Schneller als eine Bergziege erstürmte YT mit dem Capra im Frühjahr 2014 den Enduro-Markt. Die aggressive, extrem gelungene Optik sowie das grandiose Preis-Leistungs-Verhältnis des Bikes sorgten für Aufregung, weckten Begehrlichkeiten und warfen einige Fragen auf: Wie ist das möglich? Wo ist der Haken? Und was kann es im harten Traileinsatz?

Update August 2016: Dieser Test bezieht sich auf das 2015er Modell, inzwischen haben wir auch das YT Capra CF Pro Race 2016 getestet!

The YT Capra CF PRO Race.
Das YT Capra CF PRO Race.
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The Capra's price is a much talked about topic, surely there was a drawback?
Bei der Preisgestaltung des Capras musste es doch einen Nachteil geben?

Schon die aggressive Optik des Capra mit seiner futuristisch anmutenden Linienführung unterstreicht die Einzigartigkeit dieses Bikes. Dazu wirkt die massive VL4-Hinterbaukonstruktion sehr vertrauenerweckend und fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein. Beim Blick auf die Ausstattungsliste bekommen Racer feuchte Augen: Ein komplettes BOS-Fahrwerk mit Kirk-Dämpfer und Deville FCV-Federgabel, ein SRAM X01-Antrieb, Mavic Crossmax Enduro-Laufräder und eine RockShox Reverb Stealth-Teleskopsattelstütze lassen keine Wünsche offen. Der einzig mögliche Kritikpunkt, die serienmäßigen Mavic-Reifen wurden schon vor dem Test von YT gegen griffige Maxxis 3C High Roller II getauscht: ein Upgrade, das wir jedem Fahrer empfehlen können.

Nimmt man auf dem Capra Platz und sinkt in den SAG wird klar, dass es für dieses Bike nur eine Richtung gibt: bergab – und zwar Vollgas. Das lange und tiefe Oberrohr, der 40 mm kurze Vorbau und der 780 mm breite Lenker, beide aus dem Hause Renthal, verleiten einen auch stets dazu, genau das zu tun. Größere Fahrer werden sich aktuell noch ein größeres Modell des Capra wünschen – unser Testmodell in Large hatte einen recht kurzen Reach von 445 mm –, YT hat jedoch bereits eine XL-Version angekündigt.

The Capra wasn't the nimblest climber on test.
Das Capra war sicherlich nicht der beste Kletterer im Test.

Der flache Lenkwinkel vom 65,2° gepaart mit der exzellenten BOS Deville-Federgabel schafft Vertrauen und sorgt für massig Laufruhe. Halten wir also fest: Das Bike ist extrem preis-aggressiv, verdammt gut verarbeitet und verdammt sexy. Wo ist der Haken? Um es gleich vorwegzunehmen, wir haben im Laufe unseres Tests keinen gefunden.
Gut, das Capra ist – was die Klettereigenschaften anbelangt – keine leichtfüßige Bergziege, kommt aber alle Anstiege noch ausreichend gut hinauf. Das Gewicht geht mit 13,55 kg allemal in Ordnung, allerdings leidet die Bergaufperformance etwas unter dem flachen Sitzwinkel, der bei voll ausgefahrener Sattelstütze dazu führt, dass der Schwerpunkt des Fahrers recht weit nach hinten über das Hinterrad wandert. Mit diesem Bike bricht man bergauf keine Rekorde, aber wer sich für das Capra entscheidet, hat ohnehin andere Präferenzen.

Dank des tiefen Tretlagers (6,3 mm Drop) lässt es sich mit dem Rad herrlich durch Anlieger und Kurven heizen, doch beim Pedalieren muss man trotz der 170 mm kurzen Kurbeln stets auf der Hut sein, nicht an einer Wurzel oder einem Stein hängen zu bleiben. Das lange und flache Bike vermittelt viel Selbstvertrauen und liegt sehr stabil in der Luft. Auf schnellen Abfahrten sorgt der 1.192 mm lange Radstand für Laufruhe und dennoch überrascht das Capra in engen Sektionen mit hoher Agilität.
Die BOS Deville-Federgabel ist in Sachen Dämpfung eine wahre Macht und auch der souveräne Kirk-Dämpfer arbeitet im Heck auf Augenhöhe. Lediglich die Geräuschentwicklung des Federbeins wurde von manchen Testern als störend empfunden.

