anknüpfen und weitere, spezielle Gruppenevents anbieten.

In der Gruppe werden nicht nur gemeinsame Touren, sondern auch Fahrtechniktrainings ...
Über die Gruppe werden nicht nur gemeinsame Touren, sondern auch Fahrtechniktrainings …
... und Fotoworkshops organisiert.
… und Fotoworkshops organisiert.

Das liegt mit Sicherheit an der Community selbst, die sehr aktiv ist und Touren anbietet, Fotos und Berichte vom Berg postet und allgemein ein sehr angenehmes Niveau bietet. Dazu kommt, dass wir weder reine Downhiller noch „Forstautobahn-Fahrer“ sind, es trifft im Kern den aktuell ja recht weit verbreiteten Enduro-Gedanken und bietet darüber hinaus jedem Biker eine super Gelegenheit, neue Leute mit ähnlichem Können kennenzulernen. Dass man dabei noch den ein oder anderen unbekannten Trail entdeckt, hat sicher auch dazu beigetragen, dass das Angebot von sehr vielen Leuten angenommen wurde. Dennoch gibt es eine gewisse „Etikette“ in der Gruppe. GPS-Daten von Trails schickt man sich untereinander per privater Nachricht. Das klappt ganz gut und trifft ebenfalls den aktuellen Zeitgeist des Endurobikens. Alles in allem ist es eine tolle Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen, eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren und schöne neue Wege zu entdecken.

Was alle Mitglieder der Gruppe verbindet? Die Liebe zu den Bergen und dem Radsport!
Was alle Mitglieder der Gruppe verbindet? Die Liebe zu den Bergen und dem Radsport!

Wenn ich nun also Lust und Zeit habe, eine Tour zu fahren – wie finde ich dann bei euch am schnellsten Mitfahrer?

Ganz einfach: Sobald man Mitglied in der Facebook-Gruppe „Surfing Trails Together“ ist, kann man unter dem Hashtag #STTour entweder eine Tour inklusive kleiner Beschreibung anbieten – und per Kommentar direkt mitfahren. Oder man gibt in die Gruppensuche #STTour ein und findet als Suchende/r auf einen Blick sofort alle angebotenen Touren. Zwischen Mitte April und Ende November finden mittlerweile beinahe täglich Touren statt. Gefahren wird meistens in den bayerischen oder österreichischen Alpen, aber auch Tagestouren nach Bozen oder Latsch gab es schon öfters.

Die Trails im Alpenvorland bzw. auch in den Bergen sind in den seltensten Fällen ausgeschriebene Bike-Strecken und häufig stark von Wanderern frequentiert. Seht ihr darin ein Problem und wenn ja, habt ihr dafür Lösungsansätze?

Das ist in der Tat ein Faktor, den man nicht außer Acht lassen darf. Leider ist Bayern hier Vorzeigegebieten wie dem Vinschgau, Neukirchen oder großen Teilen der Schweiz ein ganzes Stück hinterher. Mountainbike wird zwar so oder so gefahren – dennoch ist es gerade in Gebieten, die z. B. am Wochenende stark frequentiert sind und wo es grantige Almwirte oder Naturschutzreservate gibt wichtig, dass derjenige, der die Tour anbietet, um solche Umstände Bescheid weiß und diese auch berücksichtigt. Eine Feierabendtour unter der Woche, kleinere Gruppen, möglichst nicht mehr als 5–6 Biker und immer ein freundliches „Servus“ gegenüber den Wanderern hilft da schon ungemein. Wie schon erwähnt, besteht der Großteil der Gruppe nicht aus Downhillern mit Fullface-Helm, sondern aus Abenteurern und Genussbikern. Der Respekt gegenüber der Natur, den Wanderern und anderen Menschen am Berg ist immens wichtig. Aber genau hier können wir tatsächlich stolz auf die komplette Community sein, die auch immer wieder „Problem-Wege“ offen, ehrlich und sachlich diskutiert und Trails anspricht, die aktuell eher gemieden werden sollten. Das ist nicht selbstverständlich und spricht klar für einen tolle und respektable Einstellung der ganzen STT-Community. Und darauf sind wir sehr stolz.

Regelmäßig bilden sich Fahrgemeinschaften um beispielsweise von München aus in die Berge zu fahren, aber auch gemeinsame Bikeurlaube nach Slowenien oder nach La Palma wurden schon in der Gruppe organisiert.
Regelmäßig bilden sich Fahrgemeinschaften um beispielsweise von München aus in die Berge zu fahren, aber auch gemeinsame Bikeurlaube nach Slowenien oder nach La Palma wurden schon in der Gruppe organisiert.

Was sind eure weiteren Pläne? Ist auch ein Projekt außerhalb von Facebook für euch interessant?

Hier gibt es natürlich einige Ideen, die Max und ich bei zig Abenden schon besprochen haben. Wir philosophieren gerne ein bisschen über die Zukunft und schauen aber genauso gerne zurück auf das, was wir schon erreicht haben. Außerhalb von Facebook werden wir zum Beispiel das erste Mal „greifbar“ am Tegernseer Mountainbike Festival mit einem Stand vertreten sein, an dem auch anderen Menschen uns und unsere Ideen näher kennenlernen können. Darauf freuen wir uns schon sehr. In welche Richtung es genau geht, wissen wir noch nicht, aber eins ist klar: Wir haben noch viel vor und sind auf einem sehr guten, aber auch gemütlichen Weg dahin. Und wir freuen uns natürlich über viele neue Gleichgesinnte.

Vielen dank euch beiden für das Interview!

Wer jetzt keine Lust mehr darauf hat, allein auf Tour zu gehen, der checkt die Facebookseite „Surfing Trails Together“. Wir haben es bereits ausprobiert und waren tatsächlich bei unserer Afterworkrunde nicht allein unterwegs.

Text: Christoph Bayer | Bilder: Arnau Navarro/Privat


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