„Pedal Damn It“ steht in großen Lettern auf dem Oberrohr. Dieser Satz hat bei Niner ebenso Tradition wie das CVA genannte Hinterbaukonzept, bei dem der Umlenkhebel an einem Lager unterhalb des Innenlagers ansetzt und das System so von Antriebseinflüssen entkoppeln soll, egal auf welchem Kettenblatt sich die Kette vorne auch befinden mag.

Niner WFO 9
Niner WFO 9: – ein Traum von amerikanischen Trailbike

Dass die Amerikaner viel Erfahrung mit großen Laufrädern haben, zeigt sich auch bei der Ausstattung unseres Testbikes: das 30er-Kettenblatt in Kombination mit der SRAM X01 Schaltung passt perfekt, eine Absenkfunktion an der verbauten 160 mm RockShox Pike Federgabel ist nicht vorhanden, wird aber auch nicht benötigt. Selbst steile, technische Uphills sind für das WFO 9 kein Problem. Die zuschaltbare Druckstufendämpfung am RockShox Monarch Plus- Dämpfer wird maximal bei starkem Wiegetritt benötigt, ansonsten bleibt der Hinterbau wie von Niner versprochen ruhig.

"Pedal damn it" - das nächste Abenteuer ist nur einen Steinwurf weit entfernt
“Pedal damn it” – das nächste Abenteuer ist nur einen Steinwurf weit entfernt

Auf dem Papier bescheinigen die Amerikaner dem Bike einen steilen Sitzwinkel von 75°. Wird der Sattel jedoch über die Höhe des Vorbaus hinausgezogen, so ergibt sich in der Realität ein etwas flacherer Winkel. Dieser Umstand wurde von uns aber nicht als sonderlich störend empfunden – zu keinem Zeitpunkt hatten wir etwa den Eindruck, zu sehr von hinten zu pedalieren.

Die für ein 29er als durchschnittlich langen 443 mm-Kettenstreben in Kombination mit dem verhältnismäßig kurzen Oberrohr (Reach Gr. M 418 mm) machen das WFO 9 zu einem präzisen und agilen Kurvenjäger. Mit dem extrem breiten 780 mm Flatbar und dem 50 mm kurzen Vorbau ─ beide Teile ebenfalls von Niner ─ hat der Fahrer die Lage stets unter Kontrolle. Allerdings müssen die Schultern breit genug sein, denn sonst wird der Pilot weit nach vorne über den Lenker gezogen. Hier empfiehlt es sich auf alle Fälle im Bedarfsfall, den Lenker um wenige Zentimeter zu kürzen.

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Präziser und agiler Kurvenjäger

Wird es steil und verblockt, spielt das Rad all seine Triumphe aus: Der für ein 29 Zoll-Bike nach wie vor als flach zu bezeichnende Lenkwinkel (67°) und die großen Laufräder bringen Laufruhe, die erstaunlich griffigen Kenda Nevegal- Reifen Traktion. Einzig die schwer zu dosierenden Formula T1- Bremsen und der geringe Hub von lediglich 10 cm an der RockShox Reverb- Sattelstütze trüben hier den sonst positiven Gesamteindruck. Apropos Gesamtbild: Die außenverlegten Züge sind zwar super praktisch, sorgen am formschönen Rahmen aber für Unruhe.
Der RockShox-Monarch- Dämpfer harmoniert perfekt mit dem CVA-Hinterbau und der Pike-Gabel in Front. Er spricht sehr gut an, nutzt viel Federweg, sackt aber nicht weg und gibt gutes Feedback vom Untergrund. Eine angenehme Endprogression verhindert im gleichen Zuge unschöne Durchschläge.

Dieser Traum von einem amerikanischen Trailbike hat leider auch seinen Preis: 2.306 € für Rahmen inkl. Dämpfer und 5.499 € für das Komplettbike sind kein Schnäppchen.

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Unruhe – Die außenverlegten Züge am Niner WFO 9 sind zwar im Falle eines Services super praktisch, bringen aber Unruhe in das sonst schicke und formschöne Gesamtbild des Rads.

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Schwer zu dosieren – Optisch ist die Formula T1- Bremse ein echtes Highlight, doch leider lässt sie sich im Fahrbetrieb nur schwer dosieren. Der Fahrer hat hier gefühlt lediglich die Wahl zwischen “auf” und “zu”.

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Meisterwerk – Beim Niner CVA-Hinterbau des WFO 9 sitzt das Lager vor und unterhalb des Tretlagers. Dies minimiert effektiv sämtliche Antriebseinflüsse. Dennoch spricht der Hinterbau sehr fein an und bügelt selbst kleine Unebenheiten sauber weg.

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Formschön – Der schicke Niner-eigene Vorbau sowie der Lenker passen optisch super zum Gesamtbild des Rades. Mit 780 mm ist der Flatbar aber sehr breit und zieht den Fahrer zu weit nach vorne über das Vorderrad. Wir empfehlen, ihn auf ungefähr 760 mm zu kürzen.

Fazit: Pedal Damn It! Mit dem Niner WFO 9 ist das nächste Abenteuer nur einen Steinwurf entfernt. Egal in welchen Lebenslagen ─ mit dem Niner gibt es keine bösen Überraschungen. Dank großer Laufräder, durchdachter Geometrie und gutmütigem Fahrwerk ist es wie gemacht für lange, anspruchsvolle Touren.

Preis: 5.499 €

Gewicht: 13,2 kg

Geometrie:(bei Größe M mit 150 mm Federgabel):

  • Kettenstrebenlänge: 443 mm
  • Lenkwinkel: 67°
  • Radstand: 1164 mm
  • Reach: 418 mm
  • Stack: 624 mm
  • Ausstattung:

  • Federgabel: RockShox Pike RCT3 160 mm
  • Dämpfer: RockShox Monarch Plus RC3
  • Schaltung: SRAM X01
  • Bremsen: Formula T1
  • Sattelstütze: RockShox Reverb 100 mm
  • Vorbau: Niner Trail Stem 50 mm
  • Lenker: Niner Flat Top Alu 780 mm
  • Reifen: Kenda Nevegal Pro
  • Laufräder: American Classic All Mountain 29“
  • Alternatives Modell: Rahmen inkl. Dämpfer (RockShox Monarch Plus) 2.306 €

    Text und Fotos: Christoph Bayer


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