Testbericht: Die 2015 Marzocchi 350 NCR im Einzeltest
Marzocchi is back! Nachdem die Italiener die Federungsentwicklung der letzten Jahre ein wenig verschlafen hatten, preschen sie 2015 mit Vollgas voran. Flaggschiff dieser Entwicklung ist die komplett neu und speziell für 27,5” Laufräder entwickelte Marzocchi 350-Federgabel. Mit 160 mm Federweg bei einem Gewicht von 1920 g macht sie auf dem Papier direkt einen sehr guten Eindruck. Wir testeten die Gabel in den vergangen Wochen ausgiebig auf unseren Hometrails, den EWS-Strecken in Finale Ligure und dem Bikepark Lac Blanc um herauszufinden, ob die neue 350 auch in Sachen Performance überzeugen kann.
Selten war das Interesse unserer Leser an einem Produkt so groß wie bei der neuen Marzocchi 350 NCR-Federgabel. Jetzt ist es endlich soweit und wir präsentieren euch den Test der luftgefederten Topversion der schicken Italienerin.
Auf den ersten Blick fällt bei der neuen Marzocchi 350 NCR die Lenkerfernbedienung, mit der die Gabel über die Druckstufendämpfung für den Uphill verhärtet werden kann auf. Marzocchi setzt bei der neuen DBC-Dämpfungseinheit auf einen Hybrid aus offenem Ölbad und einer geschlossenen Dämpfungskartusche. An dieser lässt sich die Zugstufe sowie die Low-Speed Druckstufe extern in feinen Clicks einstellen. Die High-Speed Compression ist intern über den Shim-Stack anpassbar. Außerdem kann der Fahrer intern den Federweg von 160 mm auf 140mm reduzieren. Das Gewicht liegt bei konkurrenzfähigen 1920 g.
Eingebaut haben wir die Testgabel in das Rose Granite Chief von Dauertester Benjamin. Dort ersetzt sie eine 160 mm RockShox Pike. Bereits nach wenigen Meter beeindruckt die Italienerin durch ihre erstklassige Sensibilität – dafür war Marzocchi ja schon immer bekannt. Nachdem sie auf das Körpergewicht eingestellt war, geht es auf die Hometrails in der schönen Pfalz.
Im Uphill bleibt die Gabel ruhig, einzig im starken Wiegetritt aktiviert man vom Lenker aus die Kletterhilfe, um die Effizienz zu maximieren. Bergab ist die Marzocchi nicht zu bremsen. Egal wie verblockt das Gelände ist und wie sehr man seine Linien verfehlt, sie saugt förmlich jegliche Unebenheiten auf.
Nachdem die Gabel auf den Hometrails nicht zu beeindrucken war, fuhren wir schwere Geschütze auf: Ein Ausflug in den Bikepark Lac Blanc sollte zeigen, ob die hübsche Italienerin auch mit Bremswellen, harten Einschlägen und anspruchsvollem technischen Gelände zurechtkommt. Um eine Referenz zu haben, packten wir noch die standardmäßig verbaute RockShox Pike mit ein.
Egal was wir der Marzocchi 350 NCR vorsetzten, sie verschlang es mit größtem Vergnügen und blieb dabei immer hoch im Federweg stehen. Kein Absacken bei harten Bremsmanövern oder Steilstücken war zu bemerken. Im direkten Vergleich zur Pike gab sie nicht so viel Feedback, lässt jedoch an den Unterarmen deutlich später und weniger Armpump auftreten. Typisch Marzocchi, muss die Federgabel etwas aktiver gefahren werden, verwöhnt dafür dann mit sänftenartigem Schluckvermögen und sahnigen Anspechverhalten.
Fazit: Marzocchi is Back! Die 350 NCR bietet alles, wofür der Name einst stand und noch vieles mehr. Mit einer beeindruckenden Schluckfreudigkeit und geringem Gewicht gesegnet, eignet sich die Marzocchi 350 NCR sowohl für Alltagsfahrer als auch Racer, die die großen Verstellmöglichkeiten und die gute Dämpfung der DBC-Kartusche zu schätzen wissen.
Mehr Informationen auf www.marzocchi.com
Text: Sebastian Gierulski | Bilder: Trevor Worsey
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