Das exotische Banshee Rune wurde mit seinen vielfältigen Einstellungsvarianten und interessanten Details schon sehnlichst in der Redaktion erwartet. Die Konvertierbarkeit von 26″ und 27.5″ sorgte für zusätzliche Spannung. Die Ausstattung, insbesondere der komplexe CaneCreek Double Barrel Air-Dämpfer (CCDBAir), sowie die Geometrie lassen das Rune auf den ersten Blick wie ein wuchtiges 160-Millimeter-Geschoss erscheinen. Ein Bike, das ausschliesslich auf seine Abfahrtseigenschaften reduziert wurde? Weit gefehlt. Aber lest selbst…

Das Banshee Rune Enduro bietet 160 Millimeter an Federweg und kann sowohl als 26" als auch als 27,5" aufgebaut werden.
Das Banshee Rune Enduro kann sowohl als 26″ als auch als 27,5″ aufgebaut werden.

Rahmen und Ausstattung:

Das Rune wurde mit seinem neuen Hinterbau, dem KS-Link-System, vollkommen neu überarbeitet. Die Lager sind groß dimensioniert und gut gedichtet, was für Langlebigkeit sorgen soll. Ein wirklicher Clou versteckt sich jedoch in den Ausfallenden: durch die Verwendung der drei verschiedenen, wählbaren Flip-Chips, lassen sich sowohl Lenk- wie auch Sitzwinkel in 0,5-Grad-Schritten bis um 1,5 Grad verstellen. Ein sehr schönes Feature, um die persönliche Wunschgeometrie zu finden.

Das Rune verfügt nun am Heck über satte 160 Millimeter Federweg.
Das Rune verfügt nun am Heck über satte 160 Millimeter Federweg.

Des Weiteren hat man die Wahl zwischen verschiedenen Hinterbautypen – von der klassischen 135 Millimeter Schnellspannachse bis zur 142×12 Millimeter oder gar 150×12 Millimeter Steckachse. Zu guter Letzt hat man noch die Wahl, ein 27,5″ Ausfallende einzubauen. Das Rune kann man neben dem “Einstellungswunder” CCDBAir auch mit einem Fox-Float-CTD-Dämpfer oder einem X-Fusion O2 RCX bestücken. Neben all den Wahlmöglichkeiten des Runes, wird der CCDBAir-Dämpfer bereits mit einem sehr guten Grundsetup von Banshee ausgestattet, welches dem gefühlten Optimum schon sehr nahe kommt und direkten Fahrspaß „out of the box“ garantiert.

Die Einstellvielfalt wird bei diesem Bike wirklich groß geschrieben.
Die Einstellvielfalt wird bei diesem Bike wirklich groß geschrieben.

Am Testbike war eine verlässliche Deore XT-Gruppe mit 2-fach-Kurbel, eine E-Thirteen Kettenführung (ISCG05-Aufnahme), sowie ein leichtläufiger Stans-Laufradsatz mit Stans-3.30 HD-Naben und ZTR-Flow-EX-Felgen – sowohl in der 26″- als auch in der 27,5″-Variante – verbaut.

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Eine Rock Shox Reverb am Heck, die von der Lenkzentrale, bestehend aus Renthal Fatbar und Thomson Vorbau (50mm), gesteuert wird. Um dem potenten Hinterbau eine ebenbürtige Front zu verpassen, spendierten wir dem Rune eine altbewährte Fox 36 Float mit RC2 Kartusche. Dies insbesondere deshalb, weil sich so auch ein 27,5″ Vorderrad (vom Hersteller nicht zugelassen) verbauen lies, ohne dass der Reifen (HighrollerII, 2,4 EXO) im voll eingetauchten Zustand die Gabelbrücke berührt. Ein wirklich wichtiges Detail und eine tatsächlich Alternative zu einer originalen 27,5″ Gabel.

