Im ersten Teil von #TheGeometryAffair haben wir Max Mustermann auf ein Bike gesetzt, das alles andere als durchschnittlich war. Diese Reise gipfelte in einer einfachen Frage: Funktioniert das gigantische Pole EVOLINK 140 mm für den Otto-Normal-Verbraucher? Und ist es nun, da die anfängliche Aufregung vorüber ist, Zeit, die Beziehung ein wenig aufzupeppen?

Blicken wir zurück: Für zwei kleine Marken wie Pole und NICOLAI herrschte ein unglaublicher Hype um deren radikale Geometrie-Sonderlinge. Und während die Branche in der Frage um reduzierten Gabel-Offset gefangen war, füllten sich die Foren im Web mit Diskussionen über die Vor- und Nachteile dieser Geometrie-Pioniere. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich große Bedenken, als ich das Pole EVOLINK 140 aus seinem Karton befreite. Hier in Schottland bin ich hauptsächlich auf schmalen Trails unterwegs: Würden 1.314 mm Radstand meine Welt verändern oder würde ich mich fühlen, als müsste ich ein Kamel durch ein Nadelöhr zwängen? Nach drei Monaten Testdauer kann ich sagen, dass ich ein ziemlich gutes Gefühl für das Bike und seine radikale Geometrie entwickelt habe und mein Fazit fällt definitiv anders aus, als ich dachte. Zumindest für ein Gespräch war das Pole immer gut. „Wie lang ist dein Teil denn?“, „Piept das Ding beim rückwärts Rollen?“, „Darf ich dein langes Ding mal anfassen?“ – ich habe wirklich alles zu hören bekommen. Das Bike zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Mit 180 cm bin ich am unteren Ende der Größentabelle für das Pole in L, was das Bike neben mir riesig aussehen lässt. Aber nun, da ich daran gewöhnt bin, fühlt sich alles andere an wie BMX fahren.

Nach drei Monaten wurde aus der Affäre eine richtige Beziehung. Aber war es heile Welt oder purer Stress?

Ist die radikale Geometrie nur ein Hype oder steckt tatsächlich etwas dahinter?

Meine Affäre dauert nun schon drei Monate und ich denke, ich bin inzwischen in einer festen Beziehung. Die Begeisterung ist immer noch da und wir lernen jetzt unsere Stärken und Schwächen kennen. Bevor wir beginnen, sollten wir noch einmal schnell die Zahlen betrachten und sie mit einem Santa Cruz Hightower in L vergleichen, einem Bike, das für seine Performance berüchtigt ist. Das Pole EVOLINK 140 ist 2,5° flacher am Lenkwinkel, 3,2° steiler beim Sitzwinkel, das Tretlager sitzt 11 mm höher, die Kettenstreben sind 19 mm länger, der Reach 60 mm und der Radstand ganze 127 mm – in einer Welt, in der sich Bikes um Millimeter unterscheiden, sind das Welten.

Es kann schon zu Problemen führen, wenn dein Bike 1.314 mm Radstand hat!

Es war spannend, mit einem Bike solcher Proportionen zusammenzuleben. Mir fiel sofort auf, dass jeder, den ich kannte, plötzlich ein Geometriespezialist war. Mein Social-Media-Feed füllte sich mit hitzigen Diskussionen, die Lang-und-flach-Fraktion wetzte die Säbel und es war klar, dass wir hier ein emotionales Thema vor uns hatten. Denn zu sagen, dass Pole und NICOLAI es richtig machten, war gleichbedeutend mit der Aussage, dass alle anderen es falsch machten. Ich musste offen für alles bleiben, musste experimentieren und durfte mich nicht in den Hype ziehen lassen, während ich kopfüber in die Tiefen des Geometrie-Pools stürzte. Es gab aber auch ganz praktische Probleme, zum Beispiel mit meinem Thule-Träger, auf den das Pole gerade so passte, oder mit der Wand meines Hauses, an der ich regelmäßig Reifenspuren hinterließ.

Man kann es nicht schönreden: Beim „Dreier“ auf ein normales Bike zurückzugreifen war zwar aufregend, aber nicht schneller.

Nach drei Monaten auf den unterschiedlichsten Trails blieb die Frage, ob #TheGeometryAffair die Revolution war, auf die ich gehofft hatte. Nachdem ich letztes Jahr über 40 verschiedene Bikes gefahren bin, war ich im Anschluss mit dem Pole auf Rennen, steilen und engen Hometrails und langen Tagestouren. Egal ob XC-Ausflüge oder Schottlands steilste und technischste Enduro-Stages, es war meine Allzweckwaffe. Ist diese Geometrie die Zukunft?