Der Winter nervt, so viel ist klar. Wenn ihr die nasse, kalte Jahreszeit trotzdem genießen wollt, müsst ihr dafür sorgen, dass euch die Nässe nicht zu Leibe rücken kann. Wir haben 13 der besten Regenjacken ausgiebig getestet und verraten euch hier, welche davon dem miesen Wetter am besten standhält.

Wir alle kennen den Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Wer so was behauptet, der hing offensichtlich noch nie mit knapper Not irgendwo am Berghang, während der Regen ihm mit der Kraft eines Hochdruckreinigers ins Gesicht peitschte. Manchmal ist das Wetter einfach scheiße. Gerade wenn zu strömendem Regen auch noch Kälte dazukommt, kann eine gute Jacke den Unterschied ausmachen zwischen „lebensgefährlich“ und „einfach nur nicht lustig“.

Was macht eine Jacke wasserdicht?

Es gibt zwei Arten, wie Funktionskleidung vor Regen schützt: Wasserabweisende Jacken sind mit einer dauerhaften Imprägnierung (DWR, durable water repellancy) behandelt, die das Wasser abperlen lässt. Diese wasserabweisenden Jacken sind die günstigere Variante und viele bestehen aus sehr atmungsaktiven Softshell-Materialien. Wasserdichte Jacken verfügen hingegen über eine Membran zwischen den Materialschichten (meistens sind das 3), deren mikroskopisch kleine Poren zwar groß genug sind, um Dampf (Schweiß) nach außen dringen zu lassen, aber viel zu klein sind für Wassertropfen von außen (etwa 20.000 Mal kleiner). Das ist übrigens der Grund, weshalb man teure Membranjacken niemals mit Weichspüler waschen sollte, denn der verstopft die Poren. Beliebte Membrane wie GORE-TEX sind äußerst atmungsaktiv und bieten hervorragenden Schutz vor Regen, aber sie sind auch teurer.

Wie wasserdicht ist wasserdicht?

Wer sich zu Regenjacken informiert, wird mit einer Menge verwirrender Zahlen konfrontiert, etwa „wasserdicht bis 10.0000 mm“/„Wassersäule von 10.000 mm“ oder „atmungsaktiv bis 12.000 g/m²“ – was zur Hölle heißt das? Die erste Zahl bedeutet, dass man ein rechteckiges Rohr mit einer Grundfläche von etwa einem Quadratzoll auf das Material stellen und es bis zu einer Höhe von 10.000 mm (10 m also) mit Wasser füllen könnte, bevor Wasser durch die Membran gedrückt wird. Je höher die Zahl, desto wasserdichter die Jacke. Werte von 5.000 bis 10.000 mm sind in Ordnung, um sich vor Regenschauern zu schützen, doch wer ganze Tage in den Bergen verbringen will, sollte lieber zu Jacken mit einem wesentlich höheren Wassersäulenwert greifen. Der zweite Wert, eine Atmungsaktivität von 12.000 g/m² bedeutet, dass ein Quadratmeter des Materials in 24 Stunden 12.000 g (also 12 kg) Wasser von innen nach außen transportieren kann. Auch hier gilt: Je höher die Zahl, desto atmungsaktiver (und vermutlich teurer) die Jacke.

Teil- oder vollverklebte Nähte?

Wichtig beim Jackenkauf ist, dass die Nähte verklebt bzw. versiegelt sind – was nichts anderes bedeutet, als dass all die winzigen Löcher, die beim Nähen entstehen, abgeklebt sind, um den Wasserschutz zu optimieren. Die besten Jacken sind komplett verklebt („fully taped“), das heißt, alle Nähte sind geschützt. Günstigere Modelle sind teilverklebt („critically taped“), hier sind nur die entscheidenden Nähte an Schultern und Rücken abgedichtet.

Schnitt und Passform – Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Mountainbike-Jacken haben einen anderen Schnitt als Jacken für andere Sportarten: Die meisten aktuellen Modelle sind ergonomisch geschnitten, mit verlängerten Ärmeln und längerem Rückenteil, um auch in der normalen Fahrposition alles abzudecken. Zwar muss es hinten nicht ganz so lang sein wie bei den komplett gestreckt sitzenden Roadies, doch eine gut passende Trailjacke sollte sportlich geschnitten sein. Außerdem sollte sie genügend oder ausreichend dehnbares Material um die Schultern haben, damit man dynamisch fahren kann, aber wiederum nicht so locker sein, dass sie im Wind flattert. Mittlerweile gibt es auch Jacken mit extrem stretchigem Material, die noch komfortabler sind.

Kapuze auf!

Egal wie wasserdicht eure Jacke ist – wenn ihr im Starkregen ohne Kapuze unterwegs seid, wird sie sich mit Wasser füllen wie ein Ballon. Die meisten Jacken in diesem Test haben eine Kapuze, manche davon passen unter den Helm und manche darüber. Für den Trail mögen wir am liebsten Kapuzen, die großzügiger geschnitten und stark verstellbar sind, damit sie über den Helm passen und euch dadurch schnell und effektiv vor den Elementen schützen.