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Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch das relativ hohe Rahmengewicht von 3,6 kg, was in diesem Aufbau in einem Gesamtgewicht von 15,3Kg mündet (kein tubeless).
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Uphill:

Gefahren wurde das Bike von drei unterschiedlichen Testfahrern. Alle hatten primär große Bedenken bezüglich der Klettereigenschaften dieses doch offensichtlich downhilllastigen Boliden. Umso mehr überraschte uns, dass das Rune ein hervorragender Kletterer ist. Selbst in der flachsten Lenkwinkeleinstellung von 65 Grad und dem damit einhergehenden Sitzwinkel von 73,5 Grad, ließ sich das Rad noch sehr gut und entspannt den Berg hinauf treten. Erst an besonders steilen Anstiegen vermissten wir eine Absenkung an der Gabel bzw. wünschten uns einen steileren Lenkwinkel. Die fehlende Pro-Pedal-Funktion am Hinterbau fiel dabei kaum auf, da der Dämpfer so gut wie keine Tretteinflüsse aufzunehmen schien. Einzig die 15,3kg ließen die Tester an die leichtere Carbonkonkurrenz denken.

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Downhill:

Die wahren Gene des Rune erschließen sich einem bei der ersten, längeren Abfahrt: der hervorragend arbeitende CCDBAir scheint wie gemacht zu sein für die Kinematik des Runes. Wir hatten das satte Gefühl eines Stahlfederdämpfers, welcher uns auch bei härterer Gangart und rauerem Untergrund nie im Stich ließ. Ein klassisches „Durchrauschen“ im Federweg bzw ein unsensibles Ansprechverhalten bei entsprechend höherer Druckstufe, wie es bei so manch anderer Luftdämpfer der Fall sein kann, ist hier kein Thema. Die beiden Luftkammern der Druck- und Zugstufe lassen zudem eine sehr präzise und getrennt von einander einstellbare Low- und Highspeed Verstellung zu. An verschiedene Setups kann man sich so langsam herantesten.

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26“ vs 27,5“:

Nun stellt sich die immer wiederkehrende Frage der Laufradgrößsen: Muss es wirklich 27,5“ sein? Was sind denn nun die eindeutigen Vorteile des grösseren Durchmessers beim Rune? Um es vorweg zu nehmen, Spaß hatten wir mit beiden Größen! Der Unterschied ist bekanntlich nur minimal – im Gegensatz zu dem grossen Bruder der 29 Zöller. Dennoch, wer die Wahl hat, sollte zu den „schnelleren“ 27,5“ Laufrädern greifen. Die mittlerweile sehr liebgewonnen Stans Laufräder, mit Ardent 2,4 am Heck und Highroller II an der Front, sind (tubeless montiert) tatsächlich richtige Beschleunigungswunder! Der (gefühlte) Vorteil der 27,5“ Räder zeigte sich hier durch bessere Rolleigenschaften sowie die einen Tick bessere Traktion in Kurven.

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Fazit:

Trotz eines Ausfalles des CCDBAir nach den ersten 3 Wochen (undichte Luftkammer), gefolgt von einem anstandslosen Austausch, steht dieser Dämpfer als das wichtigste Herzstück des Runes da. Das sehr gute Grundsetup, sowie die unglaubliche Einstellungsvielfalt sowohl des Dämpfers als auch der Ausfallenden und der damit einhergehenden Geometrieverstellung, machen das Bike interessant für Liebhaber individueller Fahrwerksabstimmungen. Eine 27,5“ Gabel würde mehr Reifenfreiheit bieten – bei schlammigen Ausfahrten doch sehr wünschenswert. Die höhere Einbaulänge lässt sich zudem durch die Geometrieverstellung wiederum anpassen. Für 2014 bekommt das Rune eine Aufnahme für die Rock Shox Stealth verpasst, sowie ein neues einteiliges Frästeil am Hinterbau, was eine Schweißnaht weniger bedeutet. Wahlweise kann das Rune 2014 auch mit dem neuen CCDBAir – CS (climb switch)-Dämpfer, einer zuschaltbaren Propedal-Funktion, bestellt werden.

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Preis – Rahmen:

1999.- (CCDBAirCS) | 1910.- (Fox Float CTD) | 1699.- (X-Fusion O2 RCX)

Mehr Informationen: Webseite Vertrieb | facebook

Text: Christoph Walter | Fotos: Baschi Bender, David Babendreyer, Christoph Walter


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