Mit dem Stereo 160 hat CUBE ein erfolgreiches Endurobike auf dem Markt. Das 160 mm-Fully ist Arbeitsgerät des CUBE Action Teams und zahlreicher weiterer Renn- und Hobbyfahrer. Für diejenigen allerdings, die sich noch etwas mehr Federweg wünschen, bietet CUBE ab dem Modelljahr 2015 das neue Fritzz 180 an. Wir hatten die Gelegenheit, das neue „Long-Travel-Enduro“ im Bikepark Leogang und auf den Stages des finalen Laufs der Specialized-SRAM Enduro Series ausgiebig zu testen. Ob mehr Federweg auch mehr Spaß bedeuten? Lest die Antwort hier!

Das CUBE Fritzz 180 27,5 vor dem atemberaubenden Panorama in Leogang: ein solider Rahmen, gepaart mit reichlich Federweg und einer hochwertigen Ausstattung auf 27,5”-Laufrädern
Das CUBE Fritzz 180 27,5 vor dem atemberaubenden Panorama in Leogang:
ein solider Rahmen, gepaart mit reichlich Federweg und einer hochwertigen Ausstattung auf 27,5”-Laufrädern

Die Basis für unser Testrad bildet der hydrogeformte Fritzz Aluminiumrahmen. Wie beim Stereo setzt CUBE hier auf ein Viergelenker-Konzept. Doch auch, wenn sich die Bikes optisch ähneln, sind die Lagerpunkte beim Fritzz 180 etwas anders gesetzt und der Hinterbau hat eine andere Charakteristik. Bewährte Features wie innenverlegte Züge, tapered Steuerrohr und Pressfit-Innenlager finden sich aber natürlich auch am Fritzz.

Hydrogeformte Rohre hinterlassen einen hochwertigen Eindruck. Hier kann bei Bedarf die Leitung des Umwerfers innen verlegt werden – in der getesteten Ausstattung ist ein 1x11 Antrieb verbaut.
Hydrogeformte Rohre hinterlassen einen hochwertigen Eindruck.
Hier kann bei Bedarf die Leitung des Umwerfers innen verlegt werden – in der getesteten Ausstattung ist ein 1×11 Antrieb verbaut.

Beim Fahrwerk kommen hochwertige FOX-Komponenten zum Einsatz. Am Heck arbeitet der FOX Float X, der mit externem Ausgleichsbehälter auch auf langen Abfahrten eine konstante Performance verspricht. Zudem lässt sich das CTD-System („Climb–Trail–Descend“) dank montiertem Remotehebel komfortabel und schnell vom Lenker aus einstellen. Vorne federt eine FOX 36 Float, die passend zum Hinterbau 180 mm Federweg liefert.

So im Aftermarket nicht erhältlich: FOX Float 36 mit 180 mm und edlem Kashima-Coating
So im Aftermarket nicht erhältlich: FOX Float 36 mit 180 mm und edlem Kashima-Coating

Als Antriebseinheit setzt CUBE auf ein SRAM X01-Schaltwerk in Verbindung mit einer RaceFace-Kurbel. Wem der 1×11-Antrieb nicht genug ist, der hat dank vorhandener DirectMount-Aufnahme alle Möglichkeiten, einen Umwerfer zu montieren.

Auf die DT Swiss CSW EM 3.7 27,5 ”-Laufräder sind Magic Mary- (vorne) und
Hans Dampf-Reifen (hinten) von Schwalbe aufgezogen. Diese Reifenkombi überzeugt für ein Kaliber wie das Fritzz auf ganzer Linie.

SRAMs X01-Gruppe übernimmt zusammen mit der RaceFace Turbine-Kurbel den Antrieb an CUBEs neuem Fritzz
SRAMs X01-Gruppe übernimmt zusammen mit der RaceFace Turbine-Kurbel
den Antrieb an CUBEs neuem Fritzz
CUBE baut das neue Fritzz tubeless auf
Das Testbike war tubeless aufgebaut, in Serie liefert Cube das Fritzz mit Schläuchen aus

Das Cockpit des Fritzz besteht aus RaceFace Atlas-Komponenten. Der Vorbau ist mit 35 mm Länge angenehm kurz und auch die Lenkerbreite ist mit 760 mm gut gewählt. Die SRAM Guide R-Bremsen und der Remote für die Reverb sind an Matchmaker-Schellen verbaut, was für eine aufgeräumte Optik sorgt. Natürlich kommt das Stealth-Modell der Reverb mit Zugführung durch den Rahmen und 125 mm Verstellbereich zum Einsatz.