Belüftung – Schluss mit dem Kochbeutelgefühl

Bloß weil es regnet, muss es noch lange nicht kalt sein. Egal wie atmungsaktiv eure Jacke ist, ein ordentlicher Anstieg kann euch schnell ins Schwitzen bringen. Radfahren ist harte Arbeit und Belüftungsöffnungen sorgen für sehr viel mehr Luftzirkulation, als es eine Membran kann. Die besten Jacken haben Belüftungsöffnungen unter den Armen und an der Brust, die man nach Bedarf per Reißverschluss öffnen kann. Je schneller die Luft ausgewechselt werden kann, desto weniger Feuchtigkeit staut sich, ergo: desto trockener bleibt ihr. Belüftungsöffnungen am Rücken sind mit etwas Vorsicht zu genießen, denn sobald man einen Rucksack trägt, sind sie weitgehend ineffektiv.

Was ist mit Einteilern?

Wenn ihr so richtig gerne bei Sauwetter draußen seid, dann hätten wir zwei Vorschläge für euch. Erstens: Schaut euch unbedingt die neuen Einteiler von Endura und Dirtlej an, beide heben den Allwetterschutz auf ein neues Level. Ohne den Spalt zwischen Hose und Jacke genießt ihr absoluten Schutz vor den Elementen, doch Einteiler sind längst nicht so flexibel einsetzbar wie die Einzelteile, die sie ersetzen, und das Risiko, dass ihr bei einem Sturz einen teuren Schaden habt, verdoppelt sich. Und zweitens: Wenn ihr Dreck so gern habt, vielleicht solltet ihr doch noch mal über professionelle Hilfe nachdenken?

Zeigt her eure Taschen

Wenn ihr meist Handy und Karte dabeihabt, solltet ihr darauf achten, dass eure neue Jacke große Taschen hat. Uns gefielen vor allem die mit einer Reißverschlusstasche, denn die sorgt dafür, dass man nicht jedes Mal das Telefon in den Matsch schmeißt, wenn man versucht, eine Notfallsüßigkeit rauszufummeln. Allerdings bevorzugen wir Jacken mit kleinen Taschen, denn eine Jacke voll schwerem Zeug ist beim Fahren ziemlich unbequem.

Bekennt Farbe!

Schon klar, wir alle lieben mattschwarz, weil wir damit unsere SWAT-Team-Fantasien besser ausleben können. Wenn ihr eine Jacke kaufen wollt, um auf den Hometrails zu shredden und danach ein paar Bier zu kippen, dann ist jede Farbe gut. Aber falls ihr richtig in die Berge wollt, denkt dran, dass ihr in einer leuchtenden Farbe viel besser gesehen werdet.

Das Testfeld

Was also macht eine perfekte wasserdichte Jacke aus? Es geht immer um die richtige Balance. Realistisch betrachtet wird die Jacke hauptsächlich in eurem Rucksack auf den Moment warten, an dem das Wetter kippt. Deshalb ist wichtig, dass sie wenig wiegt und gut auf ein geringes Packmaß komprimierbar ist. Zudem ist eine gute Jacke eine wirkliche Investition, sie sollte also auch vielseitig einsetzbar sein – stark genug, um winterlichen Unwettern zu trotzen, aber luftig genug, um auch in der wärmeren Jahreszeit funktional zu sein. Wir kontaktierten deshalb alle wichtigen Hersteller und baten sie um ein Exemplar ihrer besten Allround-Jacke – die Jacke also, die höchste Performance mit Funktionalität kombiniert.

Modell Preis Gewicht Wassersäule (mm) Atmungsaktivität (g/m²)
Endura MT500 II 229,99 € 500 g 18.000 64.000
Endura Singletrack II 129,99 € 420 g 10.000 20.000
FOX Attack Pro Water Jacket 229,95 € 380 g 15.000 25.000
GORE C5 Active Trail</td>

269,95 € 270 g 28.000 18.000
ION SCRUB AMP 249,99 € 410 g 20.000 20.000
ION TRAZE SELECT 199,95 € 480 g 20.000 20.000
Leatt DBX 5.0 199,99 € 680 g 30.000 23.000
Madison DTE Storm Jacket 185,00 € 620 g 20.000 20.000
Maloja AndriM 269,90 € 240 g 25.000 /
POC Resistance Pro Enduro 350,00 € 530 g / /
SCOTT Trail MTN Dryo 20 239,00 € 490 g 15.000 15.000
Specialized Deflect H20 199,00 € 330 g / /
Sweet Protection Hunter DryZeal 199,00 € 210 g 10.000 10.000

Wie wir testen

Jede Jacke wurde ausgiebig ge- und missbraucht, nicht nur an schottischen Schmuddeltagen, sondern auch bei ungewöhnlich warmem Wetter, schließlich wollten wir auch Belüftung und Atmungsfähigkeit testen. Alle Jacken haben viele Kilometer auf dem Trail hinter sich, wurden nass in irgendwelche Taschen gestopft und durch die Waschmaschine gejagt, um die Qualität von Verarbeitung und Material zu prüfen.

Tops und Flops


Tops

Nur das, was ihr wirklich braucht
Das kleine Packmaß und der ausgeprägte Wetterschutz sorgten dafür, dass die GORE C5 Active Trail beim Testteam hoch im Kurs stand. Nach über 20 längeren Ausfahrten sieht sie immer noch top aus.

Aus hartem Holz geschnitzt

Wir mochten die robuste Konstruktion der Leatt DBX 5.0 sehr. Wenn man sich eine Premiumjacke leistet, dann soll sie ja auch eine Weile halten. Die Leatt DBX 5.0 hat in unserem Test ganz schön was abgekriegt – ohne zu murren.
Hervorragender Schutz
Die Vectran-Beschichtung an den Ärmeln der POC Resistance Pro erwies sich als phänomenal stabil: Trotz intensiver Bemühungen, das Material zu zerstören, sieht es aus wie neu.
Magnetische Anziehung
Gefiel uns sehr: die selbstanpassende Kapuze der ION TRAZE SELECT, die sich blitzschnell passend um jeden der Testerköpfe legte – egal, ob ein Helm drauf war oder nicht.

Flops

Asymmetrischer Reißverschluss
Uns ist klar, dass er zum leichteren Öffnen der Jacke mit einer Hand dient. Aber der asymmetrische Reißverschluss an der FOX Attack Pro Water sieht für unsere Augen einfach irgendwie merkwürdig aus, und man verbringt beim Fahren viel Zeit damit, ihn zu erklären.
Verklemmter Reißverschluss
Nichts ist schlimmer, als sich am Ende einer langen Ausfahrt so in der eigenen Jacke zu verheddern, dass man nicht mehr rauskommt, besonders mit tauben Fingern. Bei manchen Konstruktionen verklemmt sich der Reißverschluss leichter mit der inneren Materialschicht. Wir klemmten uns öfter mal in der Endura Singletrack II ein.
Elastische Gefahr
Die Kapuzenzüge der Leatt DBX 5.0 sind leicht elastisch. Das sorgt für einen bequemeren Sitz, dank ihrer Position aber auch für Slapstick-Momente – denn wenn man sie beim Ziehen aus Versehen loslässt, schnalzen sie einem ins Auge.
Nicht helmtauglich
Wir fanden die GORE C5 Active Trail großartig, die perfekte Mischung aus minimalistischem Design und High Performance. Einzig und allein die nicht helmtaugliche Kapuze blieb hinter den Erwartungen zurück.

Wie lautet unser Fazit?

Welche Jacke die beste ist, ist eine schwere Frage, denn das hängt ganz davon ab, was ihr von eurer Jacke wollt. Seid ihr der Typ, der für den Fall der Fälle mal eine einpackt? Dann wollt ihr wahrscheinlich eine leichte Jacke mit kompaktem Packmaß, die euch trotzdem genug Schutz bietet, um den verregneten Rest der Tour zu genießen, wenn das Wetter umschlägt. Unser Favorit war hier die GORE C5 Active Trail. Das Fehlen einer helmkompatiblen Kapuze kostete sie den Testsieg, doch sie ist unser Top-Tipp für alle, die eine gut packbare, unkomplizierte Jacke suchen. Sucht ihr ein etwas robusteres Modell, das für jedes Wetter herhalten kann? Wir lieben die schnörkellos funktionale, super designte Endura Singletrack II, die sich als das Testmodell mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis positioniert hat. Wollt ihr auch im Winter größere Missionen erfüllen – und das vielleicht noch in den Bergen, wo ihr gut auf Dauerregen stoßen könnt?

Dann braucht ihr eine „richtige“ Bergsportjacke mit höherwertiger Ausstattung. Bei ganz beschissenem Wetter haben wir uns alle in die schützenden Kokons der Endura MT500 oder der Leatt DBX 5.0 gewünscht. Die robuste Leatt DBX 5.0 ist die ideale Rüstung für alle, die sich das Schlimmste antun wollen, was der Winter zu bieten hat, doch die leichtere und einfacher zu packende Endura MT500 II ist der bessere Allrounder. In unserem Test sollten die Jacken aber möglichst flexible Ganzesjahreslösungen sein. Wir mochten die super leicht einzupackende SCOTT Trail MTN Dryo 20, doch mit noch etwas besserem Wetterschutz, einer tollen Kapuze und einem sehr coolen Style räumte die ION SCRUB AMP den Gesamtsieg ab.


Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #036

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