Details

Sublime damping: The Bos Deville FCV fork offers up 170mm of well-controlled, bump-eating suspension. Setup is more involved than others on the market, but once you find the sweet spot the fork is an exceptional performer.
Gut gedämpft: Die Bos Deville FCV stellt an der Front 160 mm feinsten Federweg zur Verfügung. Zwar ist das Setup etwas aufwändiger als bei den Gabeln der Konkurrenz, aber wenn man einmal seine Einstellung gefunden hat, ist die Performance überragend.
High class: Despite its bargain price, the Capra Pro Race comes with a dream build kit. The Renthal Apex 50mm stem and impressive 780mm Renthal Fatbar Carbon bar create a cockpit that is instantly familiar and confidence-inspiring.
Erstklassige Ausstattung: Trotz seines Schnäppchenpreises ist das Capra traumhaft ausgestattet. Das Cockpit mit 780 mm Renthal Fatbar Carbon und 50 mm Apex-Vorbau sorgt für viel Vertrauen.
Stiff and light: The Capra’s futuristic-looking frame, incorporating their VL4 suspension, was impressively stiff. Power transfer through the bike was very good, and we experienced no creaking or noise during the testing.
Leicht und steif: Der futuristisch anmutende Rahmen des Capra mit dem eigens entwickelten VL4-Hinterbau ist unheimlich steif und bietet eine vorbildliche Kraftübertragung.
150mm Dropper: With a bike as low and aggressive as the Capra, it is great to see a 150mm dropper post. This maximises height adjustment for taller riders, and with a great standover height lets you get the seat right out of the way for the descents.
150 mm Sattelauszug Auf einem derart aggressiv ausgerichteten Bike ist eine Sattelstütze mit einem Verstellbereich von 150 mm durchaus sinnvoll. Sie sorgt zum einen dafür, dass auch Fahrer mit langen Beinen gut zurechtkommen und zum anderen ist durch das tiefe Oberrohr bergab der Sattel nicht im Weg.
Lightweight wheelset: The Mavic Crossmax WTS wheelset keeps the weight down and provides a very fast engagement pickup. We found the rear rim was a little sensitive to losing its true after rough descents.
Leichte Laufräder: Die leichten Mavic Crossmax WTS-Laufräder halten das Gesamtgewicht niedrig und sorgen für gute Beschleunigung. Bei harter Gangart bergab musste das Hinterrad nachzentriert werden.

Spezifikation: YT Capra CF PRO Race

  • Gabel: BOS Deville FCV 160mm
  • Dämpfer: BOS Kirk 170mm
  • Antrieb: SRAM X01
  • Bremsen: SRAM Guide RSC
  • Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth
  • Vorbau: Renthal Apex 50mm
  • Lenker: Renthal Fatbar Carbon
  • Reifen: Mavic Charge 2,4″ / Mavic Roam XL 2.2″
  • Laufradgröße: 27,5″
  • Laufräder: Mavic Crossmax Enduro WTS
  • Preis: 4.399 €
Foto 10.12.15, 11 13 18

Tops

  • Spitzenfahrwerk von BOS
  • exzellentes Ausstattungspaket

Flops

  • Rahmengröße L für große Fahrer zu klein
  • bergauf etwas behäbig
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Fazit

Mit seiner durchdachten und extrem hochwertigen Ausstattung und dem potenten Fahrwerk wird das Capra im anspruchsvollen Gelände zu einer wahren Rakete. Es saugt harte Schläge förmlich auf und wirkt auch bei Topspeed superstabil. Das BOS Fahrwerk erfordert beim Setup einen gewissen Mehraufwand, hat man aber einmal die richtige Einstellung gefunden, ist die Performance konkurrenzlos. Klettern tut es okay, aber sobald es bergab geht, pumpt einem dieses Bike das Adrenalin in die Adern!

Mehr Information zum YT Capra gibt es auf der YT Industries Webseite

Alle Bikes im Test: Cannondale Jekyll Carbon 1 | Canyon Strive CF 9.0 Race | Giant Reign 2 | Rose Uncle Jimbo 3 | Santa Cruz Nomad C X01 | Trek Slash 9 | Vitus Sommet VRX | Yeti SB6C X01.

Dieser Artikel ist Teil unseres Enduro Vergleichstests 2015.

Update August 2016: Dieser Test bezieht sich auf das 2015er Modell, inzwischen haben wir auch das YT Capra CF Pro Race 2016 getestet!

Text & Bilder: Trevor Worsey


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