Neben dem getesteten SL-Topmodell für 3.699 € bietet CUBE das Fritzz auch noch in einer preiswerteren Race-Variante an. Diese ist mit einem günstigeren FOX-Dämpfer, Shimano XT 2×10-Antrieb und Hayes Radar-Bremsanlage ausgestattet und kostet 2.699 €.

Dank Matchmaker Schelle herrscht Ordnung am Cockpit!  Die SRAM Guide R-Bremsen lassen sich super dosieren und bieten Bremspower satt.
Dank Matchmaker Schelle herrscht Ordnung am Cockpit!
Die SRAM Guide R-Bremsen lassen sich super dosieren und bieten Bremspower satt.

Auf dem Papier können sich die Ausstattung des Fritzz sowie das gute Gewicht von nur 13,9 kg durchaus sehen lassen. Doch wie sieht es in der Praxis aus?

Fahreindruck

Bikepark-Bolide oder Uphill-Rakete – was will das neue Fritzz eigentlich sein? Dämpfer Remote, unter 14 kg Gewicht und ein steiler Sitzwinkel auf der einen Seite, stolze 180 mm Federweg, potenter FOX Float X-Dämpfer mit extra Ausgleichsbehälter und üppig profilierte Reifen auf der anderen Seite … Das Fritzz sendet durchaus gemischte Signale. Wir haben dem Bike im Bikepark Leogang und auf den Strecken der Specialized-SRAM Enduro Series auf den Zahn gefühlt.

Wohlfühlgeometrie: Das Fritzz verleiht sofort ein Lächeln
Wohlfühlgeometrie: Das Fritzz verleiht sofort ein Lächeln

Getreu dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ lassen wir den Lift zunächst links liegen und testen das Fritzz 180 zunächst im Uphill. CUBE verspricht trotz massivem Federweg sehr gute Klettereigenschaften. Und tatsächlich: Zwar wippt das Fritzz im offenen Modus spürbar, doch schon die mittlere Stufe des CTD-Systems, die sich bequem und schnell per Remote aktivieren lässt, bringt Ruhe ins Fahrwerk. Drückt man den dreistufigen Remotehebel ganz durch, ist der Hinterbau nahezu komplett blockiert. Der steil gewählte Sitzwinkel sorgt für eine angenehme Position zum Pedalieren. Die Front lässt sich trotz des 65,5° flachen Lenkwinkels auch in steilen Stichen gut kontrollieren.
Mit der Kombination aus 32er-Kettenblatt und der breit abgestuften X01-Kassette (10–42) sind die meisten Anstiege gut zu bewältigen. Wer noch etwas entspannter bergauf fahren will, montiert ein kleineres Kettenblatt oder nutzt die vorhandene Umwerferaufnahme, um einen 2-fach Antrieb zu montieren.

Steil und verblockt – hier ist das Fritzz zu Hause!
Steil und verblockt – hier ist das Fritzz zu Hause!

Auf dem Berg angekommen, geht es dann endlich auf die Leoganger Abfahrten. Schnelle Anlieger wechseln sich mit ruppigen Steilpassagen ab, verschiedene Sprünge würzen die Abfahrt mit Airtime. Und schon nach den ersten Metern wird klar: Hier ist das Fritzz absolut in seinem Element. Egal ob auf den zahlreichen Wurzelteppichen, den Steilstücken oder Anliegern – das Bike zeigt überragende Abfahrtsqualitäten. Aggressiv wie ein Downhiller, bleibt es trotzdem kontrolliert, wendig und verspielt. Besonders das Gefühl, im Bike integriert zu stehen, begeistert – zu keinem Zeitpunkt kommt das Gefühl auf, lediglich Passagier auf dem Rad zu sein. Das verdankt das Fritzz 180 neben den kurzen Kettenstreben vor allem dem relativ langen Oberrohr, das im Vergleich zum aktuellen Stereo nochmals um einige Millimeter verlängert wurde. Auch der tief heruntergezogene Rahmen trägt seinen Teil zum hohen Sicherheitsgefühl bei.

Je gröber der Untergrund, desto besser kann das 180 mm-Fahrwerk sein volles Potenzial entfalten. Die FOX-Komponenten glänzen mit sahnigem Ansprechverhalten und bügeln ausnahmslos jede Unebenheit weg. Dadurch klebt die Schwalbe-Reifenkombo förmlich am Boden und generiert massig Grip. Das Heck stellt den Federweg bereitwillig zur Verfügung, sodass man generell recht tief im Federweg steht. Durchschläge sind zwar trotzdem eine Seltenheit, doch mindert der softe Hinterbau die Sprungfreude des Fritzz etwas. Das Bike verleitet eher zum Drüberbügeln; Abziehen erfordert etwas mehr Körpereinsatz als es die verspielte Geometrie zunächst vermuten lässt. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau: Der optisch CUBE-typische Hinterbau bietet mit 180 mm Federweg und optimierten Dreh- und Lagerpunkten auch mit etwas mehr SAG zu jeder Zeit genügend Reserven.

Passend zur guten Abfahrtsperformance ist auch das RaceFace-Cockpit mit 35 mm kurzem Vorbau und 760 mm breitem Lenker auf maximale Kontrolle bei Abfahrten ausgelegt. Die SRAM Guide R-Bremsen funktionieren zuverlässig und bieten eine sehr gute Dosierbarkeit und satte Power. Lediglich eine Druckpunkt-Einstellung fehlt, weshalb wir uns hier die RSC-Version gewünscht hätten.

Doch zurück zur Eingangsfrage: Bikepark-Bolide oder Uphill-Rakete? Das CUBE Fritzz 180 lässt eine klare Antwort in der Tat kaum zu: Das Bike kann sehr viel – und das sehr gut! Lange Tour mit viel Reserven bei der Abfahrt? Check. Ultraleichtes Bikepark-Bike? Check. Race-Enduro für anspruchsvolle Strecken? Check.

DH1E6393

Fazit:

CUBEs Konzept für das neue Fritzz 180 kombiniert gelungen eine stark abfahrtsorientierte Geometrie mit gleichzeitig guter Bergauf-Performance.
Wer bereit ist, das CTD-System des Dämpfers aktiv zu nutzen, erhält ein extrem vielseitiges Rad, das in den unterschiedlichsten Einsatz-Szenarien Spaß macht.
Das Fritzz ist nicht ganz so verspielt wie ein 160 mm-Enduro, bietet in anspruchsvollem Gelände jedoch deutlich mehr Reserven und Sicherheit.
Wer also kein superstraffes Racebike, sondern ein schluckfreudiges, Fehler verzeihendes und dennoch quirliges Fahrrad für mehrere Einsatzgebiete sucht, ist hier an der richtigen Adresse.

Preis: € 3.699

Gewicht: 13.9 kg

Ausstattung

  • Federgabel: Fox 36 Float RC2 FIT
  • Dämpfer: Fox Float X remote
  • Antrieb: SRAM X01
  • Bremsen: Sram Guide R
  • Lenker: Race Face Atlas 35, 760mm
  • Vorbau: Race Face Atlas, 35mm
  • Reifen: Schwalbe Magic Mary / Rock Razor (getested mit Hans Dampf)
  • Laufräder: DT Swiss CSW EM 3.7 27,5
  • Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth, 125mm

Geometrie

Größen: 16″ / 18″ (getested) / 20″ / 22″ | Oberrohr horizontal: 590 mm | Sitzwinkel: 74,7° | Kettenstrebenlänge: 441 mm | Lenkwinkel: 65,5° | Radstand: 1.196 mm | Reach: 426 mm | Stack: 618 mm

Text: Daniel Schlicke Fotos: Hanno Polomsky